30 Jahre Fàscino

Einem der großartigsten Pferde der Welt,
nicht aufzuwiegen mit Gold und Geld,
sieht man die 30 wirklich nicht an –
doch es stimmt, auch wenn ich es kaum fassen kann.
Er begeistert (mich) nun seit 30 Jahren
was habe ich mit ihm nicht alles erlebt und erfahren!
Den Namen habe ich damals sehr bewusst gegeben,
wieder und wieder ließ er mich „den Reiz, den Zauber“ erleben.
Kein Pferd war so lange an meiner Seite,
hat so viele Stationen meines Lebens begleitet.
Ihn noch immer zu haben ist so ein tiefes Glück,
voller Dankbarkeit schaue ich auf unsere Zeit zurück.
Er beweist immer wieder, dass „Alter“ nicht eine Zahl von Jahren ist –
jedenfalls kann er machen, dass man die Zeit vergisst ?

Mein wunderbarer Fàscino ist stolze 30 Jahre alt.
Damit ist er das älteste Pferd, das es je in unserer Familie gab und begleitet mich mehr mein halbes Leben. Seit seiner Geburt ist er an meiner Seite und es ist nicht in Worte zu fassen, was mir dieses Pferd und diese 30 Jahre bedeuten. Was haben wir nicht alles gemeinsam erlebt…
Eine Vielfalt und Vielseitigkeit, die ihresgleichen sucht – und sicherlich selten zu finden ist.

Ich bin so stolz auf dieses großartige Pferd, das es immer noch schafft, unsere „1000 Kerzen“ brennen zu lassen. Diesen Begriff fand ich als Beschreibung, nachdem die Mädchen im Stall mich fragten, was für ein Gefühl das sei, als ich am 27.11.1994 zum allerersten Mal auf seinem Rücken saß. „Wie Geburtstag und Weihnachten zusammen…“ traf es nicht, und so kam ich darauf, es so zu beschreiben: „Als wenn in mir 1000 Kerzen brennen“. Und er hat sie noch so, so oft brennen lassen.
Seinem Namen, den ich vor 28 Jahren so bewusst gewählt habe, macht er wieder und wieder alle Ehre.
Fàscino, italienisch, „der Reiz, der Zauber“.
Immer noch, immer wieder.

Diese unsere Beziehung ist um so besonderer, da …
… er seit seiner Geburt mein Pferd ist 
… seine Mutter davor bereits seit neun Jahren in unserer Familie war
… er das erste vollständig von mir selbst ausgebildete Pferd ist
… er eine so ungeheure Vielseitigkeit bewiesen hat, obwohl nichts an ihm das anfangs vermuten ließ – und damit ist er das Idealbeispiel dafür, dass Interieur wichtiger ist als Exterieur und die richtige Pferd-/Mensch-Beziehung nahezu alle Grenzen überschreiten kann
… er Epileptiker ist, was ich seit seinem 4. Lebensjahr wusste
… er noch vielen weiteren gesundheitlichen „Schwächen“ oder Einschränkungen beeindruckend Paroli geboten hat
… ihm nach seinem schlimmen Sturz auf der Weide neunzehnjährig von mehreren Tierärzten „Ataxie“ bescheinigt wurde und er auch diesem Urteil trotzte (so gesehen scheint „Trotz“ eine seiner hervorstechenden Eigenschaften zu sein. Ich sehe das in diesem Zusammenhang mal positiv)
… er eine Art hat, sich für mich Mühe zu geben und mir Freude zu bereiten mit Dingen, die mir mehr Freude machen als ihm und dabei trotzdem auszusehen, als hätte er genau so viel Spaß daran – mal im Ernst, welches Pferd tut das??
… er früher so, so „schwierig“ war und mir damit so ungeheuer viel beigebracht hat, dass die Frage wohl offen bleiben wird, wer von uns beiden wen ausgebildet hat 🙂
… und so weiter, und so weiter  ♥

Ich bin so, so glücklich, ihn noch immer an meiner Seite zu haben und werfe hier – mit Ihnen und Dir gemeinsam – einen Blick zurück auf die vergangenen 30 Jahre.

1992

In der Nacht vom 22. auf den 23. Februar erblickt Fàsci das Licht der Welt – bzw. erstmal den dunklen Stall. Von der Nacht seiner Geburt gibt es vier Bilder. Auf diesem hier ist er eine gute Stunde alt und steht zum ersten Mal auf noch wackeligen Beinen.
Ich bin so glücklich, dass es diese Fotos gibt, denn ich konnte bei seiner Geburt nicht dabei sein. Fàscino kam auf dem Hof von Hermann Stölken, einem „Urzeiten-Freund“ meiner Mutter, in Neuenfelde zur Welt und verbrachte hier die ersten zwei Jahre seines Lebens.
Auf diesem Bild ist er vier Wochen alt:

Fàscinos Mutter:

Appelschnut, * 11.3.1979, Hannoveraner, Stm. ca. 1.70 m

Die schönste im Staate war sie nun wahrlich nicht. Hier auf dem Bild ist sie 7 Jahre alt. Und neben der Farbe hat sie so einiges von ihrer spröden Kantigkeit – innerlich wie äußerlich – an ihren Sohn weitergegeben.
Appelschnut kam Anfang zweijährig 1981 in unsere Familie und blieb bis zu ihrem Tod 1997 bei uns. Sie war das letzte Pferd meiner Eltern. Als die beiden aufhörten, zu reiten, kam Appelschnut, von der sie sich nicht völlig trennen mochten, zu Hermann nach Neuenfelde. Die Absprache war, dass er sie decken lassen konnte und ihre Fohlen verkaufen durfte.

1992 brachte sie ihr (und unser) erstes Fohlen, Fàscino, zur Welt; 1993 seine Halbschwester Arsienne (v. Allround / Argentinus / Cardinal xx).
Den Namen Appelschnut gab ihr meine Mutter – ich fand ihn furchtbar… Aber wenn die Mutter schon so einen albernen norddeutschen Namen hatte, musste der Sohn auch so einen haben, also hieß Fàscino anfangs Fiete und wurde von meinen Eltern auch nie anders genannt.

Ich mochte Appel anfangs nicht und konnte nichts mit ihr anfangen. Ich war aber auch erst 14 und meine Reiterei ging gerade erst so richtig los, und für angstbehaftete Anfänger war sie in ihrer eigenen Jugend nun wirklich nicht geeignet.

Ich ritt sie 6jährig in ein paar Spring- und Springpferdeprüfungen, und dann trennten sich unsere Wege. Ich ging in die Bereiter-Lehre und danach auf Wanderschaft durch verschiedene Ställe weit weg vom Wohnort meiner Eltern. Ende 1993 holte ich Appelschnut mitsamt ihrem Nachwuchs zu mir. Hermann hatte zum Glück keinen großen Ehrgeiz in den Verkauf der Sprösslinge investiert, so dass ich das große Abenteuer Jungpferde-Ausbildung gleich doppelt in Angriff nahm. Da begann aber auch Appels und meine Zeit erst so richtig – und ich lernte sie ganz neu schätzen. Die Fohlen hatten ihr extrem gut getan. Mit 15 startete sie durch und wir gingen zusammen Dressur, Springen und Military bis Klasse L. Und sie wurde ein wunderbares Lehrpferd – je weniger jemand konnte, um so freundlicher ging sie mit ihm um.

Fàscinos Vater:

For Pleasure, * 14.1.1986, Hannoveraner, Stm. ca. 1.68 m

Dass Fàscinos Vater ein weltberühmtes Olympia-Springpferd werden sollte, konnte ja keiner ahnen, auch wenn mit ihm der Traum seines Züchters in Erfüllung ging und er bei seiner Hengstleistungsprüfung den Teilindex Springen gewann. For Pleasure stand in seiner allerersten Zeit als noch völlig unbekannter Deckhengst in Neuenfelde bei Maack, praktisch neben dem Hof von Hermann. So war es schlicht und ergreifend Glück, dass Fàscino ihn zum Vater hat und wir Hermann die Wahl des Hengstes überlassen hatten. Auch wenn meine Mutter angesichts des „Schecken“ die Hände über dem Kopf zusammenschlug (sie stand nicht so auf bunt) – aber da war es zum Glück schon zu spät.
For Pleasure vierjährig:

Er ist tatsächlich ein Schecke, und jahrelang wurden Fotos retuschiert, damit ja der Bauchfleck nicht zu sehen ist. Als dann aber klar wurde, dass er ausschließlich Füchse, Dunkelbraune und … Schecken! „macht“, war es mit der Geheimhaltung vorbei.
Der schöne Bunte sprang jahrelang unter Lars Nieberg im Spitzensport von Erfolg zu Erfolg und setzte diese Serie unter der stilistisch wunderschön anzusehenden Führung von Marcus Ehning fort.

Fàscino hat zum Glück so viele guten Seiten von diesem fantastischen Hengst mitbekommen. Ich bin ihm auf viele Turnier hinterher gefahren und durfte so manches Mal mit in das Stallzelt. Ich saß in Gera auf der Tribüne, als dieser bunte Fuchs unter Lars Nieberg Deutscher Meister wurde, ich starrte gebannt auf den Bildschirm, wenn “Papa” über die großen Sprünge dieser Welt ging. Immer machte er dabei seinem Namen alle Ehre, sein Blick, sein Gesichtsausdruck, ließ annehmen, dass er auch die dicksten Oxer for pleasure – „zum Vergnügen“ – übersprang.
Er nahm an 3 (!) Olympischen Spielen teil und war im Jahr 2000 „Hannoveraner Hengst des Jahres“ – als erster Privatbeschäler überhaupt.

For Pleasure starb im Februar 2011 im Alter von 25 Jahren.

Ein Kind der Liebe…

Im Mai 1992 wagt der drei Monate alte Fàscino fröhliche Sprünge – diese Pose sollte später noch sehr viel häufiger zu sehen sein – anfangs (von mir) ungewollt, später von uns beiden gewollt und sehr eindrucksvoll.

Der junge Schlaks im September mit sieben Monaten:

1993

Vom diesem Jahr ist – warum auch immer – nur noch dieses eine Foto übrig geblieben. Das war noch die Zeit von 36er-Negativ-Rollfilmen…
Aber immerhin! Zu meiner großen Freude entdeckte ich aber einige Video-Cassetten wieder – es gibt aus Fàscis Jungpferde-Zeit eine Menge Videos.

Das war im November, Fàscino ist hier eindreiviertel Jahre alt.
Im klassischen Sinne „schön“ war er wirklich nicht. Phasenweise geradezu hässlich. Und so hieß es nicht nur aufgrund der Farbe oft „Hach! Ganz die Mama!“ – das wollte ich gar nicht hören…
Und ich versuchte immer, Zentimeter ranzugucken. Da stand ich noch auf große Pferde und meine Geduld wurde strapaziert. Die Zentimeter kamen später (im Endmaß 169, um genau zu sein, von denen er inzwischen wieder 3 oder 4 eingebüßt hat), und die wahre Größe, die er später erlangte, hatte mit Zentimetern dann auch nichts mehr zu tun.

1994

Am 1. Mai holte ich Fàscino und seine Schwester Arsienne zu mir. Appel hatte ich bereits im Dezember in meinen Stall geholt, und so war die kleine Familie wieder komplett.
Der zarte, schmächtige Fàscino und die mächtige Arsienne waren fast gleich groß – und ich guckte weiterhin Zentimeter dran.

Nun ging es los – das erste Vertrautmachen mit so vielen Dingen!
Fàscino war fürchterlich berührungsempfindlich. Hufe geben war das Schlimmste. Das war echt ein Akt… Aber auch einfach nur ein Halfter anzulegen war anfangs echt kompliziert. Ich mag Halfter mit Schnalle nicht, aber da ein über-den-Kopf-ziehen zuerst nicht möglich war, nutzte ich halt solche und legte sie vorsichtig jedes Mal um seinen Kopf herum.

Er ließ sich schlecht führen, er hasste Wasser und tobte, wenn ich die Beine abspritzen wollte, er glaubte, durch keine Tür zu passen – im Zweifel nahm er den Kopf so hoch, dass er tatsächlich nicht durchpasste und guckte mich dann an mit einem Blick, der sagte: „Hab ich doch gesagt!!“

Im Oktober trug Fàscino zum ersten Mal eine Trense und kurz darauf einen Sattel. Der Sattel war unproblematisch nach der Vorarbeit mit einer Schabracke und einem elastischen Deckengurt. Die Trense allerdings musste ich wochenlang um den Kopf herumschnallen – an ein über-die-Ohren-ziehen war auch hier anfangs nicht zu denken. Sensibelchen…

An Gamaschen hatte er sich leidlich gewöhnt – toll fand er das alles nicht. Und gerade weil er es nicht toll fand, musste er es aushalten lernen.

Ich longierte ihn behutsam an. So lange mit einem Führer auf der Außenseite, bis Antreten, anhalten und antraben sicher klappten. Dadurch konnte ich auch später immer und überall in schöner Anlehnung longieren, ohne dass er hier jemals den Aufstand geprobt hätte. Ich hielt mich mit den Anforderungen extrem zurück, wiederholte aber wieder und wieder bestimmte Reize, mit denen er sich so schwer tat – vor allem jegliche Formen von Berührung und Druck am Körper.

Und dann dieser ungeheure Moment… Das erste Mal auf seinem Rücken…
Es war der 27. November. Ich vergesse es nie.
Es gibt nur diese eine Foto – die schlechteQualität des Bildes sagt nichts über die ungeheure Emotion dahinter aus. In dieser Zeit haben wir mehr gefilmt, und so gibt es diesen Augenblick auf Video! (VHS, kennt das noch jemand??)

Ich saß ganz passiv, Fàscino wurde geführt, und als ich das Gefühl hinerher beschreiben sollte, entstand der Begriff unserer „1000 Kerzen“.
Diese unsere 1000 Kerzen ließ er später noch so, so oft brennen…

1995

Fàscino mit drei Jahren – hier fertig zum Freispringen:

Das Freispringen machte er schon ziemlich gut und auch gerne, auch wenn ich bei allen neuen Sprüngen erst einmal selbst zu Fuß vorweg springen musste. Dann kam er hinterher. Und dann sprang er auch sehr selbständig weiter. Mich machte das ganz schön fit ?

Die typische Körperhaltung, wenn sie nicht beeinflusst wurde…
Auch unter dem Reiter. Leider.

Ich ließ ihn machen, auch wenn alles auf mich einredete, dass „die Rübe doch jetzt mal runter“ müsse. Irgend etwas hielt mich jedoch davon ab, ihn mehr anzufassen und, wie heute leider so typisch, „zusammenzustellen“.

Vieles an und mit ihm fand ich ungeheuer schwierig. Allerdings war er das erste Pferd, das ich völlig alleine und von Anfang an ausbildete und so wusste ich ganz oft nicht, was noch relativ „normal“ für ein junges Pferd ist und was dann schon Fàscino war. Zwischen Genie und Wahnsinn. Von Anfang an und immer geblieben… Mir ist im Nachhinein also nicht ganz klar, wer wen ausgebildet hat. Ich musste bei ihm so oft um so viele Ecken denken und so tief in die Trickkiste greifen – das war schon nicht einfach.

Im Mai wagte ich die ersten kleinen Ausritte. Das war ein echtes Auf- und Absitz-Training… Ich musste wieder und wieder absitzen und Fàscino an irgend etwas vorbei führen. Im Sattel wäre ich sonst nicht weit gekommen.
Fàscino bekam ziemlich früh eine erste Idee davon, sich durch Steigen oder andere gar nicht so witzige Bewegungen zu entziehen. Kaum war ich unten und an seinem Kopf, war immer sofort alles gut. In meinem Windschatten ging er überall hin.

Mitte Juli ließ ich Fàscino bei der FN als Turnierpferd eintragen. Und da ich mir nicht vorstellen konnte, dass „Fiete“ über die großen Turnierplätze dieser Welt schallt, wenn wir erstmal für die deutsche Mannschaft starten (träumen wird ja wohl erlaubt sein), durchsuchte ich mein italienisches Wörterbuch (das war gerade meine italienische Phase, spanisch kam später…) nach schönen Begriffen mit „F“ (Anfangsbuchstaben des Vaters).
Der 10.? 15.? Begriff traf mich wie der Blitz – der Reiz, der Zauber: Fàscino. Woraus die Ansager später meist „Fa-schino“ oder „Fas-kino“ machten…
Ich wusste vorher nicht, dass die FN keine Accents setzt… Lustig aber fand ich, dass er ausgerechnet die „007“ hinter seinem Namen trägt.
Das also war nun der „Turnierpferde-Name“, im Alltag wurde er dennoch noch etliche Jahre Fiete genannt.

Am 23. Juli (manche Daten bleiben auf ewig im Gedächtnis eingebrannt) wurde meine Geduld so sehr belohnt. Zum ersten Mal suchte Fàscino deutlich spürbar von sich aus Kontakt zum Gebiss und Zug zur Hand. Ich ritt ihn in dieser Zeit ein- bis zwei Mal pro Woche, manche Wochen auch gar nicht.  Und nun dieses tolle, tolle Gefühl!

Im September ergab sich die tolle Gelegenheit, den erst dreieinhalbjährigen Fàscino auf unserem hofeigenen Turnier in einer Materialprüfung (so hieß damals die heutige Reitpferdeprüfung) vorzustellen. Auf ein außer-Haus-Turnier hätte ich ihn noch nicht mitgenommen, aber diese Chance nutzte ich natürlich.
Fàscino drehte brav und völlig unspektakulär im „jüngstes-Pferd-Spar-Bonusprogramm“ seine Runden. Hauptsache, ihm kam keiner zu nah. 
Er wurde er tatsächlich Dritter!
Naja, waren auch nur vier Pferde am Start ?

Am 9. Oktober machte Fàscino die ersten Sprünge unter dem Reiter. Die waren ziemlich knieschlussfördernd – eckig, kantig, mit 20 Beinen – aber kurz darauf machte Fàscino seine Sache schon sehr gut.
Es blieb aber dabei – stand etwas Neues in der Bahn, musste ich vorweg springen. Dann sprang er hinterher und danach auch unter dem Sattel.

Noch immer war es allerdings extrem schwierig, mit anderen Pferden in der Bahn zu sein – anfangs ließ seine Platzangst das überhaupt nicht zu (800 Quadratmeter waren zu klein für zwei Pferde! Meinte er…), und so konnte es passieren, dass er gar nicht erst in die Halle hinein ging, wenn er sah, dass ein anderes Pferd darin war. Auch wenn das nur rumstand.
Nach und nach ging es mit „ausgewählten“ Pferden, deren Reiter ich bitten konnte, auf ihn zu achten und die langsam und nie direkt auf ihn zu ritten.

Im November richtete unser Stall eine Hubertusjagd aus. Abends gab es ein Bläser-Konzert und kleine Schaunummern. Fàsci ging in einer Quadrille mit, die (für ihn) nur im Schritt geritten wurde. Wir guckten, zwischen welchen Pferden er sich am sichersten fühlt und sortierten die ganze Quadrille um ihn herum. Die Pferde mussten aus dem stockdunklen in die spärlich beleuchtete, geschmückte Halle, an der an der kurzen Seite die Zuschauer saßen. Fàsci bekam sehr große Augen, machte aber super brav und extrem gehorsam mit. Bei der Schlussaufstellung drehte er seinen Kopf zu mir und legte sein Maul auf meiner Stiefelspitze ab. So stand er und lauschte den Bläsern.
Dieses Maul-auf-meinen-Stiefel-legen hat er später in Siegerehrungen noch häufiger gemacht ?

1996

Ich glaube, in diesem Jahr fing es an, dass es zu Fàscinos Geburtstag Torte gab – ich machte danach in noch vielen, vielen Jahren eine, die Einsteller des Stalles, in dem wir zu der jeweiligen Zeit waren, halfen gerne bei der Vernichtung ?
Wenn auch nicht immer mit Torte, wichtig war mir sein Geburtstag immer und wurde es mit den Jahren immer mehr. Erst Recht ab der 20!

Im März wagte ich erste Sprünge auf unserer Wiese – und Fàsci übertrieb maßlos. Da bekommt der Begriff „Luft-Sprung“ eine ganz neue Bedeutung…

Schöne sonnige Ostertage! An einem davon sah Fàscino schon ganz schön nach jungem Dressurpferd aus.
Diese Bilder überraschten und freuten mich damals sehr – Fàscino hatte deutlich an Substanz gewonnen, wirkte insgesamt runder und ließ sich schon gut einrahmen. Nicht immer, aber immer öfter 🙂

Und dann fuhren wir im April mit ein paar Pferden nach Boostedt.
Fàscino sah zum ersten Mal fremdes Gelände! Und staunte nicht schlecht. Ich musste wieder alles vorweg springen, bevor er sich unter dem Sattel zu springen traute.

Er brauchte eine gefühlte Stunde, um den ersten Huf in den Teich zu setzen – aber dann wurde er richtig mutig! War das ein toller Tag…

Hinterher durften sich alle Pferde wälzen, und hier war unser Vertrauen schon so groß, dass ich ihn frei ließ. Er blieb an meiner Seite.

Reiterlich gab es eigentlich wenig Schwierigkeiten, wenn ich nur behutsam und langsam genug meine Wünsche ansagte und steigerte. Es gab aber auch immer wieder diese Momente, in denen er wie aus dem Nichts heraus stieg und sich manches Mal überschlug, was sich aber irgendwie nie nach Widersetzlichkeit anfühlte, dafür ging es zu schnell. Es fühlte sich eher an wie ein Stromschlag. Ich war ratlos – und jeder, den ich fragte, meinte nur „Fass den mal an! Der veräppelt Dich doch!“ Das fühlte sich allerdings nie richtig an. Also blieb ich ratlos. Und fasste ihn eben nicht an. Damit stieß ich aber natürlich dauernd an Grenzen.

Unser Stall hatte ein Jungpferde-Turnier ausgeschrieben – und Fàscino räumte ab. Er wurde erfolgreichster Vierjähriger, indem er im Longierwettbewerb, in der Materialprüfung und in der Eignungsprüfung (unser erster kleiner Prüfungs-Parcours!) jeweils Zweiter wurde!

Kurz darauf legte ein Einschuss Fàscino lahm. Da ich nun ständig das Bein kühlen musste, gewöhnte er sich endlich an den Wasserschlauch, der immer noch ein heikles Thema war. Übel allerdings war seine Penecillin-Allergie, von der wir durch diesen Einschuss erfuhren, und die ihn fast das Leben gekostet hätte. Das war echt dramatisch!
Ich schlief daraufhin zwei Wochen vor – oder auch mal in – seiner Box. So konnte ich regelmäßig Fieber messen und ihn beobachten. Fand er super!

In dieser Zeit sah auch einmal ein Tierarzt zufällig einen seiner Anfälle und diagnostizierte trocken „Ach, das ist ja selten. Ein Epileptiker!“. Es klang ein wenig, als wolle er mir gratulieren…
Ich verstand nun aber Fàscinos Steige-Attacken und konnte vieles besser einsortieren. Leichter machte das unser Leben allerdings nicht…
Was es vor 25 Jahren über Epilepsie bei Pferden zu lesen gab, war wenig, und das wenige war ernüchternd. Es gab kein Pferd, dass damit alt wurde, alleine schon wegen der ungeheuren Gefahr, dies es im Falle eines Anfalls für seine Umwelt darstellte. Ich war gewillt, zu lernen, damit umzugehen.

Einmal wurde es echt gefährlich – ich trabte in der Halle auf dem Hufschlag und von jetzt auf gleich fühlte es sich an, als hätte Fàsci einen mächtigen Stromschlag bekommen. Es ging so schnell, dass ich nicht mal sagen konnte, dass er stieg – es riss ihn schlicht nach hinten um. Ich flog in die Bande und sah den Pferdekörper auf mich zukommen. Man liest ja manchmal, dass man in Augenblicken höchster Gefahr Kräfte entwicklen kann, die man normalerweise niemals hätte. Das stimmt – ich lag mit dem Rücken an der Bande, winkelte die Knie an und drückte mit aller verfügbaren Kraft das komplette Pferd von mir weg. Ich wage zu behaupten, dass das ohne diese 2 Liter Adrenalin nicht möglich wäre. Ich schaffte es, Fàsci so weit von mir wegzuschieben, dass ich hochkam und zu seinem Kopf robben konnte. Er war ziemlich weggetreten, kam aber langsam wieder zu sich und stand irgendwann auf. Danach war nichts mehr zu wollen, er war total neben sich. Ich brachte ihn so ruhig wie möglich in die Box und blieb bei ihm.

Diese Art der Anfälle waren auf gar keinen Fall überlegt oder überhaupt von ihm steuerbar und so hörte ich auf niemanden, der meinte, ich solle ihn jetzt aber mal anfassen.

Im Juni ging Fàsci auf dem wunderschönen Pagel-Platz auf dem großen Turniergelände in Bad Segeberg seine erste offizielle Materialprüfung.
Er war regelrecht eingeschüchtert von dem riesigen Turnierplatz.

Im August ergab sich die einmalige (im wahrsten Sinne) Gelegenheit, Bruder und Schwester an ihrem Geburtsort in derselben Materialprüfung vorzustellen. Diese Prüfung dürfen nur 3- und 4jährige Pferde gehen, und so war es das einzige Jahr, in dem das möglich sein würde. Die deutlich frühreifere Arsienne (Mädchen halt…) war beim Anreiten unglaublich unkompliziert und im Prinzip schon so weit wie ihr Bruder, nur dass ich ihr noch relativ wenig Haltung vorgab. Aber sie machte einfach brav alles, was man wollte. Krasser Gegensatz zu Fàsci, der immer mit Samthandschuhen angefasst werden wollte – Rüpel Arsienne konnte auch problemlos mal ein klares Wort ab. Das änderte sich, als die beiden so um die 10 Jahre alt waren – da wurde Fàsci immer entspannter und Arsienne immer verrückter… Die Neuenfelder Richter zeigten sich von meinem Jungpferde-Gespann ziemlich unbeeindruckt und beide bekamen eine Durchschnittsnote von 6,5.

Im September besuchte mich mein Vater und es entstand ein Bild mit echtem Seltenheitswert – Vater und Tochter mit Mutter und Sohn:

Mein so geliebter Vater starb im Oktober 2020. In seiner Brieftasche fand ich dieses Foto, vergilbt, zerknittert, mit ausgefransten Rändern. Er hatte es 24 Jahre – fast ein Vierteljahrhundert lang – bei sich.

Im Herbst schrieb unser Stall wieder ein Turnier aus. Hier nannte ich zum ersten Mal (nur zum Spaß, wir sind ja hier zu Hause…) neben der Eignungsprüfung (mit 7,3 bester im Springen!) auch eine A-Dressur. Ich ritt die Aufgabe vorher zwar mal durch, übte die aber nicht wirklich, weil Fàscino eher Angst bekam, wenn er ahnte, was als nächstes kommt. Mir war das Ergebnis auch echt egal, ich wollte einfach die Gelegenheit nutzen.
Kurz vor dem Start tat ich das, was für Prüfungen unser Erfolgsgarant werden sollte, wenn es mir in dieser Form gelang und Fàscino sich drauf einließ: wir versanken in unsere persönliche Seifenblase, schalteten die Welt um uns herum vollständig aus und es gab nur noch uns beide.
Nur so konnte eine Prüfung gelingen, sonst konnte sie völlig daneben gehen. Das wusste ich damals noch nicht, und dieses Mal gelang es – Fàscino machte brav und unspektakulär alles, worum ich ihn bat und die Richter honorierten unser inniges Zusammenspiel mit einer 7,4.
Die Note an sich sagt ja erstmal gar nichts, und so freute ich mich, dachte mir aber weiter nichts dabei und nahm an, dass da noch 8er und 9er folgen würden. Tatsächlich blieb dies aber die Höchstnote – Fàscino gewann tatsächlich seine erste A-Dressur!

In diesem Jahr ist Fàscino auf 6 Turnieren in 12 Prüfungen gestartet und hat 1x gewonnen und war 4x Zweiter.
Unsere Prüfungen waren: Longierwettbewerb (2.), Reitpferdeprüfung (2.), Eignungsprüfung (2., 2.), Springpferdeprfg. Kl. A und A-Dressur (1.).
Sonderehrenpreis: Bester Vierjähriger (Jungpferdeturnier Ellerau)

1997

Am Neujahrstag lernte Fàscino die Kandare kennen. Ich rolle inzwischen die Augen beim Anblick dieses Bildes… Bandagen (immerhin ungefähr passend zur Schabracke), Sporen, keine Kappe… In den letzten 25 Jahren hat sich eine Menge verändert ?

So sah Fàscino fünfjährig aus. Es hat wirklich eine Weile gedauert, bis sich seine Proportionen normalisiert haben…!

Dieses Exterieur hielt ihn nicht davon ab, im April auch seine zweite A-Dressur zu gewinnen. Und die war auf einer fremden Anlage! Unglaublich…

Ganz bewusst packte ich diese Mimose nie in Watte. Ich hielt aber die Anforderungen sehr gering, und ohne es recht zu merken, ließ ich ihn weitmöglichst selbst anbieten, wozu er sich in der Lage fühlte. Irgend etwas in ihm hinderte mich stets daran, Druck auf ihn auszuüben. Ich habe in seinem Leben zwei oder drei Mal versucht, mit Druck etwas durchzusetzen – es endete immer in panischer Hysterie seinerseits. Und so erzog er mich im Laufe der Zeit zu unserer „Seifenblase“ – und dann konnte alles gelingen. Ohne sie konnte alles schiefgehen. Aber diese Erfahrung musste ich ja mit der Zeit erst machen, und mir stand manches Mal schon der Ehrgeiz im Weg – „aber letztes Mal hat er das doch gemacht…!!“

Und dann hatten wir noch einmal einen echten Gefahren-Moment. Ich ritt auf der Straße, Fàsci bekam von jetzt auf gleich wieder so einen Stromschlag ins Genick, überschlug sich nach hinten und ich lag drunter. Das war überhaupt nicht komisch, zumal Fàsci in solchen Momenten ja auch einfach nicht mehr normal reagieren konnte – jedes andere Pferd würde versuchen, sich wieder aufzurappeln, er war aber so weggetreten, dass er dazu überhaupt nicht in der Lage war. Ich weiß nicht mehr, wie ich da unter ihm hervor gekrochen bin (ich dachte nur „Mein armer Sattel!“), Fàsci stand dann irgendwann wieder auf, war zittrig und nicht bei sich und ich dachte, wenn ich vor diesen Momenten jemals Angst bekomme, dann hat sich das Thema Reiten für uns beide erledigt.
Wir brauchten ziemlich lange bis nach Hause, waren beide ganz schön fertig und nahmen uns ein paar Tage Zeit, um uns davon zu erholen.

Der hellwache Blick meines aufstrebenden jungen Buschpferdes gilt dem Geländepark in Süsel:

Fàscino sprang kreuz und quer mit Kulleraugen im April in Heist durch seine erste und hier im Mai durch seine zweite Geländepferde-A, aber ebenso kreuz und quer auch über einen Sprung nach dem anderen.
Wir kamen tatsächlich ins Ziel und mir wurde eine konsequente Führung bescheinigt. Für Fàscino rangen sie um lobende Worte und fanden keine – pah, er rächte sich später ?

Ebenfalls im Mai starteten wir in unserer ersten Springpferdeprüfung Kl. A. Der Parcours durfte mit Pferd abgegangen werden, was (nicht nur…) für Fàsci natürlich perfekt war. So hatte er alle Sprünge schon einmal in Ruhe gesehen und die Atmosphäre wahrgenommen, und so ging er zu meiner riesigen Freude fehlerlos durch diese Prüfung. Seine nicht vorhandene Manier und sein Geschlenker zwischen den Sprüngen war den Richtern nur ein 5,6 wert, aber ich war hin und weg von meinem Jungspund.

Kurz darauf stand uns unser erstes A-Stilspringen bevor. Diesen Parcours würde er vorher nicht sehen können. Meine einzige Chance, über fremde Sprünge zu kommen, war: sehr konsequent und gerade darauf zu traben, bis Fàscino den Sprung für gut befand und von sich aus angaloppierte. Dann sprang er auch. Zumindest zu Hause. Meistens.
Sieht in einem Stilspringen natürlich saublöd aus. Mir egal, ich versank mit Fàsci in die uns eigene weltausblendende Seifenblase, fixierte den ersten Sprung, trabte an und wartete, bis Fàscino angaloppierte. Das tat er ein paar Meter vorher – und dann zog er vorsichtig, aber sehr aufmerksam und gehorsam von Sprung zu Sprung.
Ich konnte es nicht fassen. Und obwohl eine Stange fiel, war unsere Stilnote so hoch, dass wir tatsächlich unser erstes A-Springen gewannen!

Unser Ehrenpreis war eine wunderschöne, weiß/blaue Abschwitzdecke, auf die ich seinen Namen sticken ließ und die uns 20 Jahre lang begleitet hat.

Natürlich hatte Fàscino inzwischen auch Heist schon mehrmals gesehen. Im Juni waren wir zum Training wieder einmal da. Hier gab (und gibt) es so wunderbar viele Möglichkeiten, junge Pferde mit verschiedensten Geländesprüngen vertraut zu machen. Hier schleuderte Fàscino im April kreuz und quer durch unsere erste Geländepferde-A, weil ihm alles zu eng und zu dicht war. Aber wir kamen fehlerfrei ins Ziel!
Reine Glückssache, dass ich da nicht runtergeflogen bin.

An diesem Tag im Juni entstand ein Foto, dass uns durch die ganzen Jahre begleitete – auf Flyern, als mein Profilbild oder in welcher Form auch immer. Ich habe es damals mit Selbstauslöser gemacht.
Fàscino durfte sich hier nach dem Reiten wälzen und von Anfang an ließ ich ihn auch hier – wie eigentlich überall – frei laufen. Er blieb bei mir oder kam auf Pfiff zurück. Das war irgendwie „schon immer“ so…


Bei unserem zweiten Süsel-Besuch startete Fàscino in seiner ersten kleinen Vielseitigkeit – eine kombinierte Prüfung aus einer Eignungsprüfung (Abteilungsdressur mit 3 bis 4 Pferden und direkt im Anschluss ein kleiner Parcours mit meist 4 oder 5 Sprüngen, die auf demselben Platz stehen) und einer Geländepferde-A.
Wir kamen fehlerfrei mit einer 6,0 aus der Eignung und Fàsci fand, aus dem Alter für Abteilungsprüfungen nun aber echt raus zu sein.

Im Gelände (20 Sprünge!!) hatten wir je eine Verweigerung am ersten und am letzten Sprung (mein Fehler – wessen auch sonst) – aber: 18 von 20 Sprüngen auf Anhieb fehlerlos!

Und auch hier nahm ich Fàscino natürlich frei überall mit hin. Er wurde am Eiswagen generell zuerst bedient. Ihm wurde immer eine Waffel zugesteckt, bevor ich überhaupt gefragt wurde, welche Sorte ich möchte. Er mochte die Waffeln in der Regel aber nicht und überließ sie mir.

Dieses wunderbare Foto aus unserer Geländepferde-A in Badendorf schaffte es sogar in die Zeitung. Unsere Noten waren meist nicht hoch und platziert wurden wir auch nicht in den Geländepferdeprüfungen, aber unser gutes Zusammenspiel und meine (und seine) Freude am Reiten waren meist unübersehbar.

So schön sah mein junges Buschpferd Anfang Juli aus:

Im Juli startete Fàscino zum ersten Mal in einer Geländepferdeprüfung der Kl. L – und zwar im weit entfernten Berlin auf der Rennbahn Hoppegarten.
Hier war sein Urahn Ferro xx tatsächlich mal Galopprennen gelaufen!
Es war eine ungeheuer spannende und aufregende Reise, vier Tage waren wir dort, die Pferde waren auf der Rennbahn untergebracht.

In der GPL sahen wir das Ziel nicht, da sich Fàsci die meisten Sprünge erst einmal sehr genau ansehen wollte, aber hier sieht man eine der schwierigsten Sprungfolgen: Billard rauf, oben ein Sprung, Billard runter, sofort im rechten Winkel über den Stamm. Da gab es die meisten Vorbeilaufer, Fàsci meisterte diese Klippe mit Bravour.
Mein kleiner Schwede Liten svensk, der seit einem Jahr bei mir war, gewann ungeheuer überlegen seine Vielseitigkeit. Fàscino holte hinterher auf der Weide erst einmal eine Menge Schlaf nach ?

Im Juli starteten wir in unserer ersten Springpferdeprüfung der Kl. L.
Ich hatte deutlich mehr Sorge vor der Überwindung unseres ersten Prüfungs-„Wassergrabens“ als Fàscino – den sprang er im ersten Anlauf!

Seine erste richtige Vielseitigkeit, also die erste komplette Military-Prüfung, sollte Fàsci natürlich am besten in Heist gehen. Und so startete ich mit ihm Mitte Juni dort in der A-Vielseitigkeit. Er ging eine ziemliche guckige und alberne Dressur und kam mit einem Abwurf durch den sehr eng gebauten Parcours. Danach ging er die 24 Sprünge der Geländestrecke mit zwei Verweigerungen und nur 33 Sekunden Zeitüberschreitung.
Mein junges Military-Pferd hatte seine erste komplette Prüfung hinter sich!

Im August in Bad Segeberg waren wir mit zwei A-Springen, die für die Kreismeisterschaft gewertet wurden, etwas überfordert. Kurz vor dem ersten – ziemlich happigen – Parcours hatte Fàsci einen kurzen Aussetzer – nicht wirklich ein epileptischer Anfall, aber doch so, dass an ihn kein (mentales) Herankommen mehr war. Er beruhigte sich zwar noch, aber es gab einige Fehler.
Egal, nicht wichtig, im zweiten Springen wollte ich es besser machen. Der Parcours war aber noch dicker und kniffliger und für viele, die „nur A“ ritten, war diese Kreismeisterschaft entschieden zu schwer.
Fàsci fühlte sich nicht wohl hier, ich auch nicht mehr, weil ich merkte, dass er nicht gut drauf war, aber ich wollte ihn mit einem guten Gefühl nach Hause schicken. Das klappte allerdings nicht. Er blieb vor einem Oxer stehen und ich machte Kopfstand – auf dem Pferd. Meine Freundinnen saßen in der Nähe der Richter und hörten, wie die sagten „Jetzt voltigiert sie!“ und mir für diese Figur Noten gaben, während ich nur darum kämpfte, oben zu bleiben (klappte) und Fàsci durch diesen Parcours zu bringen. Er wurde auch im Verlauf besser, wir kamen ins Ziel, aber insgesamt war das Gefühl, wenn auch besser, so doch nicht schön.
Aber gut, das gehört wohl dazu, kann ja nicht immer klappen…
Ich freute mich allerdings riesig, als eines der zu der Zeit „hohen Tiere“ zu mir kam, Fàsci freundlich ansah und sagte „Wäre das ein Stilspringen gewesen, ich hätte Dir eine ganz hohe Note gegeben“. Ich fühlte mich ein wenig veräppelt nach der Fehlerzahl, aber er meinte, ich hätte mein sichtbar unsicheres Pferd mit so viel Schneid durch diese Prüfung gebracht und ihm dadurch Mut gemacht und ihm sehr geholfen, das habe ihm sehr gefallen. So breitete sich dann doch langsam ein Grinsen in meinem Gesicht aus, zumal Fàsci inzwischen wieder total gut drauf war.
Wie sagten wir doch so oft? Wir haben gewonnen! An Erfahrung! ?

In Hohenlockstedt ging Fàsci zwei A-Springen (beide fehlerlos!) und eine A-Dressur auf ganz fürchterlichem Schmierseifenboden. So wurden wir auch für die Kombinierte Prüfung Kl. A gewertet, hatten mit der Platzierung aber nichts zu tun. Da der Verein aber sein 50jähriges Bestehen feierte, bekam jeder Teilnehmer eine der schönen Stallplaketten.

Im Oktober fuhr ich mit meinen beiden Jungs noch einmal nach Heist. Hier waren breitensportliche Prüfungen ausgeschrieben und mich reizte vor allem das „Reiten mit Handpferd“, da ich Liten ohnehin oft als Handpferd mitnahm. Nach Weisung der Richter drehten wir unsere Kringel – und gewannen diese Prüfung! Das hat Spaß gemacht!

Im November nahm ich Fàsci mit in das „heilige“ Luhmühlen zu einem Springlehrgang bei Andreas Dibowski. Fàsci fielen angesichts des Parcours die Augen aus dem Kopf. Durch sehr konstruktive Kritik von Andreas („Jetzt setz Dich hin und REIT!“) kamen wir im zweiten Anlauf relativ glatt über die Sprünge, die natürlich nicht einfach gebaut waren – wie Andreas so richtig sagte: „Einfach könnt ihr zu Hause trainieren!“

Kurz darauf ging Fàscino seine erste Jagd. Er zog verschreckt den Ar… ein, als er hinter sich die anderen herandonnern hörte, ansonsten machte er das aber ganz prima.
Ich war Master und durfte daher fast ganz vorne reiten – ein Glück!

In diesem Jahr ist Fàscino auf 17 Turnieren in 29 Prüfungen (28 Starts) gestartet und hat 3x gewonnen. Keine Platzierungen, „nur“ diese 3 Siege. Goldjunge… ?
Unsere Prüfungen waren: Eignungsprüfung, Springpferdeprfg. Kl. A, Springpferdeprfg. Kl. L, A-Springen (1.), A-Dressur (1.), Geländepferdeprfg. Kl. A, Geländepferdeprfg. Kl. L, Kombinierte Prfg. Kl. A, Kombinierte Vielseitigkeit Kl. A, Vielseitigkeit Kl. A, Reiten mit Handpferd (1.)
Und unsere erste Jagd
.

Ab jetzt unterscheiden sich die Zahlen der Prüfungen und der Starts. Weil: eine Vielseitigkeit (also eine Military) ist eine Prüfung mit drei Starts, eine kombinierte Prüfung ist eine Prüfung, die sich aus mehreren Einzelprüfungen zusammensetzt. So sind eine kombinierte Vielseitigkeit also z. B. vier Prüfungen, aber nur drei Starts. Fàsci ging aber auch kombinierte Prüfungen aus Eignungs- und Geländepferdeprüfung bzw. aus Dressur und Springen.

1998

Die „grüne Saison“ ging gleich mit einer Kombinierten A-Vielseitigkeit los. In Bordesholm ging `Fàsci eine nette Dressur und hatte sowohl im Parcours wie auch im Gelände je eine Verweigerung. Immerhin bekamen wir im Gelände aber eine 7,0.

Unsere erste Geländepferdeprüfung des Jahres fand in Süsel statt. Es war ein extrem langer Kurs – mehr als 20 Sprünge standen vor uns!
Fàscino kam fehlerfrei ins Ziel. Er hatte deutlich an Selbstbewusstsein gewonnen und wirkte phasenweise schon fast souverän. Manchmal.
Wasser war überhaupt kein Problem, Gräben auch nicht, und vor Tiefsprüngen hatte ich meist mehr Bammel als er. Da gab er mir so langsam das Vertrauen zurück, das seine Mutter zerstört hatte – die ließ sich bei Tiefsprüngen ja gerne auch einfach mal fallen…

Auch in Heist ging Fàscino mit einem ganz neuen Selbstbewusstsein durch die Geländepferde-A. Hier musste er sich einen Sprung etwas genauer ansehen und sprang erst im zweiten Anlauf, den Rest der Strecke bewältigte er auch hier fehlerfrei – und schnell. Er wurde wirklich spürbar souveräner und rhythmischer und kam immer topfit ins Ziel.

Das großartigste Gefühl, was ein Military-Pferd einem Reiter geben kann, ist die Gewissheit, dass das Pferd immer „hinten ankommen“ wird. Hinter dem Sprung, meine ich. Fàscino konnte dermaßen enorm springen und fing langsam an, technisch geschickter zu werden, dass er mir genau dieses Gefühl gab.

Im Juni flog ich in der Geländepferde-A in Süsel tatsächlich direkt nach dem Start runter, weil Fàsci ungeheuer gelenkig zur Seite schleuderte. Andere Fehler gab es nicht, der Sturz kostete aber Zeit, insgesamt kamen wir aber mit nur 10 Sekunden Zeitüberschreitung ins Ziel. Es war wieder eine kombinierte „Jungpferde-Vielseitigkeit“ mit einer Eignungsprüfung, und so war dieser Sturz schon schade, denn Fàsci war eine super Dressur gegangen und hatte nur einen Abwurf im Springen. Und da lasse ich mich zwischen den Sprüngen fallen… ?

Und dann endlich Fàscinos erste Military-Platzierung!
In HH-Ohlstedt gewann Liten (bei fürchterlichstem Wetter…) die A-Vielseitigkeit, in derselben Prüfung wurde Fàscino Vierter. Etliche Paare schieden aufgrund der schwierigen Bodenverhältnisse aus, was meine beiden Jungs nicht schocken konnte. Der früher so ungeheuer bodenscheue Fàscino trat schwierigen Boden einfach mit seinen großen Füßen tot.
In Geländeprüfungen war er inzwischen echt in seinem Element.
Ich sowieso.

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Inzwischen war dies meine typische Form, Siegerehrungen zu reiten – auf Fàsci sitzend und mit Liten als Handpferd – denn immer häufiger waren die beiden in derselben Prüfung platziert.

Und dann gelang uns auch noch unsere erste L-Platzierung im Springen – ein L mit Stechen! Aus der dreifachen Kombination hatten sie im Stechen den mittleren Sprung rausgenommen. Fàscino zog aalglatt mit zwei Galoppsprüngen durch diese Kombination, fühlte sich völlig normal an.
Auf dem Video wurde mir erst klar, dass er eine Distanz von ca. 16 Metern mit nur zwei – extrem lässigen – Galoppsprüngen gegangen war…

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Kurz darauf wagten wir in Süsel einen Start in der Klasse L. Das war hier entschieden happiger als in Berlin – die Hoppegartener Strecke wirkte dagegen fast wie Spielzeug.
Hier aber kamen wir ins Ziel – zwar mit Fehlern in einer sehr engen Kombination, aber Fàscino machte tolle Sprünge, sehr ehrgeizig und übersichtlich.

Fàsci packte das ganze schwere Holz an, als gäb’s kein Morgen. Ich saß inzwischen auf einem kaum zu händelnden Kraftpaket – wenn irgendwo etwas springbares im Weg lag, gab es kein Halten mehr.

Und so dachte ich wiederholt über einen Gebisswechsel nach, war ich doch bislang immer nur mit normaler Wassertrense unterwegs gewesen. So langsam überstiegen Fàscinos Kräfte meine aber deutlich, und da er nun die Sprünge so ehrgeizig anzog, fühlte ich mich mehr und mehr hilflos da oben. Was Fàscino sehr wohl merkte…

Ich traute mich noch nicht, und ein anderes Gebiss hätte mir bei der A-Vielseitigkeit in Westensee auch nicht geholfen. Nach einer schönen Dressur (7,0) und nur einem Abwurf im Parcours freute ich mich einerseits auf das Gelände, andererseits war ich mit der Strecke nicht glücklich.
Es war schlicht furchtbar. Die Strecke war unschön, ziemlich hügelig, der Boden auch (teils ungemähtes Gras, was manchen Sprung schlecht abschätzbar machte), manche Sprünge wirkten wie Spielzeug und waren damit um so gefährlicher.
Wir kamen mit 5 (!) Verweigerungen und einem Sturz nach Hause und ich hatte Sorge, mit diesem furchtbaren Ritt irgendwas kaputt gemacht zu haben.

Eine Woche später hatten wir aber erst einmal viel Spaß in Heist, wo Fàsci und Liten beim „Reiten mit Handpferd“ dieses Mal Zweite wurden.
Hier ging Fàsci auch noch seine erste L-Kür (auf Trense) und bekam immerhin 6,3 und 6,5.

Mitte September starteten wir in der A-Vielseitigkeit in Hamburg-Schnelsen. Ich war sehr gespannt, ob Westensee irgendwelche Nachwirkungen hatte.
Hatte es nicht! Nach einer netten Dressur und 2 Abwürfen im Parcours ging Fàsci tatsächlich zum ersten Mal reell Tempo 500 (= 500 Meter pro Minute, das Durchschnittstempo eines galoppierenden Pferdes liegt bei ca. 300 / 350 Meter pro Minute) und wir hatten nur eine Verweigerung, als ich ihn an einem schmalen Sprung, der nach langer (schneller) Galoppstrecke im rechten Winkel zu springen war, vorbei laufen ließ. Himmel, war ich froh, dass Fàsci sich Westensee überhaupt nicht anmerken ließ!

So nahm ich ihn todesmutig eine Woche später mit nach Mechtersen zur Military. So direkt Spielzeug bauen die da ja gerade nicht auf…
Meine Güte, stand da Holz im Weg! Wow…
Und mein Kraftprotz trug mich mit frisch gestärktem Selbstbewusstsein fehlerlos über diese vielen kleinen Häuser, die da standen. Zwar mit Zeitüberschreitung, aber die war ja sowas von egal!
Vorher musste aber ja die Dressur geritten werden – und da dachte ich so, als ich nach einer von den Richtern als mittelmäßig erachteten Aufgabe aus dem Viereck kam, gehe ich doch einmal durch den Teich da, der zwischen Turnierplatz und Parkplatz so einladend zwischen den Bäumen lag. Fàsci glotzte und weigerte sich, ich sagte „Echt jetzt? Nee, komm, sieh zu!“ und machte die Beine zu. Er wollte nicht, ich jetzt aber erst Recht, und dann hob er ab und machte einen irrwitzigen Satz in diesen Teich. Ich flog – selbst Schuld – in voller schwarz/weiß-Montur ins Wasser und krabbelte klatschnass neben einem vermutlich grinsenden Fàsci wieder an Land.
Nun hatte ich aber Liten noch nicht geritten und keine zweite Montur dabei. Ich klebte also am Sattel, es quitschte bei jedem Tritt hörbar, und als ich absaß und mir die Stiefel mit vereinten Kräften von den Füßen gezogen wurden, konnten wir die umdrehen und das Wasser rauslaufen lassen…
Oh Mann! Spätestens danach rechnete ich natürlich erst Recht nicht damit, dass er diese schwere Strecke später so großartig meistern würde. Als ich wieder trocken und warm war, konnte ich da sehr drüber lachen. Alle anderen taten das ohnehin. Sei ihnen gegönnt.

Ansonsten flog ich zwar relativ regelmäßig von Fàsci auch mal runter, aber gemessen an meinen Stürzen insgesamt hielt sich das gefühlt in Grenzen.
Unser schlimmster Sturz stand uns noch bevor.

Fàsci ging auf dem für mich höchst erfolgreichen Turnier Anfang Oktober in Tangstedt seine erste L-Dressur auf Trense, außerdem wurde er großartiger Zweiter in unserer ersten Dressurreiter-A und zu meiner großen Begeisterung war hier eine der sehr seltenen A-Küren ausgeschrieben – und die konnten wir gewinnen!

Eine Sportstafette ging er auch noch – Pferd und Reiter gehen einen leichten Parcours, übergeben die Gerte an einen Läufer, der denselben Parcours zu überwinden hat. Immer eine Publikums-Gaudi, manche Läufer traten mit Gamaschen oder Bandagen an, es war sehr witzig. Meine Läuferin flog leider hin… Aber das Publikum jubelte sie wieder hoch und sie lief weiter.

Hier kaut Fàscino erstaunt auf seinem ersten Eichenkranz herum – zum Jahresabschluss gab es noch einen Sieg im A-Springen mit Stechen.
Liten war zwar eine Sekunde (!) schneller, wurde aber mit einem Abwurf 6.
Er durfte die Siegerschärpe tragen, die mir reichlich zu groß war.

In diesem Jahr ist Fàscino auf 16 Turnieren in 36 Prüfungen (46 Starts) gestartet und hat 2x gewonnen und war 9x platziert.
Unsere Prüfungen waren: Eignungsprüfung, Springpferdeprfg. Kl. A, Springpferdeprfg. Kl. L, A-Springen (3., 12.), A-Springen mit Stechen (1.), L-Springen, L-Springen mit Stechen (6.), Dressurpferdeprfg. Kl. A, Dressurreiterprfg. Kl. A (2.), A-Dressur (4., 6.), A-Kür (1.), L-Dressur (Trense), L-Kür (Trense), A-Springen, Kombinierte Prfg. Kl. A, Stil-Geländeritt Kl. A, Geländepferdeprfg. Kl. A, Geländepferdeprfg. Kl. L, Kombinierte Vielseitigkeit Kl. A, Vielseitigkeit Kl. A (4.), Reiten mit Handpferd (2.), Sportstafette (10.)

1999

Das Jahr ging gut los! 3 Tage vor Fàscis 7. Geburtstag wurde er 7. in einer Trensen-L, 4. in der A-Dressur und im A-Stilspringen wurden wir nochmal 7. Drei Prüfungen, drei Platzierungen – hoppla. Das kann ja kaum so weitergehen…?

Tat es natürlich nicht ?
In der Geländepferde-A in Heist kamen wir zwar nach einer tollen Runde fehlerlos ins Ziel, aber die 6,8 (immerhin!) reichte nicht für eine Schleife.

Fàsci siebenjährig:

Kurz vor der Geländepferdeprüfung gab es in Heist einen Gelände-Trainingstag, an dem man sich die Strecke selbst aussuchen durfte und hinterher einen Kommentar und ein Protokoll von Helmut Beck-Broichsitter erhielt. Fàsci war extrem gut gelaunt, ging super, meisterte ein paar happige Brocken souverän und ich bekam einen wunderbaren Kommentar.

Was für ein Saisonauftakt!
Kurz darauf in Bordesholm klappte es im Gelände nicht ganz so gut – aber zurvor entstand hier eines der ganz wenigen (und wie ich finde, so schönen…) Dressurfotos in einer Military-Prüfung von meinem noch immer sehr jugendlichen Military-Pferd.
Das Foto vom Aufsprung war auch noch schick, zu mehr schönen Bildern kam es hier aber nicht – der Wassereinsprung war mit einer glänzenden, schwarzen Plane ausgelegt, da weigerten sich etliche Pferde. Meins auch.

Und dann wagte ich einen Start in Negernbötel – eine der bekanntermaßen schweren Strecken Holsteins. Noch dazu im April, also eine gute Einstiegsprüfung für die „Großen“, die gucken wollen, wie gut ihre DM-, EM-, WM- oder Olympia-Cracks in Schuss sind. und eben eine reichlich happige Prüfung für alle anderen. Also uns.
Fàsci legte eine schöne Dressur hin, räumte im Parcours aber fünf Sprünge ab, weil er so fürchterlich glotzen musste.

Damit lagen wir irgendwo im Mittelfeld. Ich war ungeheuer gespannt, wie Fàsci dieses Gelände, das mit seinen vielen Wendungen, unterschiedlichem Boden und gar nicht immer gut einsehbaren Sprüngen rittige Pferde verlangte, meistern würde.
Fàsci braucht offenbar die Herausforderung der schweren Sprünge – wir kamen mit einer Verweigerung und nur 9 Sekunden Zeitüberschreitung ins Ziel! Ich hing mal wieder japsend in den Seilen, während Fàsci im Ziel den nächsten Sprung suchte. Er war deutlich fitter als ich!

Ein Traum eines jeden (nicht nur deutschen) Military-Reiters ging in Erfüllung – ich durfte in Luhmühlen starten!

Fàscino ging auf dem „heiligen Boden“ fehlerlos durch die Geländepferde-A und erhielt (trotz einer Verweigerung) eine 7,0 und einen sehr wohlwollenden Kommentar in der Geländepferde-L, die eine Qualifikation für das Bundeschampionat war. Fàsci hier direkt vor dem Absprung an dem mit einem mächtigen Zick-Zack-Oxer überbauten Graben:

Das war schon ein sehr besonderes Erlebnis!

Kurz darauf schlug dann unsere Stunde – nach Jahren unschöner Kommentare nahm sogar Herr Scheunemann, der so ungefähr alles richtete, was im Norden im Gelände veranstaltet wurde, wahr, dass ich doch nicht so vollkommen unbrauchbar als Geländereiter war, auch wenn er mir das wirklich mehrfach bescheinigt hatte.
Vor allem mit Fàscis Mutter hatte ich mir schlimme Sprüche anhören müssen. Das fanden auch Außenstehende schon nicht mehr witzig. Er hatte nun aber Fàscino die ganze Zeit verfolgt und so belohnte er unsere schöne Runde in Großenwiehe endlich einmal mit einer 8,0!
Dieser 4. Platz war meine 200. Platzierung in noch nicht ganz 20 Jahren FN-Turniersport.

Immer wieder Süsel!
Die Sprünge wurden immer schwerer, Fàscino immer mutiger und sicherer.
Er machte schon manchmal schier unglaubliche Sätze. Die Hammer-Wertnoten gab Herr Scheunemann uns in Geländepferdeprüfungen nicht, Fàscino sah zwischen den Sprüngen extrem unspektakulär aus, aber das, was ihn ausmachte, war schwer zu sehen – seine riesige Galoppade ließ ihn langsam aussehen, aber er kam fast immer „in der Zeit“ ins Ziel – und nie ausgepowert. Und er konnte schier unglaublich springen, auch wenn er das nicht in schönster Manier tat – aber immer mit diesem Gefühl von „er kommt immer hinten an“. Wir hatten unglaublich tolle Momente.

Im Mai kamen wir hier fehlerfrei mit 6,4 durch die Geländepferde-L:

In der Geländepferde-A waren wir mit 6,8 Reserve 1… So dicht dran!

Im Juni wurde Fàsci in Heist 6. in der A-Vielseitigkeit nach einer fehlerlosen und schnellen Runde im Gelände (weil ich ihn nicht halten konnte…) und einem fehlerlosen Parcours – eine bessere Platzierung verschenkten wir in der Dressur, in der Fàsci sich an allem festglotzte. Liten svensk wurde 3.
Und wieder einmal eine unserer Siegerehrungen zu dritt!

Nachdem Fàsci auch hier im Gelände wieder kaum zu halten war, grübelte ich wieder auf einem anderen Gebiss herum. Da ich das Gefühl hatte, dass er mit Gebissen empfindlich ist, traute ich mich aber nicht, zu welchseln.

Und dann kam Fàscino einmal nicht hinten an.
In Beedenbostel ging er hochmotiviert und kaum zu halten am ersten Tag sicher durch die die Geländepferde-A (7,3) und am zweiten Tag noch motivierter durch den A-Stilgeländeritt (8,0).
Am dritten Tag kannte er die eine Kombination schon und ließ in der Geländepferde-L den Galoppsprung dazwischen weg. Er ging in-out durch diese Kombination und machte damit einen Sprung von fast acht Metern. Oder vielmehr – er versuchte ihn.
Es fehlten wenige Zentimeter und alles wäre gut gewesen. So berührte aber sein Vorderbein die obere Kante des Sprunges, Fàscino überschlug sich, begrub mich unter sich, rollte über mich weg und kam weit hinter mir wieder auf die Füße.
Ich nicht. Ich war dem Erdboden gleichgemacht, sah in die Sonne und dachte „So wolltest Du immer sterben“.
Unsere Saison, von der ich mir unseren ersten Start in einer „langen L“ oder einer „kurzen M“ oder auch in M-Springen erhofft hatte, war zu Ende.

Ich spuckte eine Woche lang Blut, spüre den Kapselriss in der linken Hand heute noch und hatte mir auch noch, was ich allerdings erst 10 Jahre später durch ein Röntgenbild erfuhr, einen Rückenwirbel angebrochen. Zumindest wusste ich nicht, als der Arzt mich fragte „Wann war denn dieser Bruch??“ und ich ihn völlig entgeistert anstarrte, wann das sonst passiert sein konnte…
Ich guckte mir also sehr traurig mit Gipsarm die Querfeldein-Strecke der Kreismeisterschaft in Heist an, die für mich ausfiel (klar dachte ich ein paar Sekunden darüber nach, einhändig zu reiten – aber eben nur ein paar Sekunden). Richtig viel passiert war uns beiden meiner Meinung nach ja nicht (Reiter! „Nix passiert! Tut nicht weh!“ ?), vor allem war Fàsci zum Glück sehr glimpflich davon gekommen. Wir erholten uns, aber die Saison war natürlich gelaufen.
Und unsere Zeit mit Wassertrense im Gelände auch! Schluss jetzt damit!

Dressurmäßig festigte ich die Arbeit auf Kandare, im Spätsommer ging Fàscino erste Traversalen. Noch sehr ausdruckslos, aber immerhin.
Der Ausdruck war ohnehin das Problem, die beste Gangart war sein Schritt. Der war immer fleißig und raumgreifend, während Trab und Galopp sehr flach und schwer zu beeinflussen waren. Zumindest bei der FN-geprägten Art, nach der ich damals noch ritt ?

Ende des Jahres fand wieder unsere Jagd und ein kleiner Showtag statt.
Ich stellte Fàscino zum ersten Mal in einer Solo-Kür mit ersten M-Lektionen vor. Er machte das prima – und ging natürlich auch die Jagd mit.

Beim Springen hatte ich inzwischen mein Pelham ausprobiert – und hätte mich ohrfeigen können, damit so lange gewartet zu haben. Damit hatte ich im Parcours wieder ein händelbares Pferd ?

In diesem Jahr ist Fàscino auf 11 Turnieren in 24 Prüfungen (28 Starts) gestartet und war 8x platziert. Unsere Saison endete abrupt am 20. Juni.
Unsere Prüfungen waren: A-Dressur (4.), L-Dressur (Trense) (7.), A-Springen (6., 7.), L-Springen (7.), Geländepferde-A, Geländepferde-L, Geländeritt Kl. A (4.), Kombinierte Vielseitigkeit Kl. A (6.), Vielseitigkeit Kl. A (6.)
Schaubild M-Kür, Jagd

2000

Ein wunderbarer Schnappschuss meiner beiden tollen Jungs zu Jahresbeginn:

Fàscino war in der ersten Zeit fürchterlich eifersüchtig, er konnte es kaum ertragen, wenn ich mich um andere Pferde kümmerte, und es dauerte eine ganze Weile, bis er Liten svensk gut neben sich ertrug. Ich sollte keine Götter neben ihm haben… Er lernte, damit zu leben, aber Liten bekam seine Zähne ganz schön oft zu spüren.

Im Februar feierten wir seinen 8. Geburtstag:

Der Saisonauftakt war natürlich wieder Heist – dieses Mal mit Pelham.
Fàscino ging gefühlt am Zwirnsfaden fehlerfrei über die Strecke.

Aber in mir passierte schon seit längerer Zeit etwas. Der Turniersport verlor immer mehr seinen Reiz. Ich erwischte mich dabei, wie ich auf der Heimfahrt ausrechnete, was mich das Turnier gekostet – und was es mir gebracht hatte.
Mangels Alternative machte ich weiter, weil ich ohne Prüfungen zu Hause keinen großen Ehrgeiz entwickelte, meine Reiterei zu verbessern, aber der Kick war weg.
Erschwerend kam hinzu, dass ich das Treiben auf den Otto-Normal-Abreiteplätzen nicht mehr ertragen konnte. Wie dort mit Pferden umgegangen wurde, kotzte mich immer mehr an. Nicht nachvollziehbare Richterurteile waren dagegen ja noch harmlos und zu ertragen.

Immer häufiger ließ ich Fàscino, wenn ich ihn als Handpferd auf Ausritte mitnahm, auch frei mitlaufen. Das klappte großartig, er kam auf Pfiff, wir hatten ungeheueren Spaß zu dritt.

Je mehr der Turniersport seinen Reiz verlor, je mehr ich mit „Scheißegal-Stimmung“ ritt, um so erfolgreicher wurde ich. Auf einmal hagelte es Schleifen, mein Schrank füllte sich mit gewonnenen Schabracken und Abschwitzdecken.
Und dann kam ich vom Turnier in Quickborn mit einem goldbehängten Fàscino nach Hause (A-Stilspringen und Dressurreiter-L gewonnen), sah die Schleifen und Pokale an – und in mir passierte einfach nichts mehr. Irgendwas musste anders werden. Ich brauchte einen Ersatz für die FN-Prüfungen.
Aber was?

Naja, diese Kreismeisterschaft in Heist konnte ich ja noch reiten. Military machte noch immer am meisten Spaß. Und das Nenngeld war schließlich schon bezahlt. Also fahren wir da jetzt auch hin.
Und da passierte das Unglaubliche: 
Fàscino wurde Kreismeister in der Military!

Ich ahnte, dass wir keinen viel größeren Erfolg mehr würden feiern können. Mit dem selbst gezogenen, selbst ausgebildeten erst achtjährigen Pferd Military-Kreismeister – das war großartig. Ich hätte gerne S reiten wollen in der Military, Fàscino hätte es gekonnt, aber dazu fehlte schlicht die Zeit und das Geld – und inzwischen eben auch die Motivation.
Und so hörte ich mit der FN-Turnierreiterei mit diesem Meistertitel auf.

In Heist machte ich dieses Foto, das für mich den Abschied von einer sehr, sehr geliebten, langen Zeit symbolisiert, die ich nicht missen möchte.

Ich wollte dressurmäßig auf jeden Fall mehr – na klar träumte ich, wie viele andere, von der Piaffe und solchen Sachen, die mit Fàscino unerreichbar schienen. Ausschließlich Dressur zu reiten hatte mich nie gereizt, dafür war Springen und Busch viel zu toll, aber da der Reiz des Turniersports weg war, wollte ich jetzt zumindest lektionenmäßig mehr.
Fàscino zu reiten oder sich auch nur mit ihm zu beschäftigen hieß seit eh und je, dass es dann auch nichts anderes als ihn geben durfte. Keine Gedanken an Dinge, die nicht auf’s Pferd gehören. Er hat mich regelrecht dazu erzogen, spätestens dann, wenn ich den Fuß in den Bügel setze, ganz meinem Pferd zu gehören.
So war es allerdings auch nicht möglich, mit Fàscino Unterricht zu nehmen, was ich bei wechselnden Ausbildern genau drei Mal versucht habe – als er 4, 6 und schließlich jetzt 8 Jahre alt war. Es ging jedes Mal so furchtbar schief, dass ich schließlich die Antworten in ihm suchte und nicht mehr durch Hilfe von außen. Sobald Fàsci merkte, ich reagiere nicht auf ihn sondern auf etwas von außen, machte er in Sekundenbruchteilen völlig dicht. Das hat sich zwar deutlich entspannt in den letzten Jahren, aber doch blieb er lange, lange das Pferd, das, will man eine gute, ansprechende Leistung, eine 120prozentige Konzentration erforderte.
Ich war nun also gefragt, die richtige Form der Bitte zu finden, um mir die Bewegungen, die ja im Pferd schon drin sein müssen, um sie abrufbar machen zu können, von ihm schenken zu lassen. So wurde Fàscino mein wichtigster Ausbilder überhaupt und durch ihn entstand auch irgendwann später, als die Pferdeflüsterer-Szene hochkam, mein Spruch „Nicht flüstern, zuhören!“. Aber es dauerte, dieses Zuhören. Bzw. vor allem das Verstehen…

Im August fand in Heist wieder ein breitensportliches Turnier statt. Neben unserer ersten L-Kür auf Kandare (wir wurden 4.!) startete ich hier natürlich auch wieder beim „Reiten mit Handpferd“, das wir in diesem Jahr wieder mit einer tollen Runde gewinnen konnten.

Breitensportturniere gab es noch kaum, aber darauf hatte ich Lust.
Diese andere Atmosphäre, das spielerische, oft familiäre, die vielen Pferde, die anderswo bei FN-Richtern nicht ernst genommen wurden, die anderen Prüfungen, Küren, Reiten mit Handpferd…
Davon musste doch mehr zu finden sein! Ich nahm mir vor, im nächsten Jahr danach zu suchen – Prüfungen ritt ich ja nach wie vor gerne, aber das FN-technische ging mir inzwischen entschieden gegen den Strich.

Ich startete noch einmal in Mechtersen, aber der Kick war weg. Zum Springen trat ich nicht mehr an, ich fuhr meine Pferde nach Hause und wir verbrachten den Sonntag auf der Weide.
Ich war auch anderweitig einfach ausgelaugt – ich hatte im Frühjahr vor mehreren Scherbenhaufen gestanden. Beziehung, Stall, Job – alles ging nahezu zeitgleich in die Brüche und warf mich in ein ganz schönes Loch. Wie Fàsci mich da zum Kreismeistertitel tragen konnte, ist mir schleierhaft – vermutlich „trotz Einwirkung des Reiters“. Aber für den Rest war einfach keine Luft (und keine Lust) mehr. Neuer Stall und neuer Job waren gefunden, aber das alles kostete eine Unmenge Kraft. Vor allem der Neubeginn im Job forderte mich unglaublich – durch Vermittlung einer Reitschülerin war ich in einer jungen, aufstrebenden Direktbank gelandet. Ich! Bank! Ich musste ja selbst lachen. Tatsächlich aber werden es in diesem Jahr im Mai unfassbare 22 Jahre, die ich nun dort arbeite.
So beendete ich die Saison sehr nachdenklich – das Gewohnte der letzten 20 Jahre wollte ich nicht mehr. Das Neue war mir noch nicht so richtig klar. Und Fàsci ahnte nicht, was er nun noch alles kennenlernen sollte ?

Ich hatte von diesem „Zirkuskram“ noch keine Ahnung, fand das aber alles ganz spannend und probierte mal ein bisschen rum.

Fàsci stand dem ganzen deutlich skeptischer gegenüber als ich und es dauerte vier Jahre, bis er im Kompliment das Röhrbein wirklich ablegte – und das auch lange Zeit erst einmal nur links. Er hatte anfangs große Sorge, sich sinken zu lassen.
Aber ich hatte längt Feuer gefangen. Da musste er jetzt durch.

In diesem Jahr ist Fàscino auf 8 Turnieren in 16 Prüfungen (19 Starts) gestartet und hat 3x gewonnen und war 5x platziert.
Außerdem wurde er Military-Kreismeister.
Unsere Prüfungen waren: A-Dressur (4.), Dressurreiterprfg. Kl. L (1.), L-Dressur (Trense), L-Kür (Kandare) (4.), A-Springen (1., 2.), A-Springen mit Stechen (3.), L-Springen, Vielseitigkeit Kl. A (3.), Reiten mit Handpferd (1.)

2001

Fàscino an seinem 9. Geburtstag:

Ich hatte Mitte 2000 den Stall gewechselt und fand mich hier zwischen Schulunterricht und Möchtegern-Turnierreitern wieder, was mich vor allem über den Winter richtig genervt hatte. Ich sah mich also wieder um.
Und dann stellte Liten durch eine verletzte Sehne bestimmte Ansprüche und wir verbrachten einen sehr entspannten Sommer in einem rustikalen Stall, in dem Fàscino mit den Hühnern frühstücken konnte und wir viele Mußestunden auf der Weide verbrachten. Es gab keine Halle und wir vermissten sie auch nicht.

Ich war günstig an eine goldene S-Kandare mit in sich gebogenem Mundstück (also ohne weitere Zungenfreiheit) gekommen und hatte dazu passend eine messingfarbene Unterlegtrense und ein Kopfstück mit Messing-Schnallen gefunden. So langsam wurden wir „schwarz/gold“.
Ich ritt immer häufiger einhändig blank, was sich immer besser anfühlte.

Tatsächlich war Fàsci es, der mich bzgl. des so viel gepriesenen „vorwärts-abwärts“ schon lange nachdenklich gemacht hatte, auch wenn es mir damals noch nicht so klar war. Er ließ sich überhaupt erst in diesem Jahr – mit neun! – zum ersten Mal reell in die Tiefe dehnen. Das zeigte mir, welche Kraft dafür nötig ist und dass es bei so vielen Pferden vom Exterieur her schlicht falsch ist, sie zu früh zu tief dehnen zu wollen. Dadurch, dass Fàsci nun immer mehr lernte, sich zu tragen, wurde seine ungeheure Vorderlastigkeit weniger, er fing an, sich versammeln zu können – und zu wollen. Und machte mir damit noch etwas klar: den Unterschied zwischen Versammlungsfähigkeit (die er nicht mitbrachte) und -bereitschaft (die er immer mehr zeigte und die ihn schließlich dazu befähigte).

Vereinzelt gelangen schon mal (gewollte) fliegende Wechsel, ungewollte waren schon früher gelungen ?
20 x 40 Meter waren Fàscino mit seiner Wahnsinns-Galoppade dafür immer noch meist zu eng. Es gab hier aber ein Feld, und auf diesem flogen uns in diesem Sommer plötzlich die ersten Serienwechsel zu. Ich konnte 150 Meter geradeaus reiten ohne optische Begrenzung, und so traute sich Fàsci hier erste Fünfer- und Vierer-Serien zu. Neben tollen Verstärkungen.

So langsam wurde Fàscino abgerundeter, schöner, stolzer. Seine Haltung fing an, sich zu verändern. In der Herde wurde er immer ranghöher.

Im Juli starteten wir zum ersten Mal in Eutin-Fissau. Wir wurden jeweils 5. in der Leichten und in der Schweren Kür und 4. im Pas de deux. Ich fand das Turnier trotz der langen Wege unglaublich schön und war begeistert von der Atmosphäre.

Anfang August war ich auf eine sehr nette Veranstaltung nach Helmstorf eingeladen – auf diesem Gestüt wurden damals die Immenhof-Filme gedreht! Ich durfte mich austoben und machen, was ich wollte, das tat ich dann in 2 Schaubildern auch, einmal mit einer Dressur-Showkür und dann mit Halsring und Sprüngen. Dabei schüttete es schließlich Wassermassen vom Himmel, die dazu führten, dass die Krempe meines Sombreros mir bei jedem Tritt und Sprung ins Gesicht klatschte und ich original nichts mehr sah. Nun braucht man für Halsring ja zum Glück nur eine Hand, also hielt ich mit der anderen immer die völlig durchnässte Hutkrempe hoch, während Fàsci begeistert auf den Sprung zuraste, wohl wissend, dass ich gerade nicht wirklich Herr der Lage war. Aber wann war ich das schon. ?

Fàscino hielt erste ausgewählte fremde Reiter aus und zeigte sich als erstklassiges Lehrpferd. Ich durfte nur nicht aus der Bahn gehen. Die ersten Versuche hatte ich mit Litens Reitbeteiligung Swenja gestartet, die ihn sehr gefühlvoll ritt und ihn so damit vertraut machte, dass sich Reiter unterschiedlich anfühlen können.
Das sollte mit der Zeit tatsächlich eine echte Berufung werden für ihn – er ließ später immer wieder Reiter spüren, wie es sich anfühlen kann, so viel Kraft und Macht auf einen Gedanken hin zu steuern. Er schaffte es immer wieder, Augen zum Leuchten zu bringen und hatte später sichtlich Freude daran. Mir wurde dadurch eigentlich erst so richtig klar, wie fein er war – ich hielt das ja für normal. Außerdem sah ich ihn sehr gerne gehen und freute mich an der Freude, die er Reitern vermitteln konnte.

Im August fuhr ich mit Fàsci zum ersten Mal zu diesem riesigen Landesbreitensportturnier in Bad Segeberg. In der Leichten Kür auf dem schönen Waldviereck wirkte Fàsci noch ziemlich eingeschüchtert und ich ritt vorsichtig und nur für’s Vertrauen.
Mich nervt immer in Büchern oder so wenn es heißt „damals konnte er noch nicht ahnen…“ – nee, na klar kann man viele Dinge nicht ahnen! So konnte ich auch nicht ahnen, dass ich auf diesem Turnier und an diesem schönen Viereck später viele, viele Jahre lang Prüfungen richten würde.

Für die Schwere Kür hatte ich mir einiges vorgenommen – so kombinierte ich im Schritt alle Seitengänge miteinander, wagte mich an Galopp-Pirouetten und fliegende Wechsel. Fàsci machte toll mit und das unglaubliche geschah: er gewann!

Ich hatte mir kurz zuvor den ersten spanischen Sattel gekauft – boah, war der unbequem! Aber Fàsci fand ihn toll ?
Und ich hatte die Art Prüfungen gefunden, die ich reiten wollte. Viele gab es davon noch nicht, und so waren Eutin und Segeberg in diesem Jahr die einzigen Starts.

Ende August rief Johannes zur Pferde-Gala in Heist. Fàsci hatte in einem Schaubild namens „Military“ seinen Spaß und war kaum zu bremsen.

Ich verbrachte zwei herrliche Wochen in der Lüneburger Heide mit beiden Pferden – und meinem Vater. Mit Liten und Fàsci machten wir schöne Ritte. Hier ritt ich Fàscino auch mal frei.

Danach bezogen meine Jungs einen neuen Stall mit Paddock-Boxen. Fàscino liebte diese Box und ich war begeistert, als ich entdeckte, dass es eine Geländestrecke mit Sprüngen gab, zu der man hinreiten konnte.

In diesem Stall lernte ich auch meinen Lieblings-Schmied Ulrich Keyser kennen, der seit nunmehr 20 Jahren für die Hufe meiner Pferde sorgt – hier mit Swenja:

Ich hatte in Bad Segeberg eine bunte Truppe kennengelernt, die iberische Schaubilder zeigte und durfte im September auf der Messe NORLA in Rendsburg mitreiten.
Meine Kostümauswahl war noch extrem eingeschränkt – ich bastelte das so nach und nach selbst zusammen, zu kaufen gab es iberisches Zubehör noch kaum. Und wenn doch, war es unglaublich teuer.

Fàscino ging, wenn er Platz genug hatte, inzwischen gute fliegende Wechsel, an guten Tagen auch schon mal á 4 Tempi. Die Pirouetten wurden immer sicherer, die Passage war „anskizziert“, Traversalen fand er überflüssig, ging sie aber brav, aber an sowas wie Piaffe oder Spanischer Schritt war noch nicht zu denken. Also ich dachte schon dran, Fàsci noch nicht ?

Ihm tat die Flexibilität eines Schaubildes gut. Es machte ihn mutiger, wenn ich ihn Dinge anbieten lassen konnte und nichts punktgenau abrufen musste. So versuchte ich es immer zu halten und vermied mit ihm jede Form von Quadrillen. Ihm die Nähe anderer Pferde und ein bestimmtes Tempo aufzuzwingen fühlte sich für ihn vollkommen falsch an.
In mir reiften Ideen. Eine Unmenge Ideen. Da taten sich neue Welten auf. Ich konnte für etwas werben, etwas demonstrieren, woran mir lag.
Mit einem nicht dafür prädestinierten Pferd.
Das wollte ich!

Am 8. Dezember zeigte ich live kommentiert den dressurmäßigen Ausbildungsweg bis zu den ersten S-Lektionen. Die Resonanz war super. Und ich war nicht mehr zu bremsen, meine Fantasie ging mit mir durch.

Meine ersten Schaubilder wurden in diesem Jahr geboren, und dieses hier war die Erstausgabe vom „Ausbildungsweg des Dressurpferdes“, den wir später mehrfach auch mit einem Barockpferd, einem Pony und eben dem sportlichen Warmblüter Fàscino zeigten, die alle M-/S-Lektionen gingen.

In diesem Jahr ist Fàscino auf 2 Breitensport-Turnieren in 4 Prüfungen gestartet und hat 1x gewonnen und war 3x platziert. Unsere Prüfungen waren: Leichte Kür (5.), Schwere Kür (1., 5.), Pas de deux (4.).
Außerdem hatten wir bei 4 Veranstaltungen 4 Auftritte und eine live kommentierte Demonstration.
Und ich hatte wieder Spaß am Reiten von Prüfungen! Und erst Recht am Reiten von Schaubildern! Ich konnte ja nicht ahnen, wohin sich das entwickeln würde…

2002

Mein Großer mit 10 Jahren:

Land unter im Februar – Fàsci und ich genossen es, durch das „Meer“ zu galoppieren!

Die Schüchternheit meiner Kindertage hatte ich weitgehend abgelegt. Und so bewarb ich mich größenwahnsinnig mit meiner Idee, um Toleranz unter den Reitweisen zu werben, bei der Messe HANSEPFERD in Hamburg um Auftritte in der abendlichen Gala-Show.
Als die Antwort kam, bekam ich Schnappatmung – und kriegte mich eine ganze Weile nicht mehr ein vor Freude. Wir waren in der Gala-Show!
Ich war gefragt worden, ob ich auch das „Rasse-Kaleidoskop“ mitreiten wollte – natürlich wollte ich!!
Und dann gingen die Planungen los…
Wie ungeheuer aufregend!

So entstanden die „Variationen zu Pferde“, unser auch heute noch vielseitigstes Schaubild und die pure Werbung für Toleranz untereinander und dafür, Pferde nicht aufgrund ihrer Rasse oder Abstammung in Schablonen zu pressen. So zeigte der hannoversche Sohn des inzwischen weltberühmten Olympia-Springpferdes For Pleasure Lektionen der Doma Vaquera…
Ich brauchte ein Gesundheitszeugnis für Fàscino und lernte dadurch den wunderbaren Tierarzt Götz Dreismann kennen, zu dem ich auch heute noch in die Kleintierpraxis gehe.
Fàsci ging also an drei Abenden in je zwei Schaubildern in der Gala-Show – wir waren drin im Showgeschäft und ich wusste endlich, wohin ich gehörte. Der Applaus trug uns in neue Sphären. Fàsci fand Publikum und Applaus gar nicht so geil, merkte aber, was das in mir auslöste und wuchs später so manches Mal regelrecht über sich hinaus.

Wir hatten inzwischen ein so ungeheures Vertrauensverhältnis zueinander, dass ich oft dachte, mehr geht nicht. Und dann machten wir irgend etwas Neues (ich sage nur Spotlight in der Gala-Show… Er hatte wiederholt versucht, drüber zu springen…) und gingen mit einem noch vertiefteren Vertrauen daraus hervor.
Wieder und wieder brannten unsere 1000 Kerzen.

Im Mai hieß es Abschied nehmen von dem 20jährigen Liten svensk. Seine Reitbeteiligung Swenja blieb – tatsächlich gehörte sie zu den ganz wenigen, mit der ich Fàscino alleine lassen konnte. Natürlich durfte sie auch im Gelände über Sprünge reiten. Swenja begleitete uns die nächsten sieben Jahre, dann entschied sie sich für eine Karriere auf dem Golfplatz.
Viele Jahre später – an Fàscis 28. Geburtstag – besuchte sie uns.

Im Juni bekam Fàsci unglaubliche Noten in der Schweren Kür – es kam bei „Barockturnieren“ häufiger vor, dass die A-Note oder ihre Unterpunkte doppelt gezählt wurden, was für Fàsci mit seinem super Schritt und unserer immer wieder als schön empfundenen Harmonie natürlich klasse war.

Hier nahmen wir auch an einer sehr witzigen Prüfung teil – eine Gangarten-Stafette. Drei Reiter und ein Läufer gehen nacheinander über dieselbe Strecke, hier eine Ovalbahn. Der erste im Schritt, der zweite im Trab oder Tölt, der dritte im Galopp. Der Läufer dann so schnell ihn seine Bein tragen. Als Stafette nahmen wir meine kleine Schweden-Flagge, da Liten hier mit Swenja hätte teilnehmen sollen. Swenja durfte ein anderes Pferd reiten. Fàsci mit seinem gewaltigen Schritt übernahm die erste Strecke, Swenja trabte, die Galopptour übernahm ein Isländer unseres Stalles und dann brüllten wir unsere Läuferin über die Bahn.
Wir gewannen unsere „Liten-Gedenk-Prüfung“.

Kurz darauf ritt Swenja mit Fàsci eine E-Dressur und ein E-Springen. Ich fand es so viel nervenaufreibender, am Rand zu stehen, als selbst im Sattel zu sitzen! Ich bin vor Prüfungen nie wirklich nervös, aber Swenja zuzugucken war schlimm ?
Sie machte das sehr gut, auch wenn Fàsci es ihr auf Trense nicht leicht machte. Dennoch wurden die beiden 7. im Springen.

Sprünge im Gelände hatten ihren Reiz keineswegs verloren! Dafür fuhren wir immer noch mal nach Heist. Fàscino sprang nach wie vor mit Begeisterung und großem Geschick. Kein Vergleich mehr zu den Sprüngen der ersten Jahre…

In Traventhal zeigten wir u. a. den Ausbildungsweg des Dressurpferdes. Wie ich sehe, war ich da – wie auch in Seedorf auf dem Bild darunter – vor Publikum damals noch ohne Kappe unterwegs… Da war ich mir meiner Vorbildfunktion offenbar noch nicht so bewusst…

Inzwischen mit unterschiedlichsten Gebissen vertraut gehörte das Kimblewick zu Fàscinos absoluten Lieblings-Gebissen.
Dieses schöne goldene Kimblewick hat – und mag – er heute noch.

Wir verlebten tolle Tage in Seedorf. Inzwischen bereicherten die „Iberischen Impressionen“ unser Repertoire und auch das Team um mich herum wuchs. Dabei waren ein paar Reitschüler, ich quatschte aber auch einfach überall alle an, deren Arbeit mit dem Pferd mir gefiel.

In Seedorf sprach mich eine Frau an und meinte, Fàscino sei das bestgerittenste Pferd dieser Veranstaltung. Ich wurde rot (immerhin waren Richard Hinrichs und andere Koryphäen vor Ort), aber sie meinte, keinem Pferd sei die Freude am Gerittenwerden so anzusehen wie ihm.
Das war es, was ich wollte. Und das ausgerechnet dieses diffizile Pferd das möglich machte, das weder durch sein Aussehen noch durch spektakuläre Bewegungen noch durch eine Wallemähne die Leute in seinen Bann ziehen konnte, erfüllte mich mit tiefer Freude. 
Da, glaube ich, habe ich zum ersten Mal wirklich gewusst, dass das, was ich die ganze Zeit gesucht hatte, gefunden war. Dass ein Außenstehender spürt, welche Motivation, welche Freude an der Leistung, welche Harmonie ein Pferd zu außerordentlichen Leistungen befähigen kann. Fàscino kann ungeheuer viel, nur eben vieles „auf seine Art“, die viel mit Kompromissen meinerseits zu tun hat. Bei ihm ließ und lässt sich überhaupt nichts erzwingen, und so hat er mich in meiner Art zu reiten mehr beeinflusst als jedes Pferd oder jeder Mensch bisher. Dass er aber auf Zuschauer so viel ausstrahlt und sie so berühren kann, wurde mir hier zum ersten Mal wirklich klar – und diese Wirkung erzielte er immer und immer wieder.

Ich wollte unbedingt wieder ein zweites Pferd haben – und nachdem ich immer mehr iberische Pferde sah, die mich total faszinierten, war klar, das nächste Pferd musste ein Iberer sein. Ich fing an, zu suchen.

Mit dem Langen Zügel experimentierte ich natürlich auch irgendwann mal herum. Wie immer autodidaktisch und „learning by doing“.
Das war mit dem inzwischen ja nun wirklich großen und mächtigen und mit viel Raumgewinn ausgestatteten Fàscino eine echte Herausforderung, aber auch eine schöne (und fitnessteigernde…!) Abwechslung.

Das Outfit wurde langsam aber sicher umfangreicher. Noch gar nicht mal so sehr über das Internet, das ging später los, aber der eine oder andere Stand auf Messen hatte schon mal etwas da, was ich gebrauchen konnte. Das fühlte sich auch gleich ganz anders an!

Dass man auf blanker Kandare nur einhändig unterwegs sein sollte, war mir da noch nicht so klar – naja, hier war sie ja auch noch mit zwei Zügelpaaren versehen. Ich musste halt auch erstmal in alles reinwachsen und hatte niemanden, der mir dazu viel erzählen konnte. Der beste Lehrmeister war immer noch das Pferd – vor allem dieses hier.

Mit diesem schönen Outfit fuhren wir zum Landesbreitensportturnier nach Bad Segeberg. Swenja durfte in der Leichten Kür starten. Ihr Ritt war etwas unspektakulär, sie verlor auch noch ihren Hut, aber die beiden zogen ihr Programm schön sauber durch. Platziert wurde sie nicht, aber jeder bekam hier eine dieser tollen, großen Schleifen in Schleswig-Holstein-Farben und eine der begehrten Stallplaketten.
Fàsci und ich wurden 3. in der Schweren Kür und gewannen den Sonderehrenpreis für das schönste Kostüm – 2x die Note 10!!!

Unser autodidaktisches Kompliment links war inzwischen abgesichert und auch frei abrufbar, rechts ließ noch ein wenig auf sich warten, gelang im Ansatz aber auch immer schon mal.

Erste Spanische Schritte wurden auch erkennbar, denen allerdings gab Fàscino zeitlebens eine sehr persönliche Note ? 

Fàsci bot Bewegungen an, für die ich keine Begriffe kannte. So viele Bücher wie heute waren noch längst nicht auf dem Markt, die mir hätten erklären können, was er da tat. Ich ließ ihn immer machen und fühlte und fühlte. Und versuchte dann, das abrufbar zu machen.
Ich las, was ich in die Finger bekam und sprach mit Richard Hinrichs und Christin Krischke (Fürstliche Hofreitschule Bückeburg). Zwei Kontakte, die mir auch heute noch sehr wichtig sind.

Und so erkannte ich auch erst viel später Fàscinos Schulparade vor der großen Fontäne in Hannover-Herrenhausen als eine solche. Die Levade (er)kannte ich durchaus da schon ? – und die wurde langsam abrufbar.

Das Terre à Terre war eine Bewegung, die Fàscino mir beibrachte, nicht ich ihm. Ich kultivierte schließlich nur sein Angebot an Zweit-Takt-Sprüngen. Meine Begeisterung kannte kaum Grenzen, als ich mich endlich in die Lektionen der Renaissance-Reiterei vertiefte und erkannte, was für ein Ritter- und Fechtkunst-talentiertes Pferd ich da unter mir hatte.
Das also machte er da!
Fördern! Fördern! Fördern!
Keks!!

Wir beendeten die Saison beim ersten großen Breitensportfestival in Hamburg-Horn mit einem Sieg in der Kür und einem 2. Platz für den harmonischsten Ritt.

In diesem Jahr ist Fàscino auf 4 Turnieren in 7 Prüfungen gestartet und hat 2x gewonnen und war 4x platziert.
Unsere Prüfungen: Schwere Kür (1., 2., 3., 3.), Sportstafette, Gangarten-Stafette (1.)
Swenjas Prüfungen: Leichte Kür, E-Dressur, E-Springen (7.)
Außerdem hatten wir bei 9 Veranstaltungen 26 Auftritte in den Schaubildern Variationen zu Pferde, Kaleidoskop der Rassenvielfalt, Der Ausbildungsweg des Dressurpferdes, Iberische Impressionen, Sevillana.

2003

Noch mächtiger, noch stolzer… – Fàscino mit elf Jahren.
Schöner als je zuvor.

Im März startete ich in Stotel-Loxstedt in einer M-Kür. Am Richtertisch saß kein Geringerer als Richard Hinrichs – und Fàscino wurde Zweiter!
Er ging längst nicht so gut, wie er konnte, hier hatte er mit der Atmosphäre zu kämpfen – was sich im Protokoll in dem Satz niederschlug, dass „in der Galopparbeit die Kontrolle zeitweise verloren ging“ ?
Um so mehr freute mich, was Herr Hinrichs in ihm sah und freundlich und wohlwollend kommentierte.

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Im April durfte ich zum ersten Mal im Tagesprogramm der Messe NORDPFERD in Neumünster auftreten. Fàscino war in drei Schaubildern täglich dabei und machte seine Sache in der herrlichen großen Halle super.
Er blieb über Nacht dort, ich tüddelte den lieben langen Tag lang mit ihm herum – es war ein großartiges, erlebnisreiches und mal wieder extrem vertrauensbildendes Wochenende.

Mitte Mai war ich eingeladen nach Bredeneek. Hier fand eine große Military statt und ich war mit 2 Schaubildern der mittägliche Pausenfüller. Ich zeigte den „Ausbildungsweg des Dressurpferdes“ und „Die Entwicklung der Lektionen der Doma Vaquera“ – fremde Welt für das hiesige Publikum.
Na klar sah ich mir die Geländestrecke (Kl. S) an und dachte, eigentlich sollte ich als Schaubild mal einen Teil dieser Strecke mit Halsring reiten… „Aus Sicherheitsgründen“ lehnte man diesen Vorschlag leider erschrocken ab, nachdem sie merkten, dass ich diese verrückte Idee ernst meinte.

Auf Gut Grabau hatte ich 2 Küren genannt. Neben dem Abreiteplatz lief ein Esel (!) herum und machte so ziemlich sämtliche anwesenden Pferde wuschig und versemmelte damit so manchem Reiter die Kür – auch mir. Wir wurden nur immerhin noch 6., weil so manches Pferd vollständig die Contenance verlor. Weit davon entfernt war Fàsci allerdings auch nicht.
Ein Glück war’s kein Schaf…!!
Zum zweiten Start kam es leider nicht, weil eine Reiterin in der Prüfung so unglücklich von ihrem steigenden Pferd fiel, dass der Hubschrauber kommen musste. Der Esel war zwar inzwischen eingefangen, aber das Turnier wurde daraufhin beendet und alle Starter nach Hause geschickt.

In Kisdorf gab’s keine Esel und so ging Fàsci wieder in gewohnter Souveränität. Ich wagte zum ersten Mal drei Zweier-Wechsel auf der Diagonalen – das Viereck sagte Fàsci zu, er war entspannt und versammelt genug und konnte diese Kür gewinnen!

Das „Nachwuchspferd“ war gefunden und hielt am 13. Juli Einzug: Lusitano Negócio. 14jährig, halb verhungert, völlig vergurkt und einfach schlimm zu reiten, mit diversen Ängsten behaftet – in diesem Zustand aber für mich bezahlbar, was in dieser Zeit auf die meisten Iberer ansonsten einfach nicht zutraf. Und so wagte ich die Herausforderung mit einem echten Korrekturpferd und machte mich daran, ihn schön zu machen.

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Eutin-Fissau hatte – spannende Idee! – Küren auf unterschiedlich großen Vierecken ausgeschrieben, einmal auf 15 x 30 m und einmal auf 20 x 40 m. Für alle, die kein großes Viereck zur Verfügung haben, fand ich das toll. Fàsci ließ sich auf dem kleinen Viereck so gut versammeln, dass wir diese Kür gewinnen konnten, in der auf dem großen Viereck wurden wir Zweite.

Natürlich waren wir auch wieder in Bad Segeberg – neben einem 3. Platz in der Schweren Kür konnten wir 2. werden im Pas de deux mit der schönen dunkelbraunen „Second Fire“ mit Svea im Sattel.

Fàscino war in allen 7 Küren, in denen er in diesem Jahr startete, platziert – zwei konnte er gewinnen. Ich hatte so richtig Spaß am Austüfteln der Lektionenfolge und am Zusammenschneiden der Musik.
Wenn keine Lektionen vorgegeben waren, zeigten wir alle möglichen S-Lektionen. Inzwischen kamen erste erkennbare Passage-Sequenzen dazu. Noch recht unspektakulär und mit wenig Ausdruck, aber das sollte sich in den nächsten Jahren noch gewaltig ändern.

Auch wenn die Reisen zu Breitensport- bzw. Barockturnieren oder Messen oder anderen Veranstaltungen, auf denen wir Schaubilder zeigten, mehr wurden, war doch immer wieder Zeit zum Kuscheln und Seele baumeln lassen. Wir genossen unser „neues Leben“ sehr.

Fàscino mochte meinen kleinen Lusitano. Vielleicht, weil er die Hoffnung hatte, dass der Neue ihm den ganzen „iberischen Kram“ abnimmt ?
Negócio lief nach kürzester Zeit frei mit uns mit. Das war einfach nur traumhaft schön.

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Wir ließen nichts aus. Auch nicht den Damensattel. Den verkaufte ich allerdings ganz schnell wieder – das war nicht unsers!
Himmel, fühlten wir uns unwohl!
Gut so, ich hatte auch gar keinen Platz für noch einen Sattel und entsprechende Kostüme ?

Nein, im Ernst, Damensattel ist echt nicht meins. Fàscino war ganz meiner Meinung. Wir hatten Spielwiesen genug.

Dann doch lieber immer nochmal der Lange Zügel. Inzwischen galoppierte Fàsci am Langen Zügel auch, aber da kam ich echt in Schweiß.
Seine beginnende Passage machte aber längere und schöne Trabreprisen möglich. Und es ergab sich mal wieder eine Schulparade – abrufbar war die nicht, aber er zeigte sie immer wieder mal.

Neben dem Levade-Bild am Langen Zügel wurde dieser traumhaft schöne Moment, der im September vor dem Springbrunnen in den Herrenhäuser Gärten entstand, eines unserer bekanntesten Fotos, das später für viele Berichte und Artikel verwendet wurde.

Fàscino sprang inzwischen Kapriolen an der Hand. Einmal setzte ich die Gerte etwas zu scharf an und er sprang – während ich am Langen Zügel dahinter stand. UPS…
Das hätte anders ausgehen können. Fàscino war ungeheuer gehorsam, wollte einerseits der Hilfe entsprechen, mich aber nicht treffen. Er passte ungeheuer auf. Ich war jedoch gewarnt – Kapriole und Langer Zügel vertragen sich nicht. Ich hatte Spaß am Langen Zügel, er auch, also ließ ich die Kapriole mal eine Weile weg. Man muss Prioritäten setzen ?

Wir hatten ein neues Spielzeug!
Im Sommer hatte Fàscino die Garrocha kennengelernt – für die war er reichlich groß und trat sie mit Freude an Negócio ab.
Nun kam der Halsring dazu – und die Sonne leuchtete auf einmal heller. War das toll!! Wir waren sofort in unserem Element.
Leicht zu halten war Fàscino damit keinesfalls, aber wir hatten eine ungeheure Freude an dieser neuen Freiheit.

Die FN hatte sich wieder etwas zum Geld verdienen einfallen lassen – neue Reitabzeichen. Eines davon reizte mich sehr. Das wollte ich mit dem selbst gezogenen, selbst ausgebildeten Pferd machen. Einfach so, nur zum Spaß.
Im November ging Fàscino also morgens eine M-Dressur (6,7), mittags ein fehlerloses M-Springen (7,3) und nachmittags wurde ich in der Theorie (8,5) als „die Leuchte des Nordens“ bezeichnet und ließ mir – als einzige hier – das neue „Reitabzeichen Kl. I Silber mit Lorbeer“ anstecken.

Die anderen waren schwerst beeindruckt – gab es doch niemanden, der mit demselben Pferd Dressur und Springen absolvierte. Nicht mal in der Klasse A… – und schon mal gleich gar nicht in der Klasse M.

Im Dezember hatte ich mich für die Messe Pferd & JAGD in Hannover beworben – und sie nahmen alles, was ich ihnen anbot. Und boten mir noch mehr an. Und so war es ausgerechnet mein For-Pleasure-Sohn, der für die Messe Werbung für die fasziniereden Barockpferde machte 🙂

Ich hatte drei jeweils halbstündige live mit Headset kommentierte Demonstrationen. In einer davon sprangen wir mit Halsring einen Sprung von 1.40 m Höhe. Da flog ich fast runter, weil Fàscino einen so ungeheuren Satz machte.
Mit meiner kleinen Schweden-Flagge spielte ich ein wenig herum (so war Liten irgendwie auch dabei…). Die Flaggen wurden einige Jahre später deutlich größer und vielfältiger!
Natürlich zeigten wir die „Variationen zu Pferde“, in denen Fàsci mit Reitbeteiligung Swenja dabei war.
Ich nahm mit Negócio teil und Fàscino zeigte nicht die leiseste Eifersucht, da Negócio ihm die Garrocha und den Langen Zügel abnahm.
Fanden beide gut so ?

Ein Highlight waren noch die Auftritte mit Pete Kreinberg. Wir stellten Western und klassische Dressur gegenüber und beantworten Fragen dazu live. Wir verstanden uns prima und hatten großen Spaß an diesen schönen Demonstrationen, die hoffentlich mal wieder ein paar Grenzen in den Reiterköpfen abbauen konnten.

In diesem Jahr ist Fàsci auf 5 Turnieren gestartet und hatte in 7 Prüfungen 2 Siege und 4 Platzierungen.
Unsere Prüfungen waren: L-/M-Kür (6.), M-Kür (2.), Schwere Kür (3.), Kür ohne Angabe eines Schwierigkeitsgrades (1., 1., 2.), Pas de deux (2.)
Außerdem haben war das DRA I „Silber mit Lorbeer“ zusammen gemacht.
Wir hatten außerdem auf 5 Veranstaltungen 26 Auftritte.

Unsere Schaubilder waren: Der Ausbildungsweg des Dressurpferdes, Aus der Arbeit der Reitschule Johannenhof, Variationen zu Pferde, Military, Die Grundausbildung des Militarypferdes, Die Entwicklung der Lektionen der Doma Vaquera, Pure Freiheit und Klassik meets Western.

2004

Anfang des Jahres fragte die neue Zeitschrift „Légèreté“ an, ob ich nicht ein paar Artikel schreiben wolle. Na klar wollte ich!
Es ging um ganz verschiedene Themen, die ich für die kommenden Hefte schrieb, den Beginn machte aber natürlich Fàsci, der mich zu dem Titel inspiriert hatte „Jedes Pferd will“.

Im März machten wir mit vielen Reitern und Pferden eine sehr fröhliche Reise zu einer Messe nach Schöningen. Manche Schaubilder ritten wir bei Schneetreiben, es war ungeheuer kalt (Iberische Impressionen im Rollkragenpullover!), aber die Pferde machten fantastisch mit. Negócio hatte sich über den Winter toll entwickelt und war mit Feuereifer dabei.

Der Halsring hatte sich wirklich zu unserem Lieblings-Spielzeug entwickelt. Damit gelangen inzwischen auch Traversalen und mit etwas Glück Pirouetten. Springen ging immer ?

So auch auf der Galopprennbahn Bremen. Wir hatten einen tollen Show-Vormittag, nachmittags liefen die Rennen. Oh meine Güte, juckte es da in meinem Military-Hintern, hier gab es Rennbahnsprünge…
Auf so wunderschönem Boden… Der für uns natürlich verboten war.
Fàscino verfolgte mit gespitzten Ohren die Galopper und träumte wohl auch von früher.
Unser Halsring-Schaubild hieß inzwischen „Pure Freiheit“, was Fàsci auf der Rennbahn sehr ernst zu nehmen versuchte. Unser Bremsweg wurde ein paar Mal etwas länger.

So ganz alles iberische mochte mein kleiner Lusitano Negócio, der sich zu einer echten Rampensau entwickelte, Fàsci nicht abnehmen. Eine Señorita mochte er nicht auf der Kruppe haben, das überließ er gern dem Großen, der das mit einer ungeheuren Souveränität meisterte.

Im Juli startete ich wieder in Eutin-Fissau, und hier gelang es Negócio, Fàscino in der Kür zu schlagen. Meine beiden wurden 2. und 3.!
Und ich konnte wieder Siegerehrungen mit Handpferd reiten.

Wir zeigten noch mehrere Schaubilder, u. a. gelang der „Ausbildungsweg des Dressurpferdes“ hier so richtig, richtig gut. Ich liebe dieses schöne Bild von uns beiden und Fàscinos jugendliches Gesicht.

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Im August gründete ich den Verein „Team Légèreté e.V.“
Im Logo ist Fàsci mit vier Silhouetten vertreten.

Und dann fragte tatsächlich die Zeitschrift „Der Hannoveraner“ an – sie wollten einen Artikel über den vielseitigsten For-Pleasure-Sohn bringen!

Auch in Holm gab es – wie schon häufiger in letzter Zeit – ein Wiedersehen mit Fàscis Schwester Arsienne. Steffi stellte sie mit Frack und Zylinder vor, Naomi hatte ich Fàsci zur Verfügung gestellt, sie war im Outfit des Springreiters unterwegs, und so verkörperten die beiden in den „Variationen zu Pferde“ den FN-Turniersport, während ich hier mit Neg´ócio iberisch unterwegs war. Da sich Fàsci immer unkomplizierter auch auf Veranstaltungen von anderen reiten ließ, waren immer häufiger meine beiden wunderbaren Pferde im selben Schaubild vertreten.

Steffi hatte Arsienne Mitte 1997 vierjährig gekauft und sich mit ihr gemeinsam von der ersten Reiterprüfung „hochgearbeitet“. Die beiden lernten zusammen M- und S-Lektionen und glänzten im Damensattel.
Mit Halsring war Arsienne nicht ganz so gut zu händeln, aber die schmerzbefreite Steffi machte einfach alles mit ?
Hier einmal Bruder und Schwester über demselben Sprung:

In diesem Jahr war Fàsci auf 5 Veranstaltungen in 17 Auftritten zu sehen: Variationen zu Pferde, Iberische Impressionen, Pure Freiheit, Der Ausbildungsweg des Dressurpferdes.
Wir starteten auf 4 Turniere in 5 Prüfungen und konnten 4 Platzierungen erringen in Schweren Küren (3., 4., 5. und 7.). Einzig im Pas de deux in Bad Segeberg (mit Britta und Beduino) blieben wir unplatziert. Das hatten wir allerdings auch überhaupt nicht geübt und Fàsci behagte die südländische Knieaktion des braunen P.R.E. nicht so sehr ?

2005

Gleich zu Jahresanfang war Fàsci wieder in der Zeitung – dieses Mal mit einem großen Artikel in der „CAVALLO“:

Auf der NORDPFERD waren wir wieder mit etlichen Schaubildern vertreten und Fàscino warb in einigen Zeitungen für die Messe.

Hier nahm ich in diesem Jahr die Chance wahr, zum ersten (und einzigen) Mal in einer Hunterklasse zu starten. Fàscino war begeistert und riss mir alles aus der Hand. Das wollten sie in dieser Stilprüfung bloß nicht sehen ?

Ansonsten saß ich während dieser Messe mehr auf Neg´ócio als auf Fàsci – er trug souverän Petra und Señorita Birte durch die Iberischen Impressionen und war mit Swenja und Halsring in den Variationen unterwegs. In der Puren Freiheit ritt ich ihn selbst, hier sprangen Birte mit ihrem schönen Don und ich inzwischen immer wieder gleichzeitig. Das war schon cool!

In Hannover-Herrenhausen beim „Feuerwerk der Pferde“ gelangen schöne Fotos vor dem goldenen Tor. 
Wenn Fàsci mit Señorita ging, saß ich nur noch selten selbst im Sattel, weil ich mit Negócio etwas anderes zeigte. In den iberischen Impressionen erkannte kaum noch jemand den Hannoveraner, er wurde oft für einen sportlichen Lusitano gehalten. Die meisten wunderten sich wohl nur, warum ein männlicher Iberer eine Stehmähne und so unspektakuläre Gänge hat ?

Großartig war er in einem noch relativ neuen Schaubild: „Die Lektionen der Renaissance-Reiterei“, was ich manchmal auch unter den Namen „Ein Hannoveraner im 17. Jahrhundert“ zeigte. Dieses Mal wurden wir von Fechtern unterstützt, während Fàscino mit Pirouetten, Traversalen, fliegenden Wechseln und Terre à Terre nur so um sich warf.
So langsam wurden die Zweitakt-Sprünge immer bestimmbarer, so dass ich auch schon mal Terre à Terre und Mezair abwechseln konnte. Und erste Zweitakt-Sprünge seitwärts kamen auch dazu.
Diese unglaublich kraftvollen Bewegungen machten echt süchtig!

Erste Galoppsprünge rückwärts gelangen uns auch schon mal und die fliegenden Wechsel wurden immer lässiger. Dreier-Serien gelangen problemlos, Zweier auch schon immer wieder mal. Galopp war echt seine Gangart. Ist es immer noch. Er fragt sich heute noch, warum jemand den Trab erfunden hat. Doch nur für die Passage, oder?

In Treia zeigten wir mit großem Team fünf Schaubilder. Fàsci stellte in „Ein Hannoveraner im 17. Jahrhundert“ u. a. Renaissance-Lektionen wie Tummeln, Passade (nicht mit der Pesade zu verwechseln, die er aber auch zeigte), Terre à Terre / Redopp / Repulon, Mezair und Courbette (Zweitakt-Sprünge mit unterschiedlichem bzw. ohne Raumgewinn), Falkade (Stop aus hohem Tempo mit untergeschobener Hinterhand und leichter Erhebung der Vorhand) und Carriere (rasanter „Kavaliersstart“ aus der Hinterhand direkt in schnelles Tempo) vor. Er ging unglaublich und es wurde wieder einmal so deutlich, dass dieses Pferd mehr als prädestiniert für diese Bewegungen war. Aber mal im Ernst – es war ja nicht ich, die ihn dazu gebracht hat, sondern er mich – bei wie vielen Reitern auf der Welt hätte er wohl die Chance gehabt, das auszuleben??

Das Team Légèreté war mit einigen Prüfungen an der Ausschreibung des Damensattel- und Kür-Turniers auf dem tollen Turnierplatz in HH-Neuengamme beteiligt. Für die Leichte Kür hatte ich Petra Fàsci zur Verfügung gestellt, die ihn etwas vorsichtig-zurückhaltend aber mit wunderschönen Sitz durch die Lektionen führte.

Ich hatte mir ganz schön was vorgenommen in der Schweren Kür, wagte Dreierwechsel und doppelte Galopp-Pirouetten und freute mich wie verrückt über das tolle Protokoll. Fàsci konnte die Schwere Kür gewinnen!

Sein dritter Start war die Offene Kür der Reitweisen, in der er mit seiner Vorstellung sämtlicher S-Lektionen nur auf Halsring den Richter so beeindruckte, dass dessen kurz vor dem ersten Gruß frisch gebrachter Kaffee kalt wurde. Das warf er mir hinterher in der Siegerehrung vor – aber mit so einem Richterspruch konnte ich gut leben ?

Arbeit an der Hand ist nicht Fàscinos erste Wahl, aber auch das macht er.
In Otterndorf im Juli gelang sogar eine Passage an der Hand. Ich versuchte aber, ihn aus den Schaubildern herauszuhalten, die an der Hand gezeigt wurden, es war schon erkennbar, dass das Negócios Revier werden würde.

Die gestandene Kapriole hatte ich an der Hand allerdings schon noch manchmal im Programm, am Langen Zügel passte ich halt auf, dass ich nicht versehentlich ein ähnliches Signal setzte. So war alles gut.

Auch für Otterndorf durfte Fàsci wieder Werbung machen mit unserem schönen Levade-Bild. Ich musste ziemlich lachen, als ich sah, dass mein hannoversches Barockpferd Werbung für ein Country- und Westernfestival macht. Wenn ich eines ja nun wirklich nicht mache, ist es Western.
Ok, und Fahren.
Und Skijöring.
?

Die Passage war inzwischen auch unter dem Reiter sicher abrufbar.
In Eutin zeigte ich sie in der Schweren Kür – und wir wurden Zweite.

Die Einzelnoten waren der Hammer: neben etlichen Achten gab es eine 9 für den Schwierigkeitsgrad und eine für „Einklang von Musik und Bewegung“. Und wir bekamen eine 10 (!!) für „Harmonie zwischen Reiter und Pferd“ und unseren Gesamteindruck. Ich schwebte auf Wolken.
Was für eine tolle Kür!

Für das Pas de deux stellte ich Fàsci Birte zur Verfügung. Mit Fàsci und Negócio konnten wir diese Prüfung gewinnen. Danach hatten wir es dann auch schwarz auf – äh, beige: Fàscino ist ein Barockpferd!

Natürlich starteten wir auch wieder beim Landesbreitensportturnier in Bad Segeberg. Für das Pas de deux hatte ich ihn Petra zur Verfügung gestellt, ich ritt Negócio. Wir wurden mit diesem ungleichen Gespann Vierte.

In der Schweren Kür gab es ein Traum-Protokoll („Serienwechsel gut“!!! – „Trab mit Kadenz zur Passage“!!!) und damit einen Sieg!

Fàsci gewann dann aber auch noch die Offene Kür der Reitweisen – zum ersten Mal stellte ich die Renaissance-Lektionen in einer Kür vor. Hammer!!

Fàscino verwendete in den ersten Jahren das Steigen oft gegen mich. Dann entschied ich, das abrufbar zu machen und ihn darin zu bestärken in der Hoffnung, es damit bestimmbar zu machen.
Das Abrufen gelang schnell, das bestimmbar-machen dauerte insgesamt gute fünf Jahre. Dann erst verwendete er es nicht mehr gegen mich. Seitdem bestärke ich alle meine Pferde im Steigen.
Inzwischen war er so bestimmbar und gehorsam, dass ich Reitschüler, die Angst vor steigenden Pferden hatten, auf ihm das Steigen in verschiedenen Höhen fühlen lassen konnte. Er fing mit ganz wenig an und wenn ich schließlich vor ihm stand und das Kommando für „Jetzt aber mal richtig hoch!“ gab, dann hatte da oben schon niemand mehr Angst und fand das nur noch toll.
Im September gab es schöne Fotos – unter anderem die ersten von einer freien Pesade.

Mit zunehmendem Können stieg Fàscis Platz in der Herde von ganz unten nach ganz oben – alleine dadurch, dass er gelernt hat, mit seinem Körper besser umzugehen, wurde er sehr viel selbstbewusster und hat sich eine positive „Macht“ angeeignet, die ihn, sobald er sich in Bewegung setzt, imposant erscheinen lässt.
Trotz aller Schwierigkeiten, die er hat, ist in ihm mit der Zeit eine Leistungsbereitschaft entstanden, die anfangs nicht da war. Bei ihm hat Können immer zu mehr Leistungsbereitschaft und mehr Bereitschaft zu mehr Können geführt. Und so waren wir irgendwann in einer so genialen Spirale drin, bei der sich gefühlt von selbst immer mehr und mehr ergab.

Meine (oder besser seine…) Tierärztin und Osteopathin mobilisierte zwar einige Wirbel, ließ die meisten aber in Ruhe, weil er damit umzugehen gelernt hat. Sie war nach dem ersten Besuch total verblüfft, dass ein Pferd mit so vielen körperlichen Defiziten überhaupt so weit kommen konnte.
Was mich ehrlich gesagt auch immer wieder erstaunt…
Ich hatte Anke Rüsbüldt auf der HANSEPFERD kennengelernt und sie begleitete meine Pferde viele Jahre. Wann immer sie auf den Hof kam und eine Praktikantin dabei hatte, rief sie: „Piaffier mal!“, um ihren i. d. R. FN-geprägten Mädels zu zeigen, wie leicht so etwas aussehen kann… ?
Das konnte sie allerdings noch nicht in diesem Jahr rufen, aber erste halbe Tritte wurden langsam möglich. Die Piaffe fing an, sich abzuzeichnen, aber das war die Lektion, auf die ich bei Fàsci am längsten warten musste.

Im Dezember ging es wieder nach Hannover zur Messe Pferd & JAGD.
Fàscinos Schwester Arsienne war auch wieder dabei. Ich fand es toll, dass die beiden sich immer mal wieder sahen – einen großen Draht hatten sie allerdings nicht zueinander. Steffi und ich freuten uns weit mehr über die gemeinsamen Auftritte als unser Geschwister-Paar.

Das Tagesprogramm wurde vom „roten Sofa“ aus sehr unterhaltsam von dem genialen Stefan Krawczyk moderiert, der wenige Jahre später unerwartet viel zu früh starb.

Dieses Bild hat ein leeres Alt-Attribut. Der Dateiname ist 2005-12-400x266.jpg

In diesem Jahr startete Fàsci auf 4 Turnieren in 9 Prüfungen (2 davon mit Petra, eine mit Birte). Er konnte 4x gewinnen und war 4x platziert in den Prüfungen Schwere Kür (1., 1., 2.), Offene Kür (1., 4.) und Pas de deux (1., 4.) und Hunterklasse (9.).
Er war bei 9 Veranstaltungen in 37 Schaubildern (Variationen zu Pferde, Iberische Impressionen, Pure Freiheit, Ein Hannoveraner im 17. Jahrhundert, Der Ausbildungsweg des Dressurpferdes, Barockes Ensemble und Jede Rasse ist klasse!) zu sehen und hier oft auch mit Swenja, Petra, Naomi, Birte und Malisa unterwegs.

2006

Im Februar zeigten wir beim Shownachmittag anlässlich der Körung des Pferdestammbuches Schleswig-Holstein mein erstes Pferde-Musical, das mir über den Winter aus der Feder geflossen war: „Der Glücksritter“.

Fàscino war das Ritterpferd, und es wurde vom Pferd aus gefochten. Er ging in großartigen Zweitakt-Sprüngen vorwärts und seitwärts. Dadurch wurde fühlbar, wofür die ganzen Lektionen damals tatsächlich mal gebraucht wurden. Ein irres Erlebnis!

Im April hatten meine Pferde und ich sowohl im Tagesprogramm wie auch in der Gala-Show der Messe HANSEPFERD in Hamburg wieder gut zu tun.
Fàsci hier im Tagesprogramm:

In unserem Schaubild „Iberische Impressionen“ in der abendlichen Gala-Show sorgte Mezzosopran-Opernsängerin Prof. Yvi Jänicke für Gänsehaut. Sie sang live von Fàscinos Kruppe aus „Habanera“ aus Carmen.
Zum Heulen schön…!!
Fàscino liebte das. Er lauschte jedes Mal ganz gebannt und wurde vollkommen ruhig dabei, geradezu andächtig.

Zusätzlich betreuten wir zu fünft auch noch den Stand „Die Klassik-Ausbilderinnen des Nordens“. Das machte ich später nie wieder – entweder Pferde oder Stand! Nie mehr beides! Ich tüddel lieber den ganzen lieben langen Messetag mit meinen Pferden herum…

Das Team Légèreté war, wie auch im Vorjahr, wieder beteiligt an der Ausschreibung des Damensattel- und Kür-Turniers in HH-Neuengamme.
Fàscino wurde Dritter in der Schweren Kür.

Wir hatten auch meine Erfindung, die „Offene Kür der Reitweisen“, ausgeschrieben – die Prüfung, die dem, was ich mir wünsche und dem Grundgedanken des Team Légèreté so sehr gerecht wird. Dass jedes Pferd etwas anbietet, worin es strahlen kann – wenn man es nur lässt.
Praktisch das Schaubild „Variationen zu Pferde“ als Prüfung ?
Ich hatte mir einen zweiten Halsring zugelegt und damit eine Menge Spaß.
Hier zeigte ich „Reiten mit Halsring & Handpferd“ – meine Jungs gingen super und über weite Strecken im Gleichschritt, trotz ihres so unterschiedlichen Gangwerks. Wir wurden Zweite!

Auch in Bad Segeberg wurden wir mit dieser Offenen Kür Zweite, außerdem zeigten wir dies auch im Schaubild „Pure Freiheit“.

So wunderschön sah mein Großer im Juli aus.
Er, der immer so schnell in den Flanken einfällt und schlank bis dünn aussieht, wirkt hier mal richtiggehend rund. Für seine Verhältnisse.

Eine Lektion festigte sich gaaanz langsam – die Piaffe war im Kommen!
Damit tat er sich aber wirklich ziemlich schwer. Gut, kann auch an mir gelegen haben. Negócio und er waren die beiden ersten Pferden, mit denen ich „so richtig“ piaffierte. Ich hatte (selten) mal auf einem piaffierenden Pferd gesessen und so viel Erfahrung damit nun auch noch nicht – schon gar nicht im Ausbilden. Also, wie so oft, learning by doing und ganz viel mit den Augen klauen bei Richard Hinrichs & Co.

Fàscino hingegen zum Steigen zu animieren, ist eine der leichtesten Übungen. Auch heute noch.

Das Kompliment gelang inzwischen auf beiden Seiten. Er wollte zwar, dass ich das Bein noch anfasse, blieb dann aber lange und sicher unten.

Und wieder einmal gab es eine Interview-Anfrage, dieses Mal besuchte uns das Pinneberger Tageblatt für einen Artikel im „Blickpunkt“:

Im Sommer hatten wir im Süden Hamburgs auf einer wunderschönen Reitanlage ein tolles Foto-Shooting mit Christiane Slawik. Sie war sehr angetan von meinen beiden Pferden und deren Vielfalt.
Die dressurmäßigen Bilder machten wir zuerst, da sagte sie noch nicht viel und hielt brav drauf – und wie man sieht, hatte die Passage inzwischen deutlich an Ausdruck gewonnen.

Danach fotografierte sie Negócio am Langen Zügel. Das gefiel ihr, aber vom Hocker riss sie das auch nicht. Musste es ja auch nicht. Hauptsache, sie machte schöne Bilder ?
Eines der Fotos von Negócio am Langen Zügel erschien später sogar in dem Buch „Wie Pferde denken“ im Cadmos-Verlag.

Dann holte ich den Halsring raus. Christianes Blick wurde interessierter. Und wechselte ziemlich schnell zu Begeisterung, als ich mit den beiden Jungs die Wiese entlang galoppierte. Die beiden waren toll zusammen, wir hatten eine Menge Spaß.

Eines dieser Bilder erschien später auch in einem Buch, ich weiß aber gar nicht, in welchem… Tja, so ist das, wenn der Fotograf die Bildrechte hat und man nur über Freunde hört „Weißt Du, was ich in dem und dem Buch entdeckt habe…?“ – falls jemand weiß, um welches Buch es sich handelt, bitte Bescheid sagen! ?

Über Fàscino wollte Christiane einen Bericht für die Zeitschrift „Pegasus“ schreiben. Danach fragte sie mich allerdings erst, als ich mit Fàsci anfing, mit Halsring zu springen. Das begeisterte Christiane dann doch ziemlich. Sie warf sich in Gräben, unter Sprünge und fotografierte aus den verrücktesten Perspektiven. Da entstanden wirklich tolle Bilder!

Dieses Foto ist mein absolutes Lieblingsbild von den Geländesprüngen.
Es wurde auch später in verschiedenen Zeitschriften veröffentlicht.

Fàscino benahm sich so vorbildlich, dass ich es schließlich (zum ersten Mal überhaupt) wagte, den Halsring auch noch abzulegen. Ich steuerte ihn völlig frei auf einen kleinen Oxer und dann auf einen Sprung mit satten L-Maßen zu – und den sprang er mehrfach einwandfrei und ließ sich hinterher mit Stimme durchparieren. Zugegeben, der Bremsweg war etwas länger, aber das Gefühl war einfach unglaublich. Das klappte dann auch mit verschiedenen Geländesprüngen.

Christiane war die Begeisterung anzusehen, sie hatte richtig Spaß am Fotografieren – und Fàsci und ich am modeln!

Levade? Klar. Christiane fragte „Kannst Du das auch vor dem Hintergrund?“ – “ Und vor dem?“
„Ja.“ – „Ja.“ ?

In diesem Jahr waren es nur 2 Turniere mit 3 Prüfungen, in allen platziert: Schwere Kür (3.) und Offene Kür mit Halsring und Handpferd (2., 2.).
Wir hatten auf 3 Veranstaltungen 8 Auftritte – „Der Glücksritter“ und „Pure Freiheit“, auf der HANSEPFERD „Norddeutsche Ausbilder stellen sich vor“ und in der Gala-Show „Iberische Impressionen“ mit Birte als Reiter und Yvi bzw. Malisa als Señorita

2007

Ich hatte mich etwas gedulden müssen – der Artikel in der „PEGASUS“ erschien 2007:

Fàsino war nun 15 Jahre alt. Und ich ließ es ruhiger werden um ihn. Negócio war überhaupt nicht zu bremsen, so dass es leicht fiel, Fàscino freie Wochenenden zu gönnen.

Im März waren wir bei den Elferdinger Barocktagen, weil es hier die Gelegenheit gab, „Halsring & Handpferd“ als Prüfung (wir wurden 6.) und als Schaubild zu reiten. Das machte uns dreien einfach immer wieder richtig Spaß. Das Protokoll war großartig!

Die „sehr einfallsreiche und sehr gut gelungene Schlussaufstellung“ bestand darin, dass ich beide Pferde bei X halten ließ, mich auf Fàscis Kruppe stellte und von dort – passend zur Musik – stehend grüßte.
Die beiden Tollen blieben – trotz Applaus – brav stehen.

Tatsächlich waren dies die einzigen Unternehmungen mit Fàsci in diesem Jahr. Negócio riss sich alle vier Beine aus und wollte alles machen, was ein Pferd nur machen kann – und Fàscino, der Publikum ja nie so toll fand wie ich, war offenbar ganz froh, nicht mehr überall mit hin zu müssen. Dennoch war er wieder „Werbepferd“ für die Messe NORDPFERD in Neumünster:

Er ging super unter Reitschülern – wer ihn fühlen durfte, war meist geflasht, weil er viel mehr vermittelte als nur das Gefühl einer Lektion oder wie leicht sich etwas erzeugen lassen kann. Er ließ Menschen regelmäßig ehrfürchtig und demütig werden.

2008

Modellathlet Fàscino mit 16 Jahren. Die Vorderlastigkeit früherer Jahre ist verschwunden. Seine Schulterfreiheit blieb immer begrenzt – aber mit der Winkelung der Hinterbeine hatte er überhaupt keine Probleme mehr. Dass die zur Lastaufnahme bereit sind, ist hier sogar im Stand erkennbar.

Mein „Renaissance-Pferd“ in der Carriere auf der Weide ?

Im Mai zeigte Fàsci bei unserem Tag der offenen Tür einen Querschnitt durch die Lektionen der Renaissance-Reiterei.

Fàsci hatte inzwischen aber noch einen weiteren „Bildungsauftrag“: er ging regelmäßig bei unseren Workshops und Seminaren mit. Bei einem dieser Workshops demonstrierte er extrem geduldig die Wirkung verschiedener Hilfszügel.

Sein Kommentar zu Hilfszügeln: „Bäääh!!“

Ich hatte drei Mal in seinem Leben versucht, ihn mit Schlaufzügel zu reiten. Da war er so 5 oder 6. Und ich einfach nur noch hilf- und ratlos. Es endete jedes Mal in einer Katastrophe – Fàscino stellte unmissverständlich klar, dass er sich nicht zwingen lässt.
An der Longe ertrug er in jungen Jahren Ausbindezügel und später Gogue und Chambon, unter Reitschülern half der Halsverlängerer.
Ich ritt nie wieder mit sowas.

Was er wirklich großartig machte – und auch toll Schülern vermittelte – war die Arbeit mit der Doppellonge.
Ich stehe nicht so auf Doppellonge und nutze sie eigentlich nie, hatte in den Jahren aber gerade mal das Bedürfnis, das auch mal gemacht zu haben ?

Fàscino kann so traumhaft mit den Augen rollen, wenn ich wieder mit etwas Neuem komme. Er war aber ja der, an und mit dem ich immer alles ausprobierte, und so ertrug er mit den Jahren die verrücktesten Sachen.
Bei der Doppellonge hat er vermutlich schon nicht mal mehr die Augen verdreht ?

Im Oktober fand eine große PM-Tagung (PM = Persönliche Mitglieder der FN) bei uns statt. Und wieder war es Fàscis schönes Levade-Bild, welches hierfür – hier im „Peerblatt“ – warb:

In diesem Jahr gab es also nur den Tag der offenen Tür und 2 Seminare: „Die klassische Bodenarbeit“ und „Biegung macht gerade – gerade die Biegung macht’s!“. „Außer Haus“ waren wir gar nicht.

2009

Auch dieses Jahr war sehr ruhig, wir spielten oft einfach nur miteinander.

Beim Tag der offenen Tür auf unserer Anlage ging er natürlich mit, aber er durfte immer anzeigen, zu was er Lust hatte, und wenn ich sah, dass er keine hatte, konnte er machen, was er wollte. Er hatte alle Freiheiten und genoss das deutlich.

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Eine Woche später nahm ich ihn mit nach Köthenwald-Sehnde, weil hier ein Barockturnier mit ganz anderen Prüfungen ausgeschrieben war. Es gab Aufgaben in 2 Schwierigkeitsgraden. Die „Barockprüfung II“ las sich so:

A – Einreiten im Schritt auf der linken Hand
B – Halten, Grüßen
B – Anreiten im Trab oder Galopp (freie Wahl der GGA in der Aufgabe)
Schlange:
C – Volte links (1,5 x 10 m)
ML – Schlangenlinie auf der Mittellinie (2 Bogen)
zu A – Volte rechts (1,5 x 10 m)
K – H – Carriere
H – C – aufnehmen
C – A – Mittellinie
A – K – E – H – C – Carriere
M – X – K – A – Diagonale
F – B – M – Carriere
Kleeblatt (3 Blätter):
C – X – Mittellinie
X – Volte rechts zu E (1. Kleeblatt) 10 m
danach 2 Volten links (2. Kleeblatt) 10 m
danach Volte rechts zu B (3. Kleeblatt) 10 m
X – C – Carriere
C – linke Hand
zwischen C und H Schritt
E links um
vor B Halten
vor den Richtern absteigen und grüßen

Mit den Aufgaben kam kaum ein Reiter wirklich gut klar und so sahen die bei jedem mehr oder weniger anders aus. Es gab keine Wertnoten, sondern nur „bestanden“ oder „mit Auszeichnung bestanden“ und vermutlich auch „nicht bestanden“. Man erfuhr aber eher nichts und uns verging ein bisschen der Spaß. Fàsci hatte seine Sache fein gemacht, wir bekamen ein „bestanden“, aber leider kein Protokoll und keinen Kommentar. Wir fuhren etwas enttäuscht nach Hause. Davon hatte ich mir mehr versprochen.

Das waren die einzigen beiden Veranstaltungen in diesem Jahr für Fàsci.
Er durfte oft auf dem Hof frei laufen, das war ein Hochgenuss für ihn.
Unser Verhältnis zueinander wurde noch einmal wieder anders und inniger. Alles kann, nichts muss.

2010

Fröhlich und jugendlich blickt mein nun 18jähriger Fàscino an einem traumhaft schönen Wintertag in die Kamera.

In der CAVALLO sah ich zu meiner großen Freude nach einem Interview über das Reiten mit Halsring mein Lieblings-Halsring-Gelände-Springbild wieder:

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Zum Workshop über anatomische Grundlagen mit dem etwas sperrigen Titel „Was der Reiter wissen muss, damit sein Reitpferd gesund bleibt“ malten wir Fàscino im Beisein von Pferde-Physiotherapeutin Martina mit Fingerfarben an. Links Skelett, rechts Muskulatur.
Bitte nicht nachmachen! Nicht mit Fingerfarben! Ich fand noch Monate später Farbreste hinter (und in…) den Ohren…!

Im Frühjahr erschien in der Zeitschrift „Hofreitschule“ ein Artikel – die Überschrift fand mein Mann schreiend komisch und so nennt er mich gerne immer noch mal zwischendurch „Klassik-Queen“ ?

Die Entwicklung von der Busch-Prinzessin zur Klassik-Queen (wie kommt man bloß auf sowas??) verdanke ich ja nun ganz klar meinem Großen!

Im Sommer machte Sabine Soyka Bilder von meinen Jungs für den „Reiterplan“ – ein Taschenbuch-Kalender für Reiter für das Jahr 2011.
Fàsci zeigte ein kraftvolles Terre à Terre und eine nicht minder kraftvolle – und inzwischen so viel ausdrucksvollere! – Passage.

Fàscino legte inzwischen immer mal den Kopf auf meiner Schulter ab.
Innige Momente…

Auch am Langen Zügel ließen sich Passage und Terre à Terre abrufen.
Ich machte selten etwas am Langen Zügel, aber hier hatten meine Eltern mich besucht, und da grub ich den doch mal aus ?

Ich hatte mich ja schon immer zu ihm legen können, an ein Ablegen an der Hand war dennoch nie zu denken. Ich mache das, wenn überhaupt, ohne jegliche Hilfsmittel, und so legte er sich halt nie an der Hand hin.
Das Ablegen als „größten Vertrauensbeweis ever“ zu deklarieren, missfällt mir daher, denn Vertrauen haben wir nun wirklich ohne Ende zueinander. Auch wenn er sich nicht an der Hand hinlegt!

Im Oktober zeigte Fàsci beim Seminar „Seitengänge“ super detailgenau alle klassischen Seitengänge in verschiedenen Abstellungen und Kombinationen verschiedener Seitengänge (Galopp-Pirouette innerhalb einer Trabtraversale, Piaff-Pirouette, Galopp-Pirouette rechts/links in direktem Wechsel etc.) – er war einfach großartig.

Kurz darauf ergaben sich traumhafte Fotos. Es war erst das zweite Mal überhaupt, dass ich mit meinen beiden das Tandem ausprobierte.
Und ich durfte alles abfragen – Seitengänge, Piaffe, Passage… 
Schier unglaublich!

Es war allerdings auch unser letztes Mal zu dritt.
Sechs Wochen später starb Negócio völlig unerwartet innerhalb weniger Stunden an einer Kolik. Sein Verlust erschütterte uns beide sehr.

Der Reiterplan war inzwischen fertig und so passagierte im Jahr 2011 jedem, der diesen Kalender besaß, mein wunderbarer Zauberschimmel täglich entgegen. Was für ein Andenken…

Dieses Bild hat ein leeres Alt-Attribut. Der Dateiname ist 11-2010-Mein-Pferd-500x295.jpg

Wir hatten um Weihnachten herum ein paar schöne Schnee-Tage.
Der Verlust von Neg´ócio hatte mich ziemlich aus der Bahn geworfen, und so spielten wir oder kuschelten wir meist, nach irgendeiner Form von „Arbeit“ stand uns beiden überhaupt nicht der Sinn.

Ich schenkte mir ein neues Korrekturpferd zu Weihnachten – den fast 14jährigen P.R.E. Joya. Auch ihn mochte Fàscino zum Glück sehr. Ich freute mich so, dass die beiden sofort Freunde wurden. Dennoch fehlte Negócio natürlich an allen Ecken und Enden.

 2011

 Neunzehn Jahre… Da sehen andere ganz anders aus!

So athletisch, so schön – Fàscino beim Weideauftrieb im Mai.

Ein Handpferd reicht nicht ?
Wozu habe ich schließlich drei Pferde??
Das war nicht ganz einfach, aber es machte Spaß!
Louis fand das ungeheuer spannend, Joya war in der Mitte sehr brav.

Fàscinos so schön akzentuierte Muskulatur lässt sich so gut erfühlen – und so bezog ich das in die Workshops mit ein. Die Teilnehmer durften „Hand anlegen“ und in verschiedenen Bewegungsmomenten fühlen, wie die Muskeln arbeiten. Das sorgte regelmäßig für verblüffte, staunende Gesichter und einige echte Aha-Erlebnisse – insbesondere, wenn die Teilnehmer in der Piaffe ihre Hände an Fàscinos Hinterhand legten.

Ebenfalls super kam die Idee an, die Beine für jede Gangart unterschiedlich farbig zu bandagieren, und zwar immer je nach Takt bzw. Fußfolge. So entstand das Seminar (und auch das Lehr-Schaubild) „Takt & Fußfolge“.
Hier trabt Fàsci zwar, es sind aber noch die Schritt-Farben zu sehen – so lässt sich die Fußfolge und der Viertakt leicht erkennen und verstehen.

Und dann kam der Unfall…
Mitte Juli wurde Fàsci auf der Weide liegend gefunden und von etlichen Helfern mehr in den Stall zurück getragen als geführt.
Ich kam so schnell ich konnte, meine Tierärztin flog tief, und uns bot sich ein grauenhafter Anblick. Fàscino lehnte an der Wand, konnte kaum stehen, leerer Blick, Kreislauf am Boden. Erste Idee: Genickbruch.
Es dauerte, bis abends endlich ein mobiles Röntgengerät verfügbar war, dass diese Regionen durchleuchten kann, dann wussten wir aber, dass kein Bruch vorlag. Das war zwar eine Erleichterung, aber sein Anblick war überhaupt nicht zu ertragen. Er lehnte weiterhin an der Wand und konnte den Kopf nicht bewegen.
Ich bat meine Tierärztin, ihn einzuschläfern, sie bat mich, zu warten.
Wir haben nie herausgefunden, was passiert war, aber die Spuren auf der Weide sprachen für einen Sturz aus Tempo, Fàscino hatte meterlange Schleifspuren in die Grasnarbe gezogen. Hätte man ihn dort nicht kurz darauf dort liegend gefunden, hätte ziemlich sicher sein Kreislauf versagt. Da dieses Stück Weide nicht vom Stall aus einsehbar war, war es großes Glück, dass nach ihm noch ein Pferd rausgebracht wurde.

Ich bettelte meine Tierärztin eine Woche lang an, ihn einzuschläfern, sie bat mich eine Woche lang, zu warten.
Ich wartete.
Es war schlicht grauenhaft.

Ich fütterte Fàsci die ersten Tage nur aus der Hand, weil er an der Wand lehnte und den Kopf nicht bewegen konnte. Er nahm das Futter körnchenweise, kaute ganz langsam und angestrengt und hörte nach ein paar Bissen auf. Auch Wasser hielt ich ihm direkt vor die Nase, damit er immer wieder ein paar Schlucke trinken konnte.

Ich konnte in der schlimmsten Zeit keine Fotos machen, weil ich immer annehmen musste, dass es die letzten von ihm sein würden.
Auch als er sich langsam von der Wand löste und sich minimal in der Box bewegte – völlig wackelig und sichtbar konzentriert und angestrengt – war ich noch nicht in der Lage, Bilder zu machen.
Das erste Foto entstand vier Wochen später, als ich Fàscino an ganz langer Longe vorsichtig Schritt gehen ließ. Deutlich sind die massiven Schwellungen um die Halswirbel zu erkennen.
Fàscino hatte wenig Einfluss auf seine Hinterbeine, schwankte, konnte schlecht bestimmen, wann und wo er anhalten würde, ebenso unkoordiniert waren Wendungen.
Vorbei war seine Paradedisziplin „Takt & Fußfolge“… Er hielt sich nicht mehr an Takte und Fußfolgen, er stützte sich immer auf das Bein, das gerade zufällig die Last halten konnte. Es war kaum zu ertragen.
Aber irgendwas ging da bergauf, und mein Großer kämpfte.

Unabhängig voneinander diagnostizierten drei Tierärzte Ataxie. Ich fand es nicht fair, Fàscino so am Leben zu lassen und kommunizierte einmal von zu Hause aus mental mit ihm. Er machte absolut deutlich, dass er den Zustand aushalten kann und will und ich ihm einfach nur helfen soll.
Ok. Dann sollte es so sein.
Die Tierärzte meinten „So, wie es in sechs Wochen ist, wird es bleiben.“
Fàscino kämpfte.
Und ich lernte, was „aushalten“ bedeuten kann.

Nach acht Wochen konnte er einigermaßen große (= riesige) Wendungen kontrollieren und erste vorsichtige Tritte traben. Ich ließ ihn an ganz langer Longe so gehen, wie er konnte.
Die Tierärzte staunten und meinten „So, wie es in drei Monaten ist, wird es bleiben.“
Fàscino kämpfte.
Ich hielt aus.

Und zum ersten Mal erlebte ich ganz bewusst, dass und wie erlernte Versammlung Leben retten kann. Ich hatte Fàscino am Halfter am losen Strick, nahm überhaupt keinen Einfluss auf seine Halshaltung, fragte nur ganz behutsam verkürzte / halbe Tritte an. Er konzentrierte sich unglaublich, suchte in seinem Körper nach der Bewegung, die er kannte, und brachte in den nächsten Wochen seinen Körper über ganz kleine konzentrierte Bewegungen in erlernte Muster zurück.
Meist war er nach wenigen Minuten fertig. Ich ließ ihn komplett selbst bestimmen, wie viel und wie lange er was konnte und wollte.

Nach zwei Monaten sah man noch die Schwellung um die oberen Halswirbel, und dieser Moment auf dem Bild ist ungeheuer gut, so gut waren da noch nicht viele. Ein, zwei solcher Tritte strengten Fàsci ungeheuer an, wir tasteten uns in super kurzen Reprisen an sein Bewegungsgefühl heran. Er wollte.

Nach gut drei Monaten legte er sich zum ersten Mal wieder hin – auf seinem Weidestück, auf dem wir ihn von den anderen Pferden getrennt hielten, damit ihn keiner gefähren konnte. In der Box lag er noch nicht wieder, das kam erst viel später.
Irgendein Tierarzt meinte nochmal verblüfft nach vier Monaten, dass sein Zustand jetzt aber wohl so bleiben würde, dass die Verbesserung aber erstaunlich sei.
Zu dem Zeitpunkt konnte Fàscino noch immer nicht sicher bestimmen, wo er anhielt, schon gar nicht aus dem Trab, aus dem Galopp schon gar nicht, was einmal auf der Weide überhaupt nicht witzig war, als ihn ein neuer Übermut packte und er vor dem Stromzaun nicht anhalten konnte…
Wir verkleinerten daraufhin sein Stück und er wurde auf der Weide deutlich vorsichtiger.
Wir wagten nun aber langsam erste einzelne Galoppsprünge an langer Longe, in denen ich ihn dann aber geradeaus gehen und von selbst und möglichst schnell wieder durchparieren ließ. Punktgenauer Gehorsam ist schon etwas großartiges, vor allem, wenn der Kopf reagieren will, der Körper aber noch nicht kann…

Wir gewöhnten uns an etwas ganz Neues, bisher nicht gekanntes. Unsere Beziehung trat schon wieder in eine neue Dimension ein. Er wollte leben, das war überdeutlich, und er kämpfte. Also hielt ich aus, was immer leichter wurde. Aber noch lange nicht „leicht“.

Ich dachte natürlich schon manchmal, wie schade es wäre, ihn nie wieder reiten zu können, wusste gar nicht mehr genau, wie unser letzter Ritt war – und leider war ich auch nicht die letzte gewesen, die auf ihm gesessen hatte. Aber wirklich wichtig war das nicht, nur schade.

Eines Tages im Herbst visualisierte er mit einer enormen Intensität einen Halsring. „Meinst Du das ernst?“ fragte ich – er sah mich mit einem ganz warmen Blick lange an, er meinte es ernst. Ich nahm also den Halsring und setzte mich vorsichtig auf seinen ungesattelten Rücken. Ich ließ ihn machen, wie er wollte, wir gingen ein paar Minuten Schritt, das war alles, aber es war unbeschreiblich viel. Es war ein Stück Himmel und machte uns beide so, so glücklich. Sollten diese paar Schritte unser letzter Ritt gewesen sein, wäre alles gut.

Er war es nicht, wie wir inzwischen wissen ?

Fàscino strafte alle schlauen Tierärzte ab mit einer „Reinkarnation“, die niemand für möglich gehalten hätte.
Ich weiß nicht, wie Fàsci es gemacht hat, aber das, was nach dem Unfall passierte, hat uns nochmal in eine andere Dimension blicken lassen.

Im September bei unserem Tag der offenen Tür konnte Fàscino tatsächlich dabei sein – wir zeigten die große Rassevielfalt unseres Stalles (für ihn bedeutete das im Prinzip nur, im Schritt außen herum geführt zu werden), und da war er extrem zum Spielen aufgelegt. Es machte mich ungeheuer glücklich, ihn so albern zu sehen.

Anfang des Jahres hatte Fàscino zum ersten Mal in seinem Leben auf einem Podest gestanden und schnell Gefallen daran gefunden.

Ich war zutiefst glücklich, dass ich das Jahr mit den drei Pferden beenden durfte, mit denen es begonnen hatte.

Fàsci hatte in diesem Jahr an den beiden Seminaren „Takt, Rhythmus, Fußfolge“ und „Spannung – ein spannendes Thema“ mitgewirkt sowie nach seinem Unfall einen entspannten Auftritt im Schaubild „Jede Rasse ist klasse!“.

2012

Joya und Fàscino mochten sich sehr. Louis und Joya auch. Louis war als selbstbewusster Hengst, der ständig sein Krönchen polierte und sich seiner Königlichkeit sehr bewusst war, für Fàsci aber zu dominant und zu frech, und so nahm ich ihn eines Tages, als Joya und Fàsci schon in der Halle waren, an den Kappzaum und sagte ihm ganz klar, dass er Fàsci auf gar keinen Fall bedrängen darf. Ist das klar?? Klar, meinte er – und war super vorsichtig. Ich konnte meine drei zusammen laufen lassen und das war einfach toll. Wir hatten so viel Spaß!

Fàsci bewegte sich so „im Alltag“ schon wieder relativ normal. In der Box lag er manchmal, lieber aber in der Halle, wo er mehr Platz hatte. Da fühlte er sich sicherer beim Aufstehen, was ihm manchmal nicht leicht fiel. 

So strahlend sah er im März aus – und ich war so glücklich, dass wir seinen 20. Geburtstag hatten feiern können. Dieser Geburtstag war für mich viel wichtiger als alle zuvor.

Ich ritt immer wieder mal, inzwischen auch mal mit Sattel, und den Halsring tauschte ich hin und wieder gegen Trense oder Kandare.
Ich blieb aber sehr vorsichtig damit, dem Hals eine Form vorzugeben, da durfte Fàsci immer selbst anzeigen, was möglich war. Er war hochmotiviert und kämpfte sich in vielen kurzen Reprisen ins Leben zurück.

Wir gingen viel spazieren – ich hatte Joya am Strick, Fàsci durfte frei mitlaufen. Das tat er mit Begeisterung!

So trabte mein Zwanzigjähriger im Mai über die Weide – wieder in der Herde. Er hatte seine Chefposition von früher eingebüßt und hielt sich meist in Joyas Nähe auf, der sehr auf ihn aufpasste und jede Bedrohung von ihm fernhielt. Fàsci hatte sich großartig erholt.

Beim Reiten gingen wieder alle Gangarten, wenn auch oft noch auf sehr großen Linien und mit nicht immer exakt bestimmbarem Bremsweg.
Und da ich ihn ungerne zusammenstellen wollte, dachte ich mir, konnte ich auch ohne Zäumung reiten. Da wurde der Bremsweg dann noch länger 🙂

Im Sommer entstanden mal wieder Bilder beim Reiten und am Langen Zügel – alles war wieder da. Längst nicht in der Geschmeidigkeit von früher, aber mit ungebrochener Motivation. In viel kürzeren Reprisen, vor allem „in Haltung“, aber mit um so mehr Ehrgeiz seinerseits.
Unglaublich!

Und so ließ ich Fàscino mal wieder bei unseren Workshops mitgehen.
Im Juli ging es um „Wege zur Versammlung“ und Fàsci war voll in seinem Element. Ich fragte ihn immer, wie weit er sich in einer bestimmten Lektion einbringen wollte – und er riss sich alle vier Beine aus und machte begeistert mit.

Im August beim Turnier des Team Légèreté stellte ich Fàscino am Ende der letzten Prüfung, der „Offenen Kür der Reitweisen“, in sehr schnellem Wechsel innerhalb von acht Minuten in fünf verschiedenen Reit- bzw. Arbeitsweisen zu jeweils wechselnder Musik vor. Er gab sich eine ungeheure Mühe und ging einfach klasse.
Ich war überwältigt von diesem wunderbaren Pferd.

Nach dieser Vorstellung kniete ich vor ihm und die Tränen liefen. Das Publikum applaudierte anfangs nicht – sie standen auf und verneigten sich vor diesem Pferd, dessen Geschichte vor diesem Auftritt erzählt worden war. Es war einer der ergreifendsten Momente, die ich je erlebt habe.

Zu dem Zeitpunkt dachte ich, das wäre seine Abschiedsvorstellung gewesen. Negócio konnte ich damals nicht verabschieden – Fàscino zeigte mir einige Zeit später, dass er selbst bestimmen wollte, wann er aufhört ?

Im August wechselten wir den Stall. Ich hatte große Sorge mit diesem Wechsel – aber Fàscino fiel in einen Jungbrunnen. Es war unfassbar. Er war tagelang aufgekratzt, wartete, wann die Show denn nun endlich losgeht.
Er dachte echt, er wäre auf einer Messe. Ich konnte es nicht fassen.

Ich nahm ihn oft ganz frei mit ins Gelände, hier war ein Wäldchen und einige Zeit standen ein paar Stoppelfelder. Wir genossen diese Runden zu dritt sehr.

In der Halle standen häufig Sprünge. Das Thema Springen hatte ich gedanklich nach dem Unfall abgehakt.
Fàscino nicht.
Er beäugte immer wieder die Sprünge und zog den einen oder anderen an. Also ließ ich ihn eines Tages einfach gehen – und dann machten wir tatsächlich einige Sprünge. Wir waren so, so glücklich an diesem Tag!

Im Herbst spielten wir mal wieder ein wenig mit der Garrocha herum.

Wir hatten Ende des Jahres Auftritte im Tagesprogramm der Messe Pferd & JAGD in Hannover mit etlichen Pferden geplant – natürlich ohne Fàscino. Kurz zuvor fielen allerdings mehrere Pferde aus. Und so gab ich meiner Reitschülerin Joya an die Hand – und das funktionierte erfreulich gut. Sie übernahm also die „Arbeit an der Hand“ mit Joya und ich beschloss nach einem tiefen Blick in die schönen Augen meines großen Dunklen, für mich Fàscino mitzunehmen.

Kaum war dieser Entschluss gefasst, fühlte ich mich wie frisch verliebt. Ich hatte Schmetterlinge im Bauch, Fàscino war aufgekratzt, wieherte mir nur noch hinterher. Wir waren in einer Art und Weise aufgeregt, wie ich es überhaupt nicht mehr kannte. Das Gefühl war einfach nur toll.
Ich hatte Sorge, dass Fàscino die vier Tage zu viel werden würden. 
Pah!!

Ich ließ ihn im Stall immer frei laufen (in einer riesigen Halle mit hunderten Boxen…), er blieb immer bei uns und genoss die Tage sichtlich.

Wir genossen die oft noch relativ leere Showhalle am frühen Morgen.

In den Schaubildern übertraf er sich wirklich selbst. Ich weiß nicht, wo er das herholte. Er trat den Boden tot, holte alles aus sich raus, was drin war (und das war eine Menge…), er haute mich echt um. An einem Tag war meine Tierärztin da und ich widmete ihr dieses Schaubild.

Dass uns dieses Erlebnis noch einmal vergönnt sein würde, war nun wirklich nicht zu erwarten.
Dafür reichten 1000 Kerzen nicht aus ?

In diesem Jahr bereicherte Fàscino die Seminare „Arbeit an der Hand“, „Takt, Rhythmus, Grundspannung“, „Wege zur Versammlung“ und „Seitengänge“. Außerdem war er auf der Pferd & JAGD 3x in den „Variationen zu Pferde“ zu sehen. Bei einem Turnier mit einer Prüfung (Arbeit an der Hand -schwer) wurde er 3., und außer Konkurrenz zeigte er hier am Ende des Turniertages seine persönliche „Hannoversche Vielseitigkeit“.

2013

Am liebsten waren wir zu zweit (also, zu dritt, um genau zu sein) unterwegs. Wir hatten tolle Handpferde-Runden im Gelände.

Sprünge bezogen wir immer mal wieder mit ein, und Fàsci hob manchmal ganz schön (früh) ab. Diese Bilder entstanden an seinem 21. Geburtstag:

So sah mein Großer nun aus mit seinen 21 Jahren:

Die CAVALLO wollte meine Meinung zu Pferde-Geburtstagen hören.
Na, da waren sie bei mir ja genau richtig 🙂

Im April war ich wieder zu den Jubiläumstagen im Krämer Mega-Store eingeladen und demonstrierte mit einem hochmotivierten Fàscino „Taktverschiebungen in der klassisch-barocken Reiterei“. Und er ließ sich in Takt und Raumgriff verschieben, dass es nur so eine Wonne war.

Natürlich durfte er hinterher mit in den Laden und sich an der Leckerlie-Theke selbst bedienen.

Im April nahm ich den völlig fitten und wieder viel geschmeidigeren Fàscino mit nach Neumünster auf die Messe NORDPFERD.

Die Pferde übernachteten natürlich wieder in Neumünster und wir genossen frühmorgens die manchmal relativ leere Show-Halle.

Im Tagesprogramm trat er in verschiedenen Schaubildern auf, hier im „Barocken Ensemble“:

Da muss er tatsächlich 21 Jahre alt werden für sein erstes Garrocha-Solo! Gerda Blochwitz tanzte für uns, Fàscino tanzte auch.
Es war ein großartiges Schaubild.

Das schönste Schaubild für mein Gefühl war aber „Reiten mit Handpferd“.
So toll war das noch nie!

Anfang Juni starteten wir in zwei Küren, eine an der Hand, eine gerittene.
In der gerittenen war Fàscino die reinste Kampfansage, vor allem in Passage und Terre à Terre trat er echt den Boden tot. Was für eine Kraft…

In der Kür an der Hand hatte ich richtig zu tun. Meine Güte, der war aber auch drauf!

Ich liebe dieses Foto mit seinem so jugendlichen Blick!

Ziemlich spät abends im Dämmerlicht durfte ich mal wieder bei Krämer mit meinen Jungs machen, was ich wollte. Wir hatten eine halbe Stunde bekommen, was schon ungeheuer viel ist, aber ich war letzte an dem Tag und so ließ ich mir irgendwas einfallen, so lange die Zuschauer da blieben, Spaß hatten und Fragen stellten. Ich liebe diesen direkten Kontakt und es wurde ziemlich spät ?

Ende Juni richtete das Team Légèreté in Altengamme wieder ein Turnier aus. Nach einem wunderbar verspielten Abend vor dem Turnier übertraf Fàscino sich am Turniertag selbst.

Wir starteten in der KB 2 (schwere klassisch-barocke Aufgabe), die Fàscino tatsächlich mit 8,5 gewinnen konnte. 

In der Kür ging er nochmal super und gewann tatsächlich auch die mit den Wertnoten 8,8 und 9,0!

Er siegt wieder…
Fàscino kam 10 cm größer nach Hause und ich grinste tagelang selig vor mich hin. Dass uns das nochmal passieren würde…!

Auch das Protokoll der Offenen Kür liest sich großartig – und so fühlte es sich auch an:

In Eutin ging Powerpaket Fàscino die Schwere Kür (mit einem imposanten Schlussgruß direkt vor den Richtern) und mit Joya (als Handpferd) die Offene Kür der Reitweisen. Er war wirklich wieder voll da!

Dieses Bild hat ein leeres Alt-Attribut. Der Dateiname ist c13-500x446.jpg

In der Offenen Kür gelangen beim „Reiten mit Handpferd“ Pirouetten nebeneinander – Joya innen „auf dem Teller“, Fàsci außen ganz eng um ihn herum. So genial!

Mein Hang zu mehr Freiheit für meine Pferde wurde immer größer und ich probierte alles mögliche aus. Die Halsringe gaben beiden ja durchaus schon eine Menge Freiraum, aber so einige Dinge gelangen auch ganz ohne irgend etwas. Joya hatte gelernt, in der Laufcourbette auf mich zu zu kommen. Das muss doch auch ganz frei gehen…?? Ging es. Was für ein Gefühl!

Passend zu dieser unserer fast schon Lieblings-„Reitweise“ erschien ein Artikel darüber in der Zeitschrift „Snipp“:

Im August fuhren wir noch zu einer meiner Lieblings-Veranstaltungen, der Tier-Faszination in Ruschwedel. Fàsci war mit Joya beim „Reiten mit Handpferd“ dabei und in „Jede Rasse ist klasse.
Den „Rest“ übernahm Joya ?

Im Sommer hatte ich die Anfrage vom blv-Verlag bekommen, ein Buch über Bodenarbeit zu schreiben. Ich war Feuer und Flamme. Allerdings dachte ich, dass Fàscino dazu ja leider gar nicht so viel beizutragen hat, denn „Bodenarbeit“ ist ja nicht so seins. Und dann fing ich an zu schreiben. Und zu fotografieren. Und Fàsci gab zu jedem Artikel seinen Senf dazu.

Die Male, die ich ihn an der Doppellonge hatte, konnte ich ja fast noch an 2 Händen abzählen, und das war Jahre her. Nun grub ich die aus und ließ Fàscino zum ersten Mal damit springen. Mit 21 die ersten Sprünge an der Doppellonge! War das genial!!

Doppellongenarbeit ist nicht so einfach, wie es aussieht! ?
Fàsci war sich wirklich für keinen Blödsinn zu schade. Leider wollte der Verlag dieses (zum Glück gestellte) Bild nicht im Buch haben. Schade.

Und dann lernte er „mal eben“ nur für’s Buch das Plié – ich hatte nämlich kein Pferd, das ich in dieser Lektion fotografieren konnte.
Das hatten wir tatsächlich vorher nie in dieser Form gemacht.

Das „blv-Handbuch Bodenarbeit“ erschien im März 2014 – und ich widmete es diesem wunderbaren Pferd.

Dieses Bild hat ein leeres Alt-Attribut. Der Dateiname ist 2013-22-400x485.jpg

Ich empfand inzwischen ohnehin jeden Tag, den wir miteinander verbringen durften, als Geschenk. Aber was für ein ungeheures Geschenk war bitte dieses unglaubliche Jahr?

Schaut Fàscino zurück – oder nach vorne? Oder beides?

In diesem Jahr zeigten wir bei 4 Veranstaltungen 2 Live-Demonstrationen (Taktverschiebungen in der klassisch-barocken Reiterei und Reiten mit Handpferd) und 5 Schaubilder (Barockes Ensemble, Der Tanz mit der Garrocha, Reiten mit Handpferd, Jede Rasse ist klasse!), waren bei einer Pressekonferenz Fotomodell und standen bei 2 Vorträgen herum (Alternativer Hufbeschlag, Das alte Pferd – Fàsci war schon über den Titel empört. Was sollte er da??).
Außerdem konnten wir von 3 Turnieren mit 7 Prüfungen mit 2 Siegen und 5 Platzierungen nach Hause fahren: Kür an der Hand (3.), Kür (5.), KB II (1.), Schwere Kür (1.), Offene Kür (Reiten mit Handpferd) (3.)

2014

Anfang des Jahres kam die „Reiter Revue“ und machte Aufnahmen für einen Bericht über das Reiten mit Halsring. Denen war vorher gar nicht klar, dass sie hier auch Springen und Bodenarbeit zu sehen kriegen würden und so wurde der tolle Artikel dann schließlich größer als gedacht. Und da Britta da war, konnten wir auch noch zeigen, wie ein Reiter die ersten Versuche mit dem Halsring gefahrlos machen kann. Ein bisschen schade war, dass meine Pferde bei dem trüben Winterwetter schlimm aussahen – das bekam ich auch mit noch so viel Bürsterei kaum in den Griff. Aber wie war das? Dreckiges Pferd, glückliches Pferd… 🙂

Und ich sehe gerade zu meiner großen Freude, dass es das an dem Tag entstandene Video noch gibt! Und zwar hier: https://www.youtube.com/watch?v=JolMD6emcgQ

Fàscinos 22. Geburtstag feierten wir mal wieder etwas größer. Inzwischen hatte sich herumgesprochen, dass die Kanne-Leckerlies seine bevorzugten sind, und so bekam er davon mehrere Tüten geschenkt. Fand er großartig!

Fàscino mit 22 Jahren:

Es ging immer mal wieder mit Handpferd(en) ins Gelände. Lilly und Joya waren super an der Hand. Das waren tolle Runden!

Noch einmal stand ein Stallwechsel an. So große Sorgen wie beim letzten Mal machte ich mir nicht – Fàscino war super drauf. Und so genoss er nun nach einer zwar großen, aber eben Innenbox endlich wieder eine mit Terrasse – von hier aus konnte er in die Abendsonne gucken…

Er fühlte sich sofort wohl.

Putzmunter und albern im April:

Im Mai war ich wieder mit beiden bei Krämer – hach, zu dritt ist es einfach immer am schönsten! Zuerst mit Handpferd und Halsring, dann spielten wir noch frei. Ich mag es, wenn das Publikum so direkt dran ist und man in’s Gespräch kommen kann. Und das bei so tollem Wetter!

Hinterher durften beide wieder mit in den Laden – und wo Fàsci höflich nach jedem einzelnen Leckerlie fragt, rammt Joya ungeniert sein Maul mitten in die Kiste 🙂

Mitte Mai machten wir ein paar Tage Urlaub in St.-Peter-Ording.
Hier enstand eines der schönsten Dressurbilder auf Trense, das es je von uns gab – sieht er aus wie 22???

Mit Garrocha im Watt! Das war sehr besonders.
Der graue Himmel tat der schönen Stimmung keinen Abbruch.

Richtig genial aber war das Tandem – auch wenn Joya mir fast die Finger abriss, so heiß war er. Er war im Tandem längst nicht so lässig wie Negócio.
Joya zog wieder und wieder wie verrückt zum Wasser, so dass ich Fàscino nur hinterher gehen lassen musste, und so galoppierten beide in der Traversale ins Meer hinein. Unglaublich.
Es war ungeheuer anstrengend, aber das sieht man dem Bild ja nicht an ?

Da war es doch einfacher, Fàsci frei mitlaufen zu lassen!

Die Passage, für die Fàsci früher ja relativ lange gebraucht hatte und die in den ersten Jahren so wenig Ausdruck hatte, war wieder da und inzwischen wirklich eine seiner Paradelektionen. Absolut taktsicher, kraftvoll und dynamisch. Er traversierte auch in der Passage – bevor er traben muss, passagiert er lieber ?
Und generell zieht er seit dem Unfall alles versammelte jeglichen Verstärkungen vor. Was ich ihm natürlich nur zu gerne gestatte!

Noch einmal eine schöne Schulparade – Fàscino zeigt die tatsächlich ziemlich oft, wie mir beim Durchsehen der Bilder wieder auffiel. Man spürt die von oben nicht immer. Abrufbar machen konnte ich sie nie, bzw. ich habe es nie versucht. Sie ergibt sich halt immer mal wieder. Auch schön!

Endlich Weidezeit!

Das Team Légèreté wurde 10 Jahre alt! Wir feierten einen schönen Jubiläumstag mit einem ungeheuer vielfältigen Showprogramm.
Am Abend davor hatten wir eine Menge Spaß mit sehr verspielten Pferden.

Am Showtag zeigte Fàscino so ungefähr alles, was er kann. Ein Schaubild hatten wir „Senioren-Treff“ genannt, hier zeigten unsere Pferde, die alle älter als 20 Jahre waren, fröhlich ihr Können. Das war beeindruckend!

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Und dann sprangen wir tatsächlich mal wieder einen Parcours! Fàsci ging 0, Ines flitzte für uns über den Parcours und wir wurden 2. im „Jump & Run“!

Im Juli fuhren wir für vier Tage mit täglich je zwei Schaubildern nach Tarmstedt. Ich bekam einen Wohnwagen und die Jungs ein eigenes Stallzelt. Fàscino weigerte sich allerdings bei den Schaubildern, für die ich nur Joya eingeplant hatte, alleine im Stall zu bleiben. Wie belohnt man sowas? Man lässt ihn frei mitlaufen…
So ergaben sich u. a. tolle Momente mit der Garrocha, sowohl mit dem gezäumten Joya wie auch nur mit Halsring – Fàsci blieb dicht daneben, ohne dass ich dafür etwas tun musste. Das Gefühl war unbeschreiblich.

So gestaltete Fàsci insbesondere die Auftritte, für die er gar nicht geplant war, extrem beeindruckend mit. Ich hatte nicht geahnt, wie viel Spaß wir damit haben würden. Na klar rief beim Abreiten immer mal jemand entsetzt „Da läuft ein Pferd frei!!“ – aber dann kam er auf Pfiff zu mir und den Leuten wurde klar, dass das so sein sein sollte. Ich wurde im Stallzelt oft darauf angesprochen und gefragt, wie ich ihm das beigebracht hätte – äähhh… gar nicht…? Er wollte einfach bei uns bleiben, aber in dieser Intensität hatte ich das zuvor noch nie erlebt.

Fàsci zeigte aber natürlich auch noch seine Solo-Schaubilder, wie die „Taktverschiebungen in der klassisch-barocken Reiterei“ (wo er sich tatsächlich mal wieder zu einer Trabverstärkung hinreißen ließ) und natürlich sein Parade-Schaubild „Takt & Fußfolge“.

Richtig toll war auch hier mal wieder das „Reiten mit Handpferd“, was ich nur mit Halsring zeigte. Ich hatte für alle Auftritte je 15 Minuten bekommen, was schon viel ist, aber niemand maulte, wenn ich gnadenlos überzog. Ich guckte nicht auf die Uhr, sondern machte so lange, wie die Pferde mit Feuereifer dabei waren und mich der Sprecher nicht rauskomplimentierte, und das Publikum war begeistert.
Tarmstedt war eine der tollsten Veranstaltungen, die ich je erlebt habe.

Fàscino lernte hier Alpakas kennen und stand am Ende dieser tollen Tage bei der Verabschiedung neben Joya auf dem Trittbrett einer (stehenden) Kutsche, die von zwei schicken Alt-Oldenburgern gezogen wurde.
Wir hatten wirklich tolle, spannende Tage verlebt, die uns wieder einmal einander so nahe brachten, weil wir rund um die Uhr zusammen waren.
Es war einfach rundum schön.

Eine Zuschauerin kam in „mein“ Stallzelt, nachdem ich mit Handpferd und Halsring unterwegs gewesen war. Sie sah die komplette Ausrüstung für vier Tage, staunte und meinte „Ich habe noch nie jemanden gesehen, der so viel Ausrüstung hat und so wenig braucht“ ?

2001 war ich zum ersten Mal in Eutin gestartet. Es dürfte nicht viele Pferde geben, die über 13 Jahre hier in der Schweren Kür am Start waren.
Fàscino gelang wieder so eine Kampf-Kür wie im letzten Jahr. Er trat echt den Boden tot. Ich war völlig fertig hinterher. Fàsci nicht.
Joya hatte kleine Patzer, tanzte aber viel mehr, so dass ich ihn in der Platzierung vor Fàscino sah.

Die Richter sahen es anders. Fàscino gewann diese Kür – für mich nun wirklich völlig überraschend. Und so beschloss ich in der Siegerehrung spontan, dass dies unsere letzte Kür war. Ich heulte glücklich und dankbar vor mich hin, während ihm unsere letzte goldene Kür-Schleife angesteckt wurde. Dies war zugleich mein 80. Sieg.

Ich zeigte noch als Live-Demonstration „Zirzensik & Podest“, wobei Britta mir half.

Wie kann ein Pferd mit 22 Jahren so unglaublich jung aussehen…?

In Ruschwedel bei der „Tier-Faszination“ warf Fàscino in den „Variationen zu Pferde“ und in „Takt & Fußfolge“ nur so um sich mit seinem Können.

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Es war (und ist) für mich immer wieder ergreifend, wie ungeheuer fein und mit wie wenigen Mitteln und Hilfen ein so kraftvolles, mächtiges Pferd zu reiten sein kann. Wir machen alles über Spannungs- und Energiewechsel und sind mental so miteinander verbunden, dass es sich wirklich anfühlt, als täte man „nichts“. Mein Kopf, Deine Beine…

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Mein Lieblings-Schaubild aber war natürlich wieder Reiten mit Handpferd. Mit den beiden war inzwischen so viel möglich! Das machte pur Spaß!

Für die iberischen Impressionen hatte ich Fàscino Britta und Doris (Señorita) zur Verfügung gestellt, da ich hier Joya mit Garrocha vorstellte.
Er trug die beiden so brav durch dieses schöne Schaubild!

Wir fuhren noch einmal an die Nordsee. Das Meer glitzerte wie mit Millionen Perlen bestreut… Es war unglaublich schön.
Für Joya hatte ich wenig nur den Halsring und für Fàsci gar keine Ausrüstung mit – und das war auch der Plan. Er lief frei mit.
Es war so, so wunderbar!!

Eines der schönsten Bilder, die es je von uns dreien gab, finde ich, ist dieses hier. So einen Moment kann man kaum stellen, noch dazu mit freien Pferden – und er ergab sich einfach. Zum Glück stand Sönke mit der Kamera genau im richtigen Winkel. Für mich ein Jahrhundertfoto.

Mein schöner, großer, stolzer Fàscino!

Saisonabschluss beim Pferdetag im Kiekeberger Freilicht-Museum!
Ich hatte dieses Mal nur Fàscino mit – und der zerlegte auf der Hinfahrt fast den Hänger. Er fährt offensichtlich lieber mit Joya…
Dort angekommen war er aber voll da und hochmotiviert.

Und da Joya nicht dabei war, musste er in der „Arbeit an der Hand“ die Abteilung anführen. Auch wenn das nicht sein Lieblings-Part ist, so machte er das natürlich trotzdem gewohnt souverän.
Der Abschluss des Auftrittes war nach seinem Geschmack!

Hier im „Barocken Ensemble“ seine kraftvolle, leichtfüßige Passage – und ein kleiner Entspannungsmoment ?

Dieses Bild hat ein leeres Alt-Attribut. Der Dateiname ist 2014-26-400x339.jpg

In „Takt & Fußfolge“ zeigte er wieder (s)eine enorme Bandbreite an Taktverschiebungen und Tempounterschieden:

Und mit der Garrocha tanzten wir auch noch:

In Tarmstedt hatte ich Klaudia Brommund kennengelernt – und an meinem Geburtstag kam sie mit ihren herrlichen Harris Hawks zu uns.
Fàscino ließ sich erstaunlich unkompliziert mit den Vögeln vertraut machen und hielt die herrlichen Wüstenbussarde souverän aus.

Was war das für ein unglaublich schöner Tag!
Was für ein beeindruckendes und ergreifendes Erlebnis!

In diesem Jahr startete Fàsci auf 2 Turnieren in 2 Prüfungen:
Schwere Kür (1.) und Jump & Run (2.).
Wir waren auf 6 Veranstaltungen in 6 Live-Demonstrationen zu sehen (Reiten mit Handpferd, Klassisch-barocke Reiterei, Takt & Fußfolge, Zirzensik & Podest), außerdem gestaltete Fàsci Joyas Live-Demonstrationen (Doma Vaquera und Halsring) freilaufend mit und war in 12 Schaubildern (Senioren-Treff, Reiten mit Handpferd, Variationen zu Pferde, Iberische Impressionen, Arbeit an der Hand, Barockes Ensemble, Jede Rasse ist klasse!) zu sehen.

2015 

23 Jahre…!

Natürlich wurde auch dieser Geburtstag gebührend gefeiert. Am 23. Februar. Leider nicht bei 23 Grad. Aber mit mehr als 23 Leckerlies ?

Noch im Winterpelz, aber dafür im Sonnenschein, präsentierte sich das Geburtstags“kind“ bei bester Laune. Hochmotiviert und mit einer Leichtigkeit, bei der ich immer nicht verstehe, wo er die noch hernimmt. Das ist mir echt schleierhaft.

Das ist das mit Abstand beste Foto, das es von uns beiden im Spanischen Schritt gibt. So ausdrucksvoll geht er den normalerweise nicht. Und dann noch mit Halsring!

Es war für Fàsci immer ein Hochgenuss, frei auf dem Hof herumlaufen zu dürfen. Manchmal kam er dann einfach dazu, wenn ich Joya ritt.
Er genoss sichtlich, Sonderrechte zu haben, auf die die anderen Pferde durchaus neidisch waren.

Das Kompliment rechts war inzwischen genau so sicher wie links, er hielt das auf beiden Seiten lange aus. Inzwischen reichte oft auch schon ein Zeichen, ich musste das Bein nicht mehr immer anfassen. Manchmal besteht er aber noch drauf – und er möchte gerne links zuerst ?

Im April leistete Fàsci sich bei den Krämer-Jubiläumstagen einen unglaublichen Auftritt. Ich erklärte irgendwas zum Thema natürliche Schiefe und Geraderichten und eine Dame fragte „Ja, aber wie machen Sie das denn mit einem Dreijährigen?“ Ich sagte „Noch gar nicht“, wollte aber natürlich trotzdem zeigen, worauf ich bei einem jungen Pferd achten würde.
Und so sagte ich zu Fàsci: „Sei mal drei!“ – und Fàsci fiel auseinander, wurde schief und lief wie eine Remonte in Außenstellung durch die von mir großzügig abgerundeten Ecken. Das war der Hammer!
Ich weiß nicht, wie er es machte, aber er fühlte sich echt an wie drei. Und so konnte ich wunderbar im Zeitraffer erklären, was ich zur Behebung der natürlichen Schiefe mache.

„Sei jetzt mal fünf…“ – „Und jetzt acht…“ – und Fàsci veränderte seine Körperhaltung und den Versammlungsgrad und wurde fünf und acht und zwölf und fünfzehn.
Aber nie dreiundzwanzig.

Er war einfach unglaublich.
Und seine Fan-Gemeinde wuchs.

Im Mai ging es im „Bauernblatt“ um das Reiten mit Halsring:

Mitte Mai zeigte ich ihn bei einem Themen-Tag mal wieder mit verschieden bandagierten Beinen, um „Takt & Fußfolge“ zu erklären. Im Schritt hat hierbei jedes Bein eine andere Farbe, um den Viertakt zu verdeutlichen, und im Galopp waren die gleichseitigen Beine gleich bandagiert, um den Rechts- und den Linksgalopp gut erkennbar zu machen.
Ich bewunderte mal wieder diese herrliche Verschiebbarkeit der beiden Gangarten bei ihm incl. aller Seitengänge. Diese Bandbreite kenne ich bei keinem anderen Pferd. Das ist einfach immer wieder toll.
Die Trab-Verschiebungen übernahm Joya, der mit der Zeit eine so schöne Piaffe und Passage bekommen hatte. Fàsci war froh, den Trab los zu sein ?

Und da gelangen tatsächlich einmal wieder ein paar Galoppsprünge rückwärts. Ich kenne überhaupt nur ein einziges Pferd, dass das kann – Raisulih el Hadi, Wolfgang Krischkes ebenfalls 1992 geborener Berber der Fürstlichen Hofreitschule Bückeburg. Bei ihm hatte ich das vor vielen Jahren gesehen und die Bewegung hatte mich total fasziniert. Vor Fàscis Unfall waren uns ein paar Mal solche Sprünge gelungen, danach hatte ich sie nie mehr angefragt, nur zugelassen, wenn Fàsci sie anbot. Und an diesem Tag bot er sie an. Gigantisch!!!

Im Juni machten wir einen schönen Ausflug nach St.-Peter-Ording.
Joya durfte dieses Mal frei laufen und es entstanden wieder traumhaft schöne Aufnahmen von beiden Pferden – eine Nase voll Wind…

Beim nächsten Themen-Tag spielte das Wetter leider so gar nicht mit, aber die Teilnehmer und meine braven Pferde hielten wacker durch.
Irgendwie ergab es sich, dass ich freihändig rumexperimentierte – das hatte ich vor Jahren mal gemacht, Negócio war da richtig fantastisch, es war aber nie so Fàscis Ding und bei einem Pferd, dass so steigen kann wie er ist das im Zweifel auch nicht ratsam.
Aber sein Steigen ist ja bestimmbar, und so holte ich den freihändig-Zügel mal wieder hervor. Das ist ein bestimmter Zügel, der mit einem Haken am Gürtel befestigt wird. Ich bin mit dem Pferd also fest verbunden und komme da im Zweifel auch nicht mal eben weg.
Bitte, liebe Kinder zu Hause vor den Bildschirmen, nicht (einfach so) nachmachen! Risiken und Nebenwirkungen gibt es da reichlich ?

Fàsci machte das – trotz Bindfaden-Regen – so, so großartig!
Traversalen, Pirouetten, Serienwechsel – alles ging!

Ich war mal wieder nach einem Halsring-Artikel gefragt worden und so ritt ich Mitte Juni damit und Sönke machte tolle Bilder.
Ich liebe insbesondere das Passage-Foto…

Das Passage-Bild war dann auch in einem Artikel im „Pferde-Zirkel“:

Dieses Bild hat ein leeres Alt-Attribut. Der Dateiname ist 02-2015-Pferde-Zirkel-1-scaled.jpg

Am nächsten Abend kam Nicoletta Gavar und machte ein paar sehr stimmungsvolle Bilder im frühen Abendlicht.

Nach diesen Bildern dachte ich, ich muss ein Halsring-Buch schreiben. Das habe ich tatsächlich auch getan. Es ist im Prinzip fertig. Muss ich wohl mal irgendeinem Verlag sagen!? Und da wird Fàsci auf dem Titel sein!

Ende Juni weihte unsere Freundin Doris ihren Reitplatz ein und wir machten ein kleines, sehr privates Show-Programm.
Wir hatten viel Spaß und konnten machen, was wir wollten, und so probierte ich mal ein paar Sachen aus, die ich entweder noch nie oder zumindest noch nicht vor Publikum gemacht hatte.
Zum ersten Mal gingen die beiden nebeneinander Spanischen Schritt. Fàsci hatte sich da bislang immer weitgehend rausgehalten, das war schon sehr tagesformabhängig. Seitengänge mit Handpferd gelangen hingegen lässig.

Eine Premiere waren zwei Flaggen und zwei Pferde. Zugegeben, dafür hatte ich phasenweise echt zu wenig Hände ?
Zwei Flaggen in ruhiger Bewegung waren schon nicht leicht zu händeln, aber ich galoppierte natürlich auch. Hossa! Da sind zwei im Fahrtwind knatternde Flaggen echte Brandbeschleuniger ?

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Ich spielte hier auch mit meiner persönlichen Variante der „Doppel-Longe“ herum, das klappte großartig!

Steigen geht immer! Zwei Pferde, die so gerne und so gekonnt steigen und das dann auch noch nebeneinander – herrlich!

Unsere Jungs durften hinterher noch mit den Pferden von Doris auf die Weide – alle verstanden sich und fühlten sich wohl.

Was für ein herrlicher Tag!

Und dann kam der „Tag der offenen Stalltür“ im Möschenhof mit buntem Showprogramm am 4. Juli. Meine Jungs übertrafen sich selbst.
Es war der heißeste Tag des Jahres und wir konnten gar nicht so schnell trinken, wie wir schwitzten. Ich fragte meine Jungs mehrfach, ob es ok sei, das und das jetzt zu machen – aber die waren überhaupt nicht zu bremsen.

Beim Reiten mit Handpferd hatte mir Joya beim ersten Sprung den Strick durch die Hand gezogen. Das fühlte sich weder schön an, noch sah es schön aus, aber wer braucht schon zwei Hände… 
Fàsci jedenfalls nicht, es folgten noch unser iberisches Bild und Joya in der Freiheitsdressur. Ich tunkte meine Hand eine Weile in mehr oder weniger kaltes Wasser und verband sie dann – und weiter ging’s. Ein Indianer kennt keinen Schmerz. Ein Reiter auch nicht ?

Im iberischen Bild konnte ich die Garrocha mit verbundener Hand halten und die Banderillas sowieso – ich ritt tatsächlich zum ersten Mal vor Publikum „in schick“ freihändig. Nachdem ich das überhaupt erst zum vierten Mal machte mit ihm.

Fàscino ging – da fehlen mir so ein bisschen die Worte. Es war einfach irre.
Er war mit der Garrocha schon super gegangen, aber freihändig – ich konnte alles, alles reiten. Viel mehr und viel besser als zu Hause.
Pirouetten, Serienwechsel, Traversalen – alles ging..
Für unsere 1000 Kerzen war es einfach zu heiß, die schmolzen ja sofort, aber in meinem Herzen brannten sie mal wieder lichterloh!

Dies sollte unser einziger Auftritt dieser Art sein und bleiben. Das wusste ich zu dem Zeitpunkt allerdings noch nicht.

Am 2. August zeigte Fàsci beim Themen-Tag „Seitengänge“, was so alles seitwärts neben Schulterherein, Travers und Renvers in diversen Abstellungen und allen Gangarten und in Volten möglich ist, incl. sämtlicher Traversalen, Gangarten-Wechsel in den Traversalen, Passage-Traversalen, Renvers- und Travers-Volten, Wechsel von der Links- in die Rechts-Pirouette und umgekehrt, Galopp-Pirouette in einer Trab-Traversale, Piaff-Pirouetten…
Un – glaub – lich!

Am 23. August verlebten wir einen schönen Nachmittag auf der Weide.
Es war unser letzter Tag zu dritt. Joya starb am 24. August.
Und Fàsci und ich verloren wieder einmal einen Freund.

Fàsci wollte danach gerne in Joyas Box und durfte die natürlich haben.
Mit allem, was Publikum und Show anging, schien er mit Joyas Tod allerdings abgeschlossen zu haben. Mit ihm hatte er daran noch so viel Spaß gehabt – ohne ihn wollte er nicht mehr los.
Und so war es ok.

Im Mai war mein geplantes Nachwuchspferd Querendòn eingezogen, ein traumhaft schöner gerade fünfjähriger spanischer Hengst. Im September kam – ungeplant – der ebenfalls gerade erst fünf gewordene Nacariño dazu. Mit dem Jungvolk konnte Fàsci nichts anfangen, mich forderten die beiden mächtig. Nun wurde es um und für Fàscino wirklich deutlich ruhiger.

„Rente“ nannte ich es nicht und wir mochten (und mögen!) Bezeichnungen wie „Rentner“ oder gar „Opi“ auch echt nicht hören, aber ich ritt ihn sehr selten, wir kuschelten mehr, er durfte nun einfach auch mal langsam älter werden. „Alt“ wag(t)e ich allerdings auch gar nicht zu sagen ?

Kurz vor Weihnachten trafen wir uns im Möschenhof, für ein kleines, sehr privates Showprogramm für den 30. Geburstag einer Freundin. So stellten wir mit den Pferden u. a. eine Segel-Regatta nach, außerdem durfte Fàsci zum ersten (und einzigen) Mal eine Kür als Einhorn gehen.
Ein toller – leider ziemlich kalter – Nachmittag unter Freunden!

So hatten wir in diesem Jahr 1 Live-Demonstration, 3x Öffentliches Training und auf 2 Veranstaltungen 5 Schaubilder sowie das kleine Showprogramm zu Melanies Geburtstag

2016

Wie war das? Dreckiges Pferd = glückliches Pferd?

Lilly und Fàscino waren inzwischen ein Herz und eine Seele. Ich musste Fàsci aus der Wallachherde nehmen, weil unser dynamisches Jungvolk ihm zu sehr zusetzte. Gegen die konnte er nichts mehr ausrichten. Und so durfte er in der Stutenherde stehen. Er genoss sein Hahn-im-Korb-Dasein sichtlich und war super süß mit den Mädels.

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Der Hahn im Korb ließ es sich nicht nehmen, im stolzen Alter von 24 auf die Idee zu kommen, zu decken… Nee, is klar  ?

20 Jahre nach der ersten Marzipan-Rübli-Torte gab es wieder eine. Ich weiß nicht mehr, wie die Torten dazwischen aussahen, aber Marzipan war bestimmt häufiger beteiligt 🙂

Meine jungen Pferde nahmen mich reichlich in Anspruch, und so ritt ich Fàscino nur noch sehr selten. Er hatte über den Winter abgenommen, sah eckiger und kantiger aus. Er erholte sich über Frühjahr und Sommer aber sehr gut. Es gab Zeiten, da fühlte er sich instabiler und etwas steifer an – naja, eben wohl langsam mal älter.

Verstärkungen ritt ich überhaupt nicht mehr, da seine Vorhandlastigkeit früherer Jahre versuchte, zurückzukehren – der gaben wir aber erstmal noch keinen Raum. In der Versammlung fühlten wir beide uns am wohlsten und Fàsci sich am sichersten.

So richtig schön puschelig wenige Tage nach seinem 24. Geburtstag:

Nach dem Reiten durfte er sich an mir immer den Kopf scheuern. Das hatten wir aus Epilepsie-Zeiten beibehalten und ich scherte mich einen Dreck um die Meinung vieler „Horsemanshiper“, ich sei doch kein Baum. Doch, manchmal bin auch das! Für Fàsci allemal.

Lilly und Fàsci waren immer schwerer zu trennen. Und so genossen wir schöne Ritte zu dritt, auf denen Fàsci sehr vorwitzig wurde und durchaus auch mal in den einen oder anderen Vorgarten abbog.

Ich war froh, dass Fàsci nach Joyas Tod, der ihn ziemlich mitgenommen hatte, sich nun so an Lilly anschloss, und diese Liebe beruhte auf Gegenseitigkeit.

Im Mai auf der Weide:

Am 9. Juli war Fàsci bei einem Themen-Tag einhändig blank dabei:

Im Sommer stand uns, nachdem der erste Schnitt eingefahren war, auch die große Wiese zum Reiten zur Verfügung. Das genossen wir sehr und wir nutzten sie oft. Die eine oder andere Verstärkung im Galopp konnte (und wollte) ich hier nicht verhindern ?

Es ist immer noch und immer wieder ein schier berauschendes Gefühl, Fàscino im Galopp losziehen zu lassen. Ich machte das kaum noch, aber wenn wurden in uns sofort Erinnerungen an alte Military-Zeiten wach.
Das fühlte sich einfach gigantisch an!

Und dann wurde doch tatsächlich ein Stoppelfeld direkt am Stall mal nicht sofort nach der Ernte umgegraben. Wir hatten drei Tage die Gelegenheit, auf dem Feld zu reiten – und wir taten nichts anderes.

Dón wurde extrem agil neben dem frei laufenden Fàscino. Der blieb aber immer in meiner Nähe und genoss die Galopps sichtlich. Ihm war sein Alter überhaupt nicht anzusehen, auch nicht in seinen Bewegungen. Im Gesicht schon gar nicht.

Zum ersten Mal war ich auch mit allen Dreien unterwegs – Fàscino natürlich ganz frei. Das passte den beiden Jungspunden nicht immer.
Nacariño sorgte wiederholt dafür, auch frei zu sein…

Und dann ergaben sich Momente… Es packte mich ziemlich spontan und ich ritt Fàsci völlig frei auf dem Feld. Ich hatte nichts bei mir, und dennoch hatte ich Lenkung und konnte die Gangart vorgeben und das Tempo.

Wir hatten hinterher Tränen in den Augen – meine Stallkollegin, die fotografierte, und ich sowieso. Wir waren beide ziemlich berauscht von diesem unglaublichen Anblick bzw. Gefühl völliger Freiheit.
Ich beschloss danach, Fàsci nur noch frei zu reiten.

Haha!! Den Zahn zog er mir ganz schnell wieder – er wurde beim zweiten, dritten Mal frei so unhandlich, dass ich doch wieder zumindest zum Halsring griff – und vorsichtshalber auch zum Sattel, sonst wäre ich schlicht in den Dreck geflogen. Er erinnerte mich also auch mit 24 noch daran, dass ich mir mit ihm nichts vornehmen darf – er bestimmt.
Ok…

Am 3. Oktober kam er mit nach Heist.
War das schön!!!
Fàsci lief die ganze Zeit frei mit und sprang uns einige Male über verschiedene Sprünge hinterher. Es war pur toll, ihn dabei zu haben.
Und er genoss es auch.
Vor 20 Jahren (!) war er zum ersten Mal hier…

Dieser Tag war wirklich für alle ein Hochgenuss!
Das war meine Version vom „Tag der deutsch(/spanischen)en Einheit“ ?

In Stallnähe gab es ein Ölsaaten-Feld, auf das durften wir, weil diese Pflanzen später in den Boden eingearbeitet wurden und wir nichts kaputt machen konnten. Hier saß ich auf einem kaum zu haltenden Sturm-und-Drang-Fàscino, der mit einer Wucht durch dieses Feld pflügte, dass es sich anfühlte wie eine lange Reihe In-Outs. Als ich ganz frei ritt, zogen mich die hohen Pflanzen fast vom Pferd! Und da mein „altes“ Pferd (haha) immer unbestimmbarer und lustiger wurde, nahm ich sicherheitshalber doch nochmal den Halsring dazu.

Ich ging nochmal mit Lilly ins Feld und nahm Fàsci frei mit – und da entstand eines der von der Atmosphäre her schönsten Bilder von ihm überhaupt. Das hängt ganz groß im Wohnzimmer. Ich liebe seinen Ausdruck und wurde schon manchmal gefragt, ob er da nicht noch ganz jung war…?

2017

Was soll ich sagen – wozu habe ich junge Pferde, wenn ich doch auch von dem alten fliegen kann…? Der erste Sturz dieses Jahr ging auf sein Konto!
Traditionsgemäß gehört der erste Ritt des Jahres wenn möglich seit langer Zeit ihm, aber irgendwas hatte er da dieses Jahr falsch verstanden und sorgte auch gleich für den ersten Abgang.
Ich weiß gar nicht, wann ich von ihm das letzte Mal runtergeflogen bin, aber bei diesem Ritt Anfang Januar (auf der Weide, der Platz war zu uneben gefroren) berührte ich vor dem Absitzen mit der Gerte ganz leicht den Zaun. Mein an dem Tag ausgesprochen glotziger und mit einem ganz persönlichen Humor ausgestatteter Fàsci machte einen sehr dynamischen, drei Meter weiten Satz zur Seite, ich hing noch einen Moment quer und krachte dann runter. Auf den knackenhart gefrorenen Boden. Fàsci guckte ziemlich verblüfft zu mir runter. Ich guckte ziemlich verblüfft zu ihm hoch und konnte nur ungläubig lachend den Kopf schütteln.

Fàscino wurde 25, und ich kann kaum beschreiben, was da in mir vorging. 
Meine Güte, haben wir viel erlebt… Ist das eine lange Zeit…
Ich war kurz zuvor 50 geworden – mein halbes Leben lang war er nun an meiner Seite.
Ausgerechnet er.

Am 26.2. feierten wir seinen Geburtstag und Fàsci zeigte sich begeistert angesichts der leckeren Geschenke, die seine Gäste mitgebracht hatten.
Er zeigte sich im Nieselregen bei einem kurzen Ritt von seiner wirklich allerbesten Seite mit schönen Serienwechseln, tollen Wechseln Pirouette rechts / Pirouette links und selten guten Zweitakt-Sprüngen am Platz.
Er hatte richtig Spaß an den kurzen Reprisen und fühlte sich 15 Jahre jünger an, als er angeblich ist ?
Toller, toller Junge…!!

Ich ließ ein Vierteljahrhundert (!!) überaus dankbar Revue passieren.
Die epileptischen Anfälle waren bis ungefähr 7-/8jährig ziemlich schlimm. Fàscino konnte einen Anfall später anzeigen – oder ich hatte gelernt, ihn zu spüren – und dann blieben mir ungefähr 2 Sekunden, um abzuspringen, seinen Kopf in den Arm zu nehmen und zu warten. Das konnte manchmal verhindern, das er umfiel. Einmal passierte das mitten in einer Aufgabe und die Richter fanden es natürlich gar nicht komisch, als ich da mitten in der Dressurprüfung runtersprang und Fàscinos Kopf hielt. Ich konnte ja nun auch nicht sofort weggehen mit ihm. Mir war’s egal, mir war damals schon lange nichts mehr peinlich und die Zeit im Viereck gehörte jetzt halt mal mir. So!
Normalerweise passierten die Anfälle aber eher in Ruhesituationen und nicht, wenn ein bestimmter Energiepegel erreicht war.
Die Anfälle wurden mit 9, 10 Jahren weniger und hörten mit 12, 13 ganz auf. Jahre später, so mit 17 ungefähr, fing bei Fàscino jedoch Narkolepsie an, nach Aussage meiner Tierärztin vermutlich eine Spätfolge der Epilepsie. Genau wusste das keiner, weil ja kaum ein Epileptiker (so) alt wird…
Fàscino geht damit sehr gut um, er scheint noch wahrzunehmen, wenn er wegdriftet und stellt sich sehr geschickt so hin in seiner Box, dass er sich anlehnen kann. Das gelingt ihm vermutlich nicht immer, denn es waren auch schon mal Spuren sichtbar, dass er gefallen ist.
Toi toi toi – bislang immer ohne Verletzungen.

Zum ersten Mal konnte ich ihn über den Winter ohne Decke stehen lassen. Noch nie hatte er so viel Fell entwickelt. Er sah, wie immer, über den Winter ziemlich rippig und kantig aus, aber ich hoffte, dass er auch in diesem Sommer nochmal wieder schön rund werden würde (für seine Verhältnisse. Damit wären andere immer noch schlank). Seine Kruppe wird eckiger, sein Hals wird weniger. Aber sein Gesicht… Dieses wunderbare Gesicht… Immer wieder sieht er aus wie ein Vollblüter, mit großen wachen Augen und diesem tollen, zeitgleich jungem und weisen Ausdruck.

Ich war gespannt auf das, was wir noch zusammen erleben würden. Es wird nicht mehr so vielseitig sein wie früher, aber ich schätze, emotional hält mein Großer noch die eine oder andere Überraschung für mich bereit.
Dieses Pferd und diese 25 Jahre empfand ich als ein einziges, riesiges Geschenk.

Ich ritt ihn immer seltener. Um so weniger kann ich mir erklären, wo er das hernimmt, sich in dieser Leichtigkeit und Geschmeidigkeit zu bewegen. Das ist unwirklich. Aber er tut es.

Im April zog Fàsci mit Lilly zusammen in einen Offenstall. Er, der so gerne draußen war, genoss es, durch den Regen tapern zu können und sich bei so richtig steifer Brise draußen die inzwischen ganz schön lang gewordene Mähne zerzausen zu lassen oder drinnen vor der stets gefüllten Heuraufe zu stehen.

Auch hier genoss Fàsci es, frei auf dem Hof laufen zu dürfen.

Ende April war ich wieder einmal frei mit Fàsci unterwegs und so standen wir nachher auch auf dem hofeigenen, relativ kleinen Podest.

Das Wetter wurde schöner, dass Fell kürzer und glänzender – Fàsci ging es gut. Da in diesem Stall regelmäßig Stalldienste zu leisten waren, war ich auch ebenso regelmäßig da, allerdings nicht so oft, wie Fàsci das gerne gewollt hätte, denn meine Jungspunde standen in einem anderen Stall, eine halbe Stunde von zu Hause entfernt, und die beiden Ställe lagen leider nicht auf demselben Weg. So sahen wir uns seltener, dann aber intensiver.

Ihn nur noch frei zu reiten konnte ich auch hier bald wieder vergessen, er wurde wieder richtig kernig und wies mich in meine Schranken.
Um nicht runterzufliegen von meinem wilden Großen nahm ich doch gerne mal Sattel und Halsring zu Hilfe.

An dem Podest hatte er einen Narren gefressen, innerhalb kürzester Zeit stand er auch zusammen mit Josie drauf.

An diesem Tag entstand eines der schönsten Fotos, das es von uns gibt – wir beiden Alten… 🙂

Ein Sommertag…

Im Oktober war Fàsci nochmal wirklich dynamisch und mit viel „Go“ unterwegs. Er fühlte sich so kraftvoll an!

2017 war tatsächlich das erste Jahr, an dem Fàsci an überhaupt nichts teilgenommen hatte – kein Themen-Tag, keine Veranstaltung, nichts.
Nach 22 Jahren, in denen wir immer in irgendeiner Form vor Publikum zu sehen waren. Das Jungvolk hatte übernommen, und Fàsci wirkte darüber überhaupt nicht traurig.

2018

An Fàscis 26. Geburtstag entstanden bei Traumwetter viele Bilder. Wenn ich an diese vielen schönen Momente denke, war es eigentlich mehr er, der mich beschenkte, als andersrum…

Immer wieder unglaublich, wie sehr er sich noch immer setzen und zusammenziehen kann – und das auch will!

Fàsci, der zeitlebens so kitzelig am Bauch war und Bauch-putzen regelrecht hasste, genoss es nun, dort so richtig gekratzt zu werden. Hat ja auch lange genug gedauert! 🙂

Inzwischen hatte auch Lilly das Steigen gelernt, war dabei aber noch sehr vorsichtig und eher unsicher. Fàsci stieg neben ihr deutlich behutsamer, als wenn ich ihn alleine aufforderte. Wie immer passte er auf Lilly auf und gab ihr Sicherheit. Und so entstand das erste gemeinsame Steigen.

Ende Februar gab es nochmal Schnee!

Im April nahm ich Fàsci noch einmal mit zu Krämer. Das Thema konnte ich mir wie immer aussuchen, und da er wieder so fit und motiviert war, dachte ich, erzähle ich doch mal etwas zu „älteren“ Pferden.

Schwer zu beschreiben, was für ein Gefühl das war, mit ihm noch einmal unterwegs zu sein. Verliebt…
Ich lasse mal die Bilder sprechen…

Natürlich durfte er auch wieder mit in den Laden und sich etwas aussuchen ?

Er riss sich ein Bein nach dem anderen aus, um zu gefallen. Und wenn er auch nur in einem einzigen Kopf die Vorstellung von „alten“ Pferden verändern konnte, dann hat es sich schon gelohnt. Hat es sich sowieso – es war einfach nur toll.
Auf der Rückfahrt war ich etwas wehmütig, denn ich nahm einfach mal an, dass dies möglicherweise unser letzter „Außer-Haus-Auftritt“ war.

Und dann lernte Fàsci tatsächlich noch mal etwas Neues.
Zum einen, mit allen Vieren auf dem Podest zu stehen…

…und zum anderen: wippen!
Das machte er verblüffend schnell sehr selbständig. Es war beeindruckend zu beobachten, wie bei dieser Minimalbewegung der ganze Körper arbeitet.

Und dann lag da noch die Plane rum. Er hatte mal gelernt, über sowas springt man rüber, da tritt man nicht drauf! Also machte er lieber einen groooßen Bogen.

Ich musste die doch ernsthaft zusammen rollen und ihn dann erstmal ganz langsam da „hinfüttern“

Nach einer ganzen Weile und immer noch extrem skeptisch berührte er die Plane mit den Hufen. Echt jetzt? 26, so viel gesehen, und stellt sich so an??

Nachdem das geklappt hatte, durfte ich die Plane langsam immer weiter ausrollen, und dann war es auf einmal kein Thema mehr.

Und dann ergab es sich ziemlich spontan, dass wir nochmal nach Heist fuhren. Das waren noch einmal etliche Momente, die mein Herz überschwappen ließen – Fàsci war sooo großartig!

Das jugendliche Vollblutgesicht!

Im Juli entstanden diese Bilder von meinem so frischen und hochmotivierten Fàsci – was für eine geballte Kraft!

Diese Wiese hinter dem Stall wird nur zum Heu machen genutzt. Sie ist riesig, grenzt an eine Straße und ist nicht eingezäunt. Und mein toller großer Junge flitzte da rum, fröhlich buckelnd, und machte überhaupt keine Anstalten, die Wiese zu verlassen. Ein Pfiff und er kam strahlend auf mich zu. Was für ein wunderbares Pferd…

2019

Mit Lilly im Januar im Schnee:

Fàsci hatte wieder ein mächtiges Winterfell entwickelt, so dass ich ihn zum Glück uneingedeckt lassen konnte. Er wurde auch in diesem Winter eckiger und sehr schlank, war aber voller Lebens- und Bewegungsfreude.

An seinem Geburtstag hatten wir wieder richtig Glück mit dem Wetter und konnten ihn feiern.

Und dann wurde meine Zeit durch andere Dinge in Anspruch genommen, so dass ich mit Fàsci kaum noch etwas machte. Meine Mutter war im März gestorben und es gab einiges zu regeln. Daneben liefen die Vorbereitungen für meine Hochzeit im Mai. Und dann beugte ich mich Anfang Juli beim Stalldienst über den Heubedampfer – und mit einem Schlag war alles vorbei. Bandscheibenvorfall. Es ging nahezu nichts mehr.
Das führte schließlich dazu, dass ich mich im August schweren Herzens von Querendón trennte und für Fàsci und Nacariño ein neues Zuhause suchte, weil ich keine Stalldienste mehr leisten konnte.

Im September nahm ich Fàsci mit nach Auufer zu meiner Freundin Doris, wir trafen uns hier wieder einmal für einen „Kleinen Showtag“. Mir war weder nach großer Kostümierung noch nach viel verschiedener Ausrüstung, außerdem hielt ich es im Sattel nicht sehr lange aus. Ein bisschen „Spielzeug“ hatte ich aber natürlich schon dabei.

Dass mir am nächsten Tag alles, aber auch alles weh tat und ich natürlich nicht mehr laufen konnte, das war es wert. Der Tag unter Freunden war einfach schön und entspannt. Das tat gut.
Fàsci fing mich in diesem schwierigen Jahr so oft auf…

Das neue Zuhause für meine Jungs fand ich in Wulfsmoor – zwar eine halbe Stunde Fahrt entfernt, aber ein Volltreffer. Dorthin zogen meine beiden Ende Oktober um. Fàsci bezog eine enorm große Box, die nur mit einer Kette nach draußen abgetrennt ist. Neben ihm wohnt ein nur ganz wenig jüngerer Hengst. Die beiden kraulen Mähne und Fàsci brüllt alles zusammen, wenn „Fuchsi“ nicht da ist.

Er steckte auch diesen Umzug super gut weg und bockte im November fröhlich über die Weide. Auch auf diesem Hof darf er frei laufen und hat Narrenfreiheit. Da er nicht in die sehr alberne Wallachherde integriert werden sollte, bezog er anfangs ein eigenes Weidestück und bekam nun endlich einen lang gehegten Wunsch erfüllt: ein Pony an seiner Seite! ?

Im November kam Benjamin Kottysch auf den Hof und machte Bilder vor schwarzem Hintergrund. Wollte ich immer schon mal haben!

2020

Fàsci kam unglaublich gut durch den Winter. Ich war so froh, diesen Stall gefunden zu haben!
Der 28. Geburtstag wurde natürlich auch wieder gefeiert, wenn auch dieses Mal wegen des leider miesen Wetters im ganz kleinen Kreis.
Im Frühjahr sah Fàsci zwar sehr schlank, aber sonst wirklich top aus:

Reiterlich machte ich aus gesundheitlichen Gründen über den Winter überhaupt nichts mehr. Mir ging es erst im Frühsommer wieder so weit besser, dass ich ein paar Mal ritt – Fàsci war Sturm und Drang.
Unfassbar, wo er diese Kraft und Energie hernimmt!
Einfach toll, das alles mit ihm immer noch erleben zu dürfen ♥

Zwischendurch stand in der kleinen Halle mal ein Spiele-Parcours, und Fàsci ließ sich brav auf jeden Blödsinn ein.

Ich nahm Nacariño gerne zwischendurch als Handpferd mit, bzw. klappte es auch andersrum. So gingen wir öfter ins Gelände.

Und dann wagte ich es, einmal mit Halsring zu reiten – aber die goldenen Zeiten von „Halsring & Handpferd“ werden sich mit diesen beiden nicht wiederholen. Nacariño ist ein denkbar ungeeignetes Halsring-Pferd ?

Für’s Gelände bekam Nacarño doch lieber wieder eine Zäumung drauf, von der ich mir etwas mehr Kontrolle versprach.

Nacariño übernimmt die Führung – Fàsci und ich sind zu Recht skeptisch…

Im Sommer stand sehr lange ein Stoppelfeld direkt neben dem Stall.
War das großartig! Am liebsten tobte ich natürlich mit beiden hier rum

Da es in meinem nächsten Buch um den Halsring geht, wollte ich gerne noch so viele Fotos wie möglich mit Fàsci haben. Reiterlich ist unsere Auswahl an Bildern ja echt groß, aber ein Thema fehlte noch komplett: Longieren. Ich muss dazu sagen: man kann mit Halsring longieren. Muss man aber nicht ?

Und dann waren wir noch einmal auf dem Stoppelfeld – und Fàsci gab einmal richtig – also richtig – Gas. Sönke machte davon leider keine Bilder, weil er mit offenem Mund dastand und hinterher sagte „Das sah so unglaublich aus!“

Es war das letzte Mal, dass wir in einem solch‘ irrwitzigen Tempo unterwegs an. So gigantisch sich Fàscis „Motor“ anfühlt, so sehr lauert inzwischen im Hintergrund aber auch die Sorge, dass er – noch dazu auf solchem Boden – irgendwann ein Vorderbein nicht mehr hoch genug bekommt und über den Kopf geht. Tempo und Alter passen nicht zusammen. So genoss ich einerseits die Faszination, die dieser Galopp mit sich brachte, aber auch die Wehmut des letzten Males. Es war klar, dass ich so ein Tempo nicht noch einmal zulassen sollte. Ehrlich gesagt hätte ich es schon dieses Mal nicht mehr zugelassen, ich konnte es nur nicht verhindern… ?

Ende November machten wir einen ungewollten Nachtspaziergang – Fàsci hatte die zweite Kolik seines Lebens. Die erste hatte er, als er 10 war. Auch diese ging zum Glück sehr glimpflich ab, in erster Linie deshalb, weil Stallbesitzerin Cathrin ein so aufmerksames Auge auf die Pferde hat und sofort richtig reagiert hat ♥

2021

Ganz kurz vor seinem 29. Geburtstag machte Fàsci mir eine riesige Freude – er blieb immer schon mal sitzen nach dem Wälzen und erwartete einen Keks, den er dann natürlich bekam, dieses Mal aber blieb er so entspannt sitzen, dass ich Zeit hatte, die Kamera auszurichten und mit Selbstauslöser diesen Moment festzuhalten.

Es gab diese Sitz-Momente auch, wenn er einfach ganz schlecht hochkam. Es macht das Bild um so wertvoller, dass dieses Sitzen kein solcher Moment war. Er stand danach lässig auf.

Mein Großer mit 29 Jahren:

An seinem 29. Geburtstag macht Kerstin bei leider nicht so schönem Licht (aber immerhin trocken!) wunderbare Bilder.

Nach diesem Geburtstag fieberte ich der 30 entgegen. Es ist so unglaublich, so unfassbar, das ausgerechnet dieses Pferd der 30 nun so nah ist. Es ist nur eine Zahl, aber irgendwie doch so viel mehr! Nachdem Liten als erstes Pferd in unserer Familie 20 wurde (und wenige Monate später starb), war der Bann gebrochen. Neg´ócio wurde 21, Joya leider nur viel zu junge 18. Fàsci hat einen nach dem anderen überlebt, hat so viele gehen sehen, Freunde verloren – ich bekam ein Verständnis dafür, wie es alten Menschen gehen muss. Auch das Pony, mit dem er die Weide teilte, war inzwischen gestorben. Fàsci stand nun alleine, Zaun an Zaun mit rechts Wallachen und links den Stuten (in deren Nähe er sich deutlich lieber aufhielt), und so war es für ihn gut, weil er sich nie bedrängt fühlte, er aber auch nie wirklich alleine war.
Und nun ist er der 30 so nah… – die schaffen wir jetzt bitte bitte auch noch!

Im April gab es richtig gute Momente:

Was für ein Geschenk – immer und immer wieder!
An dem Tag hatte ich mit Halsring eigentlich ein bisschen mehr machen wollen – aber Fàsci benahm sich so unmöglich, dass ich das lieber sein ließ… ?

Ansonsten war er nun aber wirklich langsam älter. Er wurde eckiger, kantiger, die Bewegungen verloren immer mehr ihren Flow, auch wenn er sich noch immer unglaublich gut bewegt. Es gibt Tage, da ist der Rechtsgalopp „kaputt“, plötzlich ist er dann wieder da. Traversalen – vor allem im Trab – legt Fàsci langsam echt zu den Akten. Galopptraversalen und Pirouetten gehen immer, an guten Tagen gehen Serienwechsel, an anderen nicht so. Wenn ich denn überhaupt mal reite, was echt selten wird langsam, lasse ich komplett ihn entscheiden und vorschlagen, was geht. Manchmal ist es dann nur eine Viertelstunde, aber die macht uns beiden Spaß. Wäre es nicht so, würde ich sofort wieder absitzen. Er geht nach dem Aufsitzen aber mit einem Go los, das ist einfach irre.

Und so ließ ich ihn im Mai tatsächlich mitgehen bei zwei Themen-Nachmittagen (es waren nur noch Nachmittage, weil ich länger nicht durchhielt und aufgrund vorgeschriebener Maximal-Teilnehmerzahl auf zwei Veranstaltungen verteilt – Corona hat(te) alles im Griff…) mit seiner Parade-Disziplin, im Prinzip ja das Thema, das er „erfunden“ hat: natürlich „Takt & Fußfolge“. Er war einfach nur großartig!
Beim ersten Mal wetterbedingt in der Halle…

Am zweiten Nachmittag konnten wir raus!

Weide-Momente im Herbstlicht:

Im Dezember gab es dann ein Weihnachtsgeschenk: neue Ponys!
Mit Blacky und Chap fühlt sich Fàsci jetzt sichtlich wohl. Er wurde sogar noch einmal mutig genug, die beiden ein bisschen durch die Gegend zu schicken – und die beiden tun so, als würden sie ihn respektieren ?

2022

Und nun ist es also angebrochen, das magische Jahr. 30 gilt er nun schon seit dem 1. Januar, aber das ist ja nur so eine Regel aus dem Vollblutsport. Auch wenn sein Gesicht oft genug nach Vollblut aussieht – für mich gilt erst der 23. Februar!

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Der Tradition folgend sollte auch in diesem Jahr der erste Ritt unbedingt ihm gehören. Da er aber erst einmal nicht signalisierte, Lust auf’s Reiten zu haben und mich Rückenschmerzen plagten, dauerte es eine Weile, bis wir diesen Jahres-Auftakt-Ritt starten konnten. Dann aber war es einfach schön! Kurz, nur ein bisschen hier ein bisschen da angefragt, er wollte, er hatte Lust, wir hatten Spaß, und nach gut 15 Minuten saß ich ab und wir kuschelten. Damit dürfte er das älteste Pferd sein, auf dem ich jemals gesessen habe. Zumindest fällt mir kein ähnlich altes Pferd ein. Mir fallen allerdings eine Menge ein, die sich älter angefühlt haben ?

23. Februar 2022.
Es ist tatsächlich passiert – Fàscino ist unglaubliche 30 Jahre alt.
Diesen Tag verbrachten wir im kleinsten Kreis – vormittags kam Doris zu Besuch, danach verbrachen Fàsci und ich den Rest des Tages zusammen.
Wir gingen spazieren – frei, ohne Halfter und Strick, und genau so setzte ich mich dann auch rauf und wir gingen durch den Teich und über Spring- und Dressurplatz, dann alberten wir noch miteinander herum und Fàsci wurde immer verspielter und alberner und klebte an mir, es war pur schön.

Eine Feier mit vielen Freunden von früher wird es hoffentlich in ein paar Wochen geben!

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Lieber Fiete!
Ich gratuliere dir hiermit zu deinem 30. Geburtstag – ich bin echt beeindruckt, dass du als „normaler Warmblüter“ ein so stolzes Alter erreicht hast!
Ich habe dich auf einem der Eutiner Sommer-Turniere kennengelernt und war schwerst beeindruckt von dir. Danach kam ich jedes Jahr und war total enttäuscht, als du einmal nicht da warst… Ich sah dich aber auch auf den Messen Nord- und Hansepferd und versuchte immer, keinen Auftritt von dir zu verpassen.

Ich kann gar nicht genau sagen, was es ist, was mich an dir so fasziniert – du hast eine Ausstrahlung, irgendwas, was mich immer wieder in seinen Bann zieht. Ich konnte keinen Gefallen finden an den Stramplern mit wogender Mähne oder an den mit so viel Druck durch irgendwelche Lektionen gedrückten Pferde – bei dir war alles leicht, man konnte deine so weich sitzende Reiterin Corinna oft vergessen, weil sie es immer schaffte, dich und das, was du da gezeigt hast, so strahlen zu lassen, sie fiel dabei irgendwie gar nicht auf… Nie mit strammer Anlehnung, mit kaum sichtbaren Hilfen – sie hat dich tanzen lassen. Und du hast getanzt.
Fiete (ich weiß, du heißt eigentlich Fàscino, aber ich kannte dich immer als Fiete und irgendwie fand ich das immer sehr passend zu deinem schelmischen Gesichtsausdruck), du hast meine Art zu reiten sehr beeinflusst und mir zu einem besseren Verhältnis zu meinem Pony verholfen, wofür ich dir unendlich dankbar bin. Ich habe ein Foto von dir in meinem Stall-Schrank, ein Bild von einer Kür in Eutin, das sehe ich immer, bevor ich zu meinem Mogli gehe und so habe ich immer vor Augen, wie ich mit Mogli aussehen möchte.
Ich gratuliere dir, ich danke dir, und ich wünsche dir noch so viele schöne Jahre, wie du sie dir wünschst.
Wie schön, dass ich dich kennenlernen durfte!
Alles erdenklich Gute wünscht dir Tine

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Und so, so viele Grüße per WhatsApp…:

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DANKE, FÀSCI ♥

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