Klasse: Vögel (Aves)
Familie: Finken (Fringillidae)
Unterfamilie: Stieglitzartige (Carduelinae)
Tribus: Carduelini
Gattung: Girlitze (Serinus)
Art: Kanarengirlitz (Serinus canaria)
Unterart: Kanarienvogel
Die Domestikation des Kanarengirlitzes zum Kanarienvogel begann nach der Entdeckung und Eroberung der Kanarischen Inseln sowie der Entdeckung der Azoren und der Insel Madeira durch die Europäer im 15. Jahrhundert.
Der Kanarienvogel ist die einzige Unterart des Kanarengirlitzes. Der nächste Verwandte ist der Girlitz. Weitere nahe Verwandte sind z. B. Kapuzenzeisig, Birkenzeisig und Stieglitz.
Heute gibt viele Rassen und Farbschläge, die sich in ihrem Gesang (Gesangskanarien), in ihrer Gestalt und Gefiedertextur (Positurkanarien) oder in ihrer Farbe (Farbenkanarien) unterscheiden.
Gesangskanarien sind die einzigen Haustiere, bei denen Stimme und Lautäußerungen züchterisch verändert wurden. Der „Harzer Roller“ gelangte in dieser Hinsicht zu Weltruhm.
Gesangs- und Farbenkanarien sind ca. 13,5 cm – 14,5 cm groß, Positurkanarien gibt es von 11 cm – 23 cm Körperlänge.
Die bekannteste Gefiederfarbe ist „kanariengelb“. Heute gibt es eine Vielzahl unterschiedlicher Gefiederfarben (z. B. weiß, rot, braun, hellbraun, grün) und Muster (Achat, Mosaik etc.). Einige Züchtungen tragen auch eine Haube oder haben besondere Gefiederfrisuren.
Kanarienvögel wurden seit 1730 in Kohleminen als Warnvögel vor Sauerstoffmangel eingesetzt. Solange sie im Bergwerk zwitscherten, war alles in Ordnung. Sie stellten jedoch ihren Gesang ein, wenn die Konzentration von giftigen Grubengasen anstieg. Auf diese Weise dienten sie als tierische Warnanlagen in englischen Kohleminen von 1911 bis 1986. Von Bergleuten im Harz wurde der Harzer Roller als besonders schön trällernder Warnvogel gezüchtet.
Geliebäugelt hatte ich mit Kanarien schon lange. Aber irgendwie blieb es dann doch immer bei Krummschnäbeln, mischen wollte ich nicht unbedingt, so dass es sich einfach nicht ergab.
Bis eine Freundin mir im August 2021 eine WhatsApp schickte, auf ihrer Terrasse säße ein kleiner Vogel, wohl gegen die Scheibe geflogen, und was sie nun tun solle? Ich saß gerade und für noch ein paar Stunden in der Bahn und würde sehr spät nach Hause kommen. Wir schickten Bilder und Texte hin und her, sie baute dem kleinen Kerlchen ein tolles Nachtquartier und am nächsten Tag fuhr ich zu ihr und holte meinen ersten Kanarienvogel ab 🙂
Yara (= agil) durfte natürlich nicht alleine bleiben, und so erwarb ich im September den ein halbes Jahr alten Canlı (= quirlig). Er soll ein Hahn sein – gut ein Dreivierteljahr später war ich aber immer überzeugter, dass Canlı eine Henne ist, obwohl sie sich ziemlich geschlechtsneutral verhält. Die beiden machten ihren Namen alle Ehre und sorgten hier echt für Unterhaltung. Was für wunderbare Vögel! So toll hätte ich mir Kanarien nicht vorgestellt!
Im Februar 2022 holte ich Sarı (= gelb) und Parik (= Perücke) aus dem Tierheim. Man nahm an, dass es sich um Hennen handelt, da beide nicht sangen, aber das legte sich sofort, kaum dass die beiden hier waren. Sie sangen um die Wette, was das Lungenvolumen hergab.
Im Frühjahr 2022 kamen die Jungs mächtig in Stimmung, im Mai hängte ich für Yara, die ständig überall Fasern herauszupfte und Unmengen Küchentücher und Klopapier zerfetzte, ein Nest auf.
Und da saß sie dann und brütete. Sarı fütterte manchmal, aber Parik bemühte sich auch sehr um sie. Sarı jedoch zerstörte nach und nach die vier Eier.
Auf jeden Fall machen Kanaris pur Spaß! Sie flogen völlig ungeniert im ganzen Obergeschoss herum, saßen bei den Kaninchen und fraßen mit ihnen zusammen Salat und ließen das ganze Frühjahr bis in den Sommer hinein ihren schönen Gesang hören. Was für tolle Vögel!
Ich baute eine Fenster-Voliere, die das Maß das Fensters hat und außen eingehängt wird. Sie lieben diese Voliere, gehen bei Kälte aber nur kurz raus. Regen finden sie auch nicht so toll. Aber Wind halten sie aus, auch wenn es ihnen das Gefieder auf links dreht!
Anfang Juli 2022 musste ich Yara und Parik einschläfern lassen. Parik war bereits mit ziemlichen Atemwegsproblemen zu mir gekommen, hatte leider Yara angesteckt und bei beiden hatte sich der Zustand sehr verschlechtert. Ausgerechnet die beiden…
Es war so traurig.
Nun suchte ich in erster Linie nach Hennen, da eine „Überdosis Hähne“ in der Balz- und Brutzeit zu erheblichen Streitereien führen kann. Ich erleichterte das Tierheim Henstedt-Ulzburg um die so schöne, 2021 geschlüpfte Viață (= Leben), und 4 Wochen später holte ich aus demselben Tierheim Jua (= Sonne). Von privat kaufte ich noch die schöne, 2021 geschlüpfte Lincah (= lebhaft). Und so ist es nun ein fünfköpfiger Schwarm, der inzwischen in eine Außenvoliere auf der überdachten Terrasse gezogen ist und mir so viel Freude bereitet.
Ich vergrößerte diese Voliere noch einmal, und dabei entwischte die extrem schnelle und geschickte Lincah. Da saß sie nun im Ahorn neben der Terrasse und fand das klasse. Ich holte die Kamera, betete, dass sie in der Nähe bleiben würde, hoffte einfach darauf, dass Kanaris nicht so wie Sittiche schnell erst einmal Strecke machen und sich dann nicht mehr in Richtung Heimat orientieren, und machte erst einmal eine Menge schöner Bilder von ihr, die ich in dieser Form wohl nicht noch einmal würde machen können.
Lincah ließ mir fast 2 Stunden Zeit, zu beobachten, zu fotografieren, und das Thema Vögel in Gefangenschaft noch einmal zu überdenken. Für die domestizierten und in Gefangenschaft geborenen Vögel gibt es kaum eine Alternative, die wenigsten haben draußen eine Chance, aber für mich stand hiermit noch einmal mehr fest, dass ich nur noch Vögel aufnehmen möchte, die es nötig haben und sonst schlicht keine Chance hätten.
Das Wunder geschah – Lincah blieb in der Nähe, ich setzte die anderen in einen Käfig und stellte den gut sichtbar auf einen Tisch, es wurde langsam dunkel, sie suchte irgendwann die Nähe zu den anderen und so konnte ich sie mit einem zweiten Käfig, in dem Hirse lag, anlocken und hinter ihr die Tür schließen. Puh!!!!
So schön diese Voliere auch ist – für den Winter war sie aber vielleicht nicht die beste Lösung. Auch wenn Kanaris echt hart sind, wollte ich nicht, dass sie Minusgraden zwangsläufig ausgesetzt sind. Ich dachte auf allen Varianten der Beheizung herum und entschied schließlich, sie doch in die große Gemeinschaftsvoliere zu den anderen zu setzen. Ende Oktober zogen sie um. Hierbei bot es sich an, alle einmal zu behandeln, da auch Canlı inzwischen deutliche Anzeichen der Atemwegserkrankung zeigte. Das klappte alles großartig und dann kam das Umsetzen. Hierbei entwischte Jua in einem unachtsamen Moment meinem Mann. Ich blieb entspannt, schließlich war Lincah auch in der Nähe geblieben, aber Jua flog im ersten Schreck so ungünstig auf das Dach, dass sie wohl die Übersicht verlor und nach kurzer Zeit noch weiter flog – und dann war sie weg.
Ich fuhr tagelang durch die Gegend, spielte den Gesang der anderen vom Handy ab, suchte und suchte, hängte Zettel aus und inserierte, informierte die Tierheime – leider erfolglos.
Ich weiß also leider nicht, was aus ihr geworden ist und wie lange sie die große Freiheit überlebt hat.
Die anderen trauten ihren Augen kaum und machten richtig Strecke in der großen Voliere. Sie fanden blitzartig heraus, wo es rein und raus geht und saßen bei Wind und Wetter (und Regen) draußen. Zum Schlafen gingen sie rein, und das war genau das, was ihnen ermöglichen wollte. Innerhalb kürzester Zeit hatten sie allen anderen – deutlich größeren Vögeln – klargemacht, dass sie sich aber auch gar nichts gefallen lassen, und so klappte das alles wunderbar.
Als dann im Tierheim Henstedt-Ulzburg ein einsamer Weißer angeboten wurde, durfte der natürlich im Januar 2023 hier einziehen. Lumi (= Schnee) ist ein Sänger vor dem Herrn, ich überlegte, Sarı und ihn umzubenennen in Mozart und Vivaldi 🙂
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