Juli

Freitag, 1.7.

Eigentlich wollte ich Nacariño heute ein wenig müde machen, damit er morgen auch ja schmiegsam, biegsam, fügsam ist. Er war allerdings schon völlig gechillt und ließ sich zu so ungefähr gar nichts überreden. Ich machte keinerlei Druck, dann eben nicht, alberte ein wenig mit ihm rum, hoffte noch einmal ein Knien zu bekommen – bekam ich aber nicht.
Komischer Tag, Dón war genau so drauf, da ging auch gefühlt nichts 🙂
Hatten die sich verabredet? Ach, wat soll’s, zurück auf die Wiese, kuscheln, ganz viel Lederzeug putzen für morgen, und gegen Abend unterzog ich die beiden noch einer großen (und sehr nötigen) Wäsche.

Morgen geht Nacariño sein erstes Turnier…
Ich bin so gespannt! Bei ihm weiß ich so gar nicht, womit ich zu rechnen habe – das beste ist wohl, mit allem zu rechnen 🙂

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Samstag, 2.7.

Der Bericht zu unserem schönen Turniertag ist hier zu lesen!

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Montag, 4.7.

Die beiden tollen Jungs haben frei. Das Wetter wäre zwar so, dass man etwas machen könnte, aber sie auf der Weide besuchen und kuscheln ist auch etwas, was man bei so einem Wetter gut machen kann – machen wir im Moment also das – sie haben es sich verdient! 

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Mittwoch, 6.7.

Mein Hänger war durch den Tüv, und da ich den ja nun schon mal dran hatte, konnte Nacariño ja auch nochmal eben raufgehen. Einfach so.
Und genau das tat er – er ging einfach so – alleine! – zwei Mal hoch, wartete oben, beim zweiten Mal musste ich schon ein deutliches Signal geben, dass er wieder runterkommen sollte / durfte. Er fraß nicht mal das Brot da oben, er stand einfach da, guckte sich zu mir um und wartete. 
Besser geht’s nicht und das war auch alles, was ich an diesem Tag von ihm wollte.
Wenn nichts blödes mehr passiert in nächster Zeit, ist das Thema Verladen durch.
Strike!!!
🙂

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Donnerstag, 7.7.

Der Plan war ein locker-flockiger Ritt auf Trense, nur so zum Spaß, mit Sonne im Herzen und so 🙂

Nacariño war unternehmungslustig, aber das Turnier hat uns spürbar einen Kick gegeben, er ist kuscheliger, anhänglicher, sekundenweise könnte man es als verschmust bezeichnen. Was ja sonst überhaupt nicht so seins ist. Bloß keine Schwäche zeigen, sagt er sich immer. Wenn er wüsste, wie albern das ist…

Er kam jedenfalls, wie immer, gerne von der Weide mit und war voller Tatendrang.
Die erste Runde auf dem Platz war so schön… Ich hatte den langen, federnden Hals vor mir mit erkennbar runder Oberlinie, er guckte mal hier, mal da, blieb aber gelassen, am Teich guckte er etwas genauer und spannte sich auch mal an – aber das war’s. 

Witzigerweise blieb er etliche Male von sich aus stehen, diese Steh-Pausen, die er früher mal gebraucht hat und die eigentlich weg waren – auf Trense waren sie wieder da. Er stand da, total entspannt, atmete durch, fühlte sich wohl. Ich ließ ihn stehen, wo immer er wollte.

Ich bekam allerdings eine Menge Ideen, was ich am Themen-Tag am Samstag erzählen könnte, denn witzigerweise ist er auf Trense unfassbar schief. Auf der linken Hand fiel er in die Bahn wie in seinen besten (= schlechtesten) Zeiten. Das ließ sich über Aufrichtung und Versammlung korrigieren, aber die beiden hätten heute eigentlich gar nicht dran sein sollen. Mussten sie nun aber. Und wo wir schon mal dabei waren…

Boah, dieses Pferd kann man einfach nicht „nur so“ reiten! 🙂
Er wollte, er hatte Lust, er gab sich Mühe, er war nicht eine Sekunde gegen den Reiter oder eine meiner Anforderungen, er spielte mit. Das war einfach klasse. So ist er nun aber wirklich der „normale Fünfjährige“, wie sie halt sein sollen.

Ich machte nicht lange, legte viele Kuschelpausen ein, und ging schließlich noch am hingegebenen Zügel die kleine Hofrunde und ein Stück am Feld lang. Da war der Boden allerdings enorm regengetränkt und gar nicht so gut begehbar, das kürzten wir also ab.

Ich brachte ihn auf die Weide zurück und auch da ging er nicht, wie sonst, gleich seines Weges, sondern drückte mir nochmal so richtig seine Nase in den Arm – eine seiner etwas derben Zärtlichkeiten.

Und danach machte ich seine Nennung für Eutin am 24. Juli fertig.
Er hat das alles bestmöglich verarbeitet und verkraftet.
Ich nehme beide mit! 
Freu!!!!!

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Samstag, 9.7.

Der Bericht zum Themen-Tag „Minimierung der Hilfengebung“ ist hier zu lesen!

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Dienstag, 12.7.

Ich hatte ja leichtsinnigerweise in Eutin die schwere Kür genannt. Weil Nacariño doch so schöne Seitengänge geht. Ich las mir also die Bedingungen nochmal durch, von den Volten im Trab und Galopp wusste ich, Versammlung und Verstärkung (naja, kriegen wir im Trab doch schon so einigermaßen erkennbar hin), aber da stand auch was von Außengalopp.
UPS…

Also heute mal gucken, was sich da machen lässt. Und da tatsächlich erzählte Nacariño plötzlich von früher. Meine erste Idee war ja Schlangenlinie 3 Bogen ohne Wechsel.
Haha!!
Nacariño bekam Angst, ich brach das sofort ab.
Neue Version – aus dem Zirkel wechseln ohne Wechsel. Er bekam nicht die Angst von vorher, war aber deutlich unsicher, wurde flach und fest und zeigte ganz deutlich, dass ihn das an irgendwas erinnert. Entweder ist er einfach mal im Außengalopp abgehauen oder beim Abhauen umgesprungen oder auf der anderen Hand gelandet und nicht umgesprungen oder oder oder – der Möglichkeiten sind viele, aber ganz klar war da mal was. 
Ich suchte also eine Variante, in der ich möglichst wenig Einfluss nehmen musste und ihn weitgehend selbständig machen lassen konnte. Und so ritt ich im Linksgalopp vorsichtig aus der Ecke kehrt und ließ bewusst die Zügel so weit wie möglich durchhängen. Vor der Ecke ließ ich Nacariño traben.

Er wollte unsicher werden, dachte nach, wusste nicht so Recht, was tun, da von mir so gar nichts kam, ich steuerte einfach so an die lange Seite, ohne ihn einrahmen oder bestimmen zu wollen. Und tatsächlich – der dritte Versuch wurde ruhig.

Durch die Ecke durch ließ ich ihn noch nicht galoppieren, ich freute mich erstmal, dass er ruhig bleiben konnte bei der Kehrtvolte und an der langen Seite. So war alles gut.

Und dann schrieb ich hinterher eine Mail an den, der die Nennungen bearbeitet, ob es gestattet ist, ein Pferd in beiden Schwierigkeitsgraden vorzustellen. Es ist als eine Prüfung ausgeschrieben, man soll nur angeben, ob Schwierigkeitsgrad A oder B. Da es aber, seit ich diese Variante dort erlebe, immer als zwei Prüfungen ausgerichtet wird, sogar auf zwei verschiedenen Plätzen, könnte man doch vielleicht…?

Nun bin ich auf die Antwort gespannt. In Variante A sind keine Seitengänge gefordert, es steht da aber auch nicht, dass sie unerwünscht sind. Die möchte ich schon reiten. Den Außengalopp möchte ich noch nicht zwingend einbauen müssen. Normalerweise reite ich gehorsamst alles, was verlangt ist, und ärgere mich dann immer, wenn Leute mit hohen Noten rauskommen, die verlangte Lektionen weggelassen haben. Da das aber immer wieder passiert, könnte ich nun entweder den Außengalopp auch mal weglassen oder ihn ja vielleicht doch kurzentschlossen zeigen, wenn wir den bis dahin noch so hinbekommen, dass Nacariño dabei auf keinen Fall Sorgenfalten auf der Stirn hat.

Spannend!!!

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Donnerstag, 14.7.

Gelände-Runde mit Handpferd! Sie galoppieren zusammen!!! Freu!!!
Der gesamte Bericht hierzu ist bei Dón zu lesen!

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Freitag, 15.7.

Das war aber mal eine ganz kurze Runde – ich wollte die Kür für Eutin einmal durchreiten, um sie zu filmen und dann die Musik schneiden zu können. Ich hatte mein Smartphone so auf den Hocker gestellt, dass es den ganzen Platz filmte, es war schon leicht am Nieseln, so dass ich zusah, keine Zeit mehr zu verschwenden jetzt, aber nach den ersten drei Runden wurde der Regen stärker und ich traute mich schlicht nicht, das Smartphone da so stehen zu lassen. Also abgebrochen, Nacariño wieder abgesattelt und auf die Weide gebracht, und na klar schien zehn Minuten später die Sonne… Das hatte der graue Himmel nicht vermuten lassen. Menno!

Und so wage ich jetzt mal ein Experiment – ich hatte zuvor die Kür mit Dón durchgeritten und gefilmt. Ich schneide mal seine Musik und reite die gleiche Kür dann zu der Musik mal mit Nacariño durch. Bin sehr gespannt, ob das passt! Wenn das klappt, dass ich auf die leichte Kür umschwenken (oder gar beide Varianten reiten) darf, dann würde ich tatsächlich die gleiche Linienführung mit beiden reiten. Mal sehen, ob den Richtern das auffällt 🙂

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Samstag, 16.7.

Plan A war, die Kür durchzureiten. Da die Musik aber leider irgendwie bei Dón schon so gar nicht passen wollte und ich die einzelnen Gangarten ähnlich lang geschnitten hatte, trat Plan B in Kraft. Halsring!

Dieses Mal, ohne vorher mit Zäumung geritten zu sein und überhaupt ja erst das dritte Mal. Und dann brachte Nacariño so einen echten Knaller, so ein richtiges Nacariño-Ding: ich saß gerade drauf, da kam eine Freundin und ich hielt Nacariño am Platzeingang an und beugte mich zu ihr runter zu einer Begrüßungs-Umarmung. Noch während ich das tat, spürte ich, dass das eine doofe Idee war, aber ich brach nicht ab – und in der nächsten Sekunde startete Nacariño durch. Von jetzt auf gleich schoss er über den Asphalt und das, was jetzt kam, ging dermaßen schnell, dass ich es selbst kaum mitbekam – das hätte ich gerne auf Video gesehen!!
Im spätestens dritten, vierten Galoppsprung sprang ich runter und zwar so, dass ich vor ihm landete, da er aber gerade so schön am Abhauen war, landete er auf meinem Fuß, da hatte er allerdings auch schon meinen Arm quer im Gesicht.

Ich bin, so weit ich weiß, noch nie im Galopp abgesprungen. Ich hatte immer viel zu viel Angst vor dem Ergebnis und bin im Zweifel so lange oben geblieben, bis die Schwerkraft und andere physikalische Gegebenheiten den Rest erledigten. Hier gab es überhaupt kein Überlegen, das hätte auch zu lange gedauert. Klar war nur, ich möchte nicht auf einem bloß mit Halsring ausgestatteten, abhauenden Nacariño sitzen. Auf Asphalt. Mit freier Sicht auf’s Feld. Och nö. Später. Eher gar nicht.
Und so ergab sich das irgendwie von selbst, dass ich vor ihn sprang (keine Ahnung, wie mir das im Galopp gelungen ist, meine Volti-Zeit ist fast 40 Jahre her und das haben wir da ganz klar nicht geübt) und ihm so blitzartig eine semmelte, dass ihn das doch tatsächlich aufhielt. Jetzt, wo ich darüber nachdenke, überrascht mich das fast am meisten. Er war völlig perplex, was bei ihm ja immer nicht lange anhält, und im nächsten Sekundenbruchteil total empört. Er machte kehrt und raste Richtung Weide, um da vor dem Tor noch 3 Runden zu bocken. Ich ging entspannt hinterher, um ihn wieder einzusammeln, er machte echt den Larry da unten. Allerdings strahlte er mich an, als ich ihn fast erreicht hatte, ließ sich anstandslos anfassen und drückte mir direkt seine Nase ins Gesicht. Aus diesem irren Pferd soll einer schlau werden…

Er kam mit zum Platz (den wir dann jetzt mal zu machten…), und dann war es ein witziger Mix aus tollen Angeboten und „Ich muss mal eben rennen! Bin gleich fertig! Ok, fertig, kann weitergehen!“ – echt urkomisch. So ein Tag, wo er jedem Otto-Normal-Reiter mal wieder höllisch Angst einjagen könnte. Verrückter Vogel. Ich war wachsam, ging darauf ein, wenn er rennen musste, fragte dazwischen ein paar Linien an und bekam die dann meist auch. Und was ich bekam, und das freute mich riesig – Traversalen! Im Schritt sogar weitgehend in Stellung und Biegung (also, nur nach rechts, nach links habe ich gar nicht gefragt), im Trab war er dann mal wieder hin- und hergerissen zwischen gehorsam sein wollen, aber gerade nicht können.
Phasenweise ließ er sich toll versammeln über die Gerte, im nächsten Moment musste er dringend galoppieren. Pfff, bitte… Wenn’s hilft…
Es half. Er war nachher mega entspannt und zufrieden. Da war vielleicht ein ausgezeichneter Moment, in dem ich ihn ganz klar massiv überrascht habe. 

Zum ersten Mal tatsächlich bot er mir nachher Travers zur Gerte hin an. Auf der rechten Hand legte ich die Gerte an, wollte versammeln, er schob die Kruppe zur Gerte und trabte brav weiter. Ich lobte natürlich wie verrückt (aus der Idee des Pferdes, sich zu entziehen, etwas machen… Und damit dem Pferd das Gefühl geben, auf die neue Idee von selbst gekommen zu sein…), und tatsächlich war das dann in der nächsten Runde lässig abrufbar. Großartig!!

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Und dann bekam ich noch ein tolles Geschenk von ihm – ich fragte auf beiden Seiten nach Kompliment und bekam das. Rechts zog er das Bein einmal wieder nach vorne, blieb aber unten und so gab es tatsächlich ein erstes, kurzes Plié.
Ansonsten war er etwas hektisch und übereifrig, brauchte aber kaum Unterstützung meinerseits. Und so fragte ich das Ganze noch einmal an und bat ihn um mehr Ruhe, und dann machte er – rechts! Zum ersten Mal rechts! – von sich aus ein Knien daraus.
Ich kann das nicht abrufen, er hat es einfach so schon zwei, drei Mal gemacht, aber noch nicht rechts und noch nie so lange. Er blieb sekundenlang ruhig in dieser Haltung.
Ich lobte wie verrückt, und als ich mich ein wenig erhob, erhob auch er sich langsam, stand aber nicht sofort auf, sondern ging zurück ins Kompliment und blieb da noch einen Moment.
Wie genial!!! Das wird mit den Jahren irgendwann sehr, sehr schön…

Hach, toll!!

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Montag, 18.7.

Und wieder einmal mit Handpferd im Gelände unterwegs – der Bericht dazu ist bei Dón zu lesen!

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Mittwoch, 20.7.

Ich bin die Kür durchgeritten – die zwei Schwierigkeitsgrade und die Überlegung, ob ich eine oder zwei Küren reite, hat sich erledigt, es findet nur eine Gesamt-Kür statt. Das ist mir auch sehr Recht so, so kann ich schön Seitengänge zeigen, aber muss keinen Gedanken an Außengalopp verschwenden. So mag ich das.

Nacariño ging beim ersten Mal gut, beim zweiten Mal wirklich super. Wenn er so auch nur annähernd in Eutin gehen kann, was bei all‘ der Ablenkung dort höchst fraglich ist, wäre das ein Hammer. Mit der Linienführung muss ich ein bisschen basteln, aber das sollte ungefähr passend hinzukriegen sein. Da wird jetzt nichts mehr dran rumgeschnitten, so!

Ich komme mit dem Kieffer überhaupt nicht mehr zurecht – also Nacariño schon noch, aber mir ist der einfach in der Sitzfläche zu unbequem und irgendwie zu knapp, obwohl der mit 17,5 angegeben war, was für mich sonst immer geht, aber sich ja durchaus unterschiedlich anfühlen kann. Dieser Stattel geht nicht mehr, ich muss da eine neue Lösung finden. Und so legte ich heute mal den von Dón drauf – ach! Da ist ein Fell-Pad drunter, das habe ich drunter gelassen, und diese Variante hätte Nacariño vor wenigen Wochen noch total zum Schwimmen gebracht. Heute – nichts davon. Zum ersten Mal konnte ich ihn über weite Strecken sitzen. Ich hatte die Bügel reichlich kurz, ließ mein Becken durchschütteln, und hatte damit ein wirklich gutes Gefühl. Er auch, was noch wichtiger war. Also ist das ganz klar der Sattel für Eutin, Dón geht dann mit dem Portuguesa. Dann muss ich nicht zu viel hin- und herschnallen. Das wäre sonst der Fall, wenn ich beide mit demselben Sattel reiten wollte – wohl auch möglich, aber wenn noch ein paar Starter nicht kommen, dann wird das mit Schabracke wechseln und Bügel tauschen irgendwann auch mal knapp. Also freue ich mich gerade sehr, dass das so geht.

Und noch mehr freue ich mich auf einen heute morgen bei ebay ersteigerten KenTaur Medea…! KenTaur macht großartige Sättel, das wäre jetzt mein dritter in einigen Jahren, und ich hoffe so so sehr, dass er einem von beiden passt – wem ist dann ja nun fast egal, wenn beide mit Dóns Sattel zurecht kommen. Der wird vermutlich Anfang nächster Woche eintrudeln – Daumen drücken, dass er passt!

Ich sattelte oben im Stall ab, Nacariño drehte sich um und ging ganz langsam raus. Nicht wie sonst eilig, so dass ich keine Chance hätte, ihn aufzuhalten, er taperte ganz in Ruhe raus und zupfte die ersten Halme, als er noch halb in der Stallgasse stand. Ich räumte erstmal alles weg, er soll schon das Gefühl haben, er darf das, wenn ich es nicht will, muss ich es halt verhindern, aber wenn er mit dieser Ruhe raus geht, ist die Chance größer, dass er sich nicht zu viele Freiheiten mit Kampf nimmt. Also gebe ich ihm größtmögliche Freiheiten, das ist meist das beste Mittel, das man sie auch problemlos wieder einsammeln kann. So auch hier – Nacariño entfernte sich kein bisschen, als ich schließlich kam. 
Er bekam seine wohlverdiente Dusche und dann seine neue, nicht minder wohlverdiente Fliegendecke, mit der er sich erstmal herzhaft in den Dreck schmiss. Soll ja nicht so neu riechen. Und aussehen. Wer will das?
Ich hoffe, die hält einige Plagegeister ab und gönnt den Pferden etwas mehr Ruhe auf der Weide. 

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Freitag, 22.7.

So, der Plan für die Kür steht. Die Musik passt, wenn ich die Galopptour größer reite und mit insgesamt lieber eher Zeit lasse und „auf groß“ reite – also ruhig, Ecken deutlicher, Zirkel etwas größer. Und dann fand ich auch noch raus, dass ich den Mittelzirkel im Galopp theoretisch nach oben oder unten verlassen kann – ich muss dann nur den zweiten Mittelzirkel auch zur anderen Seite verlassen, dann stimmt alles wieder mit der Schlusstour. So sollte es gehen – und so muss es jetzt auch mit beiden Pferden gehen, auch wenn ich diese Musik mit Dón jetzt nicht noch einmal ausprobiert habe.

Nacariño fühlte sich unglaublich gut an.
Für eine Generalprobe viel zu gut 🙂

Er war kuschelig und für seine Verhältnisse fast schmusig und hatte überhaupt kein Interesse daran, im Stall wegzugehen, als ich ihn absattelte. In unserem Zusammensein tut sich gerade ganz viel. Einfach schön!!

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Samstag, 23.7.

Heute habe ich noch einmal die Garrocha und die Flagge in die Hand genommen, um Nacariño auf die Offene Kür einzustimmen, und nach einigen super gelungenen Wendungen unter der Garrocha konnte ich sie tatsächlich im Galopp zum ersten Mal stehen lassen! Nicht jedes Mal und auch immer nur kurz, aber es kommt! Sprich: er lässt es langsam zu, dass ich den Kreis relativ klein anlege und so halte. Super!

Ich bin ungeheuer gespannt, wie sehr er sich von der Eutiner Atmosphäre beeindrucken lässt. Wenn nicht allzu sehr, ist alles möglich. Wenn ihn das sehr ablenkt, wird es spannend! Ich bin so selten aufgeregt, geht meist gar nicht, wenn ich für zehn andere mitdenken muss, aber das muss ich dieses Mal nicht und so genieße ich gerade dieses Gefühl der in mir herumkrabbelnden Spannung…

Ich unterzog Nacariño noch einer extrem nötigen Wäsche.
Er war so schön danach…!

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Sonntag, 24.7.

Was für ein Pferd… Meine Güte. Ich bin geflasht.
Mehr zu diesem tollen Turniertag hier!

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Mittwoch, 27.7.

Nur Weide und kuscheln, das haben sie sich verdient. Heute dachte ich, mal gucken, ob Kompliment auch auf der Weide geht – geht 🙂

Nacariño machte äußerst lässig eins links und eins rechts und das mit relativ viel Ruhe, obwohl er sehr auf das Stück Brot geierte, dass ich, wie er sehr wohl wusste, in der Hand hatte. Er bekam es erst, als er beide Komplimente (Kompliments??) beendet hatte und wieder oben war. Insgesamt ist diese Gier massiv besser geworden, seit es überhaupt keine Kekse mehr gibt zwischendurch. Es gibt im Moment wirklich nur für Kompliment Kekse, und das auch nicht immer und dann nur einen einzigen. So sind beide wieder viel entspannter geworden, was Futter aus der Hand angeht.

Das war’s dann auch für heute, ansonsten ließ ich die beiden in Ruhe. Meine Sieger!
Zwei Turniere hinter sich und dabei 2 Siege, 3 Zweite, 1 Dritter und 1 Vierter.
Ausgerechnet dieses Pferd – unfassbar! 
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Donnerstag, 28.7.

War
das 
schön…!!!

So schön das Turnier und die Siege auch waren, das ist nur ein Teil im großen Ganzen. Ein mir nicht unwichtiger, weil sich in der Fremde so schön prüfen lässt, wie sehr man ein Team ist mit dem Pferd, aber tolle Momente zu Hause sind im Zweifel noch wichtiger und legen ja den Grundstein dafür, solche überhaupt auch woanders erleben zu können.
Und heute bekam ich zu Hause Momente, die mal wieder „ein Stück Himmel“ waren…
Und mir so gut bestätigt haben, dass Eutin für uns richtig war und uns wieder ein ganz großes Stück nähergebracht hat. Für sowas muss man eben auch mal weg von zu Hause!

Ich wollte mal wieder reiten, Fokus auf einem feinen, entspannten Zusammenspiel ohne Forderungen von Seitengängen oder ähnlichem, losgelassen und durchlässig.

Es war gigantisch. Ich ritt auf Trense auf der großen Wiese hinter unserer Weide, weil ich keine Lust auf Platz hatte und mich die Weite lockte. Hier bekam ich so tolle Momente – ich durfte den Trab im Raumgewinn verschieben und schließlich auch den Schritt. Ich hatte das Gefühl einer ungeheuer feinen Zügelverbindung, brauchte kein Bein – außer mal, um es außen anzulegen, wenn ein Bogen ausufern wollte – hatte ein sowas von durchlässiges, losgelassenes, eifriges Pferd unter mir, das auf feinste Stimm- und Gertensignale reagierte. Es war die pure Wonne. Völlig beseelt ritt ich zum Stall zurück.

Wer jetzt zuerst Dóns Text gelesen hat, wird denken, das hört sich ja verdammt ähnlich an… So ist es. Das eben gesagte trifft und traf auf beide absolut gleichermaßen zu.
Ein paar Unterschiede gab es aber natürlich doch!

Nacariño kaute am Anfang im Schritt am Gebiss, rundete seinen Hals und war ungeheuer fein an der Hand. So hatte ich den Schritt auf Trense noch nie erlebt bei ihm. Im Trab blieb er größtenteils so, im Galopp verlor sich das ein wenig, da wollte er dann auf der linken Hand doch wieder auf die innere Schulter fallen und das schiefe Jungpferd spielen, was ich im allerdings nicht abkaufte. Ich bat ihn also weiterhin um das kauende Maul und das nachgiebige Genick und bekam beides. Und schon konnte er galoppieren wie eine Remonte im zweiten Lehrjahr 🙂

Ich galoppierte allerdings gar nicht viel, weil ich die Weite der Wiese nutzen wollte, um den Raumgewinn zu verändern. Im Schritt hatte ich das bislang noch kaum angefragt, hier ist auch noch auf jeden Fall Luft nach oben. Im Protokoll der Kür findet sich der Satz „Mittelschritt begrenzt im Raumgewinn“. Diesen Satz will ich nie wieder in einem Protokoll lesen. Dieses Jahr kann das noch passieren, nächstes Jahr darf das nicht mehr sein. Nacariño wird lernen, Schritt rauszulassen, er ist nicht von Natur aus begrenzt, er begrenzt sich immer noch im Kopf. Sein zweites Ich (das alte) meint ja immer noch mal, Dinge nicht zu können. Und sein erstes Ich (das neue) fällt drauf rein.

So ließ ich den Schritt raus, nahm ihn zurück, ließ ihn raus, nahm ihn zurück… Nach vorne ist da echt noch mehr möglich. Da haben wir eine schöne Aufgabe für die nächsten Monate. Beim Zurücknehmen ließ ich ihn das Hinterbein immer mehr winkeln. Sein neues Ich machte großartig mit, ganz durchlässig, und dann kam doch plötzlich das alte Ich wieder durch und ließ ihn klemmen. Ich ließ ihm sofort Raum, und so kam nicht ein einziges Mal eine Idee eines Steigens durch. Er blieb mal stehen, er wich mal seitwärts aus, er wich mal rückwärts aus, er ließ sich aber immer wieder in die Bewegung bringen und in die Vorwärtsidee, ohne dass ich auch nur einmal hätte deutlicher werden müssen. Ich hielt mich für die Sekunden raus, in denen sein altes Ich spürbar war, und war in den Momenten präsent, in denen der aufgeschlossene, neugierige, ehrgeizige Nacariño am Start war. Und so spürte ich nachher zum ersten Mal in dieser Form richtig deutlich, dass er das alte nicht mehr will. Er hat keine Lust mehr, sich aufzulehnen. Er hat keine Lust mehr, wegzurennen. Er will lernen, er will das wissen, er will das alles erklärt haben, er wird heiß darauf, meine Wünsche zu erfüllen und meine Ideen zu seinen zu machen. Zum ersten Mal war deutlich fühlbar, dass dieses vorher / nachher jetzt in sein Bewusstsein eindringt.

Ich ließ ihn angaloppieren und spürte richtig die Diskussion, die er mit sich selbst führte, losrennen oder nicht. Irgendwas in ihm wollte losrennen, meine Güte, das war eine freie Wiese hier, da rennt man halt los!
Etwas anderes in ihm wollte nicht, wollte die gute Stimmung genießen, wollte sich wohlfühlen, wollte sich loslassen. Das war ein paar Galoppsprünge total spürbar. Ich kam mir vor wie ein Zuschauer bzw. -hörer eines Bühnenstücks. Ich hielt mich vollständig raus, war aber sofort da, als sein „neues“ Ich sich mir zuwandte. Ich weiß nicht, wie ich das anders beschreiben soll, mit diesem Pferd ist es einfach so anders und auch für mich, die ich nun wirklich solche Dinge schon lange und immer wieder formuliere und mir bewusst mache, irgendwie total neu und eben anders.

Ich machte die Probe. Ließ ihn erneut angaloppieren, aus dem Schritt, nun aber mit einem echt scharfen Doppelschnalzer, der geeignet war, ihn hundert Meter nach vorne zu katapultieren. Und das was dann kam, war echt irre: er setzte diesen Schnalzer absolut gehorsam um, indem er mit einer unglaublichen Wucht ansprang. Dies aber vollkommen kontrolliert und auch eben nur für den Moment des Anspringens mit dieser perversen Dynamik – im nächsten Galoppsprung war er lässig, ließ den Hals fallen, galoppierte total enspannt einfach vor sich hin. Ich hatte nichts gehalten, er hätte alle Möglichkeiten gehabt, er hätte voll durchstarten können. Er wollte es nicht. Er setzte den völlig übertriebenen Schnalzer korrekt um und reagierte noch im selben Moment auf meinen vollkommen losgelassenen Körper, der sofort wieder um Entspannung bat. Das war ein ungeheuerliches Gefühl.

Jetzt fände ich es ungeheuer spannend, wie er auf einen Reiter reagieren würde, der ihm nicht traut. Der klemmt und kontrollieren will, indem er hält. Ich lege meine Hand dafür ins Feuer, dass er keinen Reiter, der losgelassen ist und sich ihm „hingibt“, in Gefahr bringen würde. Da könnten vermutlich jetzt auch Beine hin und her rutschen und Hände unfeine Zügeleinwirkungen verursachen, das würde er aushalten, wenn man ihm vertraut. Ich fände es aber echt spannend, wie er jetzt auf einen Reiter reagiert, der sich nicht traut, sich ihm hinzugeben und ihm voll und ganz zu vertrauen. Erklärt sich jemand bereit??  🙂

In einem halben Jahr wird’s langweilig, Nacariño wird in nicht mehr allzu ferner Zukunft ein Wahnsinns-Lehrpferd werden. Nächstes Jahr werde ich ihn dosiert unter anderen Reitern einsetzen, in zwei Jahren werde ich wieder ein Pferd haben, das bereitwillig andere spüren lässt, wie es sich anfühlen kann. Und er wird vermutlich an Feinheit alles übertreffen, was die meisten Reiter kennen. Ich bin so sicher, dass er das gut machen wird und freue mich jetzt schon auf die seligen Gesichter…
Ich lasse gerne andere auf meine Pferde. Habe ich immer schon getan. Ich finde es so wichtig, dass man mal die Chance bekommt, etwas zu fühlen. Man muss doch wissen, wo man hin will, und dafür muss man sowas doch mal fühlen können!

Negócio hat Gesichter zum Leuchten gebracht, Fàsci und Joya auch, die verlangten aber beide etwas mehr vom Reiter. Negócio, der auf Zuruf unter möglichst einwirkungslosen Reitern piaffierte und passagierte und Pirouetten drehte, wenn ich an seinem Schweif blieb, das war schon die ganz große Ausnahmeerscheinung.
Gefühlt wächst hier gerade der Nächste heran, der das irgendwann auch so vermitteln kann. Und es ist gerade einfach nur wunderbar, diesen Weg mit ihm zu gehen. Bin ich froh, dass meine Pferde so verschieden sind, sie halten mich gegenseitig flexibel für den anderen.

Nacariño genoss seine wohlverdiente Dusche und das ausgiebige Wälzen danach. Er ist für seine Verhältnisse wirklich kuschelig zur Zeit, sah im Stall keine Veranlassung, weg zu gehen, obwohl er gekonnt hätte. Eutin hat uns den Kick gegeben, den ich erhofft hatte.
Nein, viel mehr. Ich bin so glücklich mit diesem Pferd…!

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Freitag, 29.7.

Heute hat Nacariño aber mal so richtig Kilometer gemacht!

Es ist natürlich vermessen, einen großartigen Tag gleich noch einmal wiederholen zu wollen, aber den Versuch war es wert.

Natürlich wurde es ganz anders, die Stimmung war eine völlig andere, zumal wir zu dritt auf die Wiese gingen, so brach unter den Pferden eine ziemliche Lauffreude aus. Ich gönnte es Nacariño sehr, ließ ihn immer wieder vorwärts gehen (richtig vorwärts), dennoch ließ sich die eine oder andere Idee von gestern wiederholen. Zwischen den versammelten Momenten durfte er immer wieder frei galoppieren, ich konnte nachher die Zügel auf den Hals legen (mein neues freihändig-Pferd…), er fand alles toll. Er gab auch mal richtig Gas, so dass ich ihn nicht mehr innerhalb von zwanzig Metern hätte anhalten können, das war hier ja aber auch nicht erforderlich und so ließ ich ihn laufen, bis der Hals wieder weich wurde. Viel mehr als hundert Meter waren das nicht und auch nicht mehr als ein oder zwei Mal. Ansonsten war er ungeheuer dynamisch, dabei aber großartig gehorsam und willig. Das gab schon sehr geile Momente. Am besten war ein Zulegen gegen Ende, da ließ er den Trab einmal so richtig durch.

Ich hatte einen neuen Sattel drauf, den frisch ersteigerten KenTaur, von dem ich hoffe, dass mein Sattler ihn weiten kann, denn der ist knapp, aber toll zu sitzen.  Nacariño fühlte sich buckelfreudig an, und ich wusste nicht, ob wegen des fremden Sattels oder wegen der Situation, da der Trab nachher aber dermaßen frei aus der Schulter kam, kann es der Sattel eigentlich nur bedingt gewesen sein.

Toll war auch, dass die anderen an mir vorbei und auf mich zu galoppieren konnten, Nacariño stand da und chillte vor sich hin. Dann reichten zwei Schnalzer und er startete aus dem Stand durch, um nach einem zügellosen Durchparieren wieder völlig cool rumzustehen. Super!! Er fühlte sich sichtlich wohl hier.

Er machte insgesamt wirklich großartig mit, und so lasse ich jetzt mal Bilder sprechen:

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Nacariño ging völlig entspannt und zufrieden nach Hause. Dort angekommen war er schon wieder trocken, obwohl er echt viel gelaufen war und gut geschwitzt hatte. Power-Paket…!!

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Samstag, 30.7.

Nach zwei solchen Tagen hintereinander reite ich natürlich nicht noch einen dritten, aber Nacariño war unternehmungslustig. Wo nimmt dieses Pferd bloß diese ungeheure Kondition her…??

Ich holte also den Langen Zügel hervor (drittes Mal? Viertes? So ungefähr) und ging damit auf die Wiese. Und dann ergab sich überraschend tatsächlich unser erster Galopp – und nicht nur einer, mehrere! Auf beiden Händen! Das war nachher so leicht abrufbar, echt irre. Ich hielt nur noch relativ viel Abstand, weil an ein Schreiten noch nicht zu denken war, das macht echt ein langes Bein, aber Nacariño galoppierte unerschrocken und rhythmisch vor sich hin. Hammer!

Ich machte nicht lange, ich hechelte und fiel über den einen oder anderen Maulwurfshügel. Das war super und so entließ ich ihn wieder auf die Weide. 

Dann holte ich Nacariño doch nochmal hervor und fragte den Galopp noch einmal an. Nacariño war entschieden der Meinung, damit hätte ich mich ja nun aber wohl vertan, er war schon! Dennoch trabte er sehr eifrig, viel zu eifrig, sprang aber nicht an. Ich rannte hinterher, hatte keine Puste mehr, und er trabte, was das Zeug hält. Na super.

Ich machte ein bisschen Power von hinten, er sprang an, und von jetzt auf gleich war der Betonhals da und er haute ab. Im musste loslassen. Er rannte bis zu einer Ecke, nahm sich da ein Maul voll vergessenes Heu und kaute darauf rum. Ich sammelte ihn wieder ein und das Heu aus dem Maul und nahm ihn wieder mit.

Neu ansetzen, etwas mutiger, etwas mehr an den Zug in die Hand – und schon sprang er an. Mit ziemlich mächtigen Sprüngen, aber nicht ein einziges Mal auch nur der Hauch einer Idee, dass er schlagen könnte, auch wenn ich ihn mit der Gerte berührte. Da passt er tatsächlich auf – ein Glück. Er galoppierte, ich rannte und sah zu, dass ich ihm keinen Anlass zum Abhauen gebe, schließlich parierte ich durch und brach fast zusammen. Mit seiner Kondition kann ich auf keinen Fall mithalten… Oh Mann… Aber das war gut!

Nochmal. Ruhiger. Gesetzter. Hmm, klappte nicht, so sprang er nicht an. Also wieder mit etwas mehr Hü, aber sehr darauf bedacht, dass er bei mir bleibt, Nacariño sprang an, sehr lässig, machte ein paar schöne Sprünge, und damit ließ ich es sein. Prima!!

Also, ich ließ es fast sein. Ich fragte nochmal ein Vorderbein an und bekam das, allerdings nur im Stand, gehen mochte er nicht. Ich fragte also das Bein an und schob ihn vorwärts, was er mit einem Steigen beantwortete (später!!), und dann wollte ich, dass er nun bitte auf jeden Fall nochmal vorwärts geht – und das tat er. Mit 120 Sachen. Und dieses Mal hielt er nicht an der Ecke an. Er bockte und keilte dreihundert Meter vor sich hin und gab dann richtig Gas. Immer den Zügel zwischen den Füßen. Stört mich ja nicht so, mehr als kaputt gehen kann er nicht, wenn er sich damit einen ins Maul haut ist es Pech, kann passieren, sah aber nicht ein einziges Mal so aus.

Nacariño rannte, ich war entspannt und wartete, dass er Richtung Weide zurück kommt. 
Tat er aber nicht – er rannte zum gewohnten Ausgang raus, ganz außen rum, und zur Straße. Den Weg, den er von gestern und vorgestern kannte. Hmm, schon blöder. Da waren Autos, da war ein Motorrad… Ich sprintete los, kam vor ihm zum Zaun an der Straße, rief ihn mit meinem Singsang „Komm mal her! Guter! Feiner Junge! Komm mal her, komm!“, was er geflissentlich überhörte. Er galoppierte mit gespitzten Ohren die Straße entlang, die Zügel zwischen den Beinen. Jetzt musste ich auch nicht mehr rennen, ich war sicher, er würde auf den Hof kommen.

Ich sammelte alles ein und ging nach vorne. Nacariño war schon da und sehr entspannt und guckte mir fröhlich entgegen. Alles war heil. Das freute mich, denn das sind schon etwas edlere Zügel, wäre schade gewesen.

Also wieder auf die Weide – dieses Mal nicht auf die Wiese, sondern auf die Weide, auf der würde er wohl bleiben, sollte er nochmal abhauen, und hier ließ ich ihn noch zwei Mal angaloppieren. Er sprang an, galoppierte, parierte auf Pfiff durch, beim ersten Mal nicht gleich, beim zweiten Mal sofort, das wurde ausgiebig gelobt und dann hörte ich aber wirklich auf.
Er versteht es doch immer wieder, das nächste Mal schon im voraus spannend zu machen 🙂

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