Pferde & Vögel

Am 11. Oktober 2014 gönnte ich mir dieses unglaubliche Erlebnis zum ersten Mal. Ich hatte Klaudia Brommund (Horus Falknerei) auf einer Veranstaltung kennengelernt und nun kam mit den drei Harris Hawks Lancelot, Miguel und Akasha und dem 30jährigen Steppenadler Kurgan nach Alveslohe – oh, und natürlich mit Irish Wolfshound Eragon.
Da meine Freundin Solveig aus der Pfalz zu Besuch gekommen war, stellte ich ihr kurzerhand Joya zur Verfügung. Sie hat zwar ein Haus voller Papageien und somit keinerlei Berührungsängste mit großen Vögeln, aber mit Pferd hatte sie das auch noch nie erlebt.

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Klaudia meinte, dass ca. 60 % der Pferde die fliegenden Vögel nicht gut aushalten, darunter Hannoveraner und Friesen. Ca. 40 % halten es gut aus, darunter Spanier und Araber.
Ich gedachte, die Quote bei den Hannoveranern zu heben und die der Spanier zu festigen.
Fàscino traue ich ja nun, was Hysterie angeht, eine Menge zu. Meine beiden Jungs überraschten mich wieder einmal – Joya hielt es nicht ganz so gut aus, wenn die Vögel über ihm flatterten oder von hinten auf Solveigs Arm landeten, Fàscino zuckte einmal und ließ sich dann alles, aber auch alles gefallen. Es war unglaublich!
Zuvor grübelte ich eine Weile auf den Kostümen herum, barock fand ich nicht ganz unpassend, aber mir war nach etwas mittelalterlichem. Und so lieh ich, die ich ja nun bekennend so gar nicht auf alles kleiderartige stehe, tolle Kostüme für Solveig und mich. Die sahen auf den Fotos schon klasse aus, aber als ich sie auspackte – meine Güte!! Die Vorfreude wuchs.

Klaudia hatte zuerst den 8jährigen, erfahrenen Harris Hawk Lancelot auf dem Arm gesetzt, mit dem die Pferde, die wir anfangs neben uns an der Hand hatten, die erste Bekanntschaft mit einem Vogel dieser Größe und dessen Flügelbewegungen machten.
ALLE unsere Pferde nahmen das mit mehr oder weniger großer Gelassenheit hin.
Wir waren so begeistert!

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Wir saßen auf und Klaudia holte die jüngeren Harris Hawks Miguel und Akasha dazu.
Und dann hatten wir immer abwechselnd die Vögel auf dem Arm.
Ich fragte nach kurzer Zeit, ob ich mit einem Vogel galoppieren könne. Klaudia hatte gesehen, wie extrem gesetzt Fàscino galoppieren konnte und gab mir Akasha, die das noch nicht kannte. Das war ihr dann auch ein wenig zu viel Bewegung und Luftzug, sie wollte lieber runter, obwohl Fàscino wunderbar versammelt und so gut wie bewegungslos galoppierte. Klaudia brachte mir Lancelot, der sich von Fàscinos Galopp überhaupt nicht schocken ließ und entspannt mitfederte. Wenn er das mal nicht sogar genossen hat. Was für ein tolles Gefühl!

Steffis Amira legte sich tatsächlich drei Mal hin, nachher schloss sie sogar genüsslich die Augen, während über ihr die Flügel schlugen. Unglaublich, dieses erst sechsjährige Pferd!

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Wir waren gefangen von der Atmosphäre, die Klaudia mit ihren wunderbaren Vögeln verbreitete, und völlig geflasht davon, wie großartig unsere Pferde reagierten.
Ich hatte nicht gewagt, mir irgend etwas vorzunehmen oder zu erhoffen, da ja wirklich nicht einschätzbar war, ob die Pferde es aushalten würden. Und so war es ein so wunderbares Erlebnis.

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Ich durfte schließlich Lancelot und Akasha zusammen auf dem Arm haben:

Und gegen Ende entstand im Gegenlicht noch dieses herrliche Foto. Für mich wirkte es von oben, als würde Lancelot seinen Flügel um Fàscis Nüstern legen. Auf dem Bild sah ich dann später, dass er ganz so nah zwar doch nicht dran war, aber dennoch – zum Heulen schön:

Zwei Jahre später organisierte ich das nochmal. Dieses Mal nahmen am 24.9.2016 elf Teilnehmer mit Pferd und neun Personen ohne Pferd teil. Es gab auch einige Zuschauer, am witzigsten aber war, dass teilweise ein Pferd (mit seinem Besitzer) und ein Vogel (mit Klaudia) auf dem Platz war – und drumrum ein Halbkreis aus gefühlten zehn Fotografen. Klaudia, ganz multitasking, machte beides gleichzeitig.

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Absolutes Kaiserwetter, was Pferde und Vögel aus so ziemlich jeder Perspektive ins rechte Licht rückte. Ob im oder gegen das Licht – alles hatte seinen ganz eigentümlichen Reiz.
Absolutes Kaiserwetter, was Pferde und Vögel aus so ziemlich jeder Perspektive ins rechte Licht rückte. Ob im oder gegen das Licht – alles hatte seinen ganz eigentümlichen Reiz.
Ich hatte ja inzwischen zwei Jungspunde im Stall und die lernten nun die Vögel kennen.

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Wir fingen wieder auf dem Reitplatz an, hier bekam jeder eine Einweisung, wie mit den Vögeln umzugehen und worauf zu achten ist, die Handhaltung und andere Details wurden immer wieder auf’s Neue von Klaudia ruhig, gründlich und konzentriert erklärt.
Hier wurden alle Pferde zuerst am Boden mit den Vögeln vertraut gemacht. Die Pferde durften schnuppern, schauen und erste leichte Flügelbewegungen sehen, dann ging Klaudia eine Runde um das Pferd herum und hob dabei den Vogel immer höher. Der „Gewöhnungs-Vogel“ war immer Anubis, danach kam die mächtigere, schwerere Cody, da sie auf den Fotos mehr hermacht.

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Dón zeigte sich erwartungsgemäß etwas scheuer als Nacariño, der von Anfang an völlig cool blieb. Dón wollte alles ganz genau sehen und brauchte einen Moment, dann war alles gut. Kaum saß ich drauf, nahm er alles gelassen, da konnte der Vogel von allen Seiten kommen, alles war gut. Ich war von meinen beiden Jungs hin und weg!

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Kein Pferd zeigte ernsthaft Angst vor den wunderschönen Harris Hawks – bis auf (ausgerechnet!) unseren einzigen Haflinger. Der 22jährige konnte sich mit den Vögeln so gar nicht arrangieren, er ergriff sehr entschieden die Flucht. Eine mächtige Tinkerstute stellte auch einmal kurz und deutlich ihre Führungsqualitäten unter Beweis, arrangierte sich dann aber doch mit den Vögeln. Alle anderen Pferden zeigten sich von leicht skeptisch bis hin zu interessiert und bewiesen ein großes Vertrauen zu ihren Bezugspersonen.

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Nach der Kennenlern-Runde auf dem Platz wurde aufgesessen (wer wollte) und wir gingen auf die Weide, die uns verschiedene Lichtverhältnisse bot – aber natürlich leider auch rundum Zäune, so dass das eine oder andere sehr schöne Bild ein wenig Retusche verlangte.

Die meisten von uns hatten sich so richtig in Schale geworfen – drei von uns hatten wieder wunderbare Kostüme von Susan Hennessy geliehen und wir fühlten uns nicht nur wirklich wohl und schick damit, sondern auch sehr passend zu den Vögeln gekleidet. Irgendwie hatte das etwas mittelalterliches, prinzessinnenhaftes, sissimäßiges. Kann man schon mal aushalten!

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Der Trab ist für die Vögel unangenehm, und so bat Klaudia um Schritt oder Galopp. Nicht alle galoppierten, aber die meisten wagten es. Und das eine oder andere Pferd stieg auch – sehr beeindruckend, und Harris Hawk Miguel, der vor 2 Jahren schon bei uns war, staunte möglicherweise, dass er so hoch in die Luft gehoben wurde, ohne selbst etwas dafür tun zu müssen. Nacariño übertrieb natürlich wieder maßlos.

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Miguel drehte auch immer wieder mal eine Runde in die Bäume – ein wahrlich freies, wildes Tier, dennoch zahm, und offensichtlich fühlte er sich in der Gegenwart von Menschen und Pferden wohl, denn er machte diesen Tag einfach großartig mit.

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Und wieder zwei Jahre später, am 7. und 8. April 2018, war es wieder so weit. Dies war mein drittes Shooting mit Klaudia, aber das erste mit anderen Vögeln außer den Harris Hawks. Dabei waren dieses Mal neben Harris Hawk Vincent die Eule Shari, der Aguja Azul und die Falken Arès und Horus.
Tagsüber stand ich selbst hinter der Kamera und fotografierte die anderen, im Anschluss war am Samstag Nacariño und am Sonntag Querendón dran.
Es entstanden wie immer traumhaft schöne Bilder. Und wieder einmal war das Shooting so ganz anders als die anderen. Die Pferde reagieren immer unterschiedlich, und es ergeben sich auch immer wieder ganz neue Momente. Deshalb macht es einfach immer wieder auf’s Neue Spaß und ist so spannend! Und so entstehen auch immer wieder neue Ideen, welches Foto man beim nächsten Mal gerne versuchen würde… Ob es klappt, hängt dann allerdings von drei sehr unterschiedlichen Lebewesen ab.

Klaudia baute zum ersten Mal ein Indoor-Studio mit schwarzem Hintergrund auf. Dies nutzen wir natürlich vorrangig für Bilder ohne Pferde, aber einige Pferde stellten wir auch davor.

Wir fingen an beiden Tagen mit den outdoor-Bildern an. Samstag war es zwar sonnig, aber verblüffend windig, was es manchen Pferden, aber auch den Vögeln, nicht leichter machte.
Ich hatte richtig Spaß am Fotografieren – hier mit Horus auf dem Arm.

Drei Pferde waren ziemlich aufgeregt angesichts der Vögel. So konnten leider kaum gerittene Bilder in der ersten Gruppe gemacht werden. Die Pferde, die das noch nicht kennen, sind tatsächlich selten gut einschätzbar in ihren Reaktionen. Aber die noch sehr jugendliche Honey ließ sich durch Harris Hawk Vincent nicht stören. Ein wirklich tolles Pony!

Dann kamen ein paar Innen-Aufnahmen. Kordillerenadler Azul war echt ein Star. Legte uns seine großen Schwingen um den Kopf und posierte mit einer Geduld und Freundlichkeit… Einfach traumhaft!

Am Pferd war er allerdings noch nicht, auch die Ausbildung der Vögel braucht ihre Zeit.
Nur für ihn hatte ich mir dieses Kleid gekauft… 🙂

Und dann war Nacariño dran. Ich hatte mir Klaudia dieses wunderschöne weiße Kleid geliehen und hoffte so sehr, Nacariño möge sich hinlegen – mein Wunsch-Foto war ein „Liege-Bild“, wir beide in weiß und gold.
Nacariño kam in die Halle und drehte sofort auf angesichts der Leinwand, der Scheinwerfer und überhaupt. Er haute mir zwei Mal ab, war total aufgeregt, und so kam erst einmal kein Vogel in seine Nähe, während ich versuchte, ihn zu beschäftigen und dadurch zu beruhigen. Er brauchte einen Moment, war reichlich aufgekratzt, allerdings legte er sich tatsächlich kurz hin. Das wirkte auf den Bildern viel ruhiger, als es war.

Nacariño kam ein wenig runter und hielt es phasenweise aus, vor der schwarzen Wand zu stehen. Hier ergaben sich noch ein paar so schöne Augenblicke.
Ich bekam den herrlichen Gerfalken Arès auf den Arm. Klaudia hatte vorher gesagt, dass er am Pferd vermutlich nur mit Haube arbeiten könne, er hatte sich über den Tag hinweg aber so gut und vertrauensvoll gezeigt, dass wir nun die Haube abnehmen konnten. Das freute mich riesig, denn ich finde die Bilder viel schöner, wenn alle Augen zu sehen sind. Arès machte großartig mit, Nacariño war total interessiert und freundlich.

Dann ergab sich ein ganz toller Moment – der steigende Nacariño und Arès mit geöffneten Schwingen. Nacariño war allerdings meine Position nicht ganz geheuer, ich wollte ja zwischen beiden stehen, und so war er damit reichlich unsicher. Aber die tollen beiden machten das trotzdem und Arès hielt das super gut aus!

Sonntag waren die Routiniers dran – Pferde, die das schon einmal gemacht hatten, und so benahmen sie sich auch. Ein bisschen schade war, dass die meisten nur indoor gebucht hatten und so das traumhafte Wetter (fast windstill) kaum genutzt wurde. Aber auch indoor ergaben sich tolle Momente. Und ich stellte fest, dass braune Pferde vor schwarzer Wand am schwierigsten zu fotografieren sind. Hatte ich Samstag noch für Zufall gehalten. War keiner.

Indoor ging es weiter. Shari, leider auch noch nicht am Pferd, modelte wie ein Profi.

Zum Abschluss war Querendón dran. Mit ihm wollte ich unbedingt das Traumwetter nutzen.

Wir machten noch ein paar Indoor-Bilder mit Arès. Dón wollte ihm zu gerne sehr nah kommen. Arès war skeptisch, blieb aber vertrauensvoll und ruhig. Tolle Jungs!!

Was für tolle zwei Tage, was für wunderbare Momente, was für schöne Erinnerungen!

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