Dezember

Freitag, 2.12.

Nachdem ein grippaler Infekt mich für einige Tage aus dem Verkehr gezogen hatte, wollte ich heute nun die aus den Videos gezogenen neuen Erkenntnisse umsetzen.

Nacariño war übereifrig, wie immer. Mit strahlenden Augen geierte er auf das, was kommt. Zuerst einmal kam Feuer – Jörn verbrannte Papier und da führte ich Nacariño erstmal hin. Er schnorchelte, prustete, wollte ein paar Mal herzhaft kehrt machen und die Flucht ergreifen, ich hatte aber (doch lernfähig…) die Trense drauf und damit ließ er sich sehr gut regulieren, ohne dass ich groß halten musste. Geheuer war ihm das Ganze aber nicht.

Ich putzte etwas zügig, weil ich im Sattel noch einmal zum Feuer wollte. Tatsächlich ging er geritten auch etwas besser da hin. Schließlich konnte er sich so weit zusammenreißen, dass ich fotografieren konnte.

feuer-nacarino

Das war schon mutig! Feiner Junge! 
Ich ritt zum Stall, holte Fàsci raus und ließ ihn frei mitkommen. Fàsci fand das ebenfalls nicht vertrauenerweckend, aber tatsächlich kam er frei mit – er hätte umkehren können!
Das fand ich nun echt klasse, zumal Nacariño nun, als er zum dritten Mal hier war, entspannter wurde.

Ich ritt zum Platz zurück und beschäftigte uns beide mit Nachgiebigkeit zu beiden Seiten (großartig) und Seitengängen im Schritt. Ich baute lauter Wendungen ein, mal um die Vor-, mal um die Hinterhand, Nacariño war willig und aufmerksam und kooperativ.

Ich trabte einige Male an, so versammelt, dass es zu sitzen war, aber doch mit so viel vorwärts, dass keine Taktverschiebungen aufkamen. Das klappte auf wirklich allerfeinste Hilfen, Nacariño hörte ungeheuer gut zu.

Linksgalopp ließ ich ganz weg, ich ließ Nacariño mehrfach rechts anspringen und bat dabei immer um eine Travers-Idee. Heraus kamen einige nicht so gute, aber auch einige sehr gute Sprünge. Die wurden sehr gelobt, dann trabte ich noch einmal, ging an die lange Seite und versammelte genau so weit, dass wir einen Hauch vor den Taktverschiebungen blieben. 

Nacariño machte einfach alles großartig mit.
Und das wird am besten damit belohnt, nicht noch mehr zu wollen 🙂

.

Montag, 5.12.

Das war die mit Abstand schönste Handpferde-Runde im Gelände, die wir je hatten!
Dón wieder einhändig blank, Nacariño auf Trense, beide waren unternehmungslustig, aber am kleinen Finger händelbar – bzw. auch nur auf Stimme. 
Ich habe im Galopp ganz schön Gas gegeben, die beiden waren einfach nur toll.
Nacariño kapriolierte nicht, wie beim letzten Mal neben uns rum, er trabte und galoppierte lässig und absolut gehorsam mit.
Das war nur, nur schön!!
Ich lehne mich jetzt mal aus dem Fenster und behaupte, das Abhauen als Handpferd ist vorbei. Aber bei Nacariño dachte ich ja durchaus schon öfter, dass schlechte Angewohnheiten vorbei seien – also ich nehme den Kopf mal wieder rein, mache das Fenster zu und halte die Klappe. Und warte es ab 🙂

.

Mittwoch, 7.12.

Ich bin ein wenig geritten, der Fokus lag wieder auf versammelten Sprüngen im Rechtsgalopp. Ich ließ mir viel Zeit im Schritt am Anfang, Nacariño war leicht in der Hand, sehr willig, sehr gehorsam, obwohl er spürbar bewegungsfreudig war.
Im Schritt war er ein paar Mal so reaktionsschnell, das war ganz irre – auf kleine Bewegungen in Hüfte oder Oberschenkel oder Wade kam so prompt seine Reaktion in der Hinterhand, im Rücken, in der Schulter… Manchmal noch fragend, aber so schnell, dass es schon etwas von Verschmelzen hatte – mein Gedanke, seine Beine… 
So deutlich war das noch nie fühlbar, deshalb hielt ich mich auch eine Weile länger im Schritt auf, zum Einen, weil das so toll war, zum Anderen, weil ich Nacariño immer wieder Pausen im Halten gab, die er sehr genoss, aber nie mehr so einfordert wie früher.

Und in dieser schönen, innigen Stimmung bekam ich dann schließlich ein paar tolle Galoppsprünge auf der rechten Hand von einem ganz willigen Nacariño, der allerdings so gehfreudig war, dass er mich tatsächlich fragte, ob er buckeln darf. Er fragte! Er hat noch nie gefragt! Ich lachte und ließ ihn natürlich machen, und heraus kamen einfach ein paar alberne, schlenkernde Sprünge, mehr war es gar nicht. Er wirkte so zufrieden, löste sich so schön darüber, und ließ sich so motiviert um die nächsten versammelten Sprünge bitten.

Ich trabte gar nicht viel, aber das, was ich trabte, fühlte sich fast durchweg gut an. Ich konnte ihn ziemlich gut sitzen, er fängt also tatsächlich über diese „Semi-Versammlung“ an, sich im Rücken immer mehr loszulassen. Und damit nimmt er mich immer besser mit. Mal mehr, mal weniger, aber insgesamt inzwischen immer mehr.

Und dann guckt man da auf diese tolle runde Oberlinie – er hat noch nicht viel Hals, aber die Form wird immer schöner.  Er hat ja ohnehin eine schöne Form, aber die wird immer runder und damit wird er immer schöner.

.

Freitag, 9.12.

Ich ließ die beiden zusammen auf dem Platz laufen und erfreute mich an ihrem Anblick.
Zwei fröhliche junge Pferde, verspielt und bewegungsfreudig. Und wie ich sie da so sah, wurde mir mal wieder bewusst, was für wunderbare Pferde ich habe…

.

Samstag, 10.12.

Da mich nassgenieselte, völlig verdreckte Pferde erwarteten, musste der Asphaltweg herhalten für ein wenig Arbeit an der Hand. Mit Nacariño machte ich eine ganz kurze Runde – nur Schritt, Schritte verkürzen und verlängern, halbe Tritte. Ich durfte ganz schön gut mit der Gerte ran, er hielt das super aus, setzte nicht ein einziges Mal zum Steigen an, war aber ungeheuer dynamisch und energiegeladen. Mir flog ein paar Mal ganz schön sein Kopf um die Ohren. Aber: da wären früher noch etliche Momente gewesen, aus denen er sich rausgezogen hätte. In denen er im Zweifel abgehauen wäre. Ganz am Anfang überlegte er einmal kurz, ich kuschelte sofort los und lenkte ihn ab, danach fragte er nie mehr von mir weg, nur noch zu mir hin. Ich konnte in einem sehr spannungsgeladenen Moment die Zügel fallen lassen und er drehte sich sofort zu mir um.
Da waren mehrere Momente, in denen ich nicht sicher war, ob er da bleiben würde, ich gab ihm bewusst aber jetzt mehrfach die Chance, abzuhauen. Ich wollte es wissen.
Ich will ihn loslassen können. Immer und überall. Ich will, dass er sich dann mir zuwendet und zumindest fragt, was er tun soll. Und sich nicht mehr einfach für „raus aus der Situation“ entscheidet und gar nicht erst über Alternativen nachdenkt.

Und genau das bekam ich. Jedes Mal. Hätte ich ihn gehalten, wäre er natürlich auch da geblieben. Ich will aber, dass er weiß, dass er weg könnte. Und er merkt sehr wohl, ob ich den Zügel nur durchhängen oder wirklich loslasse. Und er entschied sich jedes Mal dafür, bei mir zu bleiben. Das war das größte Erfolgserlebnis des heutigen Tages neben den schönen Ansätzen zu halben Tritten und noch schöneren Ansätzen zu Spanischem Schritt bzw. Polka. Feiner, feiner Junge!

Im Stall war er sehr albern und verschmust, genoss das Ohrenkraulen und verdrehte genussvoll die Augen. Er guckt mich inzwischen mit so einem wunderbaren Blick an…
Wir sind auf dem richtigen Weg, keine Frage!

.

Dienstag, 13.12.

An Putzen war nicht zu denken – die Pferde waren feucht und verdreckt. Also holte ich den Langen Zügel hervor und ging mit Nacariño den Asphaltweg rauf und runter.
Zuerst musste er durch die Pfütze, was er nach kurzem Schwanken brav machte.
Wir haben ja am Langen Zügel nun wirklich noch nicht viel gemacht, und das letzte Mal ist ja auch schon wieder eine Weile her, aber das Gefühl ist schon ganz schön vertraut.
Heute gelangen Traversverschiebungen auf beiden Händen, im Schritt sehr lässig, nachher sogar im Trab. Ich glaube nicht, dass wir das schon einmal so lässig gemacht haben.
Dafür ist dieser Weg natürlich super. Er rahmt die Pferde ein, ohne sie einzuengen.
Nacariño war fleißig und eifrig und gut zu händeln.

Danach ließ ich ihn noch an der Hand Spanischen Schritt gehen, wobei mein Gedanke inzwischen ja deutlich mehr auf der Polka liegt, damit Ruhe und Gleichmäßigkeit in die Bewegungen kommt. Das war super, Nacariño wird immer ruhiger dabei und macht teilweise wirklich unglaublich große Bewegungen. Er dachte nicht ein einziges Mal nach oben. 

Wenn ich jetzt die Zügel fallen lasse, dreht er sich inzwischen mit einem solch‘ freudigen Blick zu mir um, er wirkt richtig verliebt. Er wollte nicht ein Mal von mir weg und hat mit einer Begeisterung mitgemacht, das ist einfach nur toll. Ich gucke ihn nicht minder verliebt an, schätze ich 🙂

.

Freitag, 16.12.

Na da hatte ich mir ja wieder was ausgedacht…
Power bis zum Abwinken – der Bericht für heute ist bei Dón zu lesen, wir waren mit vier Pferden im Gelände. Bei so viel Feuer vergaß ich glatt über weite Strecken die Eiseskälte!

.

Sonntag, 18.12.

Das Wetter war so schön – zwar kalt, aber windstill und sonnig. Wonne!
Ich musste auf’s Pferd. Viel reite ich ja nun wahrlich nicht zur Zeit, und als ich auf Nacariño die ersten Schritte auf dem Platz ging, dachte ich nur „wie lange habe ich da denn nicht draufgesessen…?“ Nacariño federte enorm im Schritt und war höchst albern. Das passte ausgezeichnet zu meiner Stimmung – mir war auch nach albern 🙂

Ich ritt beide Pferde kurz und sehr verspielt, eben albern. Sie durften sich einbringen und rumblödeln und ich stachelte sie beim Rumblödeln noch an. Dennoch achtete ich bei Nacariño „nebenbei“ schon darauf, dass ich den Trab nur so weit versammelte, dass er den Takt halten konnte. Und ich ließ ihn ein paar Mal mit einer Pirouettenidee angaloppieren, ohne zuvor freier galoppiert zu sein. Ich machte es andersrum – aus einem guten Ansatz heraus, der klar die Pirouettenidee erkennen ließ, durfte er mal freier raus, mal aber auch nicht. Eben nie berechenbar, wenn möglich, damit er zuhört und abwartet.

Er war so unglaublich gut gelaunt und fröhlich und versuchte einerseits, voll den Streber abzugeben, andererseits packte es ihn dann doch zwischendurch und er versuchte, Chancen für „Frechheiten“ zu entdecken und wahrzunehmen, wenn sie sich boten.

Einmal sprang er an der kurzen Seite weg – warum auch immer, er wusste es wohl selbst nicht so genau. Es war genau dieser eine einzige Satz, ich verlor den Bügel, passiert mich echt selten, aber das war schon ein happiger Schlenker, das hätte blöd werden können, aber er hörte sofort wieder auf. Navarre war direkt zuvor dort kurz weggesprungen, und vermutlich hatte er das gesehen und es einfach nachgemacht. Richtig ernst meinte er es jedenfalls nicht.

Da ich ihn immer wieder super schnell wieder in dem Tempo und Rhythmus hatte, den ich mir wünschte, durfte er am Ende nicht nur zwei Runden um den Platz juxen (fand er großartig), am Ende forderte ich ihn tatsächlich einmal regelrecht zum Buckeln auf.
Das hatte ich so deutlich noch nie gemacht. Ich wuschelte mit beiden Händen am Mähnenkamm rauf und runter, während er am durchhängenden Zügel galoppierte, und er nahm nach einigen Metern das Angebot verblüfft, aber dankbar an und buckelte.

Da ist wirklich vorstellbar, dass einen das runterholt, wenn er das gegen den Reiter verwendet. Das waren schon ein paar happige Sätze, aber sie waren nicht gegen mich gerichtet, sie kamen einfach aus purer Lebensfreude – und auch aus der Überraschung, dass er das nicht nur durfte, sondern auch sollte.
Schön, wenn ich dieses Pferd noch verblüffen kann 🙂

Das war einfach nur schön! Verspielt, albern, dennoch wurden ein paar Dinge fokussiert, ohne dem Ganzen das Spiel zu nehmen. Es nimmt uns überhaupt nichts weg, so selten zu reiten, es bereichert uns nur. Die Pferde verlernen ja nichts. Und sie haben so viel Spaß und sind so motiviert, wenn ich denn dann doch mal wieder reite – was will ich mehr?
Mir tut es also so überhaupt gar nicht weh, den Winter Winter sein zu lassen und nur alle ein, zwei Wochen auf dem Pferd zu sitzen.
Meine wunderbaren (unglaublich dreckigen…) Jungs teilen diese Meinung ganz offensichtlich.

.

Freitag, 23.12.

Ich hatte mir im Schlaf den Hals mächtig verdreht und fühlte mich zwei Tage mehr oder weniger bewegungsunfähig. Nachdem ich Freitag kurz auf Dón gesessen hatte und hier Schritt und Galopp gingen, sich Trab aber extrem unangenehm anfühlte, entschied ich mich dagegen, mich auf Nacariño zu setzen. Aber was stattdessen tun? Bewegen wollte ich schon gerne mal wieder – und er wollte auch, das war offensichtlich.

Ich nahm ihn an die Longe und ging gleich an die obere kurze Seite – die „Abhau-Seite“.
Nacariño provozierte mich enorm, irgend etwas zu tun, damit er ein Abhauen rechtfertigen konnte, kurzfristig überlegte er, ob er sich dafür überhaupt rechtfertigen müsse, gleichzeitig war er aber so gehorsam, dass er bei mir blieb und sich immer feiner dirigieren ließ. Wir landeten schließlich bei Galopp-Halt-Übergängen. Nacariño machte großartig mit, so dass ich schließlich ihn ein wenig provozierte. Er blieb gehorsam, was angesichts seines Temperamentes wirklich toll war. Er sah so schön aus!

Danach nahm ich ihn noch an die Hand, er zeigte ein paar höchst dynamische Polka-Ansätze. Dann fragte ich sehr behutsam ein Antreten in verkürzte Tritte. Nacariño machte kurz mit, dann wurde – zack! – der Hals zum Brett und weg war er.

Schade. Ich hatte wohlweislich den Platz zugemacht, so dass Nacariño jetzt am Eingang wartete. Ich nahm ihn wieder mit und fragte dasselbe nochmal an, allerdings gefühlt in Gramm, immer nur bis zum Festwerden des Halses, aber so, dass ich ihn dann noch bei mir behalten konnte. Das klappte, auch wenn er – fast ohne eine Anforderung – diverse Male mit dem Kopf schlug, den Hals festmachte, ernsthaft über ein Abhauen nachdachte und hin und hergerissen schien zwischen dieser blöden Idee und dem Wunsch, bei mir zu bleiben. Ich ließ ihn nachdenken und selbst auf die Idee kommen, was sich besser anfühlt. Ich fragte nur ein einzelnes Hinterbein an, völlig egal, wie er es anhob, das wurde gelobt. So gingen wir einmal um den Platz, immer wieder halten, ein Hinterbein bewegen, warten.

Danach hörte ich auf, Nacariño hatte etwas zum Nachdenken.

Schade, dass er nochmal abgehauen war, aber das wird uns wohl noch in unterschiedlichen Formen eine Weile begleiten. Wat soll’s…

.

Samstag, 24.12.

Wir hatten einen Ritte durch’s Dorf geplant mit weihnachtlich geschmückten Pferden. 
Mittags wurden von der Feuerwehr Kinder beschenkt und Punsch ausgeschenkt, da ritten wir mit sechs Pferden hin. Nacariño ging als Handpferd mit, war sehr aufgekratzt und albern, aber dabei super gehorsam. Er hatte allerdings derartig den Schalk im Nacken, dass er immer wieder den Strick ins Maul nahm, seine Oberlippe an meinem Oberschenkel kratzte, in Dóns Schabracke biss und nur in Bewegung war.

Das gab sich erst, als wir wieder nach Hause ritten. Da trabten wir auch ein ganzes Stück, und das Geräusch der Pferdehufe auf der Straße und unserer an den Pferden angebrachten Glöckchen war einfach nur wunderschön!

Zu Hause ging Nacariño noch einmal kurz stiften, er hatte keinesfalls genug getan, meinte er. Er ließ sich allerdings sofort brav wieder einsammeln, aber er war insgesamt ganz schön aufgedreht. Trotzdem war das ein schöner Ritt gewesen, auch wenn es auf dem Rückweg leider anfing, zu regnen. Störte ihn überhaupt nicht. Nächste Woche muss ich wohl mal wieder etwas mehr mit ihm machen!

1 2 3

.

Mittwoch, 28.12.

Ich ging mit Nacariño ins Gelände, was nach kurzer Zeit die Frage aufwarf, wann ich das letzte Mal auf ihm gesessen hatte (fühlte sich nach länger her an, er war extrem unternehmungslustig und albern) und wann ich überhaupt das letzte Mal mit ihm alleine im Gelände war? Das ist mal deutlich länger her, er geht ja sonst immer als Handpferd mit.

Aber – es war toll. Er war super zu händeln, setzte nie zum Abhauen an, ich konnte Gas geben und ihn auf Stimme wieder einfangen, es machte einfach nur Spaß. Feiner Junge!

.

Donnerstag, 29.12.

Mal wieder einigermaßen ernsthaft – einmal noch in diesem Jahr 🙂
Ich ging auf den Platz, Nacariño war auf Trense gezäumt, und ich legte Wert auf Nachgiebigkeit. Im Schritt super, aber Nacariño war ziemlich Sturm und Drang.
Dennoch blieb er auch im Trab sehr gehorsam und sehr weich im Hals. Er gab mir aber das Gefühl, dass das Versammeln zwar richtig ist, dass ich aber auch langsam anfangen muss, das mit mehr Schwung nach vorne zu kombinieren. Also suchte ich die passenden Momente, den Trab behutsam nach vorne rauszulassen. Zumal ich auch mehr Taktsicherheit haben möchte mit der Zeit, und dafür muss ich ihn schwingen lassen können. Das klappte nachher sehr schön. Ich ließ den Trab nicht so weit raus, wie ich eigentlich gewollt hatte, aber das liegt im Moment mehr an mir – ich dachte vor gut zehn Tagen, ich hätte mir beim Schlafen den Hals verlegen, inzwischen verhärtet sich hier allerdings der Verdacht eines Bandscheibenvorfalls oder einer Vorstufe dazu, so dass ich gerade Nacariño im Trab noch viel weniger sitzen kann als sonst. Da muss ich wohl mal was abklären lassen…

Nacariño sprang einige Male hervorragend in den Galopp, das war auf beiden Händen einige Male stürmisch, aber auch einige Male super. Links zwei, drei Mal ungeheuer gesetzt. Lechz…

Tja, das ist so unser reiterlicher Stand nach unserem ersten gemeinsamen Jahr – etwas mehr ist es ja nun schon, aber was hat sich da nicht alles getan… Mir ging noch so ein wenig durch den Kopf, wie er in der Anfangszeit war und wie ungeheuerlich er sich verändert hat. Was aber nur möglich war, weil wir einfach wie die Faust auf’s Auge zusammen passen, wir uns wirklich gegenseitig schätzen und lieben und weil irgendetwas in mir es möglich macht, ihm immer wieder so enorm viel Freiraum zu geben.
Dieser Freiraum ist es, in dem er sich jetzt so entwickeln konnte, dass er sich immer mehr formen lassen kann und vor allem findet er Gefallen daran, sich formen zu lassen. Sonst wäre das bei ihm nicht möglich.

Er ist viel elastischer geworden, was mir vor allem auffällt, wenn ich ihn frei laufend sehe. Und was sich kolossal verändert hat, ist sein Blick. Sein ganzes Gesicht, seine Mimik. Er guckt mich so oft mit diesem warmen, weichen Blick an, das hatte er anfangs überhaupt nicht. Er hat richtiggehend Herzchenaugen, wenn er mich anguckt.
Ich schätze, ich auch… 

.

Freitag, 30.12.

Wir waren mit sechs Pferden im Gelände zu einem wunderschönen, winterlichen Ausritt. Das war die größte Gruppe bislang, mit der wir unterwegs waren (gut, Heiligabend waren es auch sechs Pferde, aber das war ja nicht in dem Sinne „Gelände“). Nacariño ging natürlich als Handpferd mit, der Bericht ist bei Dón zu lesen!