Der Neapolitaner war eine im Königreich Neapel gezüchtete Pferderasse, die im Barock als die beste für Dressurzwecke galt und die die Zucht von Barockpferden in ganz Europa mitprägte.
So sind zwei der sechs Stammlinien des Lipizzaners auf Neapolitaner zurückführbar: Conversano und Nepolitano.
Den geschichtlichen Hintergrund der Zucht bilden die Tatsachen, dass Neapel zur Blütezeit des Neapolitaners zur Krone Aragon und damit ab 1516 zu Spanien gehörte und ein wechselseitiger Export von Pferden mit der iberischen Halbinsel (Andalusiern und Lusitanos) stattfinden konnte; und dass in Neapel eine auf die Reiterei Europas ausstrahlende, von Federigo Griso (1507 – 1570) gegründete Reitschule bestand.
Der Neapolitaner wird häufig als ausgestorben angenommen, nachdem 1798 die französische Armee bei der Eroberung Italiens Pferde aus neapolitanischen Familiengütern nach Frankreich brachte und 1861 mit der Absetzung der Bourbonen sämtliche adeligen Gestüte aufgelöst wurden.
In letzter Zeit wird aber von einigen, insbesondere nach Erkenntnissen von Mauro Aurigi, angenommen, dass die Rasse nach Übergang in bäuerliche Zuchtbetriebe im Murgese genetisch weiterlebt.
Federigo Griso (auch Grisone) war italienischer Reitmeister und lehrte an der 1532 gegründeten und damals in Westeuropa einflußreichen Neapolitanischen Reitschule. Er gilt, mit seinem Schüler Giovanni Pignatelli, als Erfinder verschiedener, extrem scharfer Zäumungenverschiedene extrem scharfe Zäumungen, vor allem Kandaren, die der gewaltsamen Unterwerfung des Pferdes dienten. Seine Reitlehre Ordini di Cavalcare erschien 1550.
Griso vertrat die Auffassung, dass Strafe das beste Mittel zur Ausbildung des Pferdes sei. Das Pferd sollte vor dem Reiter mehr Angst als vor allem anderen haben und aus dieser Angst heraus unter allen Umständen bedingungslos gehorchen. Er wurde zum Begründer der italienischen und über seinen Nachfolger Pignatelli und dessen Schüler Salomon de la Broue indirekt auch der französischen Gewaltschule.