21.7. – Seminar „Wege zur Versammlung“

Es war wieder einmal ein spannender Tag!
Bereichert wurde dieses Seminar durch viele gute Fragen und Diskussionen der Teilnehmer – insbesondere um Gebisse und deren Einsatzgebiete und Wirkung – und durch wunderbare Gastreiter und -pferde.
Die Pferde wurden am Ende dieses Tages als „Luxuspferde“ bezeichnet – bezogen darauf, dass es als sehr gut empfunden wurde, Pferde mit solch guter und zum Teil weit fortgeschrittener Ausbildung erleben zu dürfen.

Im Theorieteil ging es u.a. auch um den Unterschied zwischen Versammlungsfähigkeit und Versammlungsbereitschaft, den die Pferde später noch sichtbar machen konnten. Zudem wurde „Versammlung“ von vielen Seiten beleuchtet, hinterfragt und erklärt.

Im Anschluss wurde die Theorie an verschiedenen Pferden lebendig:
Der 20jährige Hannoveraner Fàscino demonstrierte einen großen Teil seines reichhaltigen Lektionen-Repertoires. Mein großer Dunkelbrauner wirkte nach seinem schweren Unfall von vor einem Jahr für den Betrachter wieder als genesen. Ganz so war es nicht, aber da wir uns schon lange und sehr genau kennen, kann ich die Arbeit mit ihm ganz auf seine Bedürfnisse und Möglichkeiten abstimmen. So bleibt der Trab unter dem Reiter inzwischen fast vollständig weg, Fàscino fühlt sich in Schritt- und Galopp-Touren sichtlich wohler. Die ganze Freude am Spiel mit der Versammlung war ihm anzusehen, während er in schöner Bergaufbewegung sämtliche Seitengänge in verschiedenen Abstellungs- und Biegegraden, Schritt in allen Tempi (Schulschritt, versammelter -, Mittel- und Starker Schritt), Volltraversale, Galopp-Pirouetten mit Seitenwechsel, Serienwechsel, Piaffe, Levade (die er hier zum ersten Mal seit dem Unfall überhaupt wieder anbot) und natürlich seine Paradelektion – Terre á Terre  – geradeaus und seitwärts demonstrierte. Ich bin mir sicher, dass die erlernte Versammlungsfähigkeit ihm in ein pferdegerechtes Leben zurück verholfen hat, da er diese Bewegungsmuster nutzen konnte und kann, um mit dem Tierarzt-Urteil „Ataxie“ so gut umgehen zu können.
Ein beeindruckendes Pferd!

Fàscino im Terre à Terre

Drei Gastreiterinnen waren angereist und zeigten mit ihren Pferden verschiedene Versammlungsgrade und Möglichkeiten, Versammlung zu erarbeiten bzw. zu verbessern.

Der große Hannoveraner Lärad bestach hier durch eine Geschmeidigkeit im Bewegungsablauf und eine Schönheit, die erkennbar nicht angeboren, sondern angeritten ist – dies jedoch erst in den letzten beiden Jahren. Zuvor waren Sabine und er auf konventionellem Wege in A- und L-Dressuren unterwegs.
Sabine zeigte mit dem 15jährigen Schimmel die Entwicklung einer Trabverstärkung aus der Versammlung heraus, die Verbesserung der Durchlässigkeit und Bergauftendenz im Galopp durch Übergänge Schritt – Galopp und Halt – Galopp sowie das genaue Reiten einzelner weniger Galoppsprünge und sauberer, durchlässiger Übergänge.
Lärad zeigt aus FN-Zeiten noch immer eine hohe Bereitschaft, sich wiederholt eine Unterstützung durch die Reiterhand zu suchen, der durch gezielte, geschickte Aufrichtung immer wieder entgegen gewirkt werden muss.
Hier wurde deutlich, dass und wie auch Dehnungshaltung erarbeitet werden muss und dass sie in manchen Stadien der Ausbildung auch durchaus kontraproduktiv sein kann, sofern das Pferd sie damit verbindet, den Widerrist fallen lassen und sich auf die Reiterhand stützen zu können.

Dies wurde auch deutlich bei der mächtigen Traber-/Holsteiner-Stute Simila, die von Christine mit dem LG-Zaum („Glücksrad“) vorgestellt wurde.
Was für ein Pferd!
Schlicht braun und relativ unscheinbar (abgesehen von ihrer Größe…) auf dem Paddock, konnte man in der Halle nach wenigen Sekunden den Blick nicht mehr von dieser imposanten Erscheinung lösen, die zwar noch nicht immer durch die Reiterin klar zu führen war, aber mit einem ungeheuren – ebenfalls durch gute Ausbildung entstandenen – Bewegungspotential nur so um sich warf.
Christine hat ihre selbst gezogene achtjährige Stute mit der HSH-Methode nach Stahlecker ausgebildet und zeigte, was aus einem Pferd, das mit eher durchschnittlichen Bewegungen auf die Welt gekommen ist, werden kann, wenn man Bewegung nur in die richtigen Bahnen lenkt, zulässt und fördert. Christine strahlte und juchzte, als sie Simila unter Anleitung in einen großartigen Spanischen Trab bringen konnte.

Ines und ihre 13jährige Lusitano-Stute Sureña boten diverse Einblicke in die Arbeit mit inneren Bildern. Das Aussprechen einer bestimmten Priorität sorgte bei der ausgesprochen schönen Stute sofort sichtbar für positive Veränderungen in der Ausführung. Eine schön sitzende Reiterin mit viel Gefühl und positiver Energie und einem hoch motivierten Pferd, bei dem sich im Laufe dieser Art der Ausbildung das Gangbild und die Ausstrahlung deutlich verbessert haben.

Den Abschluss bildete der 15jährige P.R.E. Joya. Er zeigte insbesondere die Versammlung im Trabe bis hin zu Piaffe und Passage. Zudem war trotz seines Übereifers gut die Verschiebbarkeit von Trabbewegungen zu erkennen sowie schöne fließende Seitengänge. Joya bestach durch Bewegungsfreude und eine enorme Versammlungsbereitschaft, mit der er sich zeitweise jedoch selbst im Weg steht. So demonstrierte ich mit ihm, dass es durchaus auch einmal sinnvoll sein kann, bei solchen Pferden nicht mehr immer noch mehr an die Lastaufnahme der Hinterhand zu denken, wenn sie sich selbst damit überfordern, sondern bestimmte Lektionen wie Piaffe oder Pirouette auch einmal bewusst „auf der Vorhand“ zu reiten, um dem Pferd das Gefühl der großen Anstrengung zu nehmen und den extremen Bergaufgedanken ein wenig zu reduzieren. Auch hier kamen deutlich innere Bilder zum Einsatz.

Einhelliges Fazit am Ende eines langen Tages:
informativ – interessant – spannend – anregend – motivierend – mehr davon!!!

E-Mail von Christine:
„Dieser Seminartag hat Similia und mir so gut getan! Und über die Bilder habe ich mich sehr gefreut. Meine Zweifel, ob es richtig ist, das Pferd in Lektionen auszubilden, die ich bisher noch nie geritten habe, brachten doch große Unsicherheit in unseren Ausbildungsalltag. Zumal mir auch von „normalen Reiter“ meistens nur Unverständnis und Mitleid entgegengebracht wurde. Von Dir (Euch) diese Bestätigung zu hören, dass wir auf einem guten Weg sind, und dass wir uns auch noch weiter entwickeln können, hat gut getan. Und nicht nur mir, ich hatte den Eindruck, dass Similia sich Ihres Lobes voll bewusst war. Sie hat so toll mitgemacht in der Zeit danach, das wir jetzt im Kadenztrab in gutem Takt fast eine ganze  Bahnrunde hinkriegen, jedenfalls solange wie ich den Schwung sitzen kann. Ich erinnere mich auch immer an Deine Anregungen: positive Bilder und Formulierungen und Führungsquälitäten.“

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