8.7. – Extreme Trail

Mein dritter Besuch in Boklund!
Am 8. April hatte ich hier ja totales Neuland betreten, auf der NORDPFERD durften Dón und ich dann unter erschwerten Bedingungen 30 Minuten mit einem Hindernis beschäftigen, und Ende Mai wagten wir uns dann ja direkt an drei Prüfungen heran.
Und nun war es, wie am 8. April, wieder ein „ganz normaler“ Trainings-Samstag.
Das bot mir einen guten Vergleich zu unserem ersten Trainingstag vor drei Monaten.
Und ich bin echt begeistert, wie unglaublich viel besser Dón bei mir war und wie viel lässiger wir mit den Anforderungen umgegangen sind! Da hat sich in der kurzen Zeit irre viel getan (auch wenn Roger bei jedem Hindernis sagt „Also ich hätte das jetzt zwar anders gemacht, aber…“).

Dón war viel konzentrierter, viel aufmerksamer auf das, worum es ging (und nicht auf alles andere), ich konnte ihn lange Phasen neben mir einfach stehen lassen, ohne das Seil anzufassen, er fragte nur ganz selten nach Gras, fand allerdings die beiden „Blonden“ ungeheuer interessant, da gab es dann schon die eine oder andere Zurechtweisung.

Der eine Blonde war ein Haflinger, innerhalb kürzester Zeit von Roger liebevoll als „Terrorist“ bezeichnet, weil er sich um diesen Titel aber auch echt bemüht hatte. Er stellte Rogers Anweisungen wiederholt massiv in Frage, grub etliche Tricks aus, um sich erst allem zu entziehen und dann Sekunden später lammfromm auf den Hauch einer Hilfe dirigieren zu lassen – und drei Meter später konnte es passieren, dass wieder irgendetwas bei ihm nicht mehr funktionierte und dann war der Terrorist wieder da.
Super spannend, dieses Pferd zu beobachten!

Alle anderen Pferde kannte ich, denn dieses Mal hatte ich die anderen Teilnehmer „mitgeschnackt“ – meine Begeisterung hatte fünf Reiter dazu gebracht, sich dem Wagnis Extreme Trail zu stellen. Und so war die zweite Blonde Lilly, die hier ihren ersten Ausflug mit Meike überhaupt erlebte.

Doris war mit Fynn dabei, Nic mit Navarre, Tanja mit Flamenco und Anja mit Tequila. Anja war die einzig stilechte mit Westernsattel und einem Pony, das sich in den Trail-Hindernissen dermaßen wohl fühlte, dass sie etliche wohl auch ohne jegliche Einwirkung bewältigt hätte.

Doris hatte am Tag zuvor ganz harmlos gefragt „Was ziehen wir denn morgen an?“ und ich meinte „Ganz normale Reitsachen, ist ja nichts Besonderes“. Ich hatte mich gerade klatschnass regnen lassen und sie kam nicht nur mit dieser Frage, sondern auch noch mit einer karierten Bluse an, die mir extrem gut passte und mich von meinem nassen Hemd befreite. Da stand ich nun in dieser karierten Bluse und dachte über ein westernmäßigeres Outfit nach. Na super, da hatte sie jetzt ja was angerichtet! Ich habe ja bekanntlich auch durchaus Spaß daran, mich passend anzuziehen. Ich fuhr also auf dem Rückweg bei Krämer vorbei und guckte mir mal die Hüte an. Hmm, meinen Traum von einem weißen begrub ich gleich wieder, gefühlt wurde der schon dreckig, wenn ich ihn nur anguckte.
Die anderen gefielen mir nicht so sehr, so richtig sprang mich da nichts an.
Also erstmal Stiefel gucken, denn Stiefel und Hut sollten schon zusammen passen.
Die Stiefel fand ich zum Teil ziemlich schick – ich hatte sie mir etwas höher vorgestellt, am Fuß war ich dann verblüfft, dass sie so kurz sind. Auch hier sprangen mich nicht so viele an, aber zum Glück dann doch welche, die farblich zu dem Hut passten, den ich mir am ehesten vorstellen konnte. Ich zog diese Stiefel an – bei denen war sofort klar, dass ich sie kaufen würde. Und wenn ich sie bei der Arbeit tragen würde und nicht beim Pferd 🙂
Die fühlten sich so toll an am Fuß! Ich guckte in den Spiegel, fand das alles zwar sehr fremd an mir, aber ganz passend, und ging zur Kasse. Das also passiert, wenn Doris ganz harmlos fragt „Was ziehen wir denn morgen an…?“:

Auf Roger’s Area fühlte ich mich damit gleich noch wohler. Roger meinte allerdings, Stiefel und Hut passten nicht zusammen, er ist mir allerdings die Erklärung schuldig geblieben. Hmm, wieso jetzt? Seh ich jetzt aus wie jemand mit Frack und Dreispitz?
Oder Sombrero und normalen Reitstiefeln? Keine Ahnung, vielleicht erzählt er mir das ja nochmal. Völlig falsch fühlte es sich jedenfalls nicht an, und ich finde, ich habe, was Western angeht, sowieso noch Welpenschutz!

Es ging wieder am Boden los – am Vormittag wurde geführt, nachmittags durfte geritten werden. Roger nannte mich die „Reiseleiterin“ und übertrug mir nicht nur die Aufgabe, die Ranch-Regeln vorzutragen (was ich nicht getan habe, da ich die selbst nicht so genau weiß, außer dass man sich gefälligst zu benehmen hat, wie es sich für normale Menschen gehört, so mit Bitte und Danke und alles sauber hinterlassen und so) und überließ es mir, den ersten Part vorzuturnen – „Snake“, das Slalom, danach in der „Box“ halten und wenden und das Slalom zurück. Ich legte los und wurde mit jedem Meter begeisterter, wie viel leichter Dón sich dieses Mal führen und vor allem wenden ließ. Das war ja im April vergleichsweise fürchterlich gewesen und hatte Roger veranlasst, mit Dón das eine oder andere ziemlich ernste Wort zu reden. Mich hatte es veranlasst, zu Hause konkret auf kleinem Raum wenden zu üben. Und nun sah ich das Ergebnis und freute mich wie verrückt. Roger wusste nicht so genau, warum ich mich denn nun so sehr freute, na klar hatte ich hier immer noch genug Sachen gemacht, die man anders / dezenter machen konnte, aber das war mir hier gerade mal sowas von egal, Dón hatte wunderbar zugehört und sich toll wenden lassen.

Im Laufe des Tages allerdings hätten wir uns schon alle deutlich mehr Ermutigung und Motivation von Roger gewünscht, er führte uns teilweise ganz schön vor und hätte in vielen Momenten konkreter helfen können, und mittags sagte ich ihm das dann auch.

Daraufhin merkte man nachmittags sein Bemühen, nicht nur die Pferde, sondern auch uns mal zu loben und tatsächlich gelang ihm das auch ein paar Mal relativ überzeugend – da machte es uns dann doch gleich noch mehr Spaß 🙂

Wir waren in zwei Gruppen unterteilt worden; Doris, Meike, Sylvia (mit dem Haflinger) und ich waren bei Roger; Nic, Tanja und Anja bei Nicola. Die eine Gruppe bekam von der anderen jeweils nicht viel mit und gefühlt haben wir auch deutlich mehr rumgestanden dieses Mal, weil sich mit den einzelnen Hindernissen (und Pferden) zum Teil sehr intensiv beschäftigt wurde, aber eben immer einzeln. Das war ein bisschen schade, allerdings war das Zusehen bei allen Pferden hochinteressant, vor allem natürlich, wenn etwas bei dem Besitzer nicht so klappte und Roger dann das Pferd an die Hand nahm. Ich würde mir nur wünschen, dass Roger dabei dann noch mehr erklären würde, aber auch das wurde nachmittags besser. Er lässt eigentlich immer erstmal jeden machen, das ist ja auch ok, aber wenn man dann so ungefähr an jedem Hindernis merkt, dass es nicht so gut oder gar nicht klappt oder er wieder sagt „Also ich würde das ja jetzt anders machen“, dann wäre es auch hilfreich, genau zu erfahren, was man anders machen soll. Am besten noch während man es „falsch“ macht (falsch gibt es hier nicht. Löblich. Nur eben anders).

Bis auf Meike mit Lilly waren wir in Rogers Gruppe zum zweiten Mal da. Und ich merkte, wie der Anspruch gegenüber dem ersten Mal stieg. Das war klasse, führte aber natürlich eben auch dazu, dass jedes Pferd irgendwo mal länger brauchte.

Das Slalom und die Wendung wollte er von allen sehen. Danach verteilten wir uns in diesen beiden Gruppen. Unsere Gruppe fing mit dem Knisterbeet an. Ich konnte Dón auf relativ großer Distanz gut schicken, von links allerdings sehr viel leichter als von rechts, also: von rechts üben!

Danach ließ Roger jeden von uns einmal rückwärts richten und beobachtete uns und unsere mehr oder weniger große Energieverschwendung dabei. Jeder machte es irgendwie anders – und jeder verschwendete dabei eine Menge Energie. Er demonstrierte, mit wie wenig man dabei auskommen kann, weil er uns im nächsten Hindernis teilweise rückwärts führen lassen wollte. Im Prinzip sind hier alle Hindernisse sowohl vorwärts wie auch rückwärts möglich. Wow…

Nun ging es an das „Switch Back“. Dieses Hindernis kannten Dón und ich schon, allerdings waren wir im April nur einmal einfach durchgeritten. Jetzt sollte es geführt werden und es ist nun nicht so, dass man da zum Führen einen toll begehbaren Weg hätte. Und das mir mit meinem schlechten Gleichgewicht… Da merkte ich so richtig, wie fein Dón inzwischen aufpasst – ich stolperte mir da was zurecht, konnte ihn aber überall auf Distanz anhalten und warten lassen, während ich meine Füße sortierte. Auch dieses Hindernis gelang also echt gut.

Was für eine Konzentration! Was für eine Kopfarbeit! Es war Zeit für die Mittagspause, die offenbar auch den Pferden sehr Recht war. Die hatten sich ein Pause redlich verdient.
Wir hatten jeder etwas mitgebracht und genossen nun bei inzwischen Traumwetter lauter leckere Sachen. So ein gemeinsames Buffet ist immer das Schönste, finde ich. Wie immer bei sowas hatten wir natürlich viel zu viel.

Wir sattelten, denn außer Sylvia, die ihren Haflinger noch einmal führte, wollten alle reiten. Und auch hier war Dón einfach toll – ich konnte viel leichter überall anhalten als im April, er blieb am abgelegten Zügel stehen und konnte viel besser warten. Echt toll.

Auch jetzt begannen wir mit der „Snake“. Geritten in der Box zu wenden ist ja noch einmal ein ganz anderer Schnack – man merkt nicht zwingend, ob alle Hinterbeine drin sind. Aber spätestens beim Wenden nehmen die Pferde das letzte Bein schon mit rein 🙂

  

Wir durften uns nachher ein Hindernis „wünschen“, und Doris rief „Wippe!“. Tatsächlich wippte Fynn schließlich! Roger half von unten, wenn Doris missverständliche Signale von oben an Fynn schickte, und als sie ihn schließlich fast ganz selbständig arbeiten ließ, wippte er. Total großartig!

Davon war Dón weit entfernt. Er sprang wieder in dem Moment, als die Wippe kippte, runter. Zwar nach und nach etwas ruhiger, aber wir bauten beide schon vor dem Moment des Wippens etwas auf, was da nicht hingehörte. 

Ich sprang also schließlich ab und führte noch einmal und da klappte es immerhin so weit, dass ich ihn Fuß für Fuß bis zum Moment des Kippens gehen lassen konnte und er dann gefühlt in Zeitlupe runtersprang. Ich konnte ihn aber auch einmal rückwärts wieder runterschicken, bevor die Wippe kippte, und so fing er an, sich mal mit der Mitte zu befassen und nicht nur auf das Kippen zu warten. Das war gut.

Ich saß wieder auf und versuchte, auch jetzt in Zeitlupe Richtung Mitte zu reiten und im Idealfall rückwärts wieder runter zu kommen. Und tatsächlich ist hier einmal der Moment der Schwebe zu sehen und danach ging Dón rückwärts runter – super!

  

Für mein Wunsch-Hindernis, die „Stufen“ (warum hat dieses Hindernis eigentlich einen deutschen Namen??) verfluchten mich die anderen glaube ich, nachdem Roger erklärte, was wir da tun sollten. Da dachte ich allerdings dann auch, was für ne blöde Idee das war. Es sah so easy aus (das meiste hier sieht so aus…), ich sah bloß nicht, was uns oben erwartete. Die Pferde sollten hochklettern und dann direkt oben auf kleinstem Raum wenden und wieder runterklettern. Ich dachte in meinem jugendlichen Leichtsinn, wir würden da hochklettern, nach links wenden und einfach rausreiten. Haha.

  

Dón, erprobtes (und nun ja auch schon erfolgreiches…) Busch-Pferd, wollte natürlich losspringen, daran konnte ich ihn gerade noch hindern, und so kletterte er etwas verblüfft da hoch. Er hielt oben sofort gehorsam an und ließ sich auch sehr brav wenden (verdammt, war das klein hier! Und uneben! Und tiefer als gedacht!), aber am Absprung konnte ich ihn nicht hindern. Er sah überhaupt keine Veranlassung, runter zu klettern, das wurde gesprungen. Was allerdings zu einem Lob von Roger (Nein! Doch! Ooohh!) führte, der meinte, er sei für seine Verhältnisse sehr ruhig und bedacht gesprungen, nicht ganz so energiegeladen wie sonst (und wie anfangs von der Wippe…).

Lilly wollte da nicht rauf. Das war ihr total suspekt. Ich durfte sie „ziehen“. Ich ließ Dón also nochmal hochgehen, er wartete oben brav, Lilly traute sich aber nicht. Im dritten Anlauf folgte sie Dón schließlich. Super!

Alle hatten das bewältigt, Roger änderte die Linienführung: rauf, oben nach rechts weiter und dann über die Brücke zurück. Au ja!! Brücke!!

Dón machte das super, ich hatte allerdings unterschätzt, wie tief hier die Äste der Bäume hingen. Mein Hut ging flöten und ich war nur heilfroh, dass er nicht in das Wasser darunter fiel. Roger sammelte den netterweise wieder ein und gab ihn mir. Die Brücke war ansonsten überhaupt kein Problem.

Und dann ging es auch dem Ende zu, wir brachten die Pferde noch einmal auf die Paddocks und trafen uns zur Abschlussrunde. Danach fuhren wir die tollen Jungs nach Hause und ich fiel völlig platt und erschlagen ein paar Stunden später ins Bett.
Man macht ja im Prinzip wirklich nicht viel, aber dieses Mal war es noch viel mehr Kopfarbeit gewesen als beim ersten Mal. Ach, das hatte wieder Spaß gemacht!!

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