Trail übt einen großen Reiz auf mich aus. In Berührung kam ich damit zum ersten Mal im Juni 2016 durch die Prüfung „Doma de Campo“ auf dem vom VFD ausgerichteten Working-Equitation-Turnier in Heist. Ich hatte diesen „Einsteiger-Trail“ genannt, ohne recht zu wissen, was da auf mich zukommen würde.
Und so sorgten Dón und ich auch für einen gewissen Unterhaltungswert, da Dón ja inzwischen gelernt hatte, dass am Boden liegendes Holz übersprungen wird. Er verließ also mit einem mächtigen Satz die Brücke, nachdem er tatsächlich erst ganz mutig einen Huf draufgestellt hatte und das satte „Plopp“ ihn dann aber ganz schön erschreckte.
Die Möglichkeiten, die Trail-Parcours bietet, reizen mich natürlich. Ich kann durch keinen Laden mehr gehen, ohne etliche der angebotenen Waren vor meinem geistigen Auge zu zweckentfremden. Ich bastel aus allen möglichen Sachen Hindernisse. Auf den Turnieren des Team Légèreté kommen die dann zum Einsatz und hier erfreuen sich die geführten und gerittenen Trail-Prüfungen inzwischen großer Beliebtheit.
Wir legen Wert auf ein ruhiges, entspanntes Absolvieren der Hindernisse, aber es könnte sein, dass wir irgendwann auch einmal einen Speed-Trail anbieten oder ein Stechen der besten drei mit Halsring fordern oder ähnliches. Die Bandbreite der Möglichkeiten ist hier wirklich riesig und das fasziniert mich extrem.
So bieten Trail-Hindernisse eine Bereicherung für jedes Pferd-/Mensch-Paar, ob am Boden oder geritten. Die Übergänge zu Extreme Trail, GHP und/oder Horse Agility können dann durchaus fließend sein. Entscheidend ist, dass man sich und sein Pferd immer wieder neuen Herausforderungen stellt und einfallsreich wird. Man kann mit so wenigen (und günstigen!) Mitteln so viele Hindernisse herstellen! Hier ist Phantasie und Lust und ein klein wenig handwerkliches Geschick gefragt, dann kann man ungeheuer viel Spaß mit den verschiedensten Dingen haben.
Zum Phantasie und Lust anregen hier einmal eine Auswahl selbst gebauter Hindernisse – nachbauen/nachmachen ist ausdrücklich erlaubt und erwünscht!
Rückwärts-Gasse
zwei Stangen oder eine andere Begrenzung, die eine Gasse darstellt (auch in L-Form o.a.), durch die das Pferd rückwärts geht. Geführt oder geritten möglich. Kann am Boden auch auf Distanz gefordert werden
Rückwärts-Gasse mit Glocke
ein Sprungständer, zwei Stangen, eine Glocke
Becher umsetzen
Rankstäbe aus dem Baumarkt mit Gips oder Beton in einem Stein oder umgedrehten Blumentopf befestigt (oder einfach in die Erde gesteckt), mit Textil-Pflanzen aufgepeppt, und ein einfacher (fester!) Plastikbecher
Acht
Die Aufgabe bei den Stäben zum Becher umsetzen kann auch lauten, mit einer Flagge in der Hand (oder einem Löffel mit hartgekochtem Ei oder einer Kartoffel…) einhändig eine Acht zu reiten.
Oder mit einer Flagge oder einem Schirm eine Acht zu führen.
Schirm-Gasse
diverse bunte Schirme, hier am Zaun befestigt, eine Stange. Mit zwei Ständern kann man die Gasse noch klarer definieren, hier hängen an den Ständern noch bunte Bänder, die bei Wind durchaus in Bewegung sind. Die Schirme waren hier sehr fest, können aber natürlich auch von Personen (anfangs behutsam!) bewegt werden.
Tor
zwei Sprungständer und ein dickes Seil oder eine Longe. Die Schlaufe muss so sein, dass sie leicht über den einen Ständer zu legen und abzunehmen ist, eine Auflage sollte hier verhindern, dass das Seil am Ständer runterrutscht.
Luftballons
Zwei Sprungständer, zwei Stangen, diverse Luftballons.
Vorwärts oder rückwärts durch, in der Mitte stehen bleiben – hier gibt es viele Möglichkeiten. Wind erhöht hier den Schwierigkeitsgrad 🙂
Mülltonne
geführt: z. B. Deckel auf- und zuklappen, einmal herumführen
geritten: z.B. einen Ball in die Tonne werfen oder Deckel auf- und zuklappen
Baumscheibe
Hier ist es eine Baumscheibe, es kann aber auch etwas anderes sein, worauf das Pferd mit den Vorderbeinen stehen bleiben soll, z. B. ein Handtuch oder oder oder…
Rappelsack
Man braucht nur einen mit leeren Blechdosen gefüllten Sack oder Müllbeutel und einen Strick
Plane
Eine einfache Gewebeplane gibt es in jedem Baumarkt in diversen Größen. Eine größere und schwerere liegt besser! Bei Wind die Ecken mit Sand oder Steinen beschweren, denn Wind erhöht auch hier den Schwierigkeitsgrad deutlich 🙂
Zeigen Pferde hier große Angst, erst einmal über eine zusammengerollte Plane gehen (springen…) lassen und die Fläche dann langsam vergrößern
Seitwärts-Stange
Hier wird das Pferd seitwärts über eine einzelne Stange geführt oder geritten
Brücke
Das war nun ein bisschen Arbeit: zwei Euro-Paletten wurden (einzeln, damit man sie noch alleine bewegen kann) mit Grasteppich bespannt, darauf liegt eine Platte, die mit einem rutschfesten Teppich mit Holzmuster beklebt ist. Die Platte war in diesem Fall in ihrem vorigen Leben die obere Platte eines Kleiderschrankes 🙂
Die Begrenzung sind Blumenkästen mit Textil-Blumen, hier gibt es aber natürlich auch wieder Variationsmöglichkeiten wie z. B. Beetumrandungen u. ä.
Macht nicht jedes Pferd sofort lässig…
Bälle-Vorhang
Und noch einmal eine Menge Arbeit, aber ein wunderschönes Hindernis: in diesem Fall wurden 200 Bälle (zu erwerben unter dem Stichwort Bällebad…) auf Schnüre gefädelt, diese wurden an einer Stange befestigt. An die Enden dieser Stange habe ich Haken geklebt, die in die Haken eingehängt werden können, die oben an den Seiten der Ständer befestigt sind. So können alle Teile auseinandergenommen und gut transportiert werden. Die Seitenständer sind (für die Regenfestigkeit) mit Paketklebeband umklebte Teppich-Innenrohre. Diese Rohre bekommt man im Teppichhandel geschenkt, wenn ein Teppich davon komplett abgerollt ist. Hier war es ein 4-Meter-Rohr, dass ich in der Mitte durchgesägt habe. Diese jeweils nun 2 Meter langen Rohre haben eine enorme Festigkeit und vor allem einen Durchmesser, der es ermöglicht, sie über Sprungständer zu schieben. Nutzt man nun die Auflagen der Sprungständer, kann man die Rohre damit höhenverstellen. Und schon kann man den Vorhang zum Führen oder Reiten unterschiedlich hoch einstellen.
Dieses Hindernis ist toll, macht aber wirklich Arbeit – gibt es inzwischen aber tatsächlich zu kaufen. Meist aber dann nicht so schön bunt.
Slalom
Pylonen und evtl. (um auf Distanz führen zu müssen) Begrenzungsstangen
Geritten kann man diese Pylonen nutzen, um das Pferd entweder in einem schlangenlinienähnlichen Slalom zu reiten oder jeweils nach rechts und links seitwärts
Acht
Wenig Materialbedarf, aber sehr vielseitig einsetzbar. Hier einmal verschiedene Varianten:
Eine vollständige Acht um die Pylonen herum führen oder reiten.
Sehr anspruchsvoll: eine vollständige Acht rückwärts (!) führen oder reiten
Am Boden kann man das Pferd eine Acht auf Distanz drumherum gehen zu lassen. Es erhöht den Schwierigkeitsgrad, wenn der Führer dabei auf einem Punkt stehen bleiben muss, in diesem Fall eine einfache Fußmatte (ist schwer und fest genug und liegt damit gut am Platz).
Weitere Hindernis-Möglichkeiten (nicht von mir gebaut):
Kleeblatt
aus drei Tonnen o. ä.
Krug hochheben
Ein Bistro-Tisch mit Blümchen, die Kanne sollte hochgehoben und über den Kopf gehalten werden. Variation: Gießkanne und damit die Blümchen gießen 🙂
Gänsepferch
In der Mitte Gänse, außen herum der „Pferch“, innen wird um die Gänse herum geritten
Rückwärts-L
Ein L aus vier Stangen, hier wurde vorwärts rein geritten, die Glocke geläutet, dann rückwärts wieder raus
Brücke
Brücken gibt es in diversen Varianten, mit und ohne Begrenzung
Viel Spaß beim Ausprobieren!
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