Faszinierend fand ich Vögel von Kindheit an. Na klar gab es dann irgendwann die ersten Wellensittiche. Inzwischen hatte ich 14 Arten Sittiche, Kanarien und Kleinpapageien.
Hier herrscht Leben!
Die Australier:
Wellensittich
Nymphensittich
Ziegensittich
Hoodedsittich
Stanleysittich
Bourkesittich
Princess-of-Wales- bzw. Alexandrasittich
Die Grassittiche:
Schönsittich
Glanzsittich
Feinsittich
Schmucksittich
Die Südamerikaner:
Sperlingspapagei
Katharinasittich
Vom Krumm- zum Spitzschnabel:
Kanarienvögel
Im Laufe der Zeit erblickten hier auch einige Küken das Licht der Welt – über sie berichte ich hier.
Hier ist einiges über die private Haltung von Sittichen zu erfahren, und hier über deren Zähmung. Wenn ich diesen wunderbaren bunten Schwarm beobachte, kann ich gut darauf verzichten, dass sie zahm sind – und auch auf einen Fernseher 🙂
Obwohl – tatsächlich sind einige zahm (und widerlegen damit, dass das im Schwarm nicht geht).
Jahrelang war es ein Hobby, und es blieb mehr als 40 Jahre bei Wellensittichen.
Obwohl – als ich 12 oder so war, hatten wir mal einen Schönsittich – Kiki. Leider gibt es von ihr so gut wie keine Fotos mehr, und wenn, dann wohl eher nur sehr schlechte.
Kiki war wildfarben (grün) und konnte nicht mehr fliegen. Aber sich mit Wonne unter eine Wärmequelle räkeln, das konnte sie, bis sie fast geschmolzen ist 🙂
Und als ich 5 oder 6 war, hatten wir mal eine Zeitlang zwei graue Nymphensittiche (Peter und Paul…), die waren uns zugeflogen und nicht sehr lange bei uns. In Erinnerung blieb mir deren Lautstärke, was mir die Lust auf Nymphensittiche komplett genommen hat.
Für fast 50 Jahre.
Tatsächlich habe ich sogar mal einige Jahre meine Wohnung „federfrei“ gehalten. Bis mir 2002 in einem Zooladen Concha (spanisch: Muschel) über den Weg lief. Ein überwiegend weißer Wellensittich mit grau-braunen Wellen, und eben diese Wellen sahen auf dem jungen Köpfchen aus wie die Musterung einer Muschel. Damit waren dann auch die früher typischen Namen wie „Putzi“ und „Beppo“ vorbei – die Namen meiner jetzigen Vögel haben alle eine Bedeutung, nach der ich in diversen Sprachen suche und dann die klangvollste nehme. Einige wurden nach Tänzen benannt, bei anderen suchte ich nach einer schön klingenden Übersetzung für ihre Art, Farbe oder einen Charakterzug.
Mit der unfassbar süßen Concha ging es also wieder los. Es wurden dann drei, vier, irgendwann fünf Wellis, so in dem Rahmen blieb das fast zehn Jahre lang. Und dann packte es mich irgendwie – ich hatte ein komplettes Zimmer (16 qm) zum Vogelzimmer umfunktioniert, und Ende 2013 war ein neuer Höchststand von 20 Vögeln und vier Arten erreicht.
Meine Zwitscherer hatten in dem Zimmer einen riesigen Käfig ohne Türen, in den sie sich verzogen, wenn sie wollten und in dem bevorzugt die Wellis nachts auf den Schaukeln schliefen (nach allabendlichem Streit, wer auf welche darf). Auf dem großen Ast und den gebastelten Stricken turnten sie den ganzen Tag herum und genossen ständigen Freiflug.
Anders wollte ich Vögel nicht mehr halten. So oder gar nicht. Das war der Mindeststandard. Von einer Außenvoliere konnte ich zu der Zeit nur träumen. Was ich tat.
2018 baute ich endlich meine erste Außenvoliere. Es begann mit einem ans Fenster gebauten großen Käfig, dann ergatterte ich einen Satz Volieren-Elemente und baute die erste größere – knapp 2 x 2 Meter.
Diese war angeschlossen an einen Raum, so dass der im Haus liegende Schutzraum anfangs ca. 3, später 6 qm groß war.
Das war schon toll und machte echt Spaß!
Nun nahm ich auch wieder Notfälle und arm-und-einsam-auf-Omas-Kühlschrank-dahinvegetierende Sittiche auf und da wurde ich gefragt, ob ich einen 19jährigen Nymphensittich dazu nehmen würde. So wahnsinnig lange überlegte ich nicht – und sooo laut war er gar nicht. Wenn man nicht gerade direkt daneben stand.
Der wunderbare Grizaj machte so richtig Lust auf Nymphensittiche – kein Jahr später waren es 6 🙂
Weitere Volieren-Elemente kamen dazu. Der ersten Vergrößerung folgte die zweite – die im Oktober 2019 fertiggestellte 8 Quadratmeter große Voliere gab der ganzen Haltung noch einmal eine ganz neue Qualität, und war ich vorher der Meinung, meine Vögel schon gut zu halten, so musste ich jetzt erkennen, dass die 6 Meter lange Voliere für die Vögel noch einmal ein echtes Highlight darstellt.
Da gibt es nun auch kein Zurück mehr zu kleineren Versionen 🙂
Allerdings mochten manche nicht draußen sein, schon gar nicht im Winter, und so baute ich im Herbst 2021 eine „Fenstervoliere“, die ich in das obere Zimmerfenster einhängen konnte. Hier lebten 2 Sperlingspapageien und 2 Kanarienvögel. Dieses lustige Quartett liebte die Fenstervoliere!
Im Herbst 2021 waren es dann tatsächlich einmal 33 Vögel aus 14 Sorten.
Wie konnte das passieren…??
Mitte Oktober 2019 wurde die traumhaft schöne, neue große Voliere fertig – 6 Meter lang, 4 Quadratmeter Länge schließen an 4 Quadratmeter im Quadrat an. Richtig, richtig toll!
So können die Zwitscherer nun auch weiterhin jederzeit vom Innenraum (8 Quadratmeter) nach außen. Und sie nutzen die Länge! Was sind da für gewandte, schnelle Flieger dabei!
Der Blick aus dem Küchenfenster ist ein Traum… ♥
Vogelschicksale…
Ich kenne es nicht anders, als dass unsere Tiere so tiergerecht wie möglich gehalten wurden, sonst werden sie gar nicht erst angeschafft.
Und so nahm ich so ab 2003 auch immer wieder mal den einen oder anderen armen „Einzelhaft-Wellensittich“ zu mir, wenn die Besitzer sich trennen wollten, die Partnervögel verstorben waren oder was eben so dazu führt, dass man keinen Vogel mehr haben kann oder will. Da waren dann auch solche „Einzelhaft-Schicksale“ dabei, die keinerlei Sozialverhalten mehr hatten, mit den anderen nichts anfangen konnten und den ganzen Tag – wie gewohnt – vor dem Spiegel saßen. Was dazu führte, dass ich alles, worin sie sich spiegeln konnte, wegschmiss. Der zugeflogene Wellensittich Cinco brauchte damals mehr als ein Vierteljahr, bis er zu einem normalen Verhalten zurückfand.
Im Mai 2012 kam Vida Nova (portug.: „neues Leben“) dazu.
Er soll damals etwa vier Jahre alt gewesen sein und saß ebenso lange – ALLEINE – in einem Käfig von der Größe zweier Schuhkartons.
Er reagierte anfangs nicht auf die anderen, weil ihm das überhaupt nichts sagte. Die fanden ihn nach zehn Minuten unspannend, eben weil er ja nicht reagierte. Er hatte nichts von der Beweglichkeit und Agilität meiner anderen.
Er konnte nicht sprechen und war nicht zahm, kaputte Federn, verklebter Po, nie gelernt, zu fliegen – so eine echt üble Einzelhaft also und dann auch noch offensichtlich ohne viel Menschenkontakt.
Erst durfte er ein paar Tage zuschauen, auf die paar Tage in diesem Käfig (solche Käfige gehören verboten!!! Ob mit oder ohne Freiflug!!) kam es nun auch nicht mehr an.
Und dann war ich gespannt, ob es noch einen Rest Sozialverhalten in dem kleinen türkisgrünen gab und wie lange es dauern würde, bis er wieder ein echter Vogel wird.
Das mit dem zahm werden holte ich schnell nach, so lange er noch so ungeschickt und unbeweglich war 🙂
Ich machte täglich Flugübungen mit ihm, die mir die Sicherheit gaben, dass er nicht weit kommt. Und dann habe ich ihn mit in den Garten genommen:
So gut fünf Meter Flugstrecke am Stück (dicht am Boden) waren schon mal drin, danach guckte er völlig verblüfft ob dieser Leistung. Mit in den Garten nehmen konnte ich ihn tatsächlich auch nur an diesem einen Tag – danach regnete es, während wir übten und er ziemlich schnell fitter wurde. Als die Sonne wieder schien, flog er schon zu gut 🙂
Vier Wochen später war er in den Schwarm integriert, zwei der anderen bemühten sich herzallerliebst darum, aus ihm wieder einen normalen Vogel zu machen, und es ist ihnen gelungen.
Er flog überall da hin, wo er hin wollte (auch wenn es manchmal noch ein wenig nach „flapp-flapp“ klang…), war fröhlich, cool und einfach süß.
Doch seine Vergangenheit holte ihn ein. Am 1. Februar 2013 ließ ich ihn mit einem dicken Kloß im Hals einschläfern. Seine Füße waren in wenigen Tagen angeschwollen, so dass er ständig seinen Ring benagte, der nun eng wurde, und das Klettern fiel ihm schwer. Zudem fiel er in den letzten Nächten mehrfach von der Schaukel und baute insgesamt rapide ab. Und so traf ich diese immer wieder auf’s Neue so schwere Entscheidung, die dazu gehört, wenn man mit ihnen die schönen Stunden teilen will – dann sollte man auch die schweren mit ihnen teilen und es nicht über Gebühr hinauszögern.
Aber es lohnt sich doch. Immer wieder.
Für jeden einzelnen!
Im September 2012 erhielt ich eine E-Mail mit einem „Wellensittich-Notruf“. Das Weibchen war überraschend gestorben, das Männchen – der „grüne Witwer“ 🙂 nun allein. Wo neun satt werden, werden auch zehn satt… So viele hatte ich bis dahin noch nie.
Aber es gab kein Zögern, zumal ich mir vorgenommen hatte, „arme Fälle“ aufzunehmen. Und so kam der leuchtend grüne, da schon siebenjährige El Décimo (span.: „der Zehnte“…) dazu. Er war zahm und strahlte Gesundheit und Zufriedenheit aus. Fliegen konnte er in den letzten beiden Jahren nicht mehr, deswegen durfte er auch mit in den Garten. Und ich baute für ihn alles „fußgängergerecht“ um.
Im letzten halben Jahr baute er reichlich ab, wartete immer auf mich, damit ich ihn hierhin und dorthin trug. Eine solche Bindung zum Menschen ist für einen Sittich im Schwarm extrem ungewöhnlich und wir haben sie beide sehr genossen.
El Décimo starb Ende August 2016 im Alter von elf Jahren.
Wellensittiche sind nicht alles…
Am 10. Februar 2013 sah ich auf einer Vogelbörse zum ersten Mal einen Bourkesittich.
Nie gehört, nie gesehen – und innerhalb weniger Minuten mein Eigen.
Ich hatte mich total verguckt in diesen traumhaft schönen Vogel.
Sie sollte natürlich nicht alleine bleiben (auch wenn die verkaufswilligen Züchter einem einreden, dass die sich ja so gut mit Wellensittichen vertragen…! Mag sein, weil sie einfach ruhig und freundlich sind, aber die gleiche Sprache sprechen sie mal nicht und sie haben ganz andere Bedürfnisse!), und so kamen im selben Jahr noch drei weitere Bourkesittiche hinzu.
Sieben Monate später vergrößerten meine ersten beiden Ziegensittiche den Schwarm und im Herbst kamen drei Schönsittiche dazu. Und dann noch ein Ziegensittich.
Und „plötzlich“ waren es dann, Ende 2013, 20 Sittiche.
Ts ts ts, wie konnte das passieren…?
2018 nahm ich, nachdem die erste Voliere fertig war, weitere Abgabevögel auf. Und dann erzählte mir eine Freundin von 2 Ziegensittichen im riesigen Hamburger Tierheim Süderstraße.
Ich dachte ein paar Wochen darauf herum – wieder Ziegensittiche? Reicht denen der Platz? Sind die neugierigsten unter der Sonne da genug beschäftigt?
Sie sollten 4 Jahre alt sein und waren seit 3 Monaten im Tierheim. Und so beschloss ich, den beiden zu Weihnachten ein neues Zuhause zu schenken.
Ich fuhr also Mitte Dezember zum ersten Mal in ein Tierheim. Da saßen allerdings 3 statt 2 Ziegensittiche, und das war zuviel. Ich guckte mich um, hatte auf der Homepage zuvor auch schon etliche weitere Vögel gesehen. Ich dachte, wenn schon retten, dann welche, die es nötiger haben als diese drei, die eine große Voliere bewohnten. Und so kam ich mit zwei Einzelvögeln nach Hause, einem Feinsittich und einem Sperlingspapagei – und die sorgten für einen neuen „Arten-Höchststand“ von sieben!
Im Juni 2019 waren es dann nach dem Einzug von Nymphensittich Grizaj 8 Arten und ich hatte meine persönliche Obergrenze von 20 überschritten.
Einmal überschritten war’s dann ja auch egal – im Sommer holte ich Bonnie & Clyde aus dem Tierheim, 2 Nymphensittiche, die offenbar aus einem Raucherhaushalt stammen – beide husteten, sobald sie etwas mehr durchatmen mussten oder in Stress gerieten… Das war ziemlich schlimm. Unglaublich… Bonnie sollte etwa 15 Jahre alt sein, Clyde etwa 20. Und da der ungefähr 7jährige Fino da auch noch rumsaß, nahm ich alle drei mit. Grizaj freundete sich recht schnell mit Clyde an – die beiden Senioren…
Clyde starb im Februar 2020. Leider… Aber seine letzten 8 Monate waren zumindest nochmal wirklich schön gewesen!
Im August 2019 flog dann auch mir endlich mal ein Vogel zu – ich dachte, das passiert immer nur anderen. Ein blauer Wellensittich saß sabbelnd und sich putzend morgens auf der Voliere und begehrte Einlass, der ihm selbstverständlich gewährt wurde. Er hatte keinen Ring und niemand suchte nach ihm, also blieb er hier. Fand er ziemlich großartig. Er war ungeheuer agil und ging den anderen phasenweise mächtig auf den Keks.
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Durch Scrollen lernen Sie hier eine Wacholderdrossel, eine Kohlmeise, eine Amsel, eine Singdrossel, einen Haussperling, einige Papageien und etliche Greifvögel und Eulen kennen. Ist die Vogelart unterstrichen, ist dies ein Link, der zum entsprechenden Wikipedia-Eintrag führt. So können Sie sich detailliert über die einzelnen Arten informieren.
Drei Wochen mit einer Wacholderdrossel
Mitte Februar 2021 krachte eine Wacholderdrossel mit Schmackes gegen eines unserer Fenster im Obergeschoss – zum Glück gegen das, neben dem mein Mann gerade im HomeOffice saß. Er fuhr zusammen, sah zum Fenster und sah nur noch Federn fliegen. Die Drossel landete – zum Glück – auf dem Dach der Voliere.
In den ersten 2 Stunden konnte sie den Kopf nicht heben. Das linke Auge blieb geschlossen. Die Schnappatmung beruhigte sich langsam, aber es sah nicht sehr wahrscheinlich aus, dass sie überlebt.
6, 7 Stunden später konnte sie kurz den Kopf heben. Das rechte Auge öffnete sie normal, das linke nur kurz. Der Kopf kippte immer wieder, sie konnte sich nicht erheben. Die Füße trugen überhaupt nicht.
Am nächsten Tag stellte ich den Käfig ein paar Stunden geschützt in die Sonne. Sie genoss die Sonne sichtlich, nahm aber auch ihre „Rückzugsbrücke“ immer wieder wahr.
Ich übte mit ihr klettern und greifen. Die Füßen fingen ein wenig an, zu greifen, konnten das aber nicht lange halten. Das linke Auge öffnete sie jetzt häufiger, es war aber deutlich blutunterlaufen.
Und dann kam der Schnee. Ich ließ sie tagsüber ein paar Stunden raus. Sie naschte Schnee und übte fleißig laufen und springen. An fliegen war noch nicht zu denken.
Die Nächte verbrachte sie noch drinnen bei 15 Grad. Inzwischen hatte sie auch im Käfig einen „Übungsast“.
Schließlich sollten meine Vögel aber auch wieder raus, und so teilte ich die Voliere. Drosselchen bekam 2 qm für sich. In den Frostnächten holte ich sie noch rein, ansonsten blieb sie jetzt ständig draußen. Sie wurde fitter und langsam gelangen erste „Kurzstreckenflüge“.
Halb fliegend, halb kletternd erreichte sie nun auch die höheren Stangen. Und da genoss sie die Sonne.
Für die dritte Woche baute ich noch einmal um. Nun bekam sie 4 Meter Länge und blieb Tag und Nacht draußen.
Stanleysittich Kyrie fand prompt den einzig möglichen Durchgang zwischen beiden Volieren 🙂 Den fand Ziegensittich Jinda auch, ich konte aber beide wieder zurück lotsen und die Lücke schließen.
Das Zusammentreffen war völlig unproblematisch.
Drosselchen stärkte sich und übte fleißig weiter. An manchen Tagen wurde ein ganzer Apfel ausgehöhlt!
Mitte der dritten Woche konnte sie im Flug wenden und sicher landen. Der Auszug rückte näher. Ich telefonierte mit einem Ornithologen, weil ich wissen wollte, ob irgendwo ein Schwarm bekannt wäre. Dann hätte ich sie da hin gefahren. Er meinte, das wüsste er so nicht, aber ich kann sie ruhig rauslassen, sie käme auch alleine klar. Nicht schön, aber na gut…
Nach genau drei Wochen durfte sie zurück in die Freiheit.
Ich bin so glücklich, dass sie es geschafft hat.
Hoffentlich hat sie noch ein langes, schönes Leben vor sich!
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Ein Grünfinken-Pärchen
Am 17.5.20 knallte es an unserer Wohnzimmer-Scheibe. Ich schoss auf die Terrasse – und da lagen sie und zappelten…
Zwei Grünfinken waren mit Karacho gegen die Scheibe geflogen (die schon mit allem möglichem geschützt ist, aber es passiert doch immer mal…). Einer lag auf dem Rücken, davor drehte der zweite zitternd Kreise.
Ich konnte mir nicht vorstellen, dass die beiden durchkommen würden. Ich nahm sie behutsam auf die Hand und pustete sie vorsichtig an. Der Hahn beruhigte sich ein wenig, konnte zwar den Kopf ein wenig heben (kein Genickbruch! Ein Glück!), sich aber nicht auf die Füße stützen.
Die Henne lag flach, hechelte, hielt die Augen geschlossen und schien ihr Leben auszuhauchen.
Mein Mann half mir, schnell einen Karton fertig zu machen, in den legten wir ein Handtuch, obenauf legten wir ein Gitter.
Ich zog eine Spritze mit einem Vitamincocktail und Wasser auf. Sie schluckten aber beide nicht. Die Henne erholte sich überraschend gut (sie hatte zuvor auf dem Rücken gelegen…), der Hahn saß mit geschlossenen Augen in der Ecke.
Ich machte einen kleinen Käfig fertig und setzte die beiden um. Die Henne erholte sich sichtlich und saß nach kurzer Zeit auf der Stange.
Der Hahn kam nun auch langsam immer mehr zu sich, die Augen fingen wieder an, zu glänzen. Die Atmung hatte sich beruhigt, er hob den Kopf und konnte immer sicherer auf den Füßen stehen. Und dann fing er an, zu klettern – da flatterte die Henne schon und sah wieder fit aus.
Nach gut 40 Minuten sahen beide wieder so fit aus, dass ich sie nicht länger im Käfig lassen wollte – ich wollte nur sehen, ob auch der Hahn auf der Stange sitzen konnte. Das tat er schließlich und so ließ ich die beiden im Garten wieder raus.
Leider flogen sie in entgegengesetzte Richtungen – ich hoffe sehr, dass sie sich wiedergefunden und ihren Crash gut überstanden haben!
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Eine Kohlmeise
Im Januar 2019 hörte ich, als ich abends auf dem Sofa saß, am Fenster Klopfgeräusche. Ich lauschte, es hörte wieder auf. Dann fing es an einem anderen Fenster wieder an. Und dann am ersten Fenster wieder. Kein Vogel, der gegen ein Fenster flog, sondern ein richtiges Klopfen. Wobei ich anfangs nicht an einen Vogel dachte.
Es war dunkel draußen und ich hatte schon die wildesten Phantasien, was für dunkle Gestalten da ums Haus turnen… Schließlich guckte ich aber nach.
Was da wie menschliches Klopfen klang, war tatsächlich eine Kohlmeise, die vor dem Fenster saß, mich anschaute, und nochmal klopfte, während wir uns anschauten.
Draußen waren Minus-Temperaturen und die Meise sah am Bauch sehr zerzaust aus. Ich öffnete das Küchenfenster, da flog sie dann aber nach kurzer Überlegung an der Voliere vorbei in den Garten. Um direkt danach wieder am Esszimmerfenster zu klopfen.
Nun haben wir ja alle mal Lassie und Flipper gesehen – ob sie mir etwas mitteilen wollte? Ich holte die Taschenlampe und ging raus, fand aber nichts.
Kaum wieder auf dem Sofa klopfte es neben mir am Wohnzimmerfenster. Meischen saß auf einer Stuhllehne und guckte rein. Ich öffnete die Terrassentür und sagte „Deine Entscheidung. Wenn Du rein möchtest komm ruhig.“
Sie sah mich an, ich sah sie an – und dann kam sie an mir vorbei geflogen und drehte ein paar Runden durch’s Wohnzimmer. Ich war hin und weg, holte die Kamera, beobachtete, freute mich an der kleinen Meise, die die Räume erkundete.
Sie suchte die Wärme der Lampen und hatte sehr schnell einen Deckenfluter für sich entdeckt.
Sie flog immer dichter über meinen Kopf und landete schließlich kurz auf meinem Laptop, das ich auf dem Schoß hatte. Dann drehte sie wieder ihre Runden, landete in den Pflanzen, wirkte insgesamt aber sehr entspannt und mit der Situation durchaus vertraut.
Inzwischen hatte ich Futter und Wasser hingestellt, sie nahm sich eine Nuss und flog dann wieder ihre Runden.
Ich ging in die Küche – Meischen kam mit. Ich konnte das alles kaum glauben, es war so schön! Sie hatte keine Angst vor dem Menschen, vermutlich eine Handaufzucht, und sie wusste sich auch durchaus in den Räumen eines Hauses zurecht zu finden.
Sie fand Lampen und deren Wärme sichtlich toll.
Ich machte oben Licht an, wollte ins Bett gehen. Sie war schneller oben als ich.
Oben suchte sie sich ein Zimmer aus, ich machte mich fertig, kam aus dem Badezimmer – und fand die Meise nicht wieder. Ich ließ in zwei Räumen Licht an, damit sie sich orientieren konnte, und verstand nicht, wo sie abgeblieben sein konnte. Schließlich stand ich nochmal auf und suchte und suchte. Sie hatte sich tatsächlich ganz fix einen Schlafplatz gesucht, da war sie ziemlich gut getarnt, aber da konnte sie gerne schlafen. Wir sahen uns an, ich wünschte ihr eine gute Nacht und bedauerte zutiefst, am nächsten Morgen so früh zur Arbeit zu müssen.
Ich ließ ein Licht an, falls sie nachts noch einmal losflattern sollte. Futter und Wasser standen bereit.
Am nächsten Morgen hatte ich den Wecker recht früh gestellt und guckte nach dem Meischen. Ich fand sie aber nicht. Ich suchte und suchte und verstand es nicht, es war aber auch noch dunkel, vielleicht eine Langschläferin, vielleicht völlig erledigt von gestern…?
Ich musste los. Und konnte kaum erwarten, mittags nach Hause zu kommen. Ich freute mich so sehr auf einen Nachmittag mit Tageslicht und dem Meischen.
Ich suchte – und schließlich fand ich sie. Auf dem Rücken liegend auf einem Bettrahmen, eingeklemmt zwischen der Wand und einer daran hochgestellten Matratze.
Warum?? War sie da reingekrabbelt und nicht wieder rausgekommen? Hatte etwas anderes ihren Tod verursacht? Die Zeit draußen in der Kälte, die sie sichtlich nicht gewöhnt war? Was war vorher passiert, dass die Bauchfedern so verwirbelt waren?
Ich weiß es nicht, ich war todtraurig. Ich begrub das Meischen im Garten. Mir war nur noch nach Heulen. So ein Geschenk, diese viel zu kurze Zeit mit dem kleinen, wunderbaren Vogel…
Selten habe ich mir so gewünscht, die Zeit zurückdrehen zu können… Hätte ich sie retten können, wenn ich da gewesen wäre?
Sie war ziemlich dünn und hatte einen ziemlich harten Bauch – gut möglich also, dass nicht das Eingeklemmtsein ihren Tod verursacht hat, zumal sie nicht wirklich eingeklemmt wirkte (und ja auch auf dem Rücken lag…)
Ihr Tod nahm mich wirklich mit. Dennoch bin ich sehr dankbar für den Hochgenuss dieser wenigen gemeinsamen Stunden. Ich hoffe, dass sie den Abend auch genossen hat… Den Eindruck machte sie auf jeden Fall.
Selten hat ein Vogel in so kurzer Zeit so viel in mir bewegt. Sie muss es gut gehabt haben und sie war auf jeden Fall mit Menschen und Häusern von innen vertraut.
All‘ das spricht für eine gute, durchdachte Handaufzucht. Möglicherweise war sie als Nestling aus dem Nest gefallen und gerettet worden. Sie bat ja auch ganz klar durch ihr Klopfen um Einlass. An wie vielen Fenstern hatte sie es wohl zuvor probiert?
Wie viel Zeit hatte sie im mit Sicherheit ungewohnten Frost verbracht?
Ist jetzt jemand anderes ebenso traurig, weil sie nicht mehr da ist?
Meischen, wenn Du wüsstest, wie viel Freude Du bereitet hast…
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Eine Singdrossel
Im April 2016 hörte ich im Wohnzimmer plötzlich eine Singdrossel laut rufen – die Terrassentür war offen und sie war hereingeflogen. Tatsächlich ließ sie mich ganz nah heran, obwohl sie fit war und durch das Zimmer flog, so dass ich sie schließlich auf meiner Hand nach draußen tragen konnte.
Da war dann aber auch sofort Schluss mit Nähe zum Menschen 🙂
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Ein Spatz
Am 2.8.2015 fiel „Gorrión“ aus dem Nest und konnte von uns weder dorthin zurück gesetzt werden (viel zu hoch), noch hätte er eine Überlebenschance gehabt, wenn wir ihn hätten dort sitzen lassen. Die Eltern versorgen die „Ästlinge“ (das Stadium nach dem Nestling) zwar weiter, an dieser Stelle hätten Hunde und Katzen jedoch ein allzu leichtes Spiel gehabt.
So nahm ich den Kleinen in meine Obhut und versuchte, aus dem kleinen Spatz einen etwas größeren Spatz zu machen.
Er muss zu dem Zeitpunkt etwa zehn Tage alt gewesen sein. Ich las mich kreuz und quer durch’s Internet, um das richtige Futter zu finden. Das bestand schließlich aus einem aus der Spritze gefütterten Brei aus Versele-Laga NutriBird A 21 und eingeweichter Insektenpaste, nach und nach begann ich immer mehr andere Dinge unterzumischen wie geriebene Sonnenblumenkerne, entspelzte Hirse (Ihgitt!! sagte er), zerriebenes Gras, Gurke und Möhre. Später kamen eingeweichte Beoperlen dazu.
Er nahm allerdings auch in der zweiten und dritten Woche nur Futter aus der Spritze entgegen und spuckte alles, was auch nur annähernd härter war als Brei, hartnäckig durch die Gegend. Na super.
Er fraß um so besser, je öfter ich füttern konnte (am besten jede Stunde…), also nahm ich ihn überall mit hin – zum Unterricht, mit an den Arbeitsplatz… Die trugen es mit Fassung.
Er war in kürzester Zeit ein ziemlich weitgereister Spatz 🙂
Ich hoffte so sehr, den Kleinen durchzukriegen… Es war anstrengend, aber so spannend. Meine Tierärztin meinte, vier von fünf kommen nicht durch, woraufhin ich sagte, er ist ein Fünfter.
Er war leider doch einer von Vieren. Nach drei Wochen lag er am Morgen des 21.8. völlig unerwartet tot in der erst zwei Tage zuvor gebauten „Flug-Übungs-Voliere“ – und das, nachdem er endlich nicht nur von mir auch ohne Spritze Futter nahm, sondern inzwischen freudig auf die Spritze zuhüpfte, auch wenn andere diese hielten, und mir am Abend zuvor noch fröhlich den Arm rauf und runter gehüpft war. Und ich noch mit meinem Vogelzüchter-Bekannten telefoniert hatte und beinahe an dem Abend noch hingefahren wäre, weil ich Gorrión ein Finken-Pärchen dazusetzen wollte, die ihm Gesellschaft leisten und unter anderem zeigen sollten, wie man mit „richtigem“ Futter umgeht.
Sein Tod kam für mich völlig überraschend. Aber so kann es offenbar gehen…
So traurig!!
Gorrión im Alter von ca. zehn Tagen:
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Eine Amsel
Im November 2014 knallte eine Amsel gegen unser Fenster. Nach ein paar Stunden Wärme, ein bisschen Wasser und einer Menge gut Zureden konnten wir sie (= ihn) wieder frei lassen.
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Papageien
Meine Freundin Solveig, die meinen Esperanzador übernommen hat, beherbergt etliche Papageien, unter anderem Aras (Hyazinth und Gelbbrust), Amazonen, Graupapageien, Kakadus...
Hier ergeben sich immer wieder mal tolle Momente.
Die wären mir aber auf Dauer echt zu laut!!
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