13.6. – Öffentliches Training II

Am 13. Juni fand mein zweites Öffentliches Training statt.
An diesem Tag stellten fünf Pferde das folgende Thema vor:

„Anlehnung, Aufrichtung, Dehnung“

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Den Anfang machte die 9jährige Lusitano-Stute Baunilha. Sie demonstrierte, was zu tun ist bei Pferden mit unsteter Anlehnung und wie Nachgiebigkeit erzeugt werden kann.
Zudem konnte ich mit ihr schön zeigen, wie man aus der Biegung heraus Dehnungs-bereitschaft wecken bzw. verstärken kann. Mit ihr ging ich auch auf den Unterschied zwischen Dehnen und Strecken ein.

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Lilly ging von sich aus auf weitere Themen ein, wie z. B. das Erzeugen erster Aufrichtung und worauf es dabei ankommt, und wie sich der Hals verlängern lässt bei wiederholtem Wechsel zwischen Aufrichtung und Dehnung.
Sie zeigte auch, wie der Reiter bewusst die Selbsthaltung des Pferdes verändern / verbessern kann – und warum er das auch tun sollte.
Mit ihr ließ sich der Unterschied zwischen relativ starker Biegung und einem Ausbrechen über die äußere Schulter demonstrieren. Wie immer machte sie großartig mit!

Es ging mit dem 9jährigen P.R.E. Merlin weiter, an dem ich eigentlich den Unterschied zwischen einem Schenkelgänger und einen Rückengänger zeigen wollte, da er i.d.R. als das Erstgenannte anfängt und sich zu Letzterem umformen lässt – heute hatte er allerdings einen so guten Tag (Showpferd – vor Publikum benimmt man sich…), dass er nur in kleinen Anflügen seine Schwächen demonstrierte, seine Stärken jedoch an diesem Tag deutlich Vorrang hatten. Das war ja auch gut so, auch wenn ich so nicht in der Deutlichkeit zeigen konnte, was ich eigentlich vor hatte – wie man mit Pferden umgeht, die sich stark ablenken lassen, und wie wichtig hier Anlehnung und das bewusste Erzeugen von Nachgiebigkeit ist. Er ließ sich aber mal schön über den Zügel stellen und zeigte, wann der Rücken tätig ist und wann nicht. Zudem wurde an ihm sofort sichtbar, was passieren kann, wenn der Reiter mit zu stillen (bzw. festen) Händen sitzt (Hände zusammen! Hände still! Wer kennt es nicht…) und die Halsbewegungen des Pferdes nicht begleitet bzw. nicht bewusst darauf Einfluss nimmt.

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Merlin erklärte sich auch bereit, sich einmal zwei Runden lang viel zu eng und zu tief einstellen zu lassen, um zu zeigen, wie negativ sich daraufhin das Gangbild verändert.
An ihm konnte man gut sehen, wie dehnbar so ein Hals sein kann, zudem machten wir beide einen Ausflug in das Thema Geraderichtung.

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Merlin war das Paradebeispiel dafür, was zu tun ist bei Pferden mit mangelnder Grundspannung, bei „losen“ Pferden, auch wenn er das heute nicht in der Deutlichkeit zeigte, wie er es sonst oft tut. Aus dem anfangs sichtbar schlaksigen, wackeligen Pferd, das im Gleichgewicht deutliche Unterstützung des Reiters brauchte, wurde schließlich ein sich tragendes, weitgehend ausbalanciertes Pferd, das nachher auch schön zeigen konnte, was es heißt, wenn ein Pferd die Anlehung am äußeren Zügel hat und in schöner Selbsthaltung bzw. relativer Aufrichtung gehen kann.

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Das Wetter war so richtig schlecht angesagt worden, und wir hatten dennoch enormes Glück, aber schließlich erwischte es uns doch. Als ich meinem 18jährigen P.R.E. Joya begann, setzte nach den ersten Sätzen ein ordentlicher Schauer ein. Wir flohen in die Stallgasse und handelten einige Themen theoretisch ab. So ließ ich alle an den Zügeln fühlen, was ich unter „Vibration“ verstehe, wie sich zu deutliches (gut gemeintes) Nachgeben – sprich: Loslassen – für ein Pferd anfühlen kann, wie sich Anlehnung aus einem elastischen Arm und aus einem weniger elastischen Arm anfühlt und auf welchen Druck des Ringfingers ich meine Pferde zum Nachgeben erziehe. So verging die Zeit mit vielen Fragen und Antworten, bis wir wieder raus konnten.

Hier zeigte ich, wie ich den lange Jahre zu eng gerittenen Joya umerzogen habe darauf, dass er dehnungsbereit wird, Zug zum Gebiss sucht und sich lang macht, in der Aufrichtung zeigte er schön, wie er sich an leichter Hand selbst tragen kann und sich am Zügel abstößt. Zudem erklärte ich hier den Unterschied zwischen relativer und absoluter Aufrichtung.

Joya war allerdings auch noch für ein weiteres Thema verantwortlich: die Anlehnung am Halsring. Er blühte auf und schmiss mit seinen Füßen nur so um sich, das war seins!

Es folgte mein 23jähriger Hannoveraner Fàscino. Seine Themen waren generell die Aufrichtung und das Aussetzen der Hilfen, wobei hier Lilly schon vorgegriffen hatte. Fàscino ging auf blanker Kandare, so dass ich bei ihm auf die Anlehnung beim einhändigen und schließlich freihändigen Reiten einging.
Zwischendurch mussten wir allerdings noch einmal in die Stallgasse fliehen, und hier diskutierten wir den Unterschied zwischen Halt geben und Festhalten, was Maultätigkeit ist und wofür ich sie brauche und viele weitere Themen rund um Anlehnung und Aufrichtung.
Freihändig ritt ich ihn heute erst zum dritten Mal – und er machte es großartig!
Ich ging auf die Gefahren dabei ein, insbesondere bei Pferden, die steigen können, denn schließlich war er nun direkt mit meinem Körper verbunden und ein Nachgeben ist so nur bedingt, ein Loslassen gar nicht möglich.

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Er zeigte Pirouetten, fliegende Wechsel und Traversalen und ich hatte schon deutlich mehr Lenkung als bei den beiden „Probeläufen“.
Im Anschluss zeigte er noch hohe Versammlung bei einhändiger Führung, na klar seine Paradelektion Terre á Terre, aber er erfüllte auch gern die Wünsche zweier Teilnehme-rinnen nach den Übergängen zwischen Piaffe und Passage bzw. dem Unterschied zwischen versammeltem und Schulgalopp.

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Dieses herrliche Pferd…!

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Es war spät geworden. Und kühler. Und ungemütlicher. Und so bat ich um Handzeichen, wer denn das junge Pferd noch sehen wollte. Die Hände flogen hoch. Ok… – ich holte also meinen 5jährigen P.R.E. Querendón und demonstrierte mit ihm die begleitende Anleh-nung bei der jungen Remonte. Auch hier erklärte ich Selbsthaltung und Rahmengebung, deutlich wurde auch, wie wenig Einfluss ich noch auf Biegung und Dehnung des jungen Pferdes nehme, wie ich sich dies aber entwickeln lasse. Dón durfte seine (Außen-)Stellung noch weitgehend selbst bestimmen, um in einem guten Gleichgewicht gehen zu können. Er fühlte sich auf dem nassen Boden sichtlich unwohl, machte aber prima mit, so dass er schließlich zeigte, wie durch Entspannung Dehnungsbereitschaft entstehen kann.

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Bei ihm erklärte ich, wie wichtig mir Anlehnung hier ist, weil er Zügelbewegungen einfach noch gar nicht erträgt, so dass ich auch (noch) nicht loben kann, indem eine Hand mit dem Zügel vorgeht. Ihn lobe ich also noch, indem ich beide Zügel in eine Hand nehme, damit er weder die Unterbrechung noch das Wiederannehmen des Zügels spürt. Dazu wird im Halten Vertrauen gegeben, bevor ich das in der Bewegung umsetze.

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So hatten alle Pferde ihre Teile (und noch mehr) zum Hauptthema und zum Gelingen dieses Tages beigetragen und ich denke, dass die Unterschiede gut sichtbar und verständlich wurden. Natürlich waren die beiden Regen-Unterbrechungen schade, und nicht alle konnten bis zum Ende bleiben, da wir dadurch ja deutlich überzogen, aber die meisten blieben doch bis ganz zum Schluss und stellten immer eifriger Fragen.

Und natürlich stand auch meine Tafel wieder bereit, auf der die Teilnehmer ihre Eindrücke hinterlassen konnten. Diese Gelegenheit nahmen zu meiner großen Freude wieder manche wahr (durch Anklicken werden die Bilder größer und besser lesbar):

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