Die diesjährige Hansepferd war für mich eigentlich kein Thema. Mein durch einen Beckenschiefstand immer wieder verschobenes ISG machte das Laufen wiederholt enorm problematisch und ich fühlte mich für drei Tage Messe schlicht nicht fit genug.
Nun wurde dort aber der erste Umlauf der German Open Extreme Trail Challenge ausgetragen und Nicola (Roger’s Area) überredete mich, zu nennen. Das wäre nun erst meine vierte Begegnung mit dem Thema Extreme Trail und mein zweites Turnier dieser Art. Als Nicola dann auch noch sagte, dass die Pferde in derselben Halle wie der Extreme Trail untergebracht wären, sagte ich zu, denn lange Wege hätten mich möglicherweise mittendrin außer Gefecht gesetzt.
Ich wollte wieder Easy in Hand und den gerittenen Easy Trail nennen, Nicola meinte aber „Du kannst auch Medium!“.
Äh, ja, nee, is klar. Naja, wenn ich schon da bin…
Nannte ich also jeweils an der Hand und geritten in beiden Schwierigkeitsgraden.
Und übte mal wieder ein bisschen Genauigkeit beim Führen, insbesondere rückwärts. Rückwärts eine Acht um Tonnen, gerade Linien mit Wendungen, möglichst punktgenaues Halten. Das klappte schließlich ziemlich gut – völlig vergessen hatte ich allerdings, dass all‘ das ja auch mit deutlich sichtbarer Distanz funktionieren soll. Aber da Dón das so viel besser machte als noch vor einem Dreivierteljahr, als wir zum ersten Mal mit dem Thema Extreme Trail in Berührung kamen, wurde ich mutiger. Das sollte wohl irgendwie hinzukriegen sein.
Im Februar ergab sich mehrfach die Möglichkeit, Dón auf eine rote Palette zu stellen, die in dem Stall in Tornesch, in dem meine Jungs den Winter verbrachten, am Rande lag.
Da gelang es schließlich, Dón mit Hinterbeinen oben und Vorderbeinen unten (das war anfangs ja überhaupt nicht denkbar) und schließlich mit allen vier Beinen oben anzuhalten. Große Klasse!
Und dann hörte ich, dass Freitag und Sonntag auf der Messe an die ohnehin auf der Messe anwesenden Teilnehmer eine 30minütige Trainingseinheit vergeben werden konnte. Ich meldete mich natürlich sofort für eine an und bat um die spätestmögliche Zeit am Freitag.
Das klappte, und darauf freute ich mich sehr, wohl wissend, dass ein Extreme Trail in einer Messehalle für die Pferde ohnehin eine enorme Anforderung sein würde und dass es Dón gut tat, mit der Umgebung vertraut werden zu können, bevor bestimmte Dinge verlangt wurden.
Ende März / Anfang April war mein Laufen dann aber wieder dermaßen schlecht (obwohl ich endlich die richtige Behandlung gefunden hatte, aber nach einigen Jahrzehnten des kaputt gehens konnte das natürlich nicht „mal eben“ heil gemacht werden…), dass ich absagen wollte, als ich in den Teilnehmer-Informationen las, dass die Pferde nun wohl doch in den A-Hallen untergebracht werden würden. Das war die andere Seite des Messegeländes und ein anständiger Fußmarsch, den ich zwischendurch keinesfalls würde bewältigen können.
Nicola meinte, wir finden eine Lösung, Dón könne bestimmt mit in Halle B6, ich dürfe nicht absagen!!
Dann kamen aber noch private Umstände hinzu, mein Leben schlug echt Kapriolen.
Ich ertrug die viele Fahrerei und die Arbeit im Stall in Tornesch nicht mehr, und dann ergab sich die Möglichkeit, zu Anfang Mai mit den Jungs in den Stall zu wechseln, in dem Fàscino steht. Das wären nicht mehr 30 Minuten pro Weg und mehrmals pro Woche eine gute Stunde Misten, sondern nur noch 10 Minuten Fahrtzeit, alle Pferde am selben Ort und 2x pro Woche Stalldienst. Aber – erst Ende April.
Hierfür musste einiges am Offenstall umgebaut werden, und das tat die Stallgemeinschaft bei einem gemeinsamen Arbeitstag am Samstag vor der Messe. Tatsächlich wurde es dadurch möglich, dass die Jungs am Sonntag einziehen konnten.
Jeder Tag war jetzt wichtig, denn je länger Nacariño Gelegenheit haben würde, sich einzuleben, um so eher war es für mich vertretbar und vorstellbar, ihn hier alleine zu lassen. In Tornesch hätte es mir extreme Bauchschmerzen bereitet, ihn alleine zu lassen.
Tatsächlich zogen meine Jungs also am Sonntag vor der Messe um, fühlten sich sofort wohl und von mir fiel in der Woche eine ungeheure Menge Anspannng ab.
Und so wusch ich am Donnerstag vor der Messe meinen schönen Grauen und freute mich auf die Messe. Der schöne Graue wurde endlich mal wieder zum schönen Silbernen.
Nicolas Vorbereitung war wieder extrem gut, sie informierte uns immer aktuell und machte es spannend, indem sie uns über facebook an der Entstehung eines indoor-Extreme-Trail-Parks teilhaben ließ. Das war echt klasse:
Derweil versuchte ich, vier Pattern auswendig zu lernen, was insofern schwierig war, weil ich mir bei einigen Hindernisse überhaupt nicht vorstellen konnte, wie die aussehen könnten – was sind „Gila Hills“?? Und wie sieht eine „Corner Bridge“ und „Dead Wood“ aus? Ich lernte also stur auswendig, warf zwischendurch immer wieder alles durcheinander, konnte eben noch Easy aufsagen und wusste im Anschluss nicht mal mehr, mit welchem Hindernis Medium anfing… Oh, meine Güte.
Ein bisschen Gestalt nahm das Ganze an, als ich mich am Freitag morgens von Sönke abfragen ließ und im Wohnzimmer imaginäre Hindernisse ablief und abritt. Ich war so gespannt, die wirklichen Hindernisse zu sehen, damit die Pattern „ein Gesicht“ bekamen.
Ich fuhr am Freitag Vormittag los (28 Grad!! Ich kenne die Hansepferd im Schnee, aber so warm war’s glaube ich noch nie…) und kam nach einer Dreiviertelstunde auf dem Hamburger Messegelände an. Ich vermisste allerdings ein wenig die Schmetterlinge im Bauch, die ich sonst bei diesem Anblick immer hatte:
Vielleicht ist das bei Schaubildern einfach anders. Ich war tiefenentspannt. Und wenn ich dann schon mal einen Hauch Aufgeregtheit spüre, finde ich das immer toll, aber das blieb hier nun aus. Na, auch gut.
Und dann passierte genau das, was ich meinen Beinen auf keinen Fall hatte zumuten wollen – ich war Donnerstag noch bei meiner Dorn-Therapeutin gewesen, die gut zu tun hatte, ich hatte morgens Schmerzmittel eingeworfen, und das wurde auch alles so richtig auf die Probe gestellt. Bei der Einfahrt (die aufgrund mangelnder Energie der im Häuschen sitzenden Ordner nicht direkt als solche zu erkennen war, aber ich war ja zum Glück nicht zum ersten Mal hier und das war doch immer hier…?? Irgendwann schlurfte er in Zeitlupe heran und beantwortete meine Frage „Hier ist doch die Einfahrt für die Pferde?“ mit der unvorstellbar geistreichen Gegenfrage „Haben Sie da’n Pferd drauf?“) hörte ich, dass die Extreme-Trail-Pferde nun doch in Halle B6 untergebracht sein würden, was mir spontan echt den Tag rettete.
Abladen musste ich aber hier auf der A-Seite und dann mit Pferd durch den Tunnel auf die B-Seite. Auto und Hänger blieben auf dem A-Gelände. Hmm, und die Ausrüstung??
Na, mal gucken. Hauptsache, Samstag mit Pferd nicht mehrmals hin und her müssen.
Ich suchte einen Ordner, Stallmeister, Einweiser, was auch immer, irgend jemanden, der sich damit auskennt. Gelbe Seiten. Äh, Westen.
Keine da. Doch! Da! Ein Mann in gelber Weste. „Können Sie mir sagen, wo ich mein Pferd hinbringen soll?“. „Ich nicht wissen. Ich kann fragen Kollege.“ – „Ja, bitte!“ – „Ich kein Telefon“ (spätestens da erkennt man den Sinn von Worten, die so schön dazwischen passen – hat er kein Telefon? Oder ist er keins?) Man weiß es nicht. So zumindest er nicht fragen konnte Kollege. Er bedauernd schüttelte Kopf. Warum er tragen gelbe Weste???
Um mal eben die Wege zu veranschaulichen – das hier ist das Messegelände:
Oben in der grauen Halle A4 waren ein paar Boxen in einer ansonsten riesigen, leeren Halle, in der es enorm hallte. Ein einziges Pferd stand da und wieherte etwas weinerlich. Ich dachte, ich sehe nicht richtig. Das konnte nicht wahr sein…? Bitte bitte B-Gelände…
Mir kam jemand entgegen, der mit Pferd hier war und sagte, ich solle mal hier abladen und dann durch den Tunnel auf’s B-Gelände gehen, vor der Halle B6 sei der Stallmeister.
Ok, Dón runter vom Hänger, der war sehr entspannt und schien es auch überhaupt nicht merkwürdig zu finden, sich nun mitten in der Großstadt von Hallen und Säulen und Asphalt umgeben zu befinden. Ines war inzwischen angekommen, wir whattsappten uns zusammen und fanden uns schließlich. Und dann taperten wir ernsthaft eine Stunde lang über dieses Messegelände, ohne auf irgend jemanden zu treffen, der wusste, wohin mein Pferd soll. Nochmal zu dem Plan da oben: ohne Pferd kann man über den gläsernen Übergang (hier grau, rot gestrichelt, mit Fußgänger), der über die Straße führt, gehen und dann quer durch die Hallen. Mit Pferd muss man komplett außen herum (St.-Petersburger Straße und Bei den Kirchhöfen), und das durch einen langen Tunnel.
Den Weg gingen wir jetzt, Dón lief einfach super brav mit, guckte sich um, zuckte ganz selten mal, wirkte ungeheuer entspannt. Egal, ob etwas rappelte, hallte, flatterte…
Einfach super!
Wir kamen an Halle B6 und am Stallmeister-Häuschen dann ja irgendwann mal an. Da war natürlich niemand. Das heißt, doch, da war schon jemand, aber der war nicht ein Bruchteil so wichtig, wie er zu sein versuchte. Ahnung vor irgendwas hatte er jedenfalls auch nicht.
Ich rief den Stallmeister schließlich an. Der brabbelte in einer Seelenruhe im Flüsterton irgendwas ins Handy und reagierte überhaupt nicht auf mein wiederholt vorgebrachtes „Ich kann Sie nicht verstehen. Können Sie bitte lauter reden?“ – konnte / wollte / tat er nicht – und „Reden Sie jetzt mit mir??“ wenn es so klang, als spräche er nach rechts und links. Unfassbar. Kein Angebot, mal herzukommen, er fand mich auf keiner Liste (was für eine Liste hatte er denn da?? Die Einkaufsliste seiner Frau??) und wusste nun auch nicht, was tun. Ja, wer denn???
Irgendwann grub er dann 2 Nummern aus, die Boxen sollten frei sein. Hier! B-Gelände! Ja!!
Tja, haste gedacht. Boxen-Nummerierung ist Glückssache, aber wir fanden die 422 und 426 schließlich. Waren allerdings belegt. Überraschung. Wir guckten aber noch beim Extreme Trail vorbei – wow, war das schön aufgebaut! Aber eng…
Dón ging völlig cool mitten durch die Messehalle, über den Teppich an allen Ständen vorbei, ich hatte niemals Zug am Strick, er kam einfach lässig überall mit hin.
Fazit: ich solle mir mal in der A-Halle eine freie Box suchen und mein Pferd da erstmal reinstellen. Wir taperten also den ganzen Weg (mit gefülltem Heunetz zwischen uns…) zurück und suchten eine freie Box – war nicht so schwierig, inzwischen waren aber immerhin fünf Pferde da und ich konnte Dón so stellen, dass er gegenüber ein Pferd sah. Er wieherte einmal, guckte freundlich rüber und fraß Heu. Ich kippte den mitgebrachten Strohsack aus, sofort mümmelte er gierig Stroh, in der Zeit holte Ines Wasser („Müssen wir aus dem Klo holen! Am besten mit einem Becher umfüllen, die Tröge passen nicht unter den Wasserhahn!“), was Dón sofort problemlos trank. Er ist in sowas so traumhaft unkompliziert, und hier tat er nun wirklich so, als wären wir alle vier Wochen auf einer Messe. Unglaublich.
Ich fuhr Auto und Hänger in die Halle, ignorierte die völlig widersprüchlichen Aussagen „Autos draußen, Hänger drinnen“ – „Autos nur tagsüber drinnen, damit es nachts nicht brennt“ (mein Auto hat noch nie nachts gebrannt) – „Keine Hänger, keine Autos in der Halle“ – also, alle Varianten. Ich fuhr rein. Fertig. Kratzte auch niemanden. Danach erfuhr ich von anderen, dass die wohl händevollweise Schrauben und Nägel vom Boden aufgesammelt hatten und ich vor der Abfahrt einen Blick auf meine Reifen werfen sollte.
Wohlgemerkt – in dieser Halle waren auch die Pferde untergebracht…
Fassungsloses Kopfschütteln meinerseits. Fühlte mich langsam wie ein Wackeldackel.
Ok, Rucksack auf den Rücken und durch den Übergang und die Hallen wieder zurück zu den B-Hallen. Wir gingen völlig unkoordiniert durch die Hallen B1 bis B4, ich gab das erste Geld aus und stellte ziemlich schnell fest, dass ich Messe zum Shoppen irgendwie echt nicht mehr brauche – es sind ganz bestimmte Dinge, die ich da suche, aber diese Unmengen gleichartiger Artikel erschlägt einen ja. Wir haben so viele Reitweisen, aber gefühlt kommt man wieder und wieder und wieder an Schabracken, Gerten und bunten Socken vorbei. Unterbrochen von Einhörnern, überlagert von rosa und Glitzer.
Wir hatten ziemlich schnell genug davon und holten uns Pommes an einem mit unfassbar unhöflichen Mitarbeitern besetzten Burger-Wagen.
Aber irgendwann war es dann ja endlich mal Zeit, Dón fertig zu machen für meine Trainingseinheit. Ich hatte mir am Abend zuvor mal wieder das komplette Regelbuch durchgelesen und hatte gesehen, dass eine Gerte erlaubt ist. Ha! Cool! Die nahm ich nun natürlich mit, weil ich meinte, Dón damit viel besser dirigieren zu können als mit dem Seil.
Konnte ich nicht. Tatsächlich legte ich die Gerte schließlich von selbst weg. Das war echt ein Schlüsselerlebnis. Ich will das verdammt noch mal lernen! Wie zum Teufel bewegt man korrekt dieses Seil?? Andere können es doch auch…
Es wurde interessant. Oha. Da war doch was mit Distanz. Und Schulter und Hinterhand bestimmen können. Am losen Seil. Oh je… Mir schwante Schreckliches für Samstag.
Agnes kommentierte, Katja unterrichtete, ich verstand allerdings leider meist ihre Anweisungen nicht. Ich fragte hinterher Ines, ob sie das verstanden hätte, aber auch sie schüttelte den Kopf. So unterscheide ich z. B. Hand- und Seitenwechsel, sie meinte mit Handwechsel aber wohl Seitenwechsel und brachte mich (nicht nur damit) mehrfach durcheinander. Und ich hätte mir einfach mehr Hilfestellung gewünscht dazu, wie ich Dón denn bestimmte Impulse geben soll, wenn sie sieht, dass mein dilettantischer Umgang mit dem Seil von meinem Pferd nicht verstanden wird.
Wir fingen mit den Gila Hills an. Dón erkannte sofort die Wippe wieder, bei der er in Boklund verinnerlicht hatte, dass man von der spätestens in der Mitte runterspringt.
Sicherheitshalber ging er gar nicht erst rauf, es fing aber relativ einfach an, er sollte in der Gasse daneben gehen. Er hätte gerne noch mehr Abstand zur Wippe/Brücke gehalten, vor allem, als ich ihn mit deutlich mehr Distanz durchschicken sollte.
Er fand höchst interessante Möglichkeiten, Abstand zur Brücke herzustellen.
Dann aber war die Brücke dran. Und tatsächlich war sie doch eine minimale Wippe, aber wirklich nur ganz dezent. Ich war im Vorwege so enttäuscht gewesen, dass in den Pattern keine Wippe vorkam, hatte Dón doch in Quickborn in den letzten Tagen auf einer wunderbar breiten Wippe das Wippen gelernt. Und nun kam da keine vor!
Das sah ich nun wieder etwas gelassener angesichts seiner Reaktion auf die ihm bekannte Wippe. Da galt es erstmal überhaupt rüber zu kommen…!
Dón schaffte es, mit einem eleganten Satz in die Gasse daneben zu springen.
Die nächsten Versuche waren nicht viel besser. Ich führte sehr am Kopf, zu viel natürlich, kannte aber die Alternative einfach (noch) nicht. So müssen sich Reitanfänger vorkommen, die nicht verstehen, wie man leichttraben soll… Oder ähnliches.
Dón sprang. Und sprang. Und sprang.
Und wieder – gucken lassen, warten, Zeit geben, Ruhe ausstrahlen. Als Dón zumindest so ungefähr einmal rüber ging, beließen wir es dabei.
Es ging mit dem Two Step weiter – dieses Hindernis kennt Dón auch aus Boklund, und ich hatte große Hoffnung, dass er nach den Übungen mit der roten Palette hier nun gut mit allen Vieren oben stehen bleiben würde.
Dachte ich.
Dón macht jedes Holz zum Sprung…
An oben anhalten war nicht zu denken. Und danach suchte Dón immer Kontakt zu meiner Hand, was die Distanz immer wieder schwer machte. Ich bekam hier mal wieder ganz klar etwas zum Üben vor Augen geführt.
Katja fragte, ob sie mal übernehmen dürfe. Klar… Sie gab mir das Mikro und meinte „Erzähl mal was“ – ha, eine meiner leichtesten Übungen! Ich sabbelte los, aus welchen Sparten ich komme und was der Extreme Trail bringt, während Katja Dón mit klaren Ansagen durch das Seil überraschte.
Das dauerte einen Moment, danach konnte ich Dón auch oben anhalten.
Ist dieser Hintergrund nicht einfach der Hammer??
Und das Licht in der Halle war so toll, richtig Studio-Atmosphäre…
Wir gingen zum Dead Wood über. Fand Dón super.
Ein Tiefsprung!
Und von der anderen Seite ein Aufsprung!
Oh Mann…
Einbeinstütze ist im Extreme Trail eher nicht gewünscht…
Aber nach einigen Durchgängen bekam ich es einigermaßen hin.
Alter Schwede. Ernüchternd. Dón ging so klasse mit allem um, was mit der Messe zu tun hatte, aber hier an den Hindernissen war diese Gelassenheit weg. Was mir im Zweifel so rum lieber war – Gelassenheit an den Hindernissen bekommt er mit Routine, aber sein Umgang mit dem Messetrubel ist einfach nur großartig! Das ist wichtiger!
Ich wollte bei dem tollen Licht unbedingt ein Bild mit dem Fernsehturm haben, und die Messe-Besucher staunten nicht schlecht, als Ines sich auf den Asphalt warf und dieses Foto machte:
Dón kam in die Box, mümmelte sofort Heu und wirkte vollkommen zufrieden.
Ines und ich nahmen uns eine kleine Auszeit.
Ich bereitete alles für Samstag vor, was noch vorzubereiten war und ging zurück, um mich, mit den Pattern in der Hand, noch einmal eingehend mit den Hindernissen und den Linien zu befassen. Ich brachte wieder einiges durcheinander und konnte mir nicht vorstellen, dass ich vier Prüfungen ohne Gedächtnislücken oder Durcheinander hinter mich bringen würde.
Am Samstag war Christina an meiner Seite – an dieser Stelle noch einmal ein sowas von dickes Dankeschön an Ines und Christina für diese so tolle Hilfe an diesen beiden Tagen!!
Sie war happig früh aufgestanden für mich, weil ich Dón gerne vor dem Riders Meeting in der großen Showhalle reiten wollte. Und es war so gut, dass ich das gemacht habe!
Dón durfte auf dem guten Boden schön frisch traben und galoppieren, guckte sich staunend um, rollte die Augen angesichts des Putz-Teams, dass da mit blauen Müllsäcken hantierte, ließ sich aber verblüffend schnell los, so dass auch ich relativ schnell zum Loslassen kam. Das machte einfach Spaß und tat uns beiden gut.
Dón kam wieder in die Box, wir gingen zum Riders Meeting. Hier hörten wir, dass in „Medium“ noch eine kleine Änderung hier und eine kleine dort vorgenommen worden war, die wir uns hier und jetzt merken mussten – ich hatte die Pattern einzeln laminiert und schrieb mit Edding auf den Pattern mit. Ich hatte aus dem Turnier vor einem Jahr gelernt, da war mir ja alles total neu und nun wusste ich bei einigen Dingen, worauf ich achten musste. Diese laminierten Pattern waren Gold wert!
Christina hatte mich nochmal abgefragt und nach dem Riders Meeting, was (nicht nur) mir wieder viel zu schnell ging, sagte ich ihr wiederholt die Reihenfolge der Easy-Hindernisse. Medium war egal, jetzt war nur Easy dran. Schließlich konnte sie mich die Hindernisse durcheinander abfragen und ich konnte zu allen sagen, das wievielte es ist und was da zu tun war. Ich hatte es drauf. Glaubte ich.
Wir entschieden zugunsten offener Mähne, weil das die Zuschauer doch immer so toll finden. Wir nahmen den rollbaren Sattelwagen (das war eine großartige Anschaffung!) mit allem, was wir zwischendurch brauchen würden mit (zumal ich hier auch den Sattel schonend ablegen konnte) und eine große IKEA-Tasche mit meinen Outfits. Na klar wechselte ich in den einzelnen Prüfungen, so viel Spaß muss sein!
Auf dem Weg sah ich plötzlich lauter Sachen, mit denen ich Dón konfrontieren und führen üben konnte – ich führte rechts und schickte ihn im Slalom durch Straßenmarkierungen, ließ ihn auf Parken-Verboten-Markierungen anhalten und hielt ihn immer weiter auf Distanz. Er hinterfragte das schließlich immer weniger und ich passte den gesamten Vormittag auf, dass niemand sein Maul mit der Hand berührte (andächtiger Blick. „Darf ich mal streicheln??“ – „Klar. Aber nicht im Gesicht!“) und wehe!! jemand wollte einfach so ungefragt sein Maul anfassen. Klar kamen Hände ungefragt in die Nähe, aber die bekamen dann auch alle eine Erklärung, warum man das im Allgemeinen nicht tut und hier nun im Besonderen auch nicht. Ich merkte nach einiger Zeit, wie schwer es mir selbst fiel, so gerne hätte ich das typische Lob im Gesicht gegeben, aber ich riss mich zusammen und küsste mal sein Maul, aber anfassen tat auch ich ihn im Gesicht jetzt nicht. Bis nach unserer letzten Prüfung mussten wir das jetzt durchhalten, damit würde ich es im geführten Trail vielleicht leichter haben, auf Distanz zu führen.
Für Führübungen boten sich hinter der Halle B6 (wir waren hinter der Halle, da waren die Extreme-Trailer unter sich) noch zwei tolle Möglichkeiten, die ich gnadenlos ausnutzte, und zwar eine Treppe auf Metallständern, durch die Dón anfangs hektisch kreuz und quer, schließlich super gehorsam vorwärts und rückwärts durch ging:
Und direkt am Tor gab es eine Möglichkeit, Dón um diese Poller eine Acht gehen zu lassen, während ich am Platz stehen bleiben konnte. Nach diesen Übungen fühlte ich mich deutlich sicherer und Dón achtete viel mehr auf mich und suchte viel weniger die Nähe meiner Hände. Es konnte losgehen!
Es waren immer zwei Pferde gleichzeitig in der Bahn, was es natürlich noch enger machte. Aber so war es für die Zuschauer interessanter, weil sie mehr sahen, kein Pferd war alleine und ein Richterteam bewertete die Hindernisse 1 bis 4, das zweite Team die Hindernisse 5 bis 8. So wurde auch Bevorzugungen durch einen Prüfer vorgebeugt. Ein insgesamt wirklich sinnvolles System, wie ich finde.
In der Bahn ließ Dóns Chill-Modus erstmal deutlich nach, aber mir tat die Atmosphäre gut. Die ist es ohnehin, die ich hier sehr schätze – die Ruhe, die die Prüfer ausstrahlen, und die Möglichkeit, den Pferden eine gewisse Zeit zu geben. Zudem mag ich Messe-Atmosphäre, die für viele natürlich einen massiv erhöhten Adrenalin-Spiegel bedeutet. Mir machte sie Spaß, ich freute mich, dass schon Zuschauer da waren, auch wenn ich annahm, dass meine Vorstellungen mit Dón nun nicht gerade Werbung werden würden.
Egal – ich wollte ihn da möglichst gut durchbringen, und auch wenn ich wusste, dass ich wieder und wieder in meine Muster zurückfallen würde (zu nah am Kopf, zu viel über das Seil…), wollte ich zusehen, eine gesunde Mischung hinzukriegen zwischen Distanz und klarer Ansage, so wie ich sie im derzeitigen Stadium halt für diese Dinge geben kann.
Dafür war’s schließlich Easy!
Verlangt war in der ersten Prüfung „Easy in Hand“:
1: Two Step
rauf —> oben mit allen 4 Beinen anhalten
runter, Drehung
rauf —> oben mit allen 4 Beinen anhalten
runter
Bisschen viel Kontakt am Kopf, klar, aber Dón blieb in beiden Richtungen brav oben stehen. Super!
Nach jedem Hindernis durfte man zum nächsten gehen, musste aber auf die Freigabe durch den Prüfer warten.
2: Snake
Slalom um die Stämme
im Kopf mit allen 4 Beinen anhalten
raus
Von oben sahen Two Step und Snake mit dem jeweiligen Weg so aus:
Ich war begeistert. Das Slalom gelang leicht, und Dón blieb tatsächlich brav für einen Moment mit allen Vieren in dem kleinen „Kopf“ stehen. Freu!
Nun ging es zu „Gila Hills“. Dieses Hindernis hatte ich mir vorher ja nun so wirklich überhaupt nicht vorstellen können. Nun erklärten sich aber auch die „drei Felder“, die mir in den Medium-Pattern so überhaupt nichts sagten. Das sah von oben so aus:
3: Gila Hills 1
auf der Brücke anhalten
2 Tritte auf der Brücke rückwärts
vorwärts runter
Von rechts führen und auf etwas Distanz – der Führer musste im mittleren Feld gehen… Entsprechend individuell gestaltete Dón dieses Hindernis mit. Ich kann gar nicht mehr sagen, ob ich ihn oben anhalten konnte – wenn ja, sah’s vermutlich nicht sehr lässig aus. Runter wie gewohnt dynamisch… Und gefühlt wippte die Brücke heute mehr als gestern.
Vor und hinter jedem Hindernis liegen kleine Holzklötzchen mit Hufeisen drauf, die Ein- und Ausgang darstellen. Das Pferd da ruhig und gerade durchgehen zu lassen gibt Extrapunkte. Ich weiß nicht genau, wie viele davon wir im Verlauf umgekickt haben (einige…), und nach dieser Brücke gab es mal bestimmt keine Punkte für ruhiges Durchschreiten des Ausgangs…
Aber – Grund zum Freuen – Dón wirkte an den Hindernissen, mit denen er sich gestern hatte befassen dürfen, deutlich ruhiger als gestern.
4: Gila Hills 2
im Stämmefeld anhalten
Vorderbeine über den Stamm —> anhalten
raus
Ich musste von ganz außen führen (zum Glück von links) und war ehrlich gesagt selbst überrascht, dass beide Male das verlangte Anhalten gelang. Feiner Junge!
5: Knisterbeet 1
rein —> raus
Drehung
rein —> raus
Das gelang gut, Dón war sehr aufmerksam. Unter seinen Füßen bewegte sich alles, aber er machte das toll vorsichtig.
6: Knisterbeet 2
rein
vor Beginn und vor dem Ende anhalten
raus
So war es nun auch kein Problem, ihn im Knisterbeet zwei Mal anzuhalten, auch wenn er nicht so gerne ruhig stehen mochte. Und ich ich natürlich zu nah am Kopf war. Aber er machte mit und hielt das aus.
Auch von der „Corner Bridge“ hatte ich zuvor so überhaupt keine Vorstellung. Beim auswendig lernen ergab sich schließlich eine ungefähre Idee, die tatsächlich auch ziemlich gut dem entsprach, was uns hier schließlich erwartete:
7: Corner Bridge
auf der Brücke anhalten
dem Verlauf folgen
runter
Fotos gibt es hiervon leider nicht, aber das kann daran liegen, dass Dón schlicht zu schnell war. Ich bekam ihn noch halbwegs auf die Brücke, von der sprang er aber mehr oder weniger elegant nach rechts runter. Nix mehr mit „dem Verlauf folgen“…
Der Prüfer war so lieb, mich zu bitten, den Ausgang noch mitzunehmen für die Punkte. Die Prüfer halfen ohnehin, wenn man ratlos guckte 🙂
„Dead Wood“ hatte Dón gestern schon gesehen. Ich hoffte sehr, dass die hier gestellten Anforderungen nun gelingen würden.
8: Dead Wood
zwischen den Stämmen rein, mit den Vorderbeinen oben anhalten
rückwärts raus
durch die Stämme wieder rein, mit allen vier Beinen oben anhalten
vorwärts raus
Es klappte! Auch wenn Dóns „Abgang“ wieder dynamischer war als gewünscht, aber er hatte sich so brav anhalten lassen.
Wir waren fertig! Geschafft! Hätte schlimmer kommen können! Gut, deutlich besser auch, aber pffffffff, das kommt mit der Routine. Es war extrem konzentrationsintensiv gewesen, hatte aber auch Spaß gemacht. Wie gerne hätte ich jetzt Dóns Gesicht mit der Hand gekuschelt, aber ich riss mich zusammen. Ich lobte am Hals, Gesicht war tabu.
Nun hieß es schnell satteln, Trense drauf (ich hatte mich 2 Tage vorher noch umentschieden, als ich zu Hause einmal mit Sidepull über die Wippe und die Brücke hatte reiten wollen und Dón mich schlicht wegzog und an ein Anhalten auf der Wippe nicht zu denken war. Dann doch lieber ein bisschen mehr Einwirkung haben und sie mit Glück nicht brauchen, als sie gar nicht erst zu haben…), meine Weste gegen eine Jacke tauschen und die Startnummer umpinnen.
Der Easy Trail entsprach von den Anforderungen her Easy in Hand. Was beim auswendig lernen dennoch einen ziemlichen Unterschied macht, denn es sich geführt oder geritten vorzustellen ist ganz schön verschieden. Eben hatte ich ein, zwei Gedächtnislücken, die netterweise von den Prüfern überbrückt wurden, jetzt müsste ich es eigentlich drauf haben.
Aufsitzen durften wir erst in der Bahn, „abreiten“ in dem Sinne tat hier also auch niemand. Wozu auch.
Wir waren schließlich dran und warteten auf die Startfreigabe.
1: Two Step
rauf —> oben mit allen 4 Beinen anhalten
runter, Drehung
rauf —> oben mit allen 4 Beinen anhalten
runter
Beide Male mit allen Vieren oben angehalten!! Ich freute mich so und lobte meinen tollen Dón sehr. Er fühlte sich entspannter an als in der ersten Prüfung und ließ sich von den immer mehr werdenden Zuschauern überhaupt nicht ablenken. Auf den Fotos sah ich später, dass direkt an der Bande Kinder mit Luftballons und allen möglichen Sachen standen – ich hatte nicht ein einziges Mal wahrgenommen, dass Dón zu so etwas auch nur hinguckte. Echt genial.
2: Snake
Slalom um die Stämme (rechts – links – rechts)
im Kopf mit allen 4 Beinen anhalten
raus
Slalom klar kein Thema, ob aber das linke Hinterbein noch mit in den „Kopf“ kam, kann ich gar nicht sagen. Wohl eher nicht, er stand so geschickt, dass ich nicht fühlte, ob noch ein Bein draußen steht. Aber wie man sieht – ich kam mal ein wenig zum Nachgeben.
3: Gila Hills 1
auf der Brücke anhalten
2 Tritte auf der Brücke rückwärts
vorwärts runter
Wahnsinn!! Es hatte geklappt! Dón traute sich gerade auf die Brücke, ließ sich anhalten und sogar ganz behutsam zwei Tritte rückwärts richten und ging dann (mit einem hörbaren „Puuhhh, ein Glück“) vorwärts runter. Ich freute mich wie verrückt!
4: Gila Hills 2
im Stämmefeld anhalten
Vorderbeine über den Stamm —> anhalten
raus
Und auch das gelang! Dón wurde ruhiger, hörte besser zu, wartete mehr ab. Auch wenn ich mit relativ viel Zügeleinsatz reiten musste, kam ich nun doch im Halten immer mehr zum Nachgeben. Und beim Rausreiten aus dem Hindernis meist auch. Hier sieht man gut die Holzklötzchen mit den Hufeisen, die den Ausritt markieren.
5: Knisterbeet 1
rein —> raus
Drehung
rein —> raus
Gelungen! Neben der enormen Konzentration machte sich Spaß breit.
6: Knisterbeet 2
rein
vor Beginn und vor dem Ende anhalten
raus
Gelungen! Feiner, feiner Dón!
Aber jetzt…
7: Corner Bridge
auf der Brücke anhalten
dem Verlauf folgen
runter
Immerhin kamen wir über die Brücke und kriegten irgendwie auch noch so halbwegs eine Art Linkskurve (dem Verlauf folgen… Naja, in groben Zügen) hin, an anhalten war aber nicht zu denken. Aber immerhin sprang Dón dieses Mal nicht runter!
8: Dead Wood
zwischen den Stämmen rein, mit den Vorderbeinen oben anhalten
rückwärts raus
durch die Stämme wieder rein, mit allen vier Beinen oben anhalten
vorwärts raus
Strike! Gelungen! Ach Mensch, toll! Deutlich besser als geführt, wenn auch noch mit (zu) viel Einflussnahme meinerseits. Mir war im Moment aber wichtiger, die Aufgaben – sprich, das anhalten – weitgehend zu erfüllen, als der lose Zügel. Ich steuer noch zu viel über den Zügel, völlig klar, ich weiß, woran ich arbeiten kann. Mir war nur wichtig, dass Dón anfing, zuzuhören, was im Hindernis passieren sollte. Und das tat er. Feiner Junge!
Die Siegerehrung fand ohne Pferde statt. Christina genoss auf der „Terrasse“ mit Dón die Sonne. Er war einfach nur wunderbar zu händeln hier. Es war so schön, ihn um sich zu haben! Auch Christina passte mächtig auf, dass ihn niemand am Maul berührte oder ihm die Hand zum Schnuppern hinhielt, aber Streicheln durfte natürlich jeder. Und das wollten viele. Vor allem Kinder. Nebst der Feststellung in Richtung Mama oder Papa „So ein Pferd möchte ich auch mal haben…“ oder „Das ist ein Traum“, was mich zu der Aussage veranlasste, dass die manchmal wahr werden.
Es gab wieder eine von Nicola so liebevoll gestaltete Erinnerung für alle Teilnehmer:
Ich war ziemlich sicher, Letzte zu werden. Um so überraschter war ich, dass ich das im geführten Trail nicht wurde, da war ich mit Platz 14 allerdings dicht dran, aber im gerittenen Easy Trail wurden Dón und ich tatsächlich Fünfte! Wie geil war das denn!
Es gab einen tollen Ehrenpreis – einen großen Eimer Kräuter-Mash und eine Magic Brush Bürste in knallgelb. Super! Ich freute mich enorm über diese Platzierung. Der Ritt war ja auch wirklich viel besser gewesen als die geführte Prüfung, einen echten Patzer hatte es nur an der Corner Bridge gegeben. Ach, toll!!
Und nun lernte ich wie verrückt Medium auswendig. Christina fragte mich auch hier schließlich die Hindernisse bunt durcheinander ab. Die einzige Frage war die Änderung für die zweite Gila-Hills-Variante. Ich hatte mir zwar im Riders Meeting eine Notiz gemacht, wusste jetzt aber nicht mehr genau, wie die gemeint war. Also fragte ich die anderen Teilnehmer. Und nun wurde es spannend – ich fragte glaube ich vier oder fünf Reiter und bekam genau so viele unterschiedliche Varianten. UPS…
Den ersten angucken? Konnte ich zeitlich, aber wenn der es falsch machte?
Ich suchte also jemanden, der’s wissen müsste, was sich schwierig gestaltete. Schließlich gab es eine einigermaßen einheitliche Meinung und auf die Gefahr hin, dass diese nicht der Absprache von morgens entsprach merkte ich mir die. Über Punktabzug musste ich mir an einem Hindernis vermutlich eh keine Gedanken machen, ich würde schon noch viel mehr Punktabzüge bekommen 🙂
Anderes Knotenhalfter drauf, Startnummer wieder an die Weste, hier und da ein wenig Fell glatt streichen, aufpassen, dem Drang, Dóns wunderbares Maul zu berühren, nicht nachzugeben (es fiel mir echt schwer langsam, aber ich merkte auch, wie gut es war, weil Dón immer weniger in Richtung Hand guckte. Und das brauchte ich nunmal für die geführte Prüfung), schon mal die Schabracke wechseln und alles für die gerittene Prüfung bereit legen, denn so viel Zeit wie eben hatten wir nun nicht mehr. Es waren deutlich weniger Starter.
Dennoch kamen wir nie in Zeitnot und das traumhaft schöne Wetter trug deutlich zur Entspannung bei. Dón gähnte vor sich hin. Ich ging nochmal und nochmal die Prüfung durch und durfte schließlich in die Bahn. Unser erster Start in Medium! Auf geht’s!
Jetzt war ich froh, beides genannt zu haben. Auch wenn Medium in manchen Teilen spürbar schwieriger war, so freute ich mich doch, noch zwei Mal mit Dón in die Bahn zu können. Routine steigern, Routine steigern, Routine steigern!
Die Hindernisse an sich waren dieselben, nur dass hier jetzt am Schluss noch das Wasser dazu kam. Das sah wirklich schon schwierig aus und ich nahm nicht an, dass Dón sich da reinwagen würde. Aber das kam ja als letztes, also erstmal den Rest anständig bewältigen!
Dies waren die Anforderungen in „Medium in Hand“:
1: Knisterbeet
rein —> anhalten —> 2 Tritte rückwärts
vorwärts raus —> Drehung
rein —> 2x anhalten —> raus
Gelungen!
2: Two Step
gerade rauf —> mit allen 4 Beinen anhalten
rückwärts runter
mit den Vorderbeinen auf dem Tow Step anhalten
ganz rauf —> runter
Ok, rauf hatte geklappt.
Aber wie zum Teufel jetzt rückwärts runter kommen? Ich wedelte ein bisschen mit dem Seil vor Dóns Nase rum. Half nicht. Fand er gut, aber er blieb brav stehen.
Von vorne? Bestimmt nicht erwünscht. Ach Mann..!! Aber Dón setzte an…
Ich wechselte schnell zurück an Dóns Seite und er ging weiter zurück, zwar unsicher und extrem vorsichtig und schräg, aber er kam schließlich unten an.
Guter Junge! Und nun nur mit den Vorderbeinen rauf…
Kein Problem!
Runter gelang relativ ruhig. Ich freute mich!
3: Snake
Slalom um die Stämme (Führer auf einer Linie)
im Kopf mit allen 4 Beinen anhalten
180° Drehung
im Slalom zurück
Hammer. Dón ließ sich tatsächlich im „Kopf“ wenden, ohne mit einem Bein raus oder auch nur auf einen der Stämme zu treten. Salom wieder kein Problem. Toll!!
4: Gila Hills
mit den Vorderbeinen auf der Brücke anhalten
rauf —> rüber
Vorderbeine runter —> anhalten
runter —> raus
Ok, zu verbessern. Dón suchte Nähe, ich musste Distanz halten. Im zweiten Anlauf konnte ich ihn mit beiden Vorderbeinen anhalten, er krabbelte mit ziemlichem Rechtsdrall über die Brücke und ließ sich nach dem leichten Wippen natürlich nicht nochmal anhalten. Vermutlich kickte er auch wieder ein Klötzchen um, keine Ahnung, ging zu schnell 🙂
5: Gila Hills
Slalom durch 3 Felder
im letzten Feld anhalten
180° Drehung
raus
Da sagt doch der liebe Prüfer noch vorher zu mir, als ich auf die Startfreigabe warte „Gut, dann positionier Dich doch jetzt nochmal richtig…“ – und ich stellte mich halt noch etwas gerader hin. Um im Salom festzustellen, dass dies sein Hinweis war, dass ich schlicht komplett falsch rum angefangen hatte… War das zu fassen? Ich merkte es im mittleren Feld, fing an zu grinsen, rief dem Prüfer zu „Jetzt weiß ich, was Sie gemeint haben…“ und ließ Dón nach dem letzten Feld noch einmal wenden, um zumindest richtig rum durch den Ausgang führen zu können. Ein Bogen zuviel… Ich meinte zum Prüfer hinterher „Das waren doch wohl jetzt 0 Punkte, oder?“ worauf er sagte „Ich habe Dir noch einen halben gegeben, weil Du am Ende die Richtung korrigiert hast“. Was? Ich mache einen kompletten Bogen zuviel und das wird belohnt? Hier läuft echt einiges anders 🙂
Aber: ich bitte einmal zu beachten, auf wie großer Distanz sich Dón durch das erste Feld hat führen lassen! Von rechts, wohlgemerkt! Kein Vergleich zum Tag davor! Freu!!!
6: Corner Bridge
rauf —> anhalten
dem Verlauf folgen
auf der Brücke anhalten
dem Verlauf folgen —> anhalten
Vorderbeine runter —> anhalten
runter
Feiner, feiner Dón!! Wie gerne hätte ich danach sein Maul gekuschelt! Hält auf der ersten Schrägen an, hält auf der Brücke an !!!!!!! geht danach vorsichtig genug runter, um dem Verlauf folgen zu können, hält dazwischen nochmal irgendwo im Ansatz kurz an – aber danach mit Vorderbeinen unten nochmal anzuhalten war nun nicht mehr möglich. Habe ich vermutlich vor lauter Begeisterung auch vergessen, weiß ich nicht mehr. Hihi… Toll!!
7: Dead Wood
zwischen den Stämmen durch —> raus
180° Drehung
zwischen den Stämmen rein —> raus
180° Drehung
zwischen den Stämmen rein —> anhalten
raus
Jawoll! Hat geklappt! Yeah!!
8: Wasser
rein —> anhalten —> raus
180° Drehung
rein —> anhalten —> raus
Keine Chance. Original keine. Und ich verstand es. Das Wasser sah aufgrund der ganzen Spiegelungen furchteinflößend aus. Ohne Stamm am Eingang wäre es schon schwierig gewesen, aber noch über einen Stamm „einsteigen“ zu müssen – nee, keine Chance.
Macht nicht, kein Thema, der Rest war toll genug gewesen!
Ich glaube, das Wasser hat noch anderen Angst gemacht, ich konnte ja die anderen leider nicht sehen. Aber die Spiegelung der Lichter und Metallstreben der Hallendecke machten das echt unheimlich. Ich verließ mit Dón die Halle und streichelte endlich sein Maul. Irre, wie schwer es einem fallen kann und wie sehr wir beide dieses Lob schon gewohnt sind.
Er drückte sein Maul gegen meine Hand, rubbelte an der Handfläche, genoss es genau so wie ich. Nun noch die gerittene Prüfung, ab jetzt war es nicht mehr so schlimm, wenn er die Nähe zur Hand suchte. Er hatte das super klasse durchgehalten mit der Distanz. Fiel uns beiden gleichermaßen schwer. Interessante Erfahrung.
Ich freute mich auf die gerittene Prüfung, wohl wissend, dass Dón sich noch einmal steigern würde, was die Ruhe und Übersicht anging. Es tat ihm einfach gut, die Dinge wieder und wieder zu sehen und sich immer wieder neu damit befassen zu dürfen.
Startnummer umpinnen, Trense rauf, Huf auf den Kopf, auf geht’s.
Warten auf die Startfreigabe – vor dieser traumhaft schönen Wand.
Unser Ausritt in Kanada 🙂
1: Knisterbeet
rein —> anhalten —> 2 Tritte rückwärts
vorwärts raus —> Drehung
rein —> 2x anhalten —> raus
2: Two Step
gerade rauf —> mit allen 4 Beinen anhalten
rückwärts runter
mit den Vorderbeinen auf dem Tow Step anhalten
ganz rauf —> runter
Abgang einen Hauch zu dynamisch, sonst super!!
3: Snake – komplett einhändig geritten
Slalom um die Stämme
im Kopf mit allen 4 Beinen anhalten
180° Drehung
im Slalom zurück
Bisschen viel Zügeleinsatz im „Kopf“ zum Anhalten, aber dann konnte ich Dón tatsächlich in den Stämmen wenden und wieder halten. Wie cool… Slalom kein Problem.
4: Gila Hills
mit den Vorderbeinen auf der Brücke anhalten
rauf —> rüber
Vorderbeine runter —> anhalten
runter —> raus
Strike! Strike! Strike! Alles hat geklappt! Geradeaus, Wippen ausgehalten, danach wieder angehalten – ich freute, freute, freute mich. Dón fand sich zu Recht toll. Auch wenn der Sinn der Langsamkeit sich ihm noch nicht erschlossen hat.
5: Gila Hills
Slalom durch 3 Felder
im letzten Feld anhalten
180° Drehung
raus
Ok, das war nun echt einfach. Dieses Mal fing ich auch richtig rum an und musste keine extra Bögen einbauen 🙂
6: Corner Bridge
rauf —> anhalten
dem Verlauf folgen
auf der Brücke anhalten
dem Verlauf folgen —> anhalten
Vorderbeine runter —> anhalten
runter
Und nochmal: Strike! Strike! Strike! Jedes geforderte Anhalten gelang!
Zu viel Zügeleinsatz, aber die Anforderungen erfüllt! Loslassen kann ich in fünf Jahren!
7: Dead Wood
zwischen den Stämmen durch —> raus
180° Drehung
zwischen den Stämmen rein —> raus
180° Drehung
zwischen den Stämmen rein —> anhalten
raus
Super! Dón machte zwar wieder einen klitzekleinen Absprung, kaschierte den aber sehr lässig, indem er sich irgendwie noch im Sprung fallen ließ. Schelm, der. Toll!!
8: Wasser
rein —> anhalten —> raus
180° Drehung
rein —> anhalten —> raus
siehe oben 🙂
Im Drauf-zu-reiten sah ich, dass die ganzen Spiegelungen sich auch noch verschoben, während man sich näherte, also Dón hatte wirklich mein vollstes Verständnis, da nicht reinzugehen. Er liebt Wasser und geht problemlos rein, von daher machte es mir null Kopfzerbrechen, dass er in dieses Wasser nicht gehen wollte. Das war ein enormer Anspruch. Ich freute mich mächtig daran, wie super toll der Rest gelaufen war!
Christina und Dón genossen noch einmal die strahlende Sonne, während ich mich in der Siegerehrung erneut von der Tatsache verblüffen ließ, dass es mir schon wieder nicht gelungen war, Letzte zu werden. Unglaublich!
Tatsächlich waren wir 7. im geführten Medium-Trail und 6. im gerittenen. Das füllte meinen Leckerlie-Vorrat auf 🙂
Nachdem ich natürlich Kontakt mit dem Stall gehalten hatte und wusste, dass Nacariño gestern Abend unruhig seine Kreise gezogen hatte, heute aber zufrieden sein Heu kaute, brachten wir Dón nochmal in die Box. Er stürzte sich sofort auf Wasser und Heu.
Ich lud Christina zu mega leckeren Kartoffelecken ein – wir wollten noch „Quatsch essen und lästern“ und setzten uns mit den Kartoffelecken in die Showhalle. Das Lästern wurde uns aber nun wirklich leicht gemacht, da gerade Martin Plewa auswendig gelernte Sätze aus den Richtlinien von 1980 herunter betete, während das „weit ausgebildete“ (oh meine Güte…) hübsche schwarze Pferd irgendwie ganz andere Dinge zeigte, als er erzählte.
Ist das nicht schön? Ja, das ist nicht schön! Das hielt ich auch wirklich nicht lange aus. Das Pferd hätte ihm tausend Chancen am Stück geboten, die FN-Reiterei mal in ein besseres Licht zu rücken, wenn er es denn verstanden hätte, die Defizite beim Namen zu nennen und konkrete Verbesserungsvorschläge für diesen Moment parat zu haben. So war es eine Aneinanderreihung von Taktunreinheiten und mehr oder weniger starken Spannungen, die da mit Standardsätzen schön geredet wurden. Wer es einfach noch nicht besser sehen kann glaubt das und hält das für richtig und gut und kann es dann natürlich auch anderswo nicht erkennen. Das war echt eine vertane Chance – eine von so vielen…
Aber neben der 400. rosa Schabracke und der 800. Glitzergerte ist wohl auch das eben Messe.
Ich packte zusammen und brachte mein wunderbares Pferd nach Hause. Nacariño freute sich wie verrückt, Dón wirkte einen Moment ein wenig erstaunt und pinkelte erstmal.
Ich räumte in Ruhe auf und verbrachte noch Zeit mit meinen Pferden, die extremst nähebedürftig waren. Alle beide. Alle drei, um genau zu sein. Ach, war das schön…!
Am Sonntag fuhr ich noch einmal zur Messe und wollte mir gerne ein wenig angucken, wie Extreme Trail nun richtig gemacht wird. Da kam ich allerdings leider zu falschen Zeiten, und so stromerte ich rum und schnackte mit so vielen, die ich kannte. Das war sehr entspannt und schön. Ich kam zurück, als Roger und Bernd Hackl (zu dem ich durch diese zwei Tage eine sehr eigene Meinung bekommen habe…) eine Demo hatten, in der Roger seinen Cowboy ritt und Bernd kommentierte. Dabei erzählte er Geschichten, die wirklich witzig waren. „Ich kriege immer wieder gesagt, ich soll nicht so viel auf den „klassischen“ Reitern rumhacken. Ja, tut mir Leid, dann bietet aber doch nicht so viel Angriffsfläche!“ – den fand ich schon gut, wo er Recht hat, hat er Recht 🙂
Sehen konnte ich Roger eigentlich nur, wenn er sich auf den Brücken aufhielt (unter anderem machte Cowboy auf der Corner Bridge eine 180°-Wendung – nee, is klar…!), denn diese Demo wollten auch andere sehen. So sah es aus, als ich dort ankam:
Ich hielt mich nicht mehr lange hier auf, genoss noch ein Crêpe und fuhr zu meinen tollen Jungs. Dón lag in der Sonne. Ich legte mich dazu und wir kuschelten.
Nacariño legte sich tatsächlich noch einen Moment dazu, aber nicht lange. In Tornesch hatte er sich tatsächlich zwei Mal neben mich gelegt, als ich mich zu den Jungs auf’s Paddock legte und die Sonne genoss. Beim ersten Mal überlegte er zwanzig Minuten, beim zweiten Mal keine zwei mehr. Und hier nun lagen wir kurz zu dritt. Mein Herz quoll über.
Das Wahnsinns-Wetter hatte einen riesigen Anteil daran, dass diese Messe in so guter Erinnerung bleiben wird. Die Organisation jedenfalls ist dafür nicht hilfreich…
Bei Hagel, Schnee und Regen (oder auch nur fieser Kälte) wären die Extreme-Trail-Prüfungen in dieser Form überhaupt nicht denkbar gewesen, weil die Pferde ja zwischen ihren Prüfungen die ganze Zeit draußen verbringen mussten. Ohne Helfer wäre das Ganze auch schlicht unmöglich gewesen – danke, Ines und Christina! Ohne Euch? No way…
In guter Erinnerung bliebt die Hansepferd nun aber neben dem Wetter wegen dieses wunderbaren Pferdes an meiner Seite. Spürbare Steigerung von Prüfung zu Prüfung, einfach toll zu händeln in allen Situationen, einfach nur schön, ihn um sich zu haben. Unkompliziert auf dem gesamten Messe-Gelände, immer interessiert und freundlich.
In guter Erinnerung bleibt auch der Extreme Trail an sich, die unglaubliche Mühe, mit der Nicola und Roger da etwas so Tolles auf die Beine gestellt haben. Ich hoffe, sie hatten die erhoffte Zuschauer-Resonanz und haben damit das Interesse vieler Pferdeleute geweckt. Es wäre ihnen und dem Thema Extreme Trail an sich sehr zu wünschen, denn es ist einfach eine fantastische Bereicherung für jede – jede!! – Sparte des… mir fehlt das richtige Wort, ich greife mal aushilfsweise zu „Pferdesports“. Also für jeden – jeden! – der mit einem Pferd zu tun hat und von einem erzogenen Pferd träumt, von gefahrlosem Umgang, von sicheren Ausritten. Dazu noch ein sehr witziger Satz von Bernd: „Und dann stellen Sie sich mal vor, da könnten Dressurreiter in Zukunft selbst mit ihrem Pferd zur Siegerehrung reiten! Selbst! Im Sattel! Ohne sich führen zu lassen! Erwachsene Menschen könnten mit Olympiapferden selbst zum Viereck reiten! Klingt verrückt, aber wäre das nicht toll?“
Er hat schon Recht – die „klassischen“ Reiter bieten schon eine Menge Angriffsfläche…
Tschüss, Hamburg!
************************************************************************