Sperlingspapageien

Klasse: Vögel (Aves)
Ordnung: Papageien (Psittaciformes)
Familie: Eigentliche Papageien (Psittacidae)
Unterfamilie: Neuweltpapageien (Arini)
Gattung: Sperlingspapageien
Wissenschaftlicher Name:
 Forpus
(Boie, 1858)

Sperlingspapageien leben von Mexiko bis in die Mitte Südamerikas.
Das Gefieder ist überwiegend grün oder gelbgrün gefärbt. Leuchtend blaue Gefiederpartien haben nur die Männchen. Blau gefärbt können insbesondere Bürzel, Nacken und Teile der Flügel sein. bei angelegten Flügeln reichen ihre Spitzen bis zum Ende des Schwanzes.
Mehrere Arten werden als Heimtiere gehalten, am häufigsten der Blaugenick-Sperlingspapagei, der in der Schweiz und in Österreich auch als Blaunacken- oder Graurücken-Sperlingspapagei bezeichnet wird.
Mittlerweile gibt es bei mehreren Arten Mutationen – vor allem in gelb, blau und gescheckt.
Eine paarweise Haltung ist unbedingt erforderlich.

Die Körperlänge beträgt 10 – 13 cm, das Gewicht beträgt 25 – 35 g. Damit gehören sie zu den kleinsten Papageien, die es gibt.
Ein Alter von bis zu 15 Jahren kann bei guter Pflege erreicht werden.

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Im Dezember 2018 besuchte ich zum ersten Mal ein Tierheim in der konkreten Absicht, 2 Vögeln ein neues Zuhause zu geben. 2 grüne Ziegensittiche sollten es sein, aber da saßen 3 statt 2.
Und die sollten nicht getrennt werden.

Wenn schon retten, dann auch einen, der’s nötig hat, dachte ich so.
Und da waren zwei, die’s nötig hatten. Zwei Einzelvögel. Auch beide grün 🙂
Einer davon war ein kleiner, zarter Sperlingspapagei.

In einem Käfig saß ein kleiner grüner, der zu keiner bestehenden Gruppe dazu gesetzt werden sollte. Er sollte gut 13 Jahre alt sein und sein Leben bei seiner Besitzerin verbracht haben, die nun keine Lust mehr auf die typische „Endlosschleife“ hatte. Er hatte aber wohl immer in Gesellschaft gelebt, und diese Vögel sollen keinesfalls einzeln gehalten werden. Ich musste also schnellstmöglich einen neuen Partner für ihn finden. Es erwies sich als äußerst schwierig, eine ältere Henne zu finden. Jungvögel werden zuhauf angeboten…

Qasir (maltesisch: kurz) fing schon im Auto an, ziemlich laut Laut zu geben, und zu Hause hörte man ihn dann ziemlich schnell im ganzen Haus. Ein verblüffend durchdringender Ton für so wenig Vogel!
Er musste im Tierheim noch beringt werden, und das fand ich nun für einen 13jährigen Vogel eine Zumutung. Also griff ich, als wir zu Hause waren, behutsam in die Transportbox und tatsächlich ließ er sich ganz ruhig in die Hand nehmen und halten, während Sönke vorsichtig mit einer Spreizzange den Ring gleich wieder abnahm.
Viel Vogel hat man da wirklich nicht in de Hand 🙂

Kaum ein paar Minuten da, einmal in Ruhe umgeguckt, fing er an, sich zu putzen. Er machte einen mächtig entspannten Eindruck.
Am ersten Tag war er gierig genug, um Hirse tatsächlich aus der Hand zu fressen, aber um so auf die Hand zu kommen fehlte noch der Mut. Der reichte am zweiten Tag – da kam er nach ein bisschen Überlegen auf die Hand geflattert und naschte begeistert.

Am nächsten Tag durfte er den Käfig verlassen und zeigte sich auch dabei sehr entspannt. Ein wunderbarer kleiner Vogel! 

 .

Ich war nicht sicher, ob er angesichts der großen Freiheit weiterhin auf die Hand kommen würde, um Hirse zu fressen, aber er machte nicht nur das, sondern fing nach zwei Wochen an, mir behutsam die Nase zu kraulen. Dieser kleine Vogel ist einfach pur süß – finden die anderen nicht, denn wenn er den kleinen Schnabel aufreißt, hauen alle ab. Er hat sie alle im Griff… 🙂

Aus dem Hirse-aus-der-Hand-fressen und Nase und Lippen kraulen wurde innerhalb von wenigen Wochen Sonnenblumenkerne aus den Fingern oder zwischen den Lippen heraus nehmen und morgens, wenn er hörte, dass ich die Treppe runterkomme, hing er immer schon an der Volierentür und zwitscherte mir begeistert entgegen.

Im Februar gab es einige so wunderbar warme Tage, dass ich endlich mal wieder die Außenvoliere aufmachen konnte. Er zierte sich, draußen war nicht seins, aber inzwischen hatte er sich sehr mit meinem Fußgänger-Welli Sunny angefreundet, und als ich den raussetzte, damit er mal ein wenig Sonne genießen konnte, kam Qasir gleich hinterher. Die Zuneigung zu Sunny war allerdings ziemlich einseitig, Sunny fand das gar nicht so toll.


Und siehe da – am letzten Februar-Sonntag war ausgerechnet im Nachbarort ein Hahn gestorben und nun saß da eine laut Anzeige 6jährige Henne alleine. Nichts wie hin!

Sie war sehr fit und agil, unglaublich hübsch, obwohl ich gerne eine andere Farbe als grün gehabt hätte, aber so nah dran würde vermutlich so schnell kein andersfarbiger (wenn überhaupt!) zu finden sein. Also mal Farbfetischismus beiseite und diese hübsche Henne mitgenommen. Dabei erfuhr ich dann, dass sie zwar seit 6 Jahren in der Familie war, aber auch schon nicht mehr jung zu den Vorbesitzern kam. Perfekt!! Wenn es denn stimmt, dass Qasir wirklich 13 ist – anmerken kann man das Alter beiden überhaupt nicht! Die Ringfarbe sagte dann aus, dass sie 2010 geschlüpft ist – also ist sie 8.
Alt genug 🙂
Großartig!

Am ersten Abend bestaunten sich die beiden, riefen sich aber sofort lauthals irgendwelche Texte zu. Ich ließ Zoey also ziemlich schnell raus. Die beiden drehten einige Runden, Zoey begutachtete völlig verblüfft das bunte Treiben um sie herum, hackte kurzentschlossen heftig zurück, als Nymphensittich Macchiato sie angreifen wollte und behauptete sich schnellstens sehr souverän.

Qasir baggerte und war völlig aus dem Häuschen, Zoey hatte noch keine Zeit. Aber dass das klappen würde war sehr schnell zu sehen. Ich war total happy!

Am nächsten Morgen – Zoey war noch keine 16 Stunden da – gelangen super süße Aufnamen von der ersten richtigen Annäherung der beiden.


Keine 2 Wochen später legte Zoey die ersten Eier…
Es ist Winter! Scheint meinen Vögeln total egal zu sein. In der Voliere sind es 16 Grad und fünf (!) Weibchen legen hier um die Wette…

Da für mein Gefühl die Maximalzahl erreicht ist, darf hier aber nichts schlüpfen. Vielleicht ein anderes Mal. Derzeit tausche ich also die Eier nach einigen Tagen aus gegen ältere, kalte.
Wegnehmen kann sehr ungesund sein, lieber brüten und von selbst aufhören lassen.
Aber dass die beiden so schnell dabei sind… Meine Güte! Von wegen Rentner-Gang…!!

Zoey brütete immer mal wieder, und Anfang 2020 wurde Qasir dadurch dermaßen aggressiv den anderen gegenüber, dass ich die beiden, als ich morgens runterkam und blutig gebissene Nymphensittich-Füße vorfand (also schon noch mit lebendem Vogel dran, aber immerhin…), aus der Voliere nahm und zu mir nach oben holte. Zimmertemperatur fanden beide großartig und Qasir wurde hier noch einmal so viel zahmer, es war zu süß. Zoey blieb scheu und zurückhaltend, aber Qasir kam jeden Morgen auf’s Bett geflogen und fusselte in meinen Haaren rum knabberte Lippe und Ohrläppchen, manchmal auch gar nicht sooo zärtlich, kam für einen Sonnenblumenkern angeflogen und genoss es sichtlich, wieder „Wohnungsvogel“ zu sein. Zoey kannte es von früher ja ohnehin nicht anders und war hier deutlich entspannter als in der Gruppe.

Die beiden fraßen bei den Kaninchen Grünzeug mit und Qasir hatte die Kaninchen absolut im Griff 🙂

Im Sommer 2021 trennte ich einen Teil der Außenvoliere ab und setzte die beiden noch einmal für ein paar Monate nach draußen, damit sie Sonne tanken konnten.

Ende August starb Qasir. Mit stolzen 16 Jahren.
Ich war todtraurig – und Zoey trauerte ebenfalls. Auf jeden Fall musste ein neuer Hahn her. Ich hätte Zoey auch – bei guter Haltung – zu einem älteren Hahn gegeben, aber es war weder das eine noch das andere zu finden.
Es war ein bisschen zum Verzweifeln! Pärchen an jeder Ecke, Jungtiere auch, aber beides konnte ich doch meiner inzwischen 11jährigen Zoey nicht antun!

Zwischendurch flog einer Freundin ein Kanarienvogel gegen die Scheibe, den ich zum wieder-fit-machen zu mir holte. Er erholte sich sehr schnell und leistete Zoey Gesellschaft, was beide verblüffenderweise soweit ganz gut fanden. So war ich nicht mehr ganz so im Zugzwang, neue Partnervögel zu finden, aber die Suche ging natürlich trotzdem weiter.

Anfang September entschloss ich mich dann doch, ein Pärchen dazu zu nehmen. Die beiden waren 3 Jahre alt und zogen Anfang September ein.

Eine Woche später zogen sie wieder aus. Es ging überhaupt gar nicht. Die beiden gingen so auf Zoey los, dass sie nur noch panisch abhaute. Es war absehbar, dass sie als dritte im Bunde keine Chance haben würde.

Und dann kam ich durch einen Tip auf den „Sperlingspapageien-Blog“ – und siehe da: in Hamburg (!) suchte ein vierjähriger Hahn eine neue Partnerin!
Nichts wie hin und den Hübschen abgeholt – so hatte ich mir das vorgestellt:

Aus „Coco“ wurde „Neĝeroj“ – das heißt Schneeflocke – ich konnte nicht anders, nachdem ich sein Köpfchen sah. Spitzname Flöckchen 🙂

Und da ich inzwischen meine Fenstervoliere gebaut hatte, kamen auch die beiden in den Genuss, in der Sonne zu sitzen. Sie saßen in einem großen Käfig neben den Kanarienvögeln, saßen nach gemeinsamem Freiflug aber wiederholt im selben Käfig, so dass ich aus zwei großen Käfigen (ohne Türen) einen noch viel größeren bastelte, in dem sie schließlich alle gemeinsam saßen. Die Sperlinge sind nur phasenweise aktiv und gegen die agilen Kanaris echte Stubenhocker!

Auf Dauer wollte ich sie aber nicht bei den Kanaris lassen – Krumm- und Spitzschnäbel haben nicht nur futtertechnisch einfach andere Ansprüche. Anfang Juni zogen die beiden also in die große Innen-/Außenvoliere zu den anderen um.

Neĝeroj wurde hier aber sehr schnell, wie zuvor auch Qasir, den anderen gegenüber so unglaublich aggressiv, dass ich den beiden eine eigene Voliere baute. Nun zankte Neĝeroj manchmal noch am Gitter mit den anderen, kam hier aber wieder deutlich zur Ruhe. Die beiden genossen den Sommer – bis Zoey Ende Juni 2022 zwölfjährig starb.

Da ich die Sperlinge nicht in der großen Gruppe halten kann, suchte ich nun halbherzig eine neue Partnerin, alternativ suchte ich zeitgleich ein neues Zuhause für Neĝeroj. Das fand sich Mitte Juli in Rostock, so dass damit meine Zeit mit Sperlingen endete.

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