3.9. – Kleiner Showtag

Aller guten Dinge…
Drei Anläufe haben wir genommen. Zwei Mal haben wir verschoben, weil das Wetter so schlecht angesagt war, der dritte Termin sollte es dann endlich sein – und wir wurden mit Traumwetter belohnt!

Sehr klein, sehr privat, einfach so für uns „in schick“. Das macht einfach immer wieder mal Spaß. Und gibt die Chance, mal Neues auszuprobieren, ohne gleich offiziell am Start zu sein.
Diese Chance nutzten wir total spontan auch hier.

Wie das immer so ist – Ausfälle gibt es auch noch am Morgen der Veranstaltung.
Doris‘ Fynn hatte schon kurz zuvor wegen einer Lahmheit einen gelben Schein eingereicht, so dass Meike ihr netterweise Lilly zur Verfügung stellte, dafür gab ich Meike Dón.
Beide Paare kannten sich nicht – spannend, aber alle verstanden sich auf Anhieb.
Tanjas Señorita war ausgefallen und Nic konnte gerade aus gesundheitlichen Gründen nicht so viel reiten. Leider hatten die beiden dabei aber nicht so an die anderen gedacht und weder die Garrocha noch die Grupera mitgebracht und irgendwie auch nicht wirklich Flaggen, was schade war, denn eine kleine Señorita hätten wir gehabt und Doris wollte gerne Garrocha ausprobieren und mit den Flaggen spielten wir na klar auch rum.
Ich gab Doris meine Garrocha und machte selbst nichts mit der Stange, dafür lernte Nacariño etwas Neues kennen: zum ersten Mal nahm auf seiner Kruppe eine Señorita Platz!

Wir begannen also iberisch…

und nach kurzer Eingewöhnung für Meike und Doris nahmen wir die Flaggen zur Hand. Doris ließ sich ihre Schleswig-Holstein-Flagge geben, auf die anderen verteilten wir Portugal, Spanien und Andalusien. Alle Pferde kannten Flaggen, alle waren unkompliziert. Und so sagte ich kurzerhand spontan eine auf die Pferdefarben abgestimmte Reihenfolge an und dann ein paar Figuren, und so fanden wir uns plötzlich in einer Quadrille wieder, die durch die Flaggen unglaublich gut aussah und auch noch verblüffend gut gelang. Das machte richtig, richtig Spaß und muss eigentlich wirklich ganz dringend ausgebaut und verfeinert werden..!

Das war ein toller Auftakt! Die Sonne schien, iberische Musik plätscherte im Hintergrund vor sich hin – nee wat schön.

Wir legten die Flaggen weg, Meike (die inzwischen schon einen Hauch Garrocha-Erfahrung hat) und Doris (die so ein Ding noch nie in der Hand hatte) nahmen die Stangen in die Hand. Meike fand Dón total toll („Ist der fein!!“) und er schien sich unter ihr auch ganz wohl zu fühlen. Er machte brav alles mit und versuchte immer zu erraten, was sie meint, wenn eine Hilfe sich nicht anfühlte wie gewohnt.

Lilly gab sich unter Doris genau so viel Mühe und Doris machte es genau richtig – nahm die Garrocha in die Hand und legte einfach los, guckte sich Bewegungen ab und machte welche, die sie schon gesehen hatte, und so sah sie innerhalb kürzester Zeit wie ein Profi aus. Das ging wirklich unfassbar schnell, dass sie da wirklich schöne Momente hinlegte.

Und dann probierten die beiden einfach mal so zu zweit, und auch das sah toll aus:

Ich ritt derweil ein wenig vor mich hin, Nacariño war ziemlich unter Strom, auch wenn er nach außen schon wieder völlig cool aussah, aber ich merkte, wie es in ihm arbeitete.
Dennoch wagte ich, einen günstigen Moment abzuwarten und einen fliegenden Wechsel anzufragen – siehe unter August, das war noch ein völlig neues Thema für uns, und was soll ich sagen – er wusste, was gemeint war und sprang sofort gehorsam in die neue Richtung, dann hatten wir aber irgendwen vor der Nase und mussten durchparieren, aber den Wechsel an sich hatte Nacariño sofort umgesetzt!
Der tolle, tolle Junge!

Und dann fiel mir neuer Blödsinn ein – ich bat Meike und Doris, die Garrochas doch mal als kleines Kreuz zusammenzustellen…
Und heraus kam das:

Meikes Sohn Sönke (6) fragte schon dauernd, wann er denn nun endlich sein Kleid anziehen dürfe – nun durften die Kids! Meike bekam ihre 2jährige Tochter Rieke auf die Kruppe von Dón, Sönke setzten wir hinter Doris auf Lilly, und die 9jährige Charleen schwang sich sehr behutsam auf Nacariños Kruppe. Der hielt das verblüffend brav aus und blieb auch im Schritt super gehorsam. Ich ließ ihm Zeit und horchte sehr in ihn hinein, weil schon zu spüren war, dass noch immer etwas in ihm rumorte. Aber er machte super mit.

Als ich dann traben wollte, machte er einen Bocksprung und keilte einmal aus – Trab war ihm überhaupt nicht geheuer. Ich ließ ihn also nach einem Moment einfach nur noch mal den ersten Moment des Überganges vom Schritt in den Trab fühlen, ohne wirklich zu traben, um ihn mutig zu machen und Charleen nicht in Gefahr zu bringen. Mehr Trab provozierte ich nicht mehr, es war schon großartig, wie er Charleen im Schritt aushielt.

Die Señorita-erprobten Pferde Dón und Lilly machten ihre Sache super. Für Doris war dies noch eine Premiere – sie war selbst schon mal auf Fàscino Señorita gewesen, hatte aber noch keine hinter sich gehabt.

Rieke rief immer nur „Schneller, Mama, schneller!“ – und Mama ritt schneller 🙂

Schließlich baten wir Nic und Tanja, uns mit Flaggen einzurahmen, und so ritten wir zu fünft auch noch mal einige Figuren. Und auch das verdient es, ausgebaut zu werden, ich bin ja so scharf auf eine Señorita-Quadrille, hier gab es mal einen ersten Vorgeschmack und der machte mich nun erst Recht heiß darauf. Das muss doch hinzukriegen sein!!

Wir ließen sich die Kids hinter uns hinstellen und machten allerlei Quatsch mit ihnen.
Nacariño ließ das alles mit sich machen mit diesem Anflug von Resignation, die meine Pferde ja manchmal demonstrieren, wenn ich wieder mit so irren Ideen komme.
Fàsci kann ja inzwischen sogar höchst ausdrucksvoll mit den Augen rollen – das lernen die beiden mit Sicherheit auch noch 🙂

Doris hatte noch Gäste, die ihre Enkeltochter Lara mitgebracht hatten, die wollte unbedingt auf’s Pferd. Mein braver Nacariño nahm auch das gelassen, ich führte die beiden Mädels eine Weile, ließ Lara ein wenig auf der Kruppe herumturnen und sie bekamen auch noch Flaggen in die Hand. Nacariño machte einen auf abgeklärt.

Mein feiner Junge wollte die Flagge natürlich auch mal halten und dann half er noch beim Aufrollen. 

Was für tolle, tolle Pferde!!!! Was für schöne Momente!!
Nach einer entspannten Mittagspause mit super leckeren Sachen ging es weiter mit dem, was inzwischen irgendwie zum „Kids-Day“ geworden war 🙂

Wir holten die Pferde in unseren kleinen Trail-Garten und die Kiddies konnten alle möglichen Sachen erfühlen.

Slalom…

Plane…

Gänsepferch…

Knisterbeet…

Erst Brücke…

Dann Wippe!

Becher umsetzen…

Mit Navarre auf dem Podest

Ein Rappelsack war für Nacariño ok. Dann machte Charleen einen Knoten in die Zügel und nahm einen zweiten Rappelsack dazu. Der kam Nacariño in der Kurve natürlich gegen ein Hinterbein und ab da fand er das überhaupt nicht mehr witzig. Er sprang los, Charleen ließ fallen. Ausatmen, alles wieder gut. Von vorne. Bis zur Kurve – da hielt Nacariño den äußeren Rappelsack nicht mehr aus. Wieder fallen lassen, wieder beruhigen, noch ein Versuch – jetzt ging mein schlauer Nacariño aber gleich so schräg, dass er den äußeren Rappelsack sofort berühren würde und damit – seine Meinung – Grund genug hätte, wieder durchzustarten. Charleen zog also nochmal auf einem sehr schräg gehenden Nacariño nur einen Sack mit und dann legten wir den ab und lobten ausgiebig.

Ich nahm den Softball, zeigte ihn Nacariño, und warf ihn behutsam Charleen zu.
Wir fingen an, Ball zu spielen, und Nacariño schloss halb die Augen.
Störte ihn überhaupt nicht.

Schließlich gingen wir zu Rieke und bezogen sie in das Spiel mit ein. Der Ball flog immer kreuz und quer, die Pferde dösten. Total großartig.
Ab und zu fiel der Ball natürlich mal runter, rollte an Nacariños Schulter ab oder vor seine Füße – keine Reaktion.

 

Schließlich spielten wir kreuz und quer mit den beiden Kids, Meike, Nic, Tanja und ich über diese beiden Pferde hinweg. Und dann nahm ich eine minimale Bewegung in Nacariños Gesicht wahr und hatte ein Deja vú…
Und da erst fiel es mir auf – ich hatte mal wieder meine Pferde verwechselt!
Das war ja gar nicht der, der mit Bällen kein Problem hat!
Das war ja Nacariño – der, der Bälle dieser Größe doch eigentlich gar nicht aushalten kann! Das Schöne aber war – er hatte es auch vergessen.

Unglaublich. Ich musste echt lachen. Und erst Recht lachte ich, als ich dieses Foto sah, denn das entstand in dem Moment, als ich schnallte, dass wir hier gerade fröhlich mit meinem (Ex-)Ball-Paniker spielen.

Wir gingen zwei, drei Mal über den Hügel – kein Problem. Und dann dachte ich, das kann sie auch alleine und machte direkt vor dem Hügel den Strick ab. UPS…
Oben auf dem Hügel war irgend etwas, was auch immer, Nacariño machte einen schnelleren Schritt nach vorne, Charleens Beine rutschten nach hinten, das mochte Nacariño gar nicht und dann war er mit drei Sprüngen runter vom Hügel und Charleen los. Das war nun doof, sie fiel zwar ziemlich geschickt und mit Abrollen, aber da waren Gittersteine, und auf einem davon landetete Charleens Ellenbogen. Zudem prallte sie doch ein wenig auf dem Rücken auf, was nicht schlimm aussah, aber natürlich einen Schreck verursachte. Ich guckte sie an, guckte Nacariño an, entschied beim Anblick von Nacariño, dass er nicht wirklich panisch, sondern einfach nur erschreckt wirkte und war sicher, dass er direkt zum Stall laufen würde. Tat er auch.
Ich ging also erstmal zu Charleen, die ihrem Vater direkt vor die Füße gefallen war, Mama Carolin ging netterweise Nacariño hinterher. Der wartete auf dem Paddock mit einem Blick zwischen „Entschuldigung…!“ und „Ich war aber nicht Schuld jetzt, oder??“ und ließ sich sofort einsammeln. Das zweite Mal, seit ich ihn habe, dass jemand runterfällt, und wieder keinerlei Anzeichen, sich gegen den Menschen zu wenden. Das Trauma ist wohl durch. Nun musste Charleen aber ja keins kriegen und so leisteten wir psychologische Aufbauarbeit und tatsächlich saß sie fünf Minuten später wieder auf dem Pferd (das ich jetzt nicht nochmal vom Strick ließ). Wir gingen nochmal über den Hügel.

Noch ein klein bisschen Ostwind unter dem Flattervorhang und dann lachte Charleen auch wieder.

Sönke steuerte derweil Lilly fröhlich über den Platz – auf einmal mit einem ganz neuen Selbstbewusstsein. Großartig!

Wir ließen langsam ausklingen. Saßen noch einen Moment zusammen, und dann wurden Pferde und Sachen verstaut und ein schöner Tag ging zu Ende. Das Warten und Verschieben hatte sich gelohnt, was hatten wir mit dem Wetter für ein Glück gehabt!
Und wieder einmal konnten wir uns gar nicht genug begeistern über unsere wunderbaren Pferde. Wie viele schöne Momente hatten sie uns da wieder geschenkt! 

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