6. – 16.4.: ein iberischer Reisebericht

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Ostermontag war es wieder so weit – eine Reise auf die iberische Halbinsel stand an! Dieselben „glorreichen Sieben“ wie im letzten Jahr mit Reiseleitung Marion Beusse (BTC Pferdesportreisen) flogen nach Jerez de la Frontera. Ich ab Hamburg mit Zwischenstop in Madrid und damit leider sehr später Landung, die anderen ab Frankfurt etwas später, aber non-stop.
Iberia startete pünktlich, um mich rum sprach im Flieger alles spanisch. Cool.
Ich hätte ja gedacht, dass mehr Deutsche dort hin als Spanier zurück fliegen…
Mir ist dann erst einmal die Flasche runtergefallen. Blöd. Bücken ist bei Iberia nicht vorgesehen 😮
Am Flughafen Madrid holte ich mir ein mega trockenes Stück Pizza – mehr als den Flughafen habe ich dort leider auch nicht gesehen, dafür war der Stop zu kurz. Als es weitergehen sollte, war der Flieger nicht da, mit fuhren dann mit einem Bus hin, dort stand eine sehr kleine Maschine. Da musste Iberia wohl spontan irgend etwas umplanen…? Und wo war mein Koffer??

Ich landete in Jerez, dort waren es am späten Abend tolle 21,8 Grad! Mein Koffer war da. Puh. Aber Marion nicht… Sie kam dann schließlich angerauscht und wir fuhren zu den anderen. Die saßen, sherryselig grinsend, in der „La Tasca“, ich aß hier noch zwei Happen eines leider ekligen Kartoffelsalates (toll aussehen tat er, aber schmecken…).

Die ersten beiden Nächte verbrachten wir im Hotel Sherry Park (wie passend…), Solveig und ich teilten wieder ein Zimmer und haben bis 2.00 Uhr gequatscht…

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Dienstag, 7.:

Das Hotel hatte ein Schwimmbad, so konnte ich mein Bein, das mir ja im Winter solche Sorgen gemacht hatte und fast Grund für eine Absage der Reise gewesen wäre, erst einmal im Wasser fitmachen. Das war super! Und dann ein schönes Obstfrühstück, hach…
Jerez zeigte sich leider sehr kühl und stürmisch. Das Wetter war zu Hause besser…
Unsere erste Tour führte zur Hofreitschule – der „Real Escuela Andaluza del Arte Ecuestre“. Ich hatte hier vor 13 Jahren die Morgenarbeit gesehen und kannte die DVD’s der Gala-Vorführungen. Wir freuten uns auf die Show.

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Auf dem gesamten Gelände und den verschiedenen Abreiteplätzen konnte man vor der Show „frei herumlaufen“, hier war nicht alles schön. Gut, alle Reiter trugen brav einen Helm, aber… Ein Schimmel massiv auf die Brust gezogen, ein Kutschpferd mit Schlaufzügeln (mir war bislang nicht klar, dass das auch beim Fahren geht, aber warum eigentlich nicht…? Es geht…).

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Sehr interessant war die Sattlerei, in der auch gerade gearbeitet wurde.

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Nach der Show, die rein von der Art der Schaubilder sehr schön war, sahen wir uns ungläubig an. Was war hier denn los?? Es wurde erschreckend schlechtes Reiten gezeigt, eine enorme Ansammlung von Taktfehlern und schlampig sitzenden Reitern… Für ein Kutschpferd war „Taktfehler“ jetzt die ganz vorsichtige Formulierung. Einfach schlecht sitzende bzw. einwirkende Reiter – wie um Himmels Willen können die zu acht ziemlich punktgenau gleichzeitig Pirouetten reiten? Wird guter Sitz denn so überbewertet?
Ganz schlimm die Abschluss-Solo-Kür eines nun wahrlich weltbekannten Reiters, den Namen lasse ich jetzt einfach mal weg, der auf dem Pferd – ja, „hing“ muss man sagen, dass wir dachten, da wäre der eine oder andere Sherry zu viel geflossen. Da konnte man nicht hingucken. Was für ein ungeheuer anständiges Pferd. Der zog sein Programm wirklich trotz Einwirkung des Reiters durch. Ernüchternd! Reitkunst, quo vadis??

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Wir besichtigten danach das sehr schöne Kutschenmuseum und den angeschlossenen Stall, bei dem man sich nicht vorstellen mag, dass diese Pferde, wenn sie nicht gefahren werden, ja wohl vermutlich kaum etwas anderes sehen als diese Wände.

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Und danach zogen wir ein wenig durch Jerez.

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Nachmittags aßen wir Tapas im Wind, meine Güte, war das kalt! Da flog alles rum, was weniger als 500 Gramm wog. Es hielt uns nicht lange dort, wir suchten noch eine Bäckerei auf, hier saßen wir warm und trocken und aßen lecker Kuchen.

Abends sahen wir im „Tablao Flamenco Puro Arte“ eine Flamenco-Show mit Raul Ortega & Team. Irre laut, aber cool. Die Karte hatte für mich nicht viel zu bieten, und dann gab es auch noch zwei Essen nicht, die ich hätte nehmen wollen, das dritte bekam ich dann mit Plastiksplittern, noch dazu ein falsches Getränk… Irgendwie war der Tag enttäuschend.

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Mittwoch, 8.:

Morgens noch ein paar schöne genussvolle Runden im Schwimmbad und danach wieder ein tolles Obstfrühstück. So kann so ein Tag beginnen. Obwohl – der gestrige hatte ja auch so angefangen… Die Hoffnung war da, dass dieser Tag besser werden möge.
Tat er anfangs nicht. Keineswegs. Geplant war ein Tag in der „Lederstadt“. Es wurde spät und später, irgendwie kamen die anderen nicht vom Fleck, es gab eine Verzögerung nach der anderen. Wir hielten noch bei einem Mediamarkt (der ja erstmal gefunden werden wollte), weil Detlevs Objektiv nicht mehr mitspielte – er kam dann mit einer kompletten neuen Kamera wieder raus. Derweil stellte ich fest, dass an meiner Kette kein Anhänger mehr war – Delphin verloren! Wo auch immer… Marion rief noch im Hotel an, die riefen aber nicht zurück, um ein Fundstück zu vermelden.
Es war windig, es regnete, meine Laune sank.
Wir legten noch einen Stop bei Lidl ein und kauften Snacks für zwischendurch. Daneben war eine echt urige Bodega mit einer tollen Wand, hier wurde dann noch was getrunken (waren wir nicht gerade bei Lidl gewesen? Wollten wir nicht schon seit Stunden…? Meine Liebe zur guten Organisation ließ meine Laune noch weiter sinken).
Aber es ging schließlich doch weiter. Wir sahen tolle Landschaftswechsel auf dem Weg nach Valverde, hier kamen wir um 16.00 Uhr an. Valverde hatte ein paar witzige Kreisel, und dann streiften wir durch einige Läden, teilweise mit direkt angrenzenden Fabriken. Wir sahen aber sowas von traumhafte Schuhe, Stiefel, Zahones (da hatte ich ein Auge drauf geworfen, das aber angesichts der Preise wieder auf etwas anderes gerichtet), Taschen und was man sich aus Leder eben so vorstellen kann. Wahnsinn! So schön!!
Im letzten Laden fand sogar ich ein Paar Stiefel in meiner Größe! Nein! Doch! Perfekt passend zu der Vaquerozäumung mit Vorderzeug, die ich habe und zu meinem Gürtel.
Meine Laune hob sich. Nach oben war ja Platz 🙂

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Wir fuhren über den Rio Tinto und kamen um 20.30 Uhr in El Rocio an. Dieser echt skurrile Ort sah im Dunkeln wunderschön aus, überall angestrahlt.
Wir nächtigten in dem wirklich urigen Hotel La Malvasia. Das Bad könnte in „Vom Winde verweht“ mitgespielt haben… Nicht mein Geschmack, aber für eine Nacht…

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Vor dem Fenster machten die Vögel einen ungeheuren Lärm, als sie in den riesigen Bäumen ihre Schlafplätze suchten. Wir gingen noch einmal kurz runter an’s Wasser und sahen Flamingos und schwarze Ibisse fast zum Greifen nah. War das schön!

Das Abendessen bestellten wir im Restaurant Toruño. Auf die Tisches kamen sehr ansehnliche Teller, aber mein Reis mit Pilzen war leider fade. Zudem war es hier extrem laut, fand ich auf Dauer schwer aushaltbar. Ich hatte die neuen Stiefel an und die retteten meine Laune vor einem neuen Tiefstand. Um Mitternacht waren wir endlich im Bett…

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Donnerstag, 9.:

Es ging um 7.30 Uhr los, Vormittagsziel war der Naturpark Doñana. Leider war es bewölkt und windig, später kam dann zwischendurch die Sonne durch, außer bei den Stops im Park…
In den Touristenbussen war es ein irres Gerüttel, aber das war schon witzig.

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Im Park dann tolle Landschaftswechsel, eine lange Strecke am Atlantik lang, aber leider haben wir nur sehr wenige Tiere gesehen. Ein paar bunt gemischte Pferde, zwei Rehe, einige haben einen Adler gesehen an einer Trinkstelle, eine Rotte Wildschweine war zu sehen und da erwischte ich sogar eine Bache mit Frischlingen. Und war spätestens hier so dankbar für die Kamera mit dem 400er Objektiv, die Sönke kurz zuvor gekauft hatte – die Frischlinge habe ich erst zu Hause auf dem Foto entdeckt 🙂

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Meine schönen neuen Stiefel und die Hose habe ich erstmal so richtig eingesaut bei einem Stop, bei dem wir den Flamingos und Ibissen recht nahe kommen konnten. So nah war dann aber doch nicht gut – plötzlich versank ich im Schlamm. Hmm, super, meine einzige lange Hose. Mein Koffer war für diese Wetterverhältnisse total falsch gepackt…

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Auch zurück fuhren wir noch einmal am Atlantik entlang und sahen Muschelsammler und Vogelschwärme.

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Am Ende war vor uns ein festgefahrener (Touri?)Pkw, und hier passte nur ein Fahrzeug in nur einer Richtung hin. In den Sand hätte ich mich mal mit keinem Auto reingetraut. Unser Fahrer guckte dem eine Weile ganz entspannt zu, wie der sich immer weiter eingrub, holte dann ein Seil aus seinem Survival-Paket und zog den – flupp! – da raus.
Landschaftlich war dieser Park wirklich beeindruckend. Aber mir wurde mehr und mehr klar, wie sehr diese Reise mit dem Wetter steht und fällt. Letztes Jahr waren wir vier Wochen später hier – und das macht aber wirklich etwas aus…

Danach streiften wir noch ein wenig durch El Rocio. Vor dem wohl bekanntesten Gebäude, der Kirche, trafen wir auf eine Reitergruppe.
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Das „Innenleben“ dieser Kirche war noch viel beeindruckender als von außen:P1090609

Das ist doch mal ne Eisbude!
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Gehobbelte Pferde sind hier (leider) keine Seltenheit, obwohl inzwischen verboten. Diese Stute hatte ihre Lauftechnik erstaunlich gut darauf abgestimmt:P1090580

Nachmittags ging es Richtung Sierra Aracena durch Riotinto. Und da schrie ich dann plötzlich „Stop!“ (ich muss auch mal für eine Verzögerung sorgen dürfen!), denn ich hatte links ein paar schwarze Schweine gesichtet. Die liefen auf einem unfassbar riesigen Grundstück und sollten sich hier schön mit Eicheln vollfressen, um irgendwann (nicht nur) den hier so bekannten und beliebten Schinken zu ermöglichen, der ein Aushängeschild dieser Region ist. Wir stiegen also aus, und sofort kamen die Schweine angerannt. Ganz neugierig und zutraulich! Es waren wohl eher große Ferkel, ausgewachsen waren die sicher noch nicht. Während wir da standen und borstige Stirnen kraulten, kamen von rechts noch etliche Schweinchen angetrabt und angaloppiert. Und schließlich kam auch der Besitzer der Schweine, dessen finstere Mine sich sofort erhellte, als wir fragten, ob wir diese tollen Schweinchen fotografieren dürften (was wir längst getan hatten). Er fuhr schließlich mit seinem Jeep in die Rotte und die rasten begeistert hinter dem Auto her – das dürfte wohl eine Fütterungszeit gewesen sein.

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Riotinto sah total irre aus. Der ganze Ort ist praktisch Abbaugebiet und Mine.

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Die heutige Nacht verbrachten wir in dem herrlichen Hotel Convento Aracena. Ein umgebautes, aber in weiten Teilen erhaltenes Kloster, Wahnsinn! Da gab es auch ein tolles Abendessen mit großartiger, mehrsprachiger Bewirtung. Meine Laune hob sich wieder.

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Freitag, 10.:

Der frisch gepresste Orangensaft beim Frühstück war eine wahre Geschmacksexplosion!
Dann stromerten wir ein wenig durch Aracena! Überall duften die Orangenbäume. Hier ging es mir ähnlich wie 2010 in Estoril – ich verliebte mich tatsächlich in diesen süßen Ort.
Unverkennbar befanden wir uns in einem der Hauptgebiete der „schwarzen Schweine“.

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Wir besuchten die Gruta de las Maravillas, eine Tropfsteinhöhle. Irgendwie wirkte hier drinnen nicht alles echt, und ich glaube Detlev war es, der sagte „ist bestimmt Styropor“. Bei dem Satz trat er gegen eine Wand und wir brachen fast zusammen vor Lachen (Contenance!!), denn es war Styropor. Hier verbarg sich wohl eine Stromleitung. Danach hielten wir nichts mehr für echt, da waren Flächen die wie Bauschaum aussahen. Wir waren höchst albern. Fotografieren durfte man nicht, daher hier jetzt keine Bilder.

Kurz vor Galaroza besuchten wir direkt an der Straße einen Züchter, der mir nur als „Schrottplatz“ in Erinnerung bleiben wird. Da sah es aus!!

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Er rupfte und zupfte an den beiden Hengsten herum, die er uns zeigte, die waren wohl eine ganze Weile nicht draußen gewesen („so viel zu tun…“). Er ließ sie frei laufen und das genossen sie offensichtlich. Erst zeigte er uns einen Dreijährigen:

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Danach den fünfjährigen Halbbruder „Mumbro“, in den sich alle verguckten, was ich ehrlich gesagt nicht nachvollziehen konnte. Mir missfiel allerdings auch die Behandlung der Pferde schon so, dass mich hier kaum ein Pferd reizen würde.

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Im Stall stand in einer winzigen Box eine völlig heruntergekommene Stute mit einem Fohlen. Die sah wirklich aus wie ein Kleiderständer. Der Mist in den Boxen hatte nach hinten eine Steigung von 20 Prozent. Werbung für sich hat der mal nicht gemacht.

Und dann waren wir auf dem Weg nach Portugal! Alles war grün, wir sahen Ziegen, viele Rinder, Schafe, Schweine, Hühner, Unmengen Storchennester und Korkeichen, aber selten Pferde. Rechts lag die Sierra Morena.

Portugal empfing uns mit 18 Grad, Wind, ein paar Tropfen fielen. Aber was für eine Traum-Landschaft!
Es war mal wieder Zeit, etwas zu essen 🙂
Das taten wir im „Haus der Kraniche“ (Herdade dos Grous) in Albernôa bei Beja.
Das Gelände umfasst 700 ha, wir genossen ein super Essen in diesem wirklich schönen Restaurant. Es gab eine dreisprachige Karte (P, GB, D) – und danach Sonne!

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Das „Gestüt“ (seit 2000 züchtet man hier – ausgerechnet – belgische Warmblüter) war eher ein Witz, aber hier war eine wirklich tolle Haltung von Pferden, braunen Rindern, Ziegen und Schafen, Hühnern und Straußen zu sehen. Ein Kranich flog über das Gut…

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Weiter ging es nach Évora. Nach dem Einchecken im Hotel M’AR De AR Aqueduto bummelten wir durch die Stadt, besuchten ein Kloster (mit einer furchtbaren Atmosphäre! Fand ich jedenfalls, ich musste da raus), und aßen sehr gut im „Louro & Tapas“.

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Samstag, 11.:

Es gab Melonensaft zum Frühstück! Morgens 10 Grad, bedeckt, später sonnig, aber wolkig. Aber mal nicht meckern – es war trocken.

Wir fuhren los zu einem Gestütsbesuch. Bei der Einfahrt konnte ich es nicht fassen: wir besuchten die Coudelaria Ervideira! Hier wurde vor 20 Jahren Ousado geboren!
Wir lernten seinen Züchter Luis de Sous a Cabral kennen, der mehrere Sprachen spricht, u.a. gut deutsch, was die Unterhaltung leicht und spaßig machte. Er selbst leitet seit 49 Jahren das Gestüt, in der 4. Generation. Die Familie ist seit 400 Jahren auf der Farm, die 550 ha groß ist (früher waren es 1.800 ha). Seit 130 Jahren existieren Aufzeichnungen über die Pedigrees. Der jetzige Brand, ein E in einem Herz, wird seit 1941 verwendet und von seinem Opa entwickelt, davor mit war es ein E mit einer Krone, weil es sich um eine Grafenfamilie handelte. Der älteste Sohn bekommt immer das Gut, der vor dem Opa mochte aber keine Pferde, also hat Cabrals Großvater kurzerhand den Brand geändert.

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Jetzt leben hier 22 Stuten, ca. 10 – 15 Fohlen kommen jährlich zur Welt. Erst gab es 16 Stuten, aus einer davon wurden drei Linien. Auf einer Weide spielten Junghengste:

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Zwei Deckhengste haben wir gesehen: Tirol, ein 15jähriger Schimmel mit 1.71 m Größe, und Egypsi, ein 5jähriger Fuchs mit einem Stockmaß von 1.66 m. Bis auf die Größe voll mein Beutschema!!
Ich erfuhr einiges über Ousado und einige seiner Halbgeschwister.

Der Bereiter Joao stellte uns an der Hand drei Hengste vor:
Foxtrott, 5 Jahre alt, er wäre für 20.000,- € zu haben
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Crawo, 7 Jahre alt, so einer kostet hier 25.500,- €
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und der bis Grand Prix erfolgreiche Tirol, der für 22.500,- € das Gestüt verlassen würde
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Was für eine freundliche Behandlung der Pferde! Hier wird nicht rumgezupft und gerupft, es war eine Wohltat. Und die Pferde strahlen genau diese Freundlichkeit aus. Geht doch!
Joao ritt dann Cigano (7) vor, der sich feinst nachgiebig zeigte im Schritt, schöne Wechsel versammelter / freier Schritt, im Trab und Galopp allerdings sehr fest an der Kandare, zu tief und zu eng. Er zeigte Trabtraversalen und einfache Galoppwechsel. Ich saß hinter der Kamera. Den müsste man mal hochschicken und freier im Gang machen, dachte ich so bei mir und hatte das Gefühl, mir vortstellen zu können, wie er sich anfühlen müsste.

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Da hörte ich Marion übersetzen, dass Joao sich vor zwei Wochen von einem Fohlen hatte schlagen lassen und so lange nicht geritten sei (Cigano also auch nicht geritten wurde), und er wegen Schmerzen im Bein jetzt aufhören würde. „Soll ich weitermachen?“ hörte ich mich fragen – und bekam sofort ein „Ja!“ vom Chef. UPS… Lustigerweise hatte ich dasselbe Shirt an wie im letzten Jahr, als ich dann spontan reiten durfte…
Ich holte ihn also mal deutlich hoch und machte ihn freier ihm Gang. Das machte ihn aber auch ziemlich explosiv 🙂
Ich hätte ihn mir am Bein noch feiner vorgestellt. Alles in allem aber ein sehr ordentliches Pferd mit einer tollen Arbeitsmoral. Ich ritt Arbeitspirouetten, Traversalen im Trab und Galopp, Cigano wurde leichter, die Nase kam höher und nach vorne. Zu fühlen waren dann ein toller Schritt, ein (noch, sicher leicht zu verbessernder) normaler Trab und ein sehr versammlungsfähiger Galopp. Das machte schon Spaß!

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Dann zeigte uns Joao Tirol noch ganz kurz und ging dann mit ihm ins Gelände.
Fröhliches Gewieher an der Jungpferdekoppel!

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Wir fuhren mit dem Auto (das zu den Dimensionen) zur Stutenherde. Die kamen sofort ganz zutraulich an und wollten kuscheln. Und dann kam eine weitere Schimmelstute um die Ecke und ich dachte mir bei dem Kopf sofort, dass sie mit Ousado verwandt sein müsse. Und tatsächlich – Valsa ist seine Halbschwester!

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Zum Abschluss wollte uns Luis de Sous a Cabral gerne noch eine Dreijährige vorstellen, die im Gang so ganz dem entspricht, was er sich wünscht. Wir haben den Gang leider nicht gesehen und im Stand wirkte sie noch sehr scheu und unauffällig, aber ihre Elastizität im Schritt ließ schon annehmen, dass da eine Menge Gangpotential vorhanden ist.
Eine Menge Winterfell auf der Stirn war allemal vorhanden 🙂

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Was für ein schöner Vormittag!
Und noch ein Gestüt stand auf dem Plan, so ein ganz anderes, weit berühmteres: Die Coudelaria de Alter in Alter do Chão, die Zuchtstätte für die Alter Real Hengste, die in der Portugiesischen Hofreitschule zum Einsatz kommen. Das Gestüt existiert seit 1748.

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Was für ein riesiges Gelände! Wir sahen uns das kleine Museum an, bevor unsere private Führung mit der hochmotivierten und witzigen Maria Jose begann. Wir sahen eine lange Offenboxenreihe mit lauter braunen Köpfen, die vom Ausdruck her nach sehr jungen Stuten aussahen.

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In den Innenboxen sahen wir  junge Pferde, sehr hochbeinig und groß, wenig typvoll, nur ganz wenige barock. Erschreckend! Das ist der Alter Real Nachwuchs?Dann liefe die Zucht aber in eine sehr komische Richtung. Das mag „sportlich“ aussehen sollen, tut es aber irgendwie nicht. Bleiben die denn ihrem tollen barocken Typ auch nicht treu? Das wäre so schade…
Das Gestüt verfügt über 500 Pferde, davon 16 Sorraiastuten und mindestens ein Hengst. Wir waren sehr erstaunt, hier Sorraias zu sehen! Was für eine tolle Überraschung!

Draußen mit einem tollen Innenhof gab es noch einmal ein paar ältere Hengste, hier standen tolle Typen. So stellt man sich die vor! Der mit grauen „Schläfen“ ist 29!

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Auch hier sahen wir ein Kutschenmuseum.
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Und eine spanische Klobürste. Na, die hat doch Stil!
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Ich entdeckte auch wieder einmal eine tolle Wetterfahne:P1100709

 

Und ich entdeckte noch etwas: In dem Souveniershop gab es eine Handtasche (klar, ich und Handtasche…) im Vaquerostil, die genau zu den neuen Stiefeln und meinem Gürtel passt. Und zu Joyas Zäumung, aber damit dürfte sie eher nicht in Berührung kommen 🙂
Ich kaufte als tatsächlich eine Handtasche… Die ist aber auch zu schön!

Aus der nächtlichen Runde durch Tomars Altstadt hielt ich mich raus – nicht schon wieder essen und auf einem schlechten Barstühlchen sitzen, mein Bein wollte ins Bett. Die anderen waren in einem Lokal, dass sich das Thema „Mittelalter“ wohl erfolgreich zu Herzen genommen hatte. Trotz begeisterter Schilderung seitens Solveig war ich ganz froh über die Stunden, die ich liegen konnte. Ich freute mich ohnehin, wie gut das Bein mitmachte, aber hier musste ich ihm einfach mal eine Auszeit gönnen.
Wir übernachteten im Hotel Dos Templários, das war großartig!

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Sonntag, 12.:

Morgens schwammen drei Enten im Pool 🙂

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Ich tat dasselbe im tollen (sehr griechisch anmutenden) Schwimmbad, und dann erwartete uns großartiges Wetter!
Unsere erste Tour führte uns zur Kreuzritterburg Convento de Cristo. Die wurde 1162 erbaut. 40 Jahre zuvor war die Gründung des Ritterorden Templer, dies war die erste Kooperation von Rittern und Mönchen. Die Burg war spannend und verblüffend vielseitig und lud an jeder Ecke zum Fotografieren ein.

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Und ich hatte vorher meinen Rucksack stehen lassen!!!! Am Parkplatz!
Der war bestimmt 30 Minuten unbewacht auf der Bank für jeden zu sehen – und noch da, als ich mit einem Puls von 150 angerast (soweit ich im Moment rasen kann) ankam…
Alles noch drin, die große Kamera, Portemonnaie mit Geld und Ausweis…
Oh Mann!!

Nach der Burgbesichtigung gab es in der Cafeteria do Castelo Salat und ein Eis.
Dann fuhren wir über den Tejo und waren daraufhin im Ribatejo.
Wir kamen an in Golegã, der „Hauptstadt des Pferdes“, und checkten ein im Hotel Lusitano. Hier hatten wir eine kurze Auszeit. Es sollte hier einen tollen Garten geben.
Ich ging zur Rezeption: „Where ist the garden please?“ – „Outside“ – aha…
Ich fand den Garten und lag – endlich! – einmal in der Sonne. War das schön!

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Abends machten wir einen Rundgang durch Golegã, hier ist aber auch wirklich alles auf Pferde bezogen. Ich war 2010 hier zum großen Pferdefest im November, nun sah ich den Platz still und leer in der Abendsonne liegen. Ich erkannte aber ganz viel wieder und hatte die Bilder von damals im Kopf – das war schon witzig!

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Wir sahen uns die Kirche Igreja Matriz da Golegã von innen an und kehrten schließlich in die Ageda Cu da Mula ein. Alle Wände waren mit Pferdesachen und -bildern geschmückt, sehr cool! Und das Essen war auch noch gut – und günstig!

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Danach haben wir im Hotel noch was getrunken, hier gab es eine nette Sofaecke und tolle Bücher!

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Montag, 13.:

Mir war wieder ein Morgen in einem super Schwimmbad mit Massagedüsen gegönnt – aber anfangs war das reichlich kühl! Ich tobte mich warm. Nee, wat schön!
Das Frühstück war vergleichsweise spartanisch, aber es gab Kiwi und Mango!
Und dann ging es mal wieder über eine Tejobrücke und durch Chamusca nach Alpiarça.

Unser erstes Ziel war die Quinta Lagoalva de Cima. Die gibt es seit 1200, seit 200 Jahren ist sie in der Familie. Das Hauptgelände umfasst mehr als 500 ha, der gesamte Betrieb ca. 7000 ha. Wir sahen u. a. ein Rapsfeld in voller Blüte und dann das Weingut mit Kelterei und Labor, Riesensilos etc. Hier machen sie ihre Korken selbst, auch eigenes Olivenöl, Nüsse und natürlich Wein.

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Und Pferde züchten sie auch – im Stall (leider nur dort) sahen wir ungeheuer schöne Köpfe auf die (fast schon königlich anmutende) Stallgasse gucken.

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An der Tribüne / dem „Reiterstübchen“ über der Halle war auch nichts auszusetzen…

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Auf der Weiterfahrt sahen wir immer wieder Weingüter – wir befanden uns auf der „Ruta del Vino“. Wir kamen schließlich nach Muge und kehrten dort kurz im Cafe Restaurante Souto ein.

Danach erwartete man uns – eigentlich – in der Casa Cadaval. Eigentlich heißt, dass gesagt wurde, wir sollen um 14.00 da sein, das waren wir, bis dahin hatte man uns aber vergessen. Dafür nahm man sich jetzt – nach wortreichen Entschuldigungen – um so mehr Zeit für uns. Incl. Weinprobe (ohne mich).

Dieses Gelände umfasst 5400 ha, davon 300 ha Wald, 1000 ha für den Anbau von Früchten, Getreide, Tomaten (für Heinz), Kartoffeln, Lauch, Möhren… Der gute Sandboden macht’s möglich. 40 ha stehen für Wein zur Verfügung. Es gibt 900 Rinder und 50 – 60 Pferde, der Fokus liegt auf Dressur und Working Equitation.
Ich bewunderte den schönen Schieferfußboden und bekam gesagt, dass auch die Vierecksbegrenzung aus Schiefer besteht!

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Wir sahen Andre mit einer fünfjährigen Oldenburger Stute, die hatte eine mega Hinterhand-Aktivität und war ungeheuer beweglich, aber nach 10 Minuten nass.
Sie ritt eine 8jährige Lusitano-Stute, die reichlich zügellahm und schief war und nach Andre’s Aussage bei der Verteilung der Dressurbegabung wohl gerade in einer anderen Reihe stand. So „deutsches“ Reiten sieht man da hoffentlich nicht allzu oft…

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Wir mussten eine Straße überqueren, um zum 2. Grundstück zu gelangen. Hier schnüffelten im Stall die Hengste Cetim (7), Farrapo (5) und Farol (5) an unseren Händen.

Und über noch eine Straße ging es zum 3. Grundstück. An der Longe wurde uns der braune Bingo, ein 9jähriger Wallach, der wohl im Dressursport unterwegs ist, und frei laufend der braune Retoque vorgestellt. Retoque ist 15 und als Deckhengst der ganze Stolz des Gestütes (das es seit 1648 gibt) – hmmm, bei dem, was hier im Land so rumläuft, sind die dann aber mit wenig zufrieden…

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Wurde der Hof schon durch zwei normal befahrene Straßen getrennt, mussten wir nun zehn Minuten fahren, um zur Stutenherde zu gelangen. Und dann fuhren wir eine ganze Weile durch’s Gelände. „Wartet hier, wir suchen sie!“ (mit dem Auto!).
Wir waren im Paradies!

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Meine Güte, war das schön!
Wir fuhren zum wiederholten Male über den Tejo und kamen u.a. durch Valada. Dieser Ort war aber nun teilweise echt marode! Wir sahen ganz viele Störche, überall Nester!

Dann waren wir plötzlich im Wald.
Mittendrin lag die Quinta do Archino von Francisco de Bracança.

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Er begrüßte uns freudestrahlend und stellte uns seinen elfjährigen Schimmelhengst Zeus vor. Der ging großartige Vaquerowendungen und war spritzig / flippig und echt energiegeladen. Stillstehen war jedenfalls nicht seins.

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Francisco fragte, ob einer von uns mal rauf wolle. Marion sah mich an. Huch, ich hatte doch gar nicht das richtige Shirt an… Und außerdem nackte Beine, und was hatte ich da im letzten Jahr leidvoll lernen müssen?? Also rasch zum Auto und umziehen – und dann rauf auf das wilde Weiße!
Francisco verstellte mir netterweise die Bügel und gab mir die Zügel in die Hand, die ich direkt einhändig fasste. Hatte er schließlich auch gemacht. Er guckte erstaunt.
Ich ließ Zeus nach kurzem Anfühlen durchstarten und wir hatten in kürzester Zeit einen Draht zueinander. Unsere Energielevel lagen ähnlich hoch. Wir mochten uns.

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Francisco hatte sichtlich Spaß daran, uns zuzuschauen. Und ließ mir prompt Zip fertigmachen, den ich dann auch noch reiten sollte / durfte. Bei dem im Stall völlig unscheinbaren Braunen fand ich anfangs das Gas nicht. Ich fragte ihn, wie er denn getrieben werden wolle und er überließ mich mich mit einem „find’s doch raus“ meinem Schicksal. Na gut, heiß machen kann ich, und so setzte ich schließlich auch Zip in Gang. Der war reichlich schief und längst nicht so ein Energiebündel wie Zeus, und ich sah zu, dass ich ihn im Hals lang machte und spritzig bekam. Ich war nach dem Gefühl erstaunt, wie gut er auf den Fotos aussieht 🙂

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Francisco wohnt schon sehr hübsch hier. Über uns flogen gefühlt 200 Störche…

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Wir hatten ein sehr gutes Essen, Risotto und Salat, im Casta 85 in Alenquer. Dieser Ort heißt vermutlich so, weil wir in keinem anderen Ort so viel kreuz und quer gefahren sind. Unser Hotel, die Quinta do Covanco, war nicht zu finden, schließlich haben uns die Besitzer abgeholt. Das Bett war klamm, ein durchdringender Raum“duft“gestank erfüllte Flur und Zimmer, warmes Wasser war nur begrenzt vorhanden, aus einer Pieseldusche…

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Dienstag, 14.:

Kein Schwimmbad, na gut. Aber dann auch noch Frühstück ohne Obst! Wieso ausgerechnet hier zwei Nächte??

Über Autobahn fuhren wir Richtung Lissabon. Das wirkte sehr zugebaut, wenig mediterrane Hochhausburgen, grau und technisch. Das Wetter trug zu dem „grau“ einen großen Teil bei.
Lissabon lag im Dunst. In diesem diesig grau wirkenden Häusermeer wirkt eine Palme wahrlich fehl am Platz 🙂

Wir erreichten den Palacio Queluz. Der ist sehr rosa, die Gebäude sind durch eine Straße getrennt. Den Palast sahen wir uns später an, erst ging es zur Portugiesischen Hofreitschule, der „Escola Portuguesa de Arte Equestre“.
Derzeit beherbergt die Schule 51 Pferde, davon 20 Showpferde. Nach der enttäuschenden Darbietung in Jerez lagen meine ganzen Hoffnungen auf den Portugiesen. Und sie haben meine Erwartungen weit übertroffen. Wir sahen die Morgenarbeit und hier einfach gutes, ehrliches, reelles, freundliches Reiten! Ca. 15 Pferde waren zu sehen, und es war alles dabei. Neben allen Seitengängen, noch nicht so guten und ausgezeichneten Piaffen, Terre à Terre (2 Pferde nebeneinander, cool), Arbeit an der Hand und am Langen Zügel,Kapriole, Courbette… Boah, war das gut!

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Ein Hengst piaffierte auf einem Brett. Sowas kann ich ja normalerweise nicht leiden, weil dabei selten ein klarer Takt zu hören ist. Hier war der Takt klar und schließlich ging das Pferd in’s Terre àTerre über. Das hörte sich klasse an!

Der Coubetteur war auch großartig.

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Am beeindruckendsten fand ich einen großrahmigen Hellbraunen, der vom Ausdruck und Gangwerk her da etwas fehl am Platz wirkte. Und dann hat der Reiter sich dieses Pferd einfach eine halbe oder dreiviertel Stunde lang entwickeln lassen – und vermutlich nicht nur an diesem Tag. Das Pferd veränderte sich in dieser Zeit total. Nachher passte er auf jeden Fall dazu.
Und alles so freundlich! So ruhig! Immer wieder ein Lob, ein Streicheln. Nicht ein einziger Hengst brummelte einen anderen an. Mit Freundlichkeit klar und gut erzogen. So schön!

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Ein Moment zeigt vielleicht die Einstellung, die dort zu herrschen scheint: zwei Reiter ritten im Schritt nebeneinander, der eine erzählte, dass es mit seinem Pferd heute wohl nicht so toll gelaufen war. Dabei kraulte er allerdings die Mähne. Der andere hörte zu, kraulte auch, dann ritten sie einen Moment still nebeneinander her, und da sagt der zweite tiefenentspannt mit einem Schulterzucken „C’est la vie…“
Genau so wirkte es. Einfach wunderbar.

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Es wurde nicht so gerne gesehen, die Reiter in normaler Arbeitskleidung (statt Gala-Kostüm) zu fotografieren, von daher hier nur ein paar festgehaltene Augenblicke, aber keine Bilder der Arbeit mit den Pferden. Köpfe und Details durften wir fotografieren, und ich habe auf jedem Foto einen Kopf 🙂

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Dann besichtigten wir den Palast und den Garten.
Ich war beseelt von den Eindrücken der Morgenarbeit.

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Danach fuhren wir nach Sintra. Der Ort ist urig und schön! Diverse Händler hatten ihre Auslage auf dem Mäuerchen am Straßenrand liegen. Ein Chor sang (gut!) beim Palast bzw. Rathaus, es war rappelvoll, es herrschte eine coole, fröhliche Stimmung!
Wir fuhren durch schmale Gässchen, es war unglaublich grün, eine enorme Pflanzenvielfalt herrscht hier. Serpentinen führten zum Castelo dos Mouros, das letzte Stück fuhren wir mit einem „Cabrio-Bus“, da ging’s aber steil bergab auf der einen Seite! Im Cafe gab es vegetarische Lasagne und einen Salat, verblüffend lecker und günstig.
Und dann besichtigten wir die Burg, die aussieht, als sei sie aus einem Walt-Disney-Film.

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Wir suchten noch ein Reitsportgeschäft auf. So eine Mischung wünsche ich mir hier auch! Etliche „normale“ Sättel und Trensen, Stiefel, Klamotten, Gebisse in rauher Vielfalt, aber eben auch etliche portugiesischen Sachen, Sättel, Zäume und vieles mehr. Da stöberten wir eine ganze Weile und ich fand eine sehr schlichte Kandare im Vaquero-Stil, in der Art hatte ich noch nie eine gesehen. Dunkelbraun mit brünierten Schnallen, sehr schlicht!

In letzten Abendlicht warfen wir noch einen Blick auf das Gestüt Companiha de Lezirias. Auf dem Riesengelände, das von vier Familien bewirtschaftet wird, gibt es neben Wein und Weizen auch Rinder und Pferde. Das Pferdefutter stammt aus Eigenanbau. Auf dem großen Turniergelände werden auch Fahreprüfungen ausgerichtet. Wunderschön!

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Die Ställe waren zu, aber wir sahen ein paar Stuten und Fohlen auf den Weiden.

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Nach Alenquer zieht mich nichts mehr, da sind wir nun genug rumgekringelt. Wir aßen nochmal im Casta 85, da lief allerdings wieder zu laute und für meinen Geschmack blöde Musik, und es war, wenn auch lecker, schon teuer.

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Mittwoch, 15.:

Ich hatte mich so auf Estoril gefreut…
Dies ist der Rundblick vom Balkon des Hotelzimmers:

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Zu mehr kam ich dort allerdings auch nicht. Wir hatten uns vorher mal wieder, warum auch immer, vertrödelt. Nicht so schlimm, weil wir zuvor an einer wunderschönen Ecke des Atlantiks in Richtung Cascais fuhren und es in Cascais wunderschön war.
Wir machten einen Fotostop am Atlantik …

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… und einen am „Höllenschlund“. Suizidgefährdete hätten hier eine echte Erfolgschance!

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Wir nahmen auf der schönen Terrasse des Designhotels Farol einen Drink …

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… und ich stromerte dann herum und fotografierte. Bei Traumwetter und endlich mal Sonnenbrandgefahr.

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Die anderen aßen noch Sushi und es wurde mal wieder spät und später. Wir waren kurz vor 16.00 am Hotel – das zu „ein Tag Lissabon“

Und so sah ich Estoril nur aus dem Auto heraus, der Hotelaufenthalt reichte gerade für das Panoramafoto, und dann war eine schnelle Stadtrundfahrt durch Lissabon angesagt, obwohl schon zu sehen war, dass die Stadt grau im Regen lag. Richtung Cascais / Estoril waren wir schon einmal durch Platzregen gefahren, Cascais lag dann allerdings in strahlender Sonne. Estoril war viel bebauter als in der Erinnerung. Da war richtig was los!

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Mir war die Verspätung angesichts des verregneten Lissabons egal, mir ist ein Tag Cascais mit Sonnenbrandgefahr lieber als Lissabon im Regen… Aber Gruppenzwang. 13 Grad in Lissabon von eben noch gefühlten 30. Ich war völlig falsch angezogen. Und maulig.

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Wir fuhren Tram, weil man „wenn man in Lissabon ist Tram fahren muss“ (aha), ich bin bei dem Gerüttel sofort eingeschlafen. Solveig weckte mich zum Glück, aber ich habe keine Ahnung, ob wir zehn Minuten oder eine halbe Stunde gefahren sind. Es gab lecker Kakao und ein unfassbar matschiges Muffin-artiges Stück Kuchen (oder so) im urigen Cafe Brasileira, davor stand (vielmehr saß) eine Statue von Autor Fernando Pessoa, dessen Bücher wir kurz darauf in einer Auslage sahen. Bis dahin kannte ich seinen Nachnamen nur aus dem Springsport…

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Das Wetter machte echt keinen Spaß und ich meckerte innerlich mit mir selbst, dass ich mich nicht abgesetzt hatte und alleine in Estoril geblieben war. Auf der Aussichtsplattform beim Convento do Carmo allerdings hatten wir dann auch Sonne und eine unglaubliche Aussicht über Lissabon! Allerdings war da der Akku meiner Kamera leer…

Es wurde echt kühl… Und ich war genervt. Essen gingen wir um 21.00 Uhr im „Sacramento“ – da wurde geraucht… Überraschenderweise bekam ich hier mit das beste Essen der ganzen Tour serviert, Gemüsesuppe und Salat, super gemacht! Ich trank eine alkoholfreie Pina Colada. Alle regten sich über die blaue Färbung auf. Mir egal, ich weiß nicht, wie die im Original aussieht 🙂
Auf dem mitternächtlichen Rückweg waren es 14 Grad und windstill, gefühlt war es zum Glück wärmer als beim Regen. Kurz nach Mitternacht waren wir im Hotel. Nix mehr Meerblick. Ich stellte meinen Wecker auf 3.40 Uhr…

Der Insider der Reise war „ABER DU HÄTTEST KÖNNEN!!“ (wie gesagt: Insider).

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Donnerstag, 16.: 

Mein Koffer hat zugenommen. Beim Abflug wog er 20,4 kg, jetzt 21,9 kg, obwohl drei Literflaschen Hohes C und das Fotobuch nicht mehr drin sind. Sind die kleinen Shampoofläschchen aus den Hotels so schwer?? Portugal stellt die Uhr eine Stunde zurück. Und die Waage auf dem Flughafen 2 kg vor. Muss man wissen.

Hätte ich gewusst, dass das Logo von Ryaniar ein Engel mit Harfe ist, hätte ich vielleicht nach einer anderen Airlinie gesucht 🙂
Keine Haken, keine Steckdose, nicht mal der silberne Tret-Mülleimer! (Noch’n Insider). Was’n das für ein Flieger?

Sonnenaufgang über den Wolken, Rotterdam war gut zu sehen. Das war ein schöner Flug, bequemer als bei Iberia. Pünktliche Landung in Hamburg – meine Güte, ist das kalt hier!

Fazit: die Reise war nicht so überzeugend wie im letzten Jahr, aber es steht und fällt natürlich wirklich mit dem Wetter. Portugal war klasse, insbesondere die Morgenarbeit in der Escola Portuguesa de Arte Equestre. Das war das ganz große Highlight dieser Reise!

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