Januar

Silvester hatte ich bei den Pferden verbracht, und Nacariño war deutlich entspannter als im letzten Jahr. Direkt vorne an der Straße wurde geknallt wie verrückt (Idioten…!!), und nur die ganz heftigen Knaller erschreckten ihn, den Rest nahm er verblüffend cool hin. Da hat sich einiges getan in dem Jahr!

Am 6. Januar durften wir unsere Jungs auf die so schön berauhreiften Weiden lassen und die hatten einen ungeheuren Spaß!





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Es dauerte verblüffend lange, bis ich im Neuen Jahr endlich das erste Mal auf dem Pferd saß. Und eigentlich sollte Fàscino aus alter Tradition der erste sein, aber das ergab sich irgendwie nicht – und so war es Nacariño, dem der erste Ritt 2017 gehörte.

Ich hatte bestimmt drei oder vier Wochen nicht mehr auf ihm gesessen, und durch den Dauerfrost waren die Pferde so gut wie gar nicht in Bewegung und an manchen Tagen gar nicht draußen. Bei der Boxengröße nicht so schlimm, aber Nacariño war schon deutlich unternehmungslustig. Ich fuhr mit ihm zur Halle.

Warum auch immer – der Alberne musste am Hänger doch erst noch einmal abhauen. Ich war wohl etwas zu sorglos. Er war halb oben, überlegte es sich anders und war weg. Er ließ sich aber lässig wieder einfangen, er wollte wohl nur nochmal demonstrieren, dass er es kann. Scherzkeks.

Danach passte ich etwas besser auf, Nacariño ging hoch und alles war gut.
In der Halle war er zwar unter Strom, aber händelbar. Ich ritt lange Schritt, löste in Ruhe, wir fühlten uns gemeinsam wohl.

Und dann wurde dies der schönste Ritt, den wir beide je hatten. Ich konnte etliche Runden aussitzen im Trab, Nacariño ließ sich ungeheuer leicht und fein führen und im Rahmen und im Versammlungsgrad so gut verändern wie noch nie.
Na klar waren auch ein paar kleine „Haken“ dabei, aber insgesamt fühlte sich dieser Ritt an wie Butter in der Sonne. Zum Dahinschmelzen schön…

Zum ersten Mal hatte eine Pause Nacariño so richtig gut getan und nichts verschlimmert.

Ich fuhr am nächsten Tag gleich nochmal in die Halle. Das war gewagt – aber wir beide schafften es tatsächlich, den gestrigen Ritt noch zu toppen.
Nacariño wird das feinste Pferd, das ich je hatte. Negócio hat mich fühlen lassen, was möglich sein kann an Feinheit und wie unglaublich erstrebenswert das ist.
Joya hat von dieser Erfahrung (und dieser Sucht danach) profitiert und dann noch eins draufgesetzt. Mit beiden fing ich ja erst an, als sie Ende 13 (Joya) bzw. 14 (Negócio) waren. Nacariño ist gerade mal sechs! Was für ein ungeheurer Vorsprung! Gefühlt läuft mit ihm einfach alles nur gradlinig und richtig.

Am 14. Januar besuchten wir das Seminar „Vorwärts-abwärts“ in der Fürstlichen Hofreitschule Bückeburg, und hier wurde dieses Gefühl bestätigt. Während ich für die Arbeit mit Dón viele gute (und nötige) Tipps bekam, passte alles, was ich hörte und sah, zu dem, was Nacariño in den letzten Wochen gemacht hatten. Und so fühlt es sich ja auch an – keine „Rückschläge“, keine Stillstände, hier und da mal ein (kleiner) Richtungswechsel oder ein Abstecher, aber im Prinzip geht der Weg einfach immer schön weiter.

Es gelang uns nicht, das ein drittes Mal zu toppen, aber das wäre nun auch wirklich vermessen gewesen. Beim nächsten Ritt (wieder in der Halle, und da ich nun beim Verladen wieder ein bisschen aufmerksamer war, gelang das problemlos) ließ er mich nicht mehr so gut sitzen, aber es gab tolle Galopp-Momente und wieder zeigte Nacariño eine echt tolle Durchlässigkeit, von der man ihm anmerkt, dass er sie wirklich selbst will. Er möchte mitarbeiten. Unser Zusammenspiel stimmt einfach.

Er durfte sich natürlich wieder wälzen und tat das mit Hochgenuss. In der kleinen Halle machte er dann auch zum ersten Mal überhaupt ein Kompliment nur auf Gerte!
Er machte das nur links und auch nur ein Mal, aber immerhin, zum ersten Mal ohne Berührung der Hand! Freu!!

Wir spielten noch ein wenig und fuhren wieder höchst zufrieden nach Hause.

Endlich war unser Platz wieder so weit aufgetaut, dass ich die Jungs laufen lassen konnte. Da sie im Moment so gut wie überhaupt nicht raus können, führte ich eine ganze Weile Schritt, da ich damit rechnete, dass sie gleich loslegen wollten.
Sie durften sogar noch ein wenig an der Hand grasen, fanden sie super!
Aber dann durften sie. Und sie legten los. Sie schaukelten sich gegenseitig immer mehr aneinander hoch, gaben immer wieder Vollgas, und sogar Nacariño, der ja mit echten Bocksprüngen eher zurückhaltend ist, bockte so richtig über den Platz. Teilweise auch mit drei Auskeil-Sprüngen hintereinander. Um das nicht falsch zu verstehen: es ist weiß Gott nicht so, dass er nicht bocken könnte, oh nein, aber im Freilauf fand ich ihn bisher immer ein wenig zurückhaltend, wohl wissend, dass er ganz andere Sätze machen kann, wenn er sich wirklich mal „frei bockt“. Und das sah ich so heute zum ersten Mal.

Sein ganzer Bewegungsablauf ist elastischer, schwingender geworden, und er hatte so richtig Spaß daran, herumzutoben und aus sich herauszugehen.

Ich holte schließlich 2 Stangen aus ihrer Winterruhe, schleppte die über den Hof und baute einen kleinen Sprung auf. Erst ließ ich Dón an der Longe springen, der das mit einer unverschämten Souveränität machte. Dann nahm ich Nacariño an die Longe, der kurz in alte Muster fiel und mit der Longe erst einmal stiften ging. Und das mit so viel Speed, dass, als er auf die Longe trat, der Kinnriemen des Halfters zerriss. Pfff, was soll’s…

Nacariño ließ sich anstandslos wieder einsammeln und sprang dann ebenso anstandslos und mit großem Geschick auf beiden Händen zwei, drei Mal. Ohne auch nur den Hauch eines Zuges an der Longe. Irrer Vogel, der, immer noch und immer wieder…!

Er war zufrieden und kuschelig, machte noch auf jeder Seite ein super Kompliment, aus dem einen wäre fast ein Knieen geworden, leider zog er dann im letzten Moment das zweite Bein doch nicht ein. Schade… Provozieren kann ich das (noch) nicht, ich hoffe, irgendwann geht auch das.