11.-14.7. – Tarmstedter Ausstellung

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Das waren vier tolle Tage! Ein bisschen wie Urlaub, weil ich mal – bis auf einen Tag – mit meinen Pferden alleine dort war und nicht für zehn andere mitdenken musste. War das erholsam! Es hat unglaublich Spaß gemacht. Der Kontakt im Vorwege war schon super nett, und auch auf der Ausstellung fühlte ich mich jederzeit willkommen und geschätzt. So verstehen es wirklich nicht viele Veranstalter, einem den Aufenthalt angenehm zu machen. Mir wurde ein Wohnwagen zur Verfügung gestellt, meine Jungs hatten ein eigenes Stallzelt mit fünf Boxen, eine für die Ausrüstung und zwei für den Sonntag, an dem für meine Schaubilder zwei Mitstreiter hatte.

Der Donnerstag war schon entspannt – das Vorbereiten der Musik hatte ich in den Tagen zuvor abgeschlossen, immerhin wollte Musik für acht Schaubilder à 15 Minuten ausgesucht und geschnitten werden, wobei ich allerdings zwei Musiken für verschiedene Schaubilder nahm. Texte musste ich dieses Mal keine vorbereiten – ich konnte alle Schaubilder live mit Headset moderieren. Also so, wie ich es am liebsten mag!

Wir kamen Donnerstag am späten Nachmittag an, ich lud in Ruhe aus und zeigte meinen Jungs die Plätze. Die beiden waren sehr entspannt und fühlten sich wohl. Bester Beweis dafür war, dass Fàscino in diesen Tagen nicht abgenommen hat – sieht er doch sonst bei manchen Veranstaltungen nach der ersten Nacht aus wie eine Weile nicht gefüttert…

Ich hatte erst am Abend vorher einen genaueren Blick auf die Homepage der Tarmstedter Ausstellung und auf den dortigen Geländeplan geworden und war doch etwas schockiert, wie riesig das Ganze aussah. Das relativierte sich ein wenig, nachdem ich am Freitag eine schöne Runde mit dem Riesenrad gefahren war und das ganze Gelände von oben gesehen hatte 🙂

Dennoch – es war groß. Und es war ungeheuer viel los. Laut Medienberichten haben an den vier Tagen sagenhafte 95.000 Menschen (!) die Ausstellung besucht. Viele davon sahen sich die Pferde-Vorführungen an, wobei hier nicht leicht zu entscheiden war, was man anschauen wollte – überall liefen Vorführungen, überall gab es etwas zu sehen oder zu machen.
Am Freitag und Samstag war das Wetter hochsommerlich warm und schön, der Regen am Sonntag ließ, vor allem nachmittags, natürlich die Zuschauerzahlen an den Vorführplätzen schrumpfen, der Montag war durchwachsen, aber dafür waren hier wieder enorm viele Leute da.

FREITAG

Mein erstes Schaubild war am Vormittag „Reiten mit Handpferd“. Das hatte ich bewusst als erstes Bild gewählt, da ich hier beide Pferde bei mir haben wollte. Ich wechselte nach einiger Zeit von Zäumung und Halfter zum Halsring und wagte, da sich die Pferde so gut anfühlten, zum ersten Mal etwas Neues (warum habe ich das eigentlich noch nie gemacht??) – ich ließ sie nebeneinander steigen. Premiere! Und wie ich feststellen sollte, wurde diese ein Wochenende der Premieren. Fàscino erfand neue Schaubilder und ich probierte Sachen, die ich noch nie gemacht hatte. Dieser Auftakt war jedenfalls schon einmal äußerst gelungen!

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Joya im Spanischen Schritt…

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Fàscino daraufhin im besten Spanischen Gruß, den er je gezeigt hat

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Premiere – beide steigen gemeinsam mit Halsring!

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Viele kamen durch das Stallzelt, man kam ins Klönen, es ergaben sich sehr nette Gespräche und Begegnungen. Wiederholt wurde ich auf die gute Beziehung zu meinen Pferden angesprochen und wie sehr die Schaubilder gefallen hatten – das war sicherlich zu einem gewissen Grade auf Fàscino zurückzuführen, der am Freitag Nachmittag kurzerhand beschloss, das Stallzelt zu zerlegen, wenn ich jetzt wirklich mit Joya losziehen und ihn da lassen sollte. Bis dahin hatte sich bereits ein sehr netter Kontakt zum Nachbarzelt ergeben – hier „wohnte“ der Zuchtverband des Ostfriesischen und Alt-Oldenburger Pferdes und man kam ständig aneinander vorbei, so dass ich gleich die Chance ergriff, mit von dort zwei Helferlein zu schnappen, Alma und Pia, die für mich nicht nur tolle Fotos machten (danke!!!!), sondern nun auch schnell den tobenden und brüllenden Fàscino aus der Box holten. Mein Schaubild war nun eigentlich „Doma Vaquera“, da hatte ein Handpferd nichts zu suchen, also ließ ich ihn frei mitlaufen und baute ihn natürlich auch ein bisschen mit in das Schaubild ein. So ritt ich mit der spanischen Flagge ein, die Fàscino noch nie gesehen hatte – er ließ sie sich sofort anstandslos über den Kopf legen, so dass ich mal das eine, mal das andere Pferd „blind“ ritt. Ich kommentierte, dass dies nicht Teil 2 des Reitens mit Handpferd sei, sondern dass hier gerade Ungehorsam belohnt wird, bevor das Stallzelt zu Bruch geht… Kurz darauf fiel das Headset aus. Nun ist dies ein Bild, das zur Not ohne Kommentar auskommt – ein schön iberisch hergerichtetes Pferd mit Flagge, später mit Garrocha, muss im Zweifel nicht kommentiert werden, auch wenn ich zur Doma Vaquera eigentlich mehr hätte erzählen wollen. Daraus wurde nun nichts und so ließ ich die Jungs einfach machen und es kam zu einer weiteren Premiere, der dritten nach dem gemeinsamen Steigen mit Halsring und der Flagge über Fàscinos Kopf – und zwar konnte ich beide Pferde zeitgleich unter der Garrocha drehen. Was für ein Gefühl!!! Fàscino wich uns nicht von der Seite. Das war echt großartig! Und damit ist (hoffentlich) ein neues Schaubild geboren…

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oya geht Meter um Meter rückwärts, Fàscino folgt ihm vorwärts – geniales Gefühl!

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Gemeinsam unter der Garrocha! Wahnsinn…

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Das war Spaß pur mit den beiden. Mir war schon klar, dass es nicht möglich sein würde, Fàscino alleine im Zelt zu lassen, was ich aber auch verstehen kann, denn da sah er so gar kein anderes Pferd. Na, dann bleibt er eben bei uns, von mir aus gerne!

Abends wurde direkt vor „meinem“ Stallzelt ein reichlich großes Stück Wiese mit Flatterband abgeteilt. Ich ließ ohnehin gerade meine Jungs grasen – nun machte ich sie natürlich los, holte mir meinen Campingstuhl und setzte mich zu den beiden in die Abendsonne. War das schön!

Die Nacht war, wie schon die davor, kurz – ich wusste noch nicht, dass hier jede Nacht Party gemacht werden würde. Naja, die letzten beiden Spiele der Fußball-WM standen an, von daher war schon mit ein wenig Lärm zu rechnen, aber hier waren ein paar Leute, die offenbar vor hatten, jede Nacht durchzumachen. Sie gaben sich alle Mühe.

Impressionen vom Freitag:

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Ein Zweispänner vom Zuchtverband des Ostfriesischen und Alt-Oldenburger Pferdes

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… und der Vierspänner

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Die gelungene Islandpferde-Quadrille

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Die Horus-Falknerei mit einem Harris Hawk –
hier lernte ich Klaudia Brommund kennen

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Viele, viele Rindervorstellungen und -wettbewerbe

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… und natürlich konnte man auch Geld ausgeben

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Eine ungeheure Menge Landmaschinen – bei der Hälfte hatte ich nicht einmal annähernd eine Idee, wofür die gut sein könnten 🙂

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Ein gefährliches Zelt – zumindest mit gefährlichem Inhalt… Sehr verlockend!

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Blick vom Riesenrad:
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Hannoveraner-Stutenschau
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„Mein“ Stallzelt

Fàscino & Joya genießen die Abendsonne
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SAMSTAG

Der Samstag begann genau so strahlend schön und warm, der Schweiß lief.
Ich fütterte, machte die Boxen sauber, putzte und genoss die gemeinsame Zeit mit den Jungs. Auf dem Programm stand für mich zuerst ein Schaubild mit Fàscino – „Seitengänge und Lektionen der klassisch-barocken Reiterei“.
Ich hatte meine Bilder getauscht, da ich hoffte, dass das Headset morgens noch gehen würde wie am Vortag, die Störungen kamen nachmittags offenbar dadurch, dass auf so vielen Plätzen mit Headsets gearbeitet wurde. Das zweite Schaubild ließ sich eher ohne meinen Kommentar machen, dafür war die liebe Nicole noch extra bei mir zu Hause rumgefahren und hatte die Mappe mit den Texten des Showtages mitgebracht, damit ich hieraus Texte zusammenstückeln konnte, falls das Headset-Problem bestehen bleiben sollte. Sie half mir heute und wollte am Sonntag ihre Islandstute mitbringen.
Fàscino war gut drauf, das Headset ging auch. Joya alleine zu lassen war erwartungsgemäß unproblematisch, ein bisschen Gewieher, dann war es gut, während sich Fàscino beim Abreiten nach und nach immer mehr entspannte und einfach gut anfühlte. Er zeigte dann aber auch wirklich so ungefähr alles, was er konnte – alle Seitengänge in allen Gangarten, alle Gangarten in Versammlung und Verstärkung incl. Schulschritt und einer schönen Trabverstärkung; Piaffe (unter Strom), Passage (großartig), Passage-Traversale (hach…), na klar Terre à Terre (ziemlich rotzfrech) und Pirouetten und was halt alles so dazu gehört 🙂

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Joyas Schaubild am Nachmittag – nach ziemlicher Verzögerung… – war dann „Reiten mit Halsring“. Na klar durfte Fàscino wieder mit. Wieder konnte ich beiden die Flagge über den Kopf legen und dann stand Premiere Nr. 4 an – ich nahm die Garrocha in die Hand. Halsring und Garrocha war neu – und spannend. Der bewegungsfreudige Joya war sich seiner relativen Freiheit durchaus bewusst und war phasenweise höchst albern. Fàscino gab sich alle Mühe, uns immer wieder im Weg zu stehen. Es war einfach zu witzig mit den beiden und machte richtig Spaß. Einen Fehler machte ich aber wohl am Ende – ich mag es eigentlich nicht, wenn mit Vollgas aus der Bahn geprescht wird. Hier tat ich genau das, weil es sich einfach so sehr anbot – ich ließ Joya mal richtig Gas geben. Der Bremsweg geriet entsprechend lang und ich glaube, Joya hat nun eine sehr blöde Idee, was die Machtverhältnisse (haha) mit Halsring angeht…

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Impressionen vom Samstag:

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Morgendliches (um genau zu sein ganztägiges) Rinder-Waschen für die vielen Rinder-Show-Vorführungen und -Wettbewerbe
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Der Samstag war aber auch der Tag diverser Pony-Prüfungen:
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Das ist „Pieps“. Das sechs Wochen alte Adler-Küken der Horus-Falknerei!

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Fohlenschau des Trakehner Verbandes

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Eine großartige Hunde-Show:
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1300 Kilo…

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Am Abend durften meine Jungs wieder auf „ihre Weide“ und die Abendsonne genießen…

SONNTAG

Schlaf wird völlig überbewertet. Wer braucht das schon…
Morgens kamen Nic mit ihrer 9jährigen Islandstute Lukka und Steffi mit der 6jährigen Andalusier-Stute Amira. Und wieder ein Premieren-Tag: Nic und ich zeigten zum ersten Mal ein gemeinsames Schaubild, für Steffi und Amira war all‘ sowas überhaupt das erste Mal. Am noch wunderbar sonnigen Vormittag war „Takt und Fußfolge“ dran, hierfür bandagierten wir Lukka und Fàscino mit verschiedenen Farben, anhand derer die Zuschauer die Fußfolge gut erkennen konnten. Die Musik war hier nun auf die einzelnen Gangarten zugeschnitten und das ganze Schaubild war rund und stimmig und passend und machte ungeheuer Spaß.
Die gelbe Bandage verflüchtigte sich beim Abreiten zwar mehrfach von Lukkas Bein und Fàscinos löste sich dann während des Schaubildes auf, ansonsten klappte aber alles – ich hatte nur nicht eingerechnet, dass Fàscino vielleicht nicht stehen konnte und so war es. Er machte es Steffi nicht leicht, rechtzeitig die Farben an seinen Beinen für die nächste Gangart zu verändern. Auch wenn es „nur“ das Abnehmen der Bandagen war, die in mehreren Lagen auf dem Bein lagen, so ist doch auch das bei einem hampelnden Pferd eine Herausforderung. Aber – es gelang und so konnten wir schön anhand der Farben die Gangarten demonstrieren. Beide Pferde den Schritt incl. Seitengänge, Fàscino noch mit Versammlung und Verstärkung, danach zeigte Lukka den Tölt. Dann war der Trab an der Reihe und schließlich der Galopp, bei dem Fàsci es sich nicht nehmen ließ, Dreierwechsel unverschämt lässig auf gebogener Linie zu zeigen. Das Zuschauerinteresse war groß, sie lauschten ganz aufmerksam und dankten für diesen sicherlich seltenen Einblick in die Fußfolge mit herzlichem Applaus.

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Nachmittags hieß unser Schaubild dann „Zirzensik & Podest“. Hier gab ich Nic Fàscino an die Hand, ich hatte Joya bei mir und Steffi war mit Amira dabei. Inzwischen hatte ein feiner Regen eingesetzt, der mit der Zeit unangenehmer wurde. Und so wurden auch wir ein wenig nass – aber das war nichts im Vergleich dazu, was in der Nacht runterkommen sollte.
Nic zeigte zuerst das Kompliment auf beiden Seiten, Fàscino und Joya zeigten das Plié und den Spanischen Schritt, Joya na klar den Spanischen Trab, wir ließen beide Pferde steigen und dann nahm Nic die beiden mit zum Podest, das allerdings regennass war. Fàscino machte Nic unmissverständlich klar, dass er da so nicht raufgehen kann. Der Lümmel! Gut, wir hätten ja mal üben können, aber die Idee kam sehr spontan, dass sie Fàsci nimmt, also war das komplett ungeübt, ich hätte aber nicht gedacht, dass er dermaßen ausnutzen würde, wenn ihn jemand nicht so kennt. Unglaublich. Professor.

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Amira hätte sich eigentlich hinlegen sollen, was sie sonst unter so ziemlich allen Umständen mit Begeisterung tut – hier tat sie es nicht. Macht nichts, sie zeigte ihr großes Talent für Kompliment und Knien und war insgesamt den ganzen Tag über so cool und gelassen, dass dies alleine ein großer Erfolg und ein toller Einstand war!

Impressionen vom Samstag:

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Morgendliche Spielereien

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Fàscino genießt Streicheleinheiten

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Mama! Mama??

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MONTAG

Diese Nacht hat sich mein Körper geholt, was er die Nächte zuvor nicht bekommen hat. Ich habe neun Stunden geschlafen! Meine Güte… Und mir prompt das Genick verlegen. Es war so ruhig (oder ich so platt), dass ich so überhaupt nichts gehört habe. Und das veranlasste mich zu der Annahme, dass wohl Argentinien Fußball-Weltmeister geworden ist.

Dieser Irrtum wurde sehr schnell aufgeklärt und tagsüber hätte man keine Chance gehabt, dieser Information zu entgehen. Wenn sich die Menschen für wirkliche Probleme mit so viel Enthusiasmus einsetzen würden wie für diese Lederkugel…

Ich hatte Fàscino versprochen, dass er nichts mehr zu tun habe, aber mitkommen dürfe. Fand er gut. Er hatte aber auch wirklich etwas geleistet! Joya strotzte nur so vor Energie und Bewegungsdrang – aufgrund des schlechten Wetters war am Vorabend kein Grasen mehr möglich gewesen. Und so verschnürte ich zum wiederholten Male das Stallzelt mit Stricken und ließ die Jungs innerhalb der vier Boxen frei herumlaufen, was sie sehr genossen. Sie wechselten ständig die Box und standen auch mal gemeinsam in derselben, immer ohne Streit, immer entspannt. Herrlich, wie gut die beiden zu händeln sind (wenn man nicht gerade mit Joya das Zelt verlässt und Fàsci drin bleiben soll). Ich fütterte und mistete in Ruhe, putzte die beiden und räumte schon erste, nicht mehr benötigte Sachen ins Auto.

Der Platz hatte doch sichtbar unter dem heftigen Regen gelitten, die Brücke war für die Pferde gesperrt worden, da sie zu rutschig geworden war. Natürlich war es schön, dass es deutlich abgekühlt war, aber ich konnte mir vorstellen, dass einige den Weg hierher nicht antraten, die sonst vielleicht gekommen wären.

Mein erstes Schaubild war „Arbeit an der Hand“. Joya war hochmotiviert und war seine Beine nur so um sich, das war noch „schlimmer“ im zweiten Schaubild, „Am Langen Zügel“. Bei der Arbeit an der Hand wechselte ich noch an den Halsring, was Joya zu witzigen Bewegungen und Grimassen veranlasste. Er war richtig gut drauf.

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Im Anschluss gab es Alpakas zu bestaunen – überhaupt hatte Fàscino in diesen Tagen nun so oft Alpakas und Schafe (SCHAFE!!!! Das schlimmste überhaupt!!) gesehen, dass er verdammt nah heran kam. Joya zeigte sowieso keine Scheu. Die Alpakas schon, denen waren die Pferde überhaupt nicht geheuer. Wenn Fàsci wüsste, wie viel Angst die vor ihm haben…

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Gefühlt verließ mich am Langen Zügel so ein bisschen die Kraft. Na sowas… Der Boden war schwer, Joya war explosiv, ich hatte nicht immer so die Steuerung, die ich mir wünschte, er übernahm in weiten Teilen die Regie. Und so – dem Headset sei Dank – konnte ich darauf eingehen, dass man nun nicht strafen sollte, sondern sich das Pferd und Lektionen einfach mal entwickeln lassen soll und auch mal Dinge aussitzen sollte, die gerade unerwünscht sind. Joyas Passage ist am Langen Zügel ja noch nicht abgesichert, die bietet er ja erst seit ganz kurzer Zeit an, und ich wollte gerne eine Passage haben. Er machte sich fast einen Knoten in die Beine, aber keine Passage, und so erzählte ich, während er sich da einen Wolf tanzte, dass man in der Idee bleiben und einfach mal warten soll. Es waren vielleicht ein, zwei Minuten – und dann passagierte er. Und das mit dem Gefühl, es wäre seine Idee gewesen und so war die Passage wirklich wunderbar kraft- und ausdrucksvoll.

Tatsächlich wurde ich genau darauf später angesprochen, dieses Schaubild (bzw. diese Kommentare) kamen mit am besten an in diesen Tagen, weil so sehr zu sehen war, dass ich diesem Pferd ein Mitspracherecht lasse und dass und wie er es nutzt.

Währenddessen war Fàscino mit der Umgebung so vertraut, dass er sich hier tatsächlich in den Dreck schmiss, natürlich sehr zur Erheiterung des Publikums. Er ließ uns nicht aus den Augen und passte sehr wohl auf, dass wir den Platz nicht verließen, also warf er sich vorsichtshalber direkt am Ausgang hin. Neben lärmenden Lautsprechern und wuselnden Menschen und Pferden – was für ein cooles Pferd!

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Es wurde spät. Es sollte noch eine Abschlussparade aller Teilnehmer geben und der Beginn derselben zog sich endlos hin. Das Auto war weitgehend gepackt, ich war entspannt, die Pferde auch, das Wetter spielte weitgehend mit und so warteten wir halt. Alma und Pia saßen in einer Kutsche und so gesellte ich mich mit meinen Pferden (ich saß auf Fàscino und hatte Joya als Handpferd bei mir) dazu und wir schnackten. Alle standen rum und warteten, dass der Wettbewerb endlich zu Ende sein möge.
Ich machte Blödsinn mit meinen Pferden, Pia fragte, ob Joya auch was machen würde, wenn sie ihm ein Zeichen gibt und so gab ich ihn ihr und sagte ihr, wie sie Spanischen Schritt und Steigen abrufen kann. Und dann standen wir wieder rum, ich legte mich auf die Kruppe und alberte rum und irgendwie überkam es mich und ich fragte „was hält denn das Trittbrett hier aus?“ – „NEIN!“ rief Pia. Der Fahrer sagte nichts. Ich grinste und fragte nochmal. Pia wieder „Nein!“ – von vorne kam ein gemurmeltes „Genug“ und ein hörbares Grinsen. Ich bat also Joya, mal behutsam einen Fuß auf das Trittbrett zu setzen. Er war echt vorsichtig und hörte wunderbar zu und tastete sich ran – und stellte schließlich einen Fuß auf das metallene Trittbrett. Wow, das gab ganz schön nach. Da ist Bewegung drin. Schockte Joya aber nicht. Ich fragte, ob das wohl beide Beine aushalten würde – jo, mach mal. Alma musste sich derweil ständig Fàsci vom Leibe halten, der sie ein wenig bedrängte, Pia rollte nur noch mit den Augen. Kurz darauf stand Joya tatsächlich mit beiden Vorderbeinen auf dem Trittbrett! Wahnsinn. Fast auf dem Heimweg und immer noch Premieren…

Es dauerte. Und dauerte. Zeit genug, auch Fàsci auf die Stufe zu stellen. Der machte das tatsächlich innerhalb weniger Sekunden – naja, er hatte ja nun auch zugeguckt. Unglaublich. Ich fasste es nicht. Dieses Pferd ist jahrelang nicht an Kutschen rangegangen, nun hat er durch die vielen Shows ja inzwischen eine Menge Kutschen gesehen, aber so nah war er noch nie dran. Und nun also auch noch drauf! Sagenhaft!

Plötzlich hörten wir meinen Namen – UPS. Ich galoppierte direkt an und rauf auf den Platz, ließ Joya als Handpferd ein wenig Spanischen Schritt gehen und steigen und das auch, während ich auf Fàscis Kruppe kniete. Melanie, die die ganzen Tage so fantastisch moderiert hatte (so können es wirklich nur wenige…), machte eine schöne Ansage zu mir und den „tanzenden Hufen“ meiner Jungs, stockte dann aber und sagte „Äh, ich habe hier eigentlich als nächstes die Islandpferde auf dem Zettel…“ – ich sah mich um und sah den Zweispänner. Nein! Wie klasse! Die Kutsche stand da in der Mitte des Platzes und erwartete mich – das war nicht abgesprochen und ich freute mich total. Ich ritt hin – Melanie „Hmm. Das scheint noch dazu zu gehören…?“ – und bat Joya, sich auf das Trittbrett zu stellen. Der war gerade ein wenig durch den Wind und überdreht und bekam das nicht hin. Also Fàscino – souverän, als würden wir das seit Jahren machen, stellte er sich auf das Trittbrett. Die Fahrpferde standen vollkommen still, das Publikum klatschte, und dann ließ ich Joya nochmal steigen, weährend Fàsci völlig cool auf diesem Trittbrett stand. Was für ein Abschluss!!

Ich brachte meine Pferde weg und bekam nicht mit, dass am Ende noch einmal alle zusammen in der Bahn waren. Ich hörte im Zelt irgendwas in der Art und rannte los. Und so durfte ich die Abschlussrunde auf einem der Zweispänner mitfahren – wow! Was da in der Kutsche für eine Kraft ankommt! Genial! Das war toll!

An den Heimweg hängte ich 40 Minuten dran, weil ich meinen Sattelwagen vergessen hatte… Also umkehren, Sattelwagen einpacken, mit allem Drum und Dran war ich schließlich gegen 23.00 Uhr zu Hause. Trotz dieser langen Zeit und der kurzen Nächte und des langen letzten Tages war es wirklich ein wenig wie Urlaub. Das waren wirklich großartige vier Tage. Ich bin mal wieder, wie so oft, geflasht von diesen großartigen Pferden. Danke, meine tollen Jungs, für so viele Wahnsinns-Momente!!!

Vom Montag gibt es nicht so viele Impressionen, da ja vieles schon auf den vorigen Bildern dargestellt wurde und das Wetter leider relativ schlecht war (aber so nass wie einige andere bin ich mal wieder nicht geworden…), aber hier doch noch ein paar:

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Voltigieren – es begeistert mich ja immer noch und immer wieder!

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Ein Haflinger-Sechsspänner …

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… und ein kleiner Nachwuchs-Star mit Hannoveraner-Brand

„Liebe Frau Scholz,
habe heute in Tarmstedt sehr Ihre Vorstellung genossen. Toller Kontakt zu Ihrem Pferd, schöne Kommunikation mit ihm und wirklich schöne Übersetzung des Verhaltens des Pferdes für die Zuschauer. Hat mir und meinen Kollegen sehr gefallen.
Mit herzlichen Gruß …“

„Hallo Frau Scholz,
das war der Hammer am Wochenende in Tarmstedt! Nach Ihrer ersten Vorführung hatte ich mir fest vorgenommen, die zweite auch anzuschauen – und danach warf ich meinen eigentlich ganz anders geplanten Sonntag um, um Ihnen noch einmal zuschauen zu können. Sie waren die einzige, bei der jedes Schaubild so vollkommen anders war als das vorige. Ich war wirklich traurig, am Freitag nicht da gewesen zu sein und den Montag konnte ich mir nicht frei nehmen – ich hätte so gerne alle Ihre Auftritte gesehen!
Wie geht das, dass Ihr älteres Pferd (der so überhaupt nicht wie 22 aussieht…) immer so nahe bei Ihnen bleibt? Auch wenn sie ihn überhaupt nicht beachten?
Und ganz vielen Dank auch für die Fußfolge – so habe ich das überhaupt noch nie gesehen und jetzt zum ersten Mal wirklich verstanden! Und selten sieht man ein so gut gerittenes Islandpferd – das war wirklich toll.
Und auch die barocken Lektionen und Seitengänge – Wahnsinn. Sie sahen so glücklich aus mit Ihrem Pferd und er hat sich so unglaublich große Mühe gegeben… Andere in dem Alter stehen, wenn sie überhaupt noch leben, irgendwo rum und werden vergessen…
Schade, dass bei Ihrem spanischen Schaubild das Mikrofon ausfiel, aber es war trotzdem wunderschön. Ich fand aber Ihre Erklärungen so großartig, dass mir die Auftritte, die Sie kommentieren konnten, noch besser gefallen haben.

Sie haben einen neuen Fan – ich bin vollkommen begeistert und hoffe, Sie bald einmal wiederzusehen, auch wenn ich leider aus der anderen Richtung komme. Ich habe aber auf Ihrer Homepage gesehen, dass Sie auch in Ruschwedel sein werden – das lasse ich mir nicht entgehen!
Ich wünsche Ihnen und Ihren Pferden alles erdenklich Gute!
Ganz viele liebe Grüße …“

„Liebe Frau Scholz,
mein Kollege war von Ihrer Vorstellung am 11.7. sehr angetan und seine Frau und ich waren am 12.7. bei Ihrer Vorstellung. Wir sind dann begeistert, wenn zwischen Mensch und Tier Kommunikation und Beziehung stattfindet. Schön, dass Sie das geschafft haben, neben der Präsentation und dem Dialog mit dem Publikum.
Vielleicht lernen uns einmal persönlich kennen …“

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