Generalprobe am 14. April

Oh je… Generalproben sollen schiefgehen? Nun, das hat geklappt…

Karfreitag gab es endlich die Möglichkeit, mit beiden Pferden, allem Equipment und Helfern zur Halle zu fahren und einmal das ganze Schaubild mit ja nun bereits feststehender Musik durchzureiten.
Die Musik hatte ich auf Verdacht geschnitten, weil die ja nun langsam mal weggeschickt werden musste. Das hatte ich also schon getan, ohne auch nur ein einziges Mal danach geritten zu sein. Normal macht man das ja andersrum…

Ich muss aber dennoch unbedingt noch ein Gefühl für die Musik bekommen, wie viel Zeit habe ich in dem Teil, wie viel in dem – die Musik hatte ich so geschnitten, dass ich mich an den einzelnen Stücken orientieren konnte, wie viel Zeit ich noch insgesamt habe, und die Stücke sollten auch möglichst die Stimmung dessen ausdrücken, was ich zu zeigen gedachte, also ein ruhigeres Stück für eine ruhigere Vorstellung und ein fetzigeres, wenn wir dynamisch wurden.

Das Gefühl bekam ich zwar so ungefähr, aber auch nur für das 8-Minuten-Bild mit beiden. Nicht für das 15-Minuten-Bild am Sonntag, nicht für die beiden Solo-Auftritte à 5 Minuten. Ist also nicht so, dass ich mich jetzt wahnsinnig viel besser vorbereitet fühlen würde… Mit das wichtigste an dieser Probe war natürlich auch, wie gut mein Helfer am Pferd reagieren würde. In einem Solo kann ich mir alles zurechtimprovisieren, mit zwei Pferden war ich darauf angewiesen, dass auch meine Helfer sekundenschnell reagieren.
Hier kam erschwerend hinzu, dass beide an keinem Tag gemeinsam Zeit hatten und ich mit jedem nur einmal überhaupt proben konnte.
Ich hatte bei Christina gesehen, wie vorsichtig und zögerlich ihr Pferd sie gemacht hat und erlebte jetzt bei Karo etwas ähnliches. Es gab mir kein gutes Gefühl, auf schnellste und idealerweise eigenständige Reaktionen von zwei Helfern angewiesen zu sein, wenn ich selbst noch überhaupt nicht einschätzen konnte, wie meine Pferde sich verhalten würden. Wir drei (Menschen) sind dafür einfach überhaupt nicht aufeinander eingespielt.
Beide haben genug Pferdeerfahrung und sind auch weitgehend mit meinen Ansagen vertraut, aber ich kann im Schaubild im Zweifel keine mehr machen. Da müssen die beiden sich sicher fühlen mit den Pferden (und die Pferde sich mit ihnen!) und mit dem, was als nächstes zu tun ist. Und das geht ja im Zweifel ungeheuer schnell.
Das wäre das gewesen, was wir hätten proben müssen, aber dazu kam es nunmal nicht.
Und kommt es auch vorher nicht mehr.

Und so kann ich nun also, zu dem Zeitpunkt, an dem ich das schreibe, noch – Moment, ich gucke mal eben auf die NORDPFERD-Homepage, da zählt die Zeit runter – 6 Tage, 18 Stunden, 6 Minuten und 13 Sekunden darauf herumdenken, was ich denn nun tatsächlich zeige. Nervosität stellt sich trotzdem keine ein (das ist ja eh nicht so meins), ich bin nur nach heute ein wenig frustriert, weil meine ganzen schönen Vorhaben offenbar nicht klappen wollen.

Nacariño beißt ungeheuer bereitwillig in die Flagge, hält die auch eine Weile fest, weigerte sich aber nach wenigen Runden, als Handpferd neben Dón herzutraben. Schritt ging noch, sobald die Flagge ins Spiel kam, hielt Nacariño an oder ließ sich massiv ziehen.
Ich ließ Karo schließlich nachtreiben, das klappte gut, aber Flagge + Trab ist gerade kaputt. Galopp habe ich daraufhin gar nicht erst probiert. Dón zog sich nämlich derart massiv daran hoch, dass Nacariño hinter ihm zurück blieb, er wurde immer heißer und immer schlechter zu händeln. Er konnte überhaupt nicht aushalten, dass ich Nacariño antreiben wollte und bezog das auf sich. Ich musste mehrfach loslassen und Dón irgendwie wieder zur Räson bringen, was ein paar Mal ziemlich aus dem Ruder lief.

Ich ließ ihn ein paar Runden mit rundem Hals und leicht durchhängendem Zügel galoppieren (ohne Nacariño), dabei entspannte er sich sofort. Kaum wieder neben Nacariño, bekam er wieder Angst, sobald ich auf Nacariño Einfluss nahm.
Ihn schnauzte ich dann irgendwann auch mal gehörig an, daraufhin riss er sich für den Moment zusammen, aber wenn ich wieder auf Nacariño reagieren musste, tickte Dón wieder aus.
So war das nicht machbar. Ich legte die Flagge weg, Karo trieb nochmal nach, wir trabten noch ein paar Mal lässig über die Plane, Dón blieb wachsam, beruhigte sich aber wieder.

Bis ich die Gerte dazu nahm und Nacariño zum Kompliment auffordern wollte. Der zog sich zurück, nahm zwar das Bein hoch, ließ sich aber nicht sinken. Ich schaffte es nicht, ihn so in meiner Nähe zu behalten, dass ich das Kompliment abrufen konnte.
Dón regte sich sofort wieder auf, als er die Gerte neben sich sah, die ja gar nicht ihm galt.

Ein Steigen Nacariños ließ sich sofort abrufen, aber da machte Dón mit. Sollte er gar nicht, aber das Gehampel davor sollte er auch nicht – einfach nur stehen und warten wäre toll gewesen, konnte er aber gerade nicht. Nichtmal mit Karo am Kopf. Keine Chance.
Ich konnte keinen Einfluss auf Nacariño nehmen, ohne dass Dón alles doppelt und dreifach auf sich bezog. Sein Blick wurde irrer, der Hals war inzwischen gänzlich falschrum, stehen ging überhaupt nicht mehr, alles an Dón war auf Abhauen programmiert.
Ich bugsierte Nacariño schließlich zwischen Bande und Dón, damit er sich nicht seitlich wegdrehen konnte, ließ Dón 20 Meter neben ihm rückwärts gehen, weil Nacariño sich immer nach hinten entzog, bekam so einige Kompliment-Ansätze, aber nichts Richtiges.

Oh je. Das konnte ich gedanklich schon mal streichen. Dass Nacariño neben uns steigt, im Prinzip auch, weil Dón unaufgefordert mitmacht, was zwar imposant aussehen mag, aber in diesem Jahr noch nicht dran sein muss, weil Dón damit einfach nicht lässig genug umgeht.
Ich hinderte Dón nicht, ließ ihn weitgehend in Ruhe und versuchte ihm zu zeigen, dass das mit ihm gar nichts zu tun hat, Nacariño blieb auch sehr besonnen und ruhig bei all‘ dem.
Bei der Gelegenheit machte Dón einmal aus einem mächtigen Steigen heraus einen Sprung nach vorne – und landete auf den Hinterbeinen!! Diesen Courbette-Sprung lobte ich zwar (geil, merken…), sagte ihm aber auch, dass sowas zur Zeit überhaupt nicht dran ist. Aber WOW, was für ein Sprung…

Gefühlt regt Dón sich gerade um so mehr auf, je lässiger Nacariño wird. Dón fällt gerade wieder in seine Angst-Atacken zurück, während Nacariño immer mehr mit sich machen lässt und die meisten Sachen erstmal einfach mutig ausprobiert. Das färbt auf Dón leider nicht ab, das scheint ihn noch unsicherer zu machen. Diese ganze Handpferde-Nummer geht gefühlt gerade nach hinten los. Das, womit ich mir am sichersten war, geht gerade den Bach runter. Super, ein paar Tage vorher…

Beide auf’s Podest klappte auch nicht, Nacariño pumpte seine Brust auf einen Kubikmeter auf und Dón hatte keinen Platz mehr. Nacariño wieder runter, Dón rauf, Nacariño wollte dazu, Dón nahm Reißaus. Ich rollte die Augen. Wollte hier denn gar nichts funktionieren?
Ein Zufallsprodukt, muss ich mir jetzt nur merken: mit Dón eine kleine Volte um das Podest herum, Nacariño dreht sich derweil auf dem Podest mit. Sieht sehr witzig aus, wenn’s klappt. Die Betonung liegt auf den letzten beiden Worten…

Ich ließ Nacariño noch auf der Plane springen. Ein Cavaletti. Er sprang zwar aus jeder Lebenslage, ich konnte ihn auch schräg über das Cavaletti schicken, das machte er echt super, aber er übersprang sich maßlos und so mancher Satz brachte mich ganz schön in Schräglage. Vielleicht sollte ich das vorsichtshalber auch lieber weglassen, bevor ich da noch vor 2000 Leuten im Neumünsteraner Dreck liege.

Oh Mann. Viel ist von meinen Anfangs-Ideen ja nicht übrig geblieben. Ich spielte das, was noch übrig war, einmal mit Musik durch und stellte erfreut fest, dass die Musiklängen so weit passen, dass ich dazu immer irgendwas zeigen und erzählen kann. Am besten war das Ende mit Arbeit an der Hand und anschließendem freien Spiel mit Dón, und bei dem Strom, unter dem er stand, piaffierte er sogar echt gut an der Hand – und sogar auf der Plane! Noch nie gemacht, das ergab sich jetzt hier spontan, und das machte er super.
Ich hatte ja zu Hause das Gefühl, er braucht noch zu sehr die Bande und würde seitlich ausweichen in der Piaffe, davon war hier nichts zu spüren. Das machte er echt klasse.
Beim freien Spiel konnten wir die Plane ebenfalls mit einbeziehen, also ich schätze, das sieht am Ende allemal gut aus.

Später wieder zu Hause ging ich noch eine Weile zu ihm in die Box. Ich entschuldigte mich dafür, ihn so angeraunzt zu haben und versprach ihm, die Schaubilder so zu gestalten, dass sie für ihn gut aushaltbar sind. Er war kuschelig und sehr knutschwillig.

Und ich sitze nun hier und grüble vor mich hin, ob ich die beiden 8-Minuten-Bilder, die mit beiden Pferden geplant waren, jeweils mit nur einem mache und nur den Sonntag (15 Minuten) mit beiden… Oder wie… Oder was…

Naja, ich habe ja noch – Moment, ich gucke: 6 Tage, 17 Stunden, 2 Minuten und 16 Sekunden. Und dann macht die Messe ja erst auf. Ich bin ja erst eindreiviertel Stunde danach dran. Worüber mache ich mir eigentlich Gedanken!
Darüber, dass ich voraussichtlich nichts mehr üben kann bis dahin?
Pffffff, meine Erinnerung ist zwar nicht konkret, aber die Jahre haben gezeigt, dass ich in so einer Situation schon häufiger war und, wie der Kölner sagt, es is noch immer jot jejange!! Ich setze mal alles auf die Glaubwürdigkeit der Kölner.

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