23.7. – Eutin-Fissau

Eutin gibt es bekanntlich nur mit extremen Wetterverhältnissen – 40 Grad im Schatten oder Weltuntergang. Letzteres deutete sich für dieses Jahr an, für mittags waren Gewitter vorhergesagt, insgesamt war damit zu rechnen, dass nichts trocken bleiben würde.
Hmmm… Fahren? Nicht fahren?
Ich hatte solche Lust, zu reiten, hatte die Halsring-Kür mit Dón, die Schwere Kür und die Offene Kür mit beiden genannt. Gerade die Offenen Küren reizten mich enorm, ich war aber auch sehr gespannt, wie sich die „normalen“ Küren im Vergleich zum Vorjahr anfühlen würden. Denn ich habe ja nun kein 20×40-Viereck mehr, also hatte ich die Musik vom Vorjahr genommen (die ja auch da schon für beide Pferde gleich war) und die Kür nur ein einziges Mal mit Dón durchgeritten, als ich das Möschenhof-Viereck nutzen durfte, um die Offene Kür zu üben. Mit Nacariño hatte ich die Kür nur ohne Musik auf unserem kleinen Viereck einmal durchgeritten, seine Offene Kür würde sehr improvisiert werden.
Für Dóns Halsring-Kür hatte ich mir Musik nach Gefühl geschnitten, die ich überhaupt nicht mehr mit Pferd ausprobierte. So viel dazu. Sind wir Profis oder Dilettanten??  🙂

Ich putzte also am Samstag Unmengen Leder und meine beiden Jungs, packte das Auto voll und nahm mir vor, das Wetter zu ignorieren. Bei der Vorhersage nicht so einfach.
Am Sonntagmorgen kam, als ich mit Einflechten fast fertig war und eigentlich gleich verladen wollte, ein ungeheurer Guss runter. Der ließ mich nochmal zweifeln und überlegen. Aber nun war alles fertig und sie standen da und sahen so wunderschön aus, wir warteten den Wolkenbruch also ab und dann lud ich auf. Dann ist eben alles nass heute Abend! Trocknet wieder! Ist doch nur Wasser!
Ich verdrängte geschickt, wie ungeheuer sch… es sich anfühlt, wenn alles nass ist, insbesondere glatte Lederzügel. Und Kostüme und Hosen, die man dann nicht von der Haut kriegt. Und so. Man muss sich auch nicht anstellen. So!

Nacariño ging so wunderbar lässig auf den Hänger! Ein kurzes Gucken – oben. Super!
Dón rannte hinterher und es ging los. Der erste große Vorteil der Wettervorhersage: Ich kam super durch. Kein Ostsee-Reiseverkehr, der uns in den Jahren mit super Wetter immer die Fahrt verlängert hat – vor allem den Rückweg. Heute konnte ich glatt hin und zurück fahren und brauchte ziemlich genau eineinhalb Stunden pro Strecke.

Ich war so früh losgefahren, dass ich erst Nacariño würde abreiten können, denn dafür war möglicherweise vor der Kür keine Zeit mehr, die Halsring-Kür und die Schwere Kür kamen direkt hintereinander. Plan war, Nacariño ein wenig zu reiten, dann mit Dón die Halsring-Kür zu reiten, mit Nacariño allerdings in die Siegerehrung zu gehen, damit auch er das Viereck einmal gesehen hatte (in diesem Jahr fanden alle meine Prüfungen auf dem großen Showplatz statt, dafür war ich sehr dankbar), und dann mit Nacariño erster und mit Dón letzter Starter der Kür zu sein. Die hatte in der schweren Variante nur 5 Nennungen, wenn also alle kommen würden, hätte ich nur 3 Pferde zwischen meinen.
Und es war nicht damit zu rechnen, dass alle da sein würden. Von daher war es sinnvoll, Nacariño etwas mehr Zeit zu gönnen.

Und die Idee erwies sich als sehr gut. Einen mächtigen Guss saß ich noch im Auto ab, ich hatte kurz vorher fertig machen wollen und war ganz froh, dass nun doch noch beide Pferde auf dem Hänger waren. Es schüttete ordentlich. Ich beobachtete die vielen Ponys und Pferde, die sich hier in E- und A-Prüfungen durch den Matsch kämpften – die Armen…
Das war diese typische, abschreckende FN-Turnier-Variante – dafür kann Eutin nichts, dieses Turnier ist nun wirklich so wohltuend anders, aber die FN-Reiter waren dieselben wie überall. Sorry, aber ist doch so. Man konnte nur hoffen, die mauligen Gesichter wurden nur wegen des Wetters gezogen.
Schönes Gespräch zweier Mädchen, das ich hörte, als ich meine Musik abgab: „Also ich kann Tritte verlängern. Aber mein Pferd kann das nicht.“ Diese arme Jugend von heute! Die mit Pferden gestraft ist, die die simpelsten Dinge nicht können!

Der Regen ließ nach, ich holte Nacariño vom Hänger, was Dón überhaupt nicht komisch fand. Da musste er jetzt aber mal eine halbe Stunde lang durch.
Es zeigte sich sehr schnell, dass dieses Abreiten ein weiser Entschluss war – Nacariño grub beim Anblick dieser gefühlt 120 Ponys, die da kreuz und quer um ihn herumschossen, erstaunliche Bewegungsmuster aus. Hoppla. In dieses Schlammbad wollte ich allerdings ungerne fallen, also sah ich zu, dass ich die Knie zumachte. Er drohte nicht, abzuhauen, aber Steigen lag ganz dicht unter der Oberfläche. Und eine echte Unverschämtheit war dann jawohl meine Bitte, diesen Weg zum Showplatz einmal hochzugehen. Da drehte er fast ab. An der Seite war ein Sand-/Kieshaufen von beeindruckender Größe, hier erinnerte also nichts an letztes Jahr (ansonsten hätte ich sehr gerne gewusst, ob und welche Erinnerungen hier in Nacariño hochkamen) und Nacariño wollte sich ernsthaft weigern, daran vorbei zu gehen. Das war einen Augenblick lang gar nicht ungefährlich, aber dann ließ er sich überreden. Zurück auf den Abreiteplatz sprang er mit einem sehr witzigen Bocksprung. Er war echt gut drauf, Halleluja.

Ich nahm mir die Zeit, die er brauchte, hatte zwar wie immer keine Uhr dabei, nahm aber an, dass das schon alles noch passte. Und es passte – Nacariño entspannte sich ein wenig, wurde rittiger, fing an, von selbst stehen zu bleiben und zu gucken und dann war er schließlich so weit entspannt, dass ich dachte, wenn ich jetzt aufhöre und nachher wieder hierher komme, wird er deutlich ruhiger sein.
Und genau so war es dann auch. Diese halbe Stunde hatte ihm wirklich gut getan. Das ist der irre Trubel in Eutin, gerade vormittags, wenn auf drei Plätzen gleichzeitig Prüfungen laufen, und die teilweise zu zweit oder in der Abteilung, es ist ein einziges (w)irres Gewusel.

Dón durfte nun auch runter, ich band beide Jungs und das Heunetz hinten am Hänger an und machte sie in Ruhe Kür-fertig. Sie mümmelten Heu und waren zufrieden. Dón zeigte auch keine Angst mehr vor fahrenden Hängern, das hatte ihn im Vorjahr ja noch in Panik versetzt. Meine Stiefel sahen aus… Der Schlamm hatte erstaunliche Höhen erreicht.

Meike traf mit Familie ein und kurz darauf auch Caro, und so hatte ich mit den beiden helfende Hände und Jo und Olaf übernahmen die Kameras.

Wir packten alles, was ich gleich zum Pferdewechsel brauchen würde, in eine IKEA-Tasche und nahmen alles mit, da der (ziemlich schmierige) Weg zum Hänger im Zweifel zu lang ist, wenn es nicht viele Starter sein sollten. Ich ritt Dón mit Trense und Halsring und nahm nach und nach immer mehr den Halsring in die Hand, er reagierte auch relativ gut, war aber ungeheuer am Gucken (der Glotzmeister…) und noch waren viele Ponys unterwegs, auch wenn das langsam nachzulassen schien – deren Prüfungen neigten sich (ein Glück!) dem Ende zu.

Für ein gutes Gefühl hätte ich jetzt etliche Trab-Galopp-Übergänge gebraucht, um einigermaßen sicher zu sein, dass Dón sich im Galopp treiben lässt und ruhig bleibt.
Das Gefühl stellte sich leider nicht so richtig ein, er war immer wieder ungeheuer spritzig und kernig und der glitschige Boden machte mir langsam Angst. Ich kam nicht dazu, die Übergänge zu reiten, die ich brauchte. Und dann haute Dón noch einmal ab, als ihn irgendwas erschreckte, daraufhin cancelte ich gedanklich diese Prüfung, die – gerade für mein graues Sensibelchen – mit Pech mehr kaputt machen konnte als sie uns bringen würde.
Ich überlegte hin und her, ein paar Minuten hatte ich noch, aber das Gefühl reichte einfach nicht aus, um zu sagen, auf dem großen Viereck wird das schon gutgehen.
Und „wird schon gutgehen“ war auch für einen Halsring-Start mit meinem heißen Ofen nicht die Voraussetzung, die ich haben wollte. Ich sagte der zweiten Starterin Bescheid und saß ab, um Dón und mich für die Schwere Kür umzuziehen.

Tatsächlich hatte sich auch hier niemand (!) abschrecken lassen, alle genannten Pferde gingen an den Start. Und sogar noch ein weiteres, Julia und Fey tauchten in der Starterliste auf. Damit hatte ich wirklich Zeit genug zwischen meinen Starts. Und den Richtern würde gar nicht so auffallen, dass ich dieselbe Musik und so ziemlich dieselbe Linienführung hatte 🙂

Nacariño war erster Starter, was mir wieder ein wenig Zeit gab, ein paar Runden um das Viereck herum zu reiten. Inzwischen war es auch kein Problem mehr, den Weg zum Viereck hoch zu reiten, Nacariño fühlte sich, genau wie ich gehofft hatte, durch das Abreiten vorhin jetzt viel besser an. Er war angekommen, alles war ok. 

Jackie kündigte mich mal wieder mit lieben Worten und einer Menge Vorschusslorbeeren an und drückte mir das Mikro in die Hand. Ich sabbelte irgendwas spontanes und ließ Nacariño dann noch eine ruhige Runde außen herum gehen. Und dann waren die Richter auch soweit, die Glocke ertönte und ich ritt ein. Ich freute mich auf diesen Ritt, die Musik hatte ich in den Tagen vorher noch und nöcher gehört, die Übergänge hatte ich drauf, denn wenn es richtig passend aussehen soll, muss die Hilfe ein, zwei Sekunden vor dem Musikwechsel kommen, damit das Pferd den Übergang wirklich in die Musik hinein geht. Das ist in einer Kür das tollste Gefühl, wenn das klappt, und mit Dón hatte das letztes Jahr ja so traumhaft funktioniert. Mit meinem inzwischen so viel durchlässiger gewordenen Nacariño sollte das nun eigentlich auch hinzubekommen sein.
Seine Kür sah so aus:

B – X – von der rechten Hand einreiten über halbe Volte im Schritt
X – Halt, Gruß
X – E – Schritt, halbe Volte links
E – F – halbe Diagonale

A – Trab

A – C – Schlangenlinie durch die Bahn, 4 Bogen

H – X – F – durch die ganze Bahn wechseln
vor X Volte links
nach X Volte rechts
K – E – Schulterherein rechts

E – X – B – doppelte halbe Volte
B – M – Schulterherein links
E – nach Musik Galopp, Mittelzirkel (2x herum) bei der 2. Runde eine Volte (8m)
(die ritt ich Mitte der offenen Seite, also zwischen E und B)

E – ganze Bahn, K nach Musik Trab
A – C – Schlangenlinie auf der Mittellinie, 4 Bogen
C – rechte Hand, nach Musik Galopp
B – E – Mittelzirkel (1 1/2 x herum), zwischen E und B Volte (8m)


E ganze Bahn, nach Musik Trab (ca. H)
M – K – ganze Traversale rechts
F – X – halbe Traversale links
G – nach Musik Halt und Gruß

Nacariño machte das richtig, richtig gut! Kleine Taktunreinheiten, mal aus Übereifer, mal aufgrund des Bodens, bis auf den letzten Übergang vom Galopp zum Trab ließ er alle Übergänge gut durch, so dass die alle in die Musik passten, die Musik an sich fühlte sich zu den Gangarten wieder einfach nur schön und passend an. Stellung und Biegung hakten in der Schlangenlinie auf der Mittellinie etwas, die geht allerdings mit vier Bogen ja auch ganz schön schnell. Dafür sieht sie aber toll aus, wenn sie klappt 🙂
Beide Galopptouren sicher mit enorm kleinen Volten, ich kam immer zum Treiben, die Traversalen hätten schöner sein können, aber Schulterherein war auf beiden Händen toll. Und die Schritt-Tour war auch super. In den Linksgalopp hatte ich spontan noch ein Überstreichen eingebaut, was gut gelang und im Protokoll positive Erwähnung fand.
Ich war total zufrieden, Nacariño ganz offensichtlich auch.
Für die Choreographie gab es eine 9…

Ich wechselte schnell Jacke, Hut und Pferd 🙂
Dón fühlte sich gut an, eifrig und aufmerksam, wenn auch immer zu Nacariño schielend. Ich hoffte, dass er das im Viereck nicht zu auffällig gestalten würde, wenn ich es schon nicht verhindern konnte. Ich hätte es durch ein anderes Zufassen verhindern können, aber das ist bei Dón ja nunmal riskant, ich wollte seine gute Stimmung nicht kaputt machen.

Das gelang, der Kompromiss war richtig, im Viereck war Dón nicht abgelenkt, obwohl ich Nacariño wiehern hörte. Dón hatte spürbar Lust und fühlte sich toll an.
Uns gelangen tatsächlich wieder diese ungeheuer passenden Übergänge genau zur Musik. Das ist einfach Dóns ganz große Stärke – diese oft so ungeheuer durchlässigen Übergänge. Das war wieder einfach nur schön.
Ansonsten wagte ich in dieser Kür deutlich mehr, denn mit Nacariño war ich bewusst deutlich unter den eigentlichen Anforderungen zurück geblieben. Dón deutete an, dass ich ein bisschen was wagen könne, und das tat ich dann auch. Sehr spontan, manche Idee kam mir erst im Viereck selbst.

Ich hatte ja nun beide in der schweren Variante genannt, und die hat laut Ausschreibung ein paar Anforderungen mehr. Tatsächlich sind beide eigentlich noch nicht so weit, hier die schwere Kür mit allen Anforderungen gehen zu können (alle Grundgangarten mit Versammlung und Verstärkung, Außengalopp…), aber ich fand es auch irgendwie nicht mehr so ganz richtig, nochmal in der leichten zu starten. Die hatte Dón ja letztes Jahr gewonnen, Nacariño war Zweiter geworden, so dass ich nun die schwere genannt hatte, wohl wissend, dass ich verlangte Dinge weglassen würde.
Mich hat das immer geärgert, wenn Reiter, die verlangte Dinge nicht zeigen, ganz nach vorne kommen. Darf eigentlich nicht sein. In die leichte gehören wir aber nicht mehr, in die schwere eigentlich noch nicht, egal, lasse ich halt was weg und lande eben nicht vorne.
Kann ich gut mit leben.
Und dann ließ Dón sich in einer Art und Weise reiten, dass nachher bis auf den Außengalopp (den gibt es nächstes Jahr!) tatsächlich gar nichts mehr fehlte 🙂

Ich hatte vorher draußen Spanischen Schritt und einmal kurz Spanischen Trab (eigentlich mehr in der Hoffnung auf Passage) angefragt, und Dón war ungeheuer eifrig. Ich beschloss also sehr spontan, das in die Kür einzubauen. Und er machte beides so großartig! Na klar noch nicht mit der Taktsicherheit und dem Rhythmus, den das irgendwann mal haben wird, aber mit einer Freude und einem Ausdruck, er warf geradezu seine Beine durch die Luft und hatte richtig Spaß daran, das war einfach zu toll!
Alle Verstärkungen waren fühlbar, tolle Übergänge, schöner Rhythmus in den einzelnen Gangarten, wunderbarer Einklang von Musik und Bewegung. Einfach nur schön!

Seine Kür sah so aus:
B – X – von der rechten Hand einreiten über halbe Volte im Schritt
X – Halt, Gruß

X – E – Schritt, halbe Volte links
E – F – halbe Diagonale, dabei erste Hälfte Spanischer Schritt, danach Schrittverstärkung

A – Trab

A – C – Schlangenlinie durch die Bahn, 4 Bogen

H – E – Schulterherein links
E – X – B – doppelte halbe Volte
B – F – Schulterherein rechts
K – X – M – durch die ganze Bahn wechseln
vor X Volte rechts, nach X Volte links, zwischen den Volten Trabverstärkung

E –nach Musik Galopp, Mittelzirkel (2x herum), 
nach der 1. Runde eine Volte (an der offenen Seite zwischen E und B)
B – E – Galoppverstärkung
E – ganze Bahn
K – Trab
A – C – Schlangenlinie auf der Mittellinie, 4 Bogen
C – rechte Hand
M – Galopp

B – E – Mittelzirkel (1 1/2 x herum), zwischen E und B eine Volte (8m)

B – H – Galoppverstärkung (dazwischen E ganze Bahn)
H – Trab 
M – E – durch die ganze Bahn wechseln, Spanischer Trab

F – halbe Traversale links
ca. G – nach Musik Halt und Gruß

Ich sah Denise und Cyrano de Luxe gewinnen, hatte ihren Ritt zwar nicht gesehen, aber dieses schicke Pferd ist mit den Jahren sehr gereift und hat eine große Lektionenvielfalt.
Positiv überrascht hat mich ein kurzer Blick auf Heinke und Let’s go Lightly, eine Schimmelstute, die ich in Bad Segeberg schon in der Prüfung „Das junge Pferd“ gerichtet hatte und deren Schwung und Ausdruck vor allem im Trab sich massiv gebessert hatte.
Ich sah einen Teil der Trabtour, einen sehr schwungvollen Außengalopp und eine Traversale – wenn die Richter so viel Schwung mochten, müsste sie damit weit vorne sein. Auch Cyrano kommt meist mit viel Schwung daher, ein Schwung, den Nacariño noch nicht hat und den aber auch nicht jeder Richter sehen mag.

Diese Richter mochten ihn sehen – tatsächlich gewann Heinke die Kür, Cyrano wurde Zweiter und für mich überraschend kam Nacariño auf den dritten Platz! Wie toll!!
Mit nur 3 Punkten Abstand (minimal in diesem Feld, wie ich später sehen sollte) wurde Dón Vierter. Ich war mal wieder überrascht, weil ich doch mit Dón viel mehr gezeigt hatte und er sich einfach so viel durchlässiger und geschmeidiger anfühlt, aber zum Glück hatte Caro beide Küren gefilmt und ich konnte mir das abends (na, eher nachts…) im Bett mal ansehen. Dieses Gesamtbild geben Fotos natürlich nicht wieder. Und da verstand ich die Platzierung: ich war etwas erschrocken, wie eilig Dón wirkt. Zudem sieht es aus, als hätte ich richtig was in der Hand. Beides fühlt sich völlig anders an. Daran muss ich unbedingt arbeiten. Ich will auf keinen Fall, dass er so eilig wirkt. Seine Grundspannung hat sich massiv verbessert, er wirkt nicht mehr schlaksig, aber die Eile, die seine langen Beine ausstrahlen, ist so nicht fühlbar und das will ich nicht haben. Also: häufiger filmen lassen und daran arbeiten, dass das alles viel gesetzter wird.
Nacariño dagegen strahlte eine Taktsicherheit und Durchlässigkeit aus, die ich so nicht fühle – wie geil sieht der denn erst aus, wenn es sich auch so anfühlt??
Er wirkte jedenfalls im Vergleich viel souveräner, ruhiger, sicherer. Haha, was für eine optische Täuschung…

Die Punkte lagen ganz schön weit auseinander, die gezeigten Leistungen waren also offensichtlich sehr unterschiedlich gewesen. Die Platzierung in der Schweren Kür:

1. Let’s go Lightly (8j. Holsteiner) – Heinke – 143 Punkte 
2. Cyrano de Luxe (13j. Friese/Tinker) – Denise – 134 Punkte 
3. Nacariño – 110 Punkte
4. Querendón – 107 Punkte 
Everyday a Diamond (Hannoveraner) – Anne – 101 Punkte 
Fey (22j. Haflinger/Dt.Reitpony) – Julia – 83 Punkte 

Ich ritt na klar die Siegerehrung mit Handpferd. Irgendwer fragte, ob ich auch von dem einen auf den anderen umsitzen könne. Verstanden hatte ich, ob ich die beiden von rechts nach links vertauschen könne und ich hatte natürlich ja gesagt. Nun verstand ich aber, dass nach umsitzen gefragt worden war, aber ich hatte ja schon ja gesagt 🙂
Die beiden standen ideal nebeneinander – und so krabbelte ich rüber auf Nacariño.
Die beiden standen wie die Bäume. Ich lobte und krabbelte zurück.

Nacariño war mit seiner weißen Schleife nicht einverstanden, schüttelte den Kopf und schmiss die in den Schlamm. Na super, ausgerechnet eine weiße!! Beide Jungs galoppierten lässig nebeneinander, das machte richtig Spaß.

Nun hatten wir schön Zeit bis zur Offenen Kür. Und für die gab es ja einiges zu bedenken, ich sortierte also schon mal, was ich alles brauchen würde. Den ganzen Tag gab es aber nicht einmal das Gefühl von Hetze, zudem waren die letzten Regentropfen während der Kür gefallen, nun riss der Himmel auf und es wurde richtig schön. Eutin mal mit beiden Wetter-Varianten war, glaube ich, neu 🙂

Die Pferde mümmelten Heu, ich rüstete in Ruhe um, Meike hatte super tolle Gemüsesticks mit Dip mitgebracht, das war genau das Richtige für zwischendurch! Tolle Idee, saulecker.

Dann kamen auch Gerda und Fatma, und damit war die Truppe für Dóns offene Kür komplett. Fatma kannten wir noch nicht, Gerda hatte kurzfristig gefragt, ob sie mittanzen könne und ich freute mich. Drei Erwachsene, drei Kinder – perfekt! Fatma war ungeheuer sympathisch, zeigte keinerlei Angst vor den Pferden und sah in schwarz/rot so schick aus. Auch aus den anderen wurden nun so nach und nach Señoritas.
Sönke (6), Fatma, Gerda, Meike und Rieke (2):

Ich freute mich riesig auf diese Kür – die immerhin hatten wir ja sogar zwei Mal geübt!
Dón war erster und Nacariño letzter Starter, und in dieser Prüfung gingen von sieben genannten sechs Pferde an den Start. Davon zwei gemeinsam. Damit aber zum Glück auch hier für mich wieder genug Zeit zwischen meinen Starts.

IKEA-Tasche war gepackt, unsere große bunte Gruppe zog los Richtung Showplatz.
Ich stimmte Dón kurz auf die Garrocha ein – kein Problem. Nur zwei, drei Mal anspringen lassen und gut. Er war nicht sonderlich kernig, fühlte sich aber gut an und würde im Viereck, darauf verließ ich mich jetzt einfach mal, spritzig genug sein.
Charleen nahm auf seiner Kruppe Platz, und zum ersten Mal bewegte er sich überhaupt kein bisschen anders – sonst macht er immer ein paar suchende, vorsichtige Schritte, wenn sie oben ist, als würde er sein Gleichgewicht neu abstimmen. Das ließ er dieses Mal weg, er ist jetzt Profi mit Señorita, sagt er. Feiner, feiner Junge!!

Zeitlich passte alles einfach perfekt. Für Eutin nicht gewöhnlich, dass alle Zeiten stimmen. Heute stimmten sie. Und die Sonne schien…
Der Boden war natürlich immer noch super nass, aber spanisches Flair kam dennoch problemlos durch, als wir einmarschierten.


Die Grußaufstellung klappte wie geplant, der Musikübergang passte genau, ich fing an zu grinsen, Gerda, Fatma, Meike und ihre Kinder Sönke und Rieke fingen an zu tanzen.
So nicht geprobt, aber es bot sich an und klappte: ich ritt mehrfach zwischen den Tänzern durch. Im Schritt, im Trab, und im Galopp schließlich umrundete ich sie von beiden Händen.


Dón, der sich ja schnell erschreckt, wenn neben ihm etwas hochkommt, ließ sich von Fatmas Fächer überhaupt nicht beeindrucken, den sie sehr nah an seinem Gesicht mit einer allerdings sehr gefühlvollen, weichen Bewegung mehrfach anhob und bewegte. Sie machte das toll, und da sie etwas abseits von den anderen tanzte, konnte ich sie ein paar Mal in einer Volte umkreisen. Charleen saß hinter mir und lachte, wir hatten echt Spaß. Dón machte fantastisch mit.




Schließlich ließ ich Charleen herunter, sie gab mir die Garrocha und der zweite Teil begann. Dón war der Hammer!
Mir fehlen die fliegenden Wechsel (kommen noch…), aber ansonsten war er einfach nur super. Im Schritt unter der Garrocha durch wenden wie ich wollte, im Galopp drehte er etliche Runden auf kleinem Kreis, ich konnte die Garrocha über drei Runden loslassen, es war einfach nur toll. Immer wieder umrundete ich meine Tänzer, um dann wieder vor den Richtern auf kleinem Kreis mit der Garrocha zu tanzen.








Die Musik passte toll dazu, ich hörte kaum hin, war ganz versunken, hörte dann aber zum Glück doch, dass das Ende nahte, galoppierte zu meiner tollen Tänzertruppe, wir hielten, grüßten und winkten auf den Punkt passend zum Ausklang der Musik.

Das hätte überhaupt nicht besser laufen können. Ich war hin und weg. Das war einfach nur großartig!! Strahlende Gesichter, es hatte wiederholt Szenenapplaus gegeben, einfach toll.

Ich küsste Dón und zog mich um für Nacariño. Da wurde ich nun doch ein wenig aufgeregt. Ich wollte freihändig. So richtig. Mit am Bauch festmachen und so. Ich hatte das zu Hause noch zwei Mal gemacht und beim letzten Mal einen ersten Hauch von Lenkung bekommen. Zügel und meine Gürtellänge waren auf ihn angepasst.
In den Zügeln sind Löcher. Deshalb sind diese Zügel auch nur dafür. Je nachdem, welche Länge für das Pferd passt, werden die mit so einem Haken zusammengeschraubt, das ist dann fest und nicht mal eben lösbar. In diesen Haken hänge ich dann einen kleinen Karabiner ein, der an meinem Gürtel befestigt ist. Über den Gürtel kann ich bei Bedarf nochmal die Länge variieren, an den Zügeln geht das dann nur noch bedingt, nämlich über die Schnalle am Gebiss, auch hier sind jeweils drei Löcher. Ich bin dann also mit dem Pferd fest verbunden und kann das im Zweifel nicht unbedingt mit einem Handgriff aufmachen. Das ist die riesige Gefahr vor allem bei Pferden, die so imposant steigen können wie Nacariño. Er ist aber nach Negócio, Fàscino und Joya nun mein viertes freihändig-Pferd und ich bin da so, so heiß drauf. Ich will das unbedingt. Es musste nicht heute und hier sein, Nacariños Stimmung muss dazu passen – siehe Jübek, es gibt Tage, da darf ich ihn mir natürlich nicht an den Bauch binden. Hier fühlte sich die Stimmung passend an, zu Hause hatte sich das gut angefühlt, ich wollte so gerne…

Ich schwang mich also auf meinen total gechillten Weißen – Nacariño stand wirklich unfassbar gelassen am Rand und war wunderbar zu händeln. Eine Runde Schritt, dann hängte ich probehalber direkt den Gürtel ein. Ich konnte wenden (großräumig, aber immerhin), aber irgendwie hing der rechte Zügel immer durch. Das war zu Hause nicht und kann einfach immer passieren – die Pferde sind tatsächlich nicht immer gleich „lang“ auf beiden Seiten. Zu Hause hatte das so gepasst. Hier passte es nicht mehr. Den Zügel konnte ich nicht mehr verstellen, nur noch am Gebiss. Das probierte ich, rechts kürzer ging da allerdings nicht, nur links länger. Das machte ihn insgesamt ziemlich lang. Ich musste tatsächlich links alle Löcher ausnutzen, damit es sich annähernd gleich anfühlte. Blöd, so musste ich den Gürtel sehr kurz machen, und dann ist da irgendwann kein Spielraum mehr. Ich hatte die Musik für freihändig auf gute 2 Minuten geschnitten, die verdammt lang werden können, wenn es nicht klappt. Und es sieht einfach blöd aus, wenn ich doch mit einer Hand immer wieder an den Zügel oder den Hals ran muss. Das dazu, was sich so alles planen und vorbereiten lässt und was nicht 🙂

Und dann kam das Go-Kart. Ein paar Kinder rollerten mit diesem Teil heran. Nacariños Stimmung schlug im Bruchteil einer Sekunde um, ich sah bloß zu, dass ich den Gürtel abbekam, das klappte, und vor meinem geistigen Auge begrub ich in diesem Moment den freihändig-Part. Ich wollte 2 Minuten mit Flagge anfangen, dann 2 Minuten freihändig, dann noch eine gute halbe Minute am Boden eine kleine schnelle Zirzensik.
So der Plan.

Das war der Plan ohne Go-Kart 5 Minuten vor dem Start. Nacariño rollte mit den Augen und sah zu, dass er möglichst viel Raum zwischen sich und dieses Gefährt legte. Ich ließ ihn machen, rahmte ihn behutsam ein und blieb wie immer einfach stoisch ruhig, er blieb in der einen Ecke stehen, starrte das Ding an, das da den Weg hochrollte, ich wollte den Kindern noch zurufen, dass sie sich bloß nicht wieder zurücktrauen sollten mit dem Ding, andererseits sind das eben diese Sachen, die sie aushalten lernen müssen. War nur grad ein blöder Moment zum Aushalten lernen. Irgendwas ist ja immer.

Die Kinder blieben ein ganzes Stück vom Abreiteplatz entfernt stehen – und da blieben sie dann auch. Nacariño fuhr sich verblüffend schnell wieder runter, ich staunte. Vielleicht doch…? Mit der Flagge machte ich ihn gar nicht erst vertraut – das letzte Mal zu Hause hatte er sofort reingebissen, das würde problemlos gehen. Nutzte ich die letzten paar Minuten lieber für freihändig. Ich hängte den Gürtel nochmal ein, galoppierte auf beiden Händen nochmal, alles gut. Für Außenstehende jetzt vielleicht nicht nachvollziehbar, warum mir gerade das so wichtig war, ich hätte ja auch Flagge und Garrocha kombinieren können, ich kann es selbst nicht ganz erklären, aber freihändig ist so selten und so einzigartig, und irgend etwas in diesem – ausgerechnet in diesem! – Pferd bietet das an, während vieles andere in ausgerechnet diesem! Pferd das verrückt erscheinen lässt.
Ich will es. Ich will es mit ihm. Ich weiß, dass es da ist. Wenn nicht jetzt, dann später, aber es ist doch schon da…

Ich ließ mir die Flagge geben und ritt eine ruhige Runde um das Viereck. Ich konnte die Flagge sofort wehen lassen, kein Problem. Peinlicherweise hatte ich nur nach rot geguckt zu Hause und doch tatsächlich die Portugal-Flagge erwischt… Kann das denn wahr sein…
Und so nahm ich das (immer positiv sehen!) als gutes Omen und als Gedenken an Negócio. Und vielleicht war er es ja, der das, was nun kam, möglich machte.

Ich habe nach dieser Kür zwei Minuten lang geheult. Die Tränen liefen haltlos, ich war so pur glücklich, ich konnte es nicht fassen. Der Plan ging komplett auf. Und besser als gedacht. Nacariño ließ sich von der Flagge überhaupt nicht beeindrucken, ging Runde um Runde in allen Gangarten und Seitengängen mit Flagge über dem Kopf, war rittig und cool.

Dann kam der Musikwechsel, ich gab die Flagge ab, Caro gab mir die Banderillas, ich kriegte bloß den verdammten Gürtel nicht fest. Das ist in Bewegung mit nur einer Hand echt nicht leicht. Ich fluchte leise vor mich hin, bekam den Gürtel schließlich fest, wendete, nahm die Banderillas hoch, kurz darauf kam der Musikübergang, in den hinein ich angaloppieren wollte – und es passte. 

Nacariño galoppierte, blieb bei mir, ließ sich wenden, auf Stimme parieren, galoppierte auf der anderen Hand wieder an (fliegende Wechsel… Ich brauche diese verdammten fliegenden Wechsel…), ging sowas ähnliches wie Trabtraversalen (das war nun echt der Hammer, zu Hause hatte das einmal so im Ansatz geklappt, aber noch mit kurzem Eingreifen einer Hand), fing nachher auch noch an zu schnauben. Ich war viel zu konzentriert, um zu lachen, aber ich spürte, wie das Lachen sich Platz machte.

Diese Musik endet so, dass man super aus dem Galopp anhalten könnte. Und ich hörte, dass das Ende kommt, galoppierte auf der Mittellinie auf die Richter zu und Nacariño hielt auf Pfiff genau auf die Musik an. Unfassbar.
Mit dieser Musik hatte ich ja auch nie geübt, die hatte ich auch so nach Gefühl geschnitten. Und nun wirkte das alles, als sollte das so.
Sollte es ja auch 🙂

Die Leute klatschten, ich sprang ab, zum Glück ließen sie die Musik laufen, denn nun kam ja noch der Teil am Boden. Nacariño war sichtlich überrascht, dass er auf einen Impuls dieser beiden bunten Stangen, die er bewusst glaube ich noch nie gesehen hatte, steigen sollte. Er tat das zögernd und überrascht und fragend, zu süß. Da ihm das nicht ganz geheuer war, drehte er sich langsam weg, aber nicht so, dass er abhauen konnte, sondern sichtlich eher in dem Wunsch bei mir zu bleiben, aber ich möge ihm doch bitte erklären, was das jetzt soll? Ich lachte, streichelte ihn, nahm ihn an die Hand, ließ ihn neben mir angaloppieren, er machte wirklich völlig verblüfft einfach mit, ich ließ ihn sofort wieder los, er galoppierte frei neben mir, und dann ließ ich ihn nochmal steigen. Er machte es, wieder etwas fragend, und dann hörte ich, dass gleich die Musik zu Ende sein würde und dieses Ende wäre perfekt für einen Schlussgruß im Kompliment…
Nacariño ließ sich auf eine Hilfe mit den Banderillas sofort ins Kompliment sinken und beim letzten Ton waren wir beide mit gesenkten Köpfen unten.
Hammer.

 

Ich kam wieder hoch, Nacariño hatte noch 3 Fragezeichen im Gesicht von diesem für ihn sehr überraschenden Ende der Kür, aber noch nie hatte er sich in dieser Geschwindigkeit derart auf mich eingelassen. Endlich hatte er mal überhaupt nicht nachgefragt, sondern einfach nur reagiert und alles zugelassen. Ich guckte ihn an, er guckte mich an – und dann fing ich an zu heulen. Gefühlt hat Nacariño sich mit dem, was hier gerade passiert war, für unsere nun inzwischen fast 22 gemeinsamen Monate bedankt. Ich war völlig überwältigt.

Ich wischte Tränen und lachte und strahlte, Nacariño fing sich wieder und fand sich toll, auch wenn er sich innerlich noch fragte, was das denn bloß gerade gewesen sei…?
Ich saß auf Dón auf und nahm Nacariño als Handpferd, küsste abwechselnd diese wunderbaren Pferde und wir ritten ein zur Siegerehrung. Nach diesem Gefühlsausbruch sah ich Nacariño vorne. Aber es wusste ja kaum jemand, dass er überhaupt erst zum dritten Mal an meinem Bauch fest war und was das mit diesem Pferd überhaupt heißt.
Die Richter wussten es allemal nicht. Und so meinte Thieß Witt dann auch, als er Nacariño die Schleife für den dritten Platz anhängte (wieder eine weiße… Und wieder schüttelte Nacariño die in den Schlamm…) „Naja, mit dem kannst Du sowas doch machen. Der bietet sich doch dafür an.“ Zwischen Gefühl und Ausstrahlung liegen also, wie man sieht, manchmal mehrere Welten. Ich habe nur noch gelacht. Im Protokoll stand sowas Schönes wie: „Ruhiger gesetzter Galopp, hoher Schwierigkeitsgrad, gut gemeistert“.

Richtig richtig gefreut haben wir uns allerdings über die Bewertung von unserer – ja, wie sollen wir sie nennen – spanischen Feria-/Garrocha-Kür. Wir haben gewonnen!
Meine tolle Tänzertruppe und mein wunderbarer Grauer („Musik und Outfit alles sehr passend, Pferd strahlt Ruhe aus, Trab sehr schön geregelt, geschmeidiger Übergang vom Galopp zum Schritt, sehr schöne korrekt gerittene Vorführung“) haben die Offene Kür gewonnen!
Wie geil war das denn!!

Die Ergebnisse:
1.  Querendón – 8,8 (Feria, Garrocha)

2. Hannibal (Welsh-B) – Alina – 8,2 (Zirzensik)

3. Nacariño – 8,0 (Flagge, Banderillas, Zirzensik)

4. Cyrano de Luxe (13j. Friese/Tinker) – Denise
und Alpha (15j. Haflinger – Alina – 7,0 (Fechten)

5. Edelweiß (5j. Holsteiner) – Luisa –  6,5 (am Boden)

Dón gewann eine tolle Abschwitzdecke, mein Tänzer-Trupp bekam Medaillen umgehängt.
Nee, wat schön. Was für Emotionen. Diese Emotionen sind es, für die ich losfahre und diesen ganzen Aufwand betreibe. Morgens bei dem schlimmen Wolkenbruch hatte ich ja echt noch überlegt und dann dachte ich „Ach komm, nun sind sie eingeflochten“.
Auf der Fahrt dachte ich noch, diese lange Strecke…
Und dann das. Diese vielen, vielen Glücksmomente – neben den Momenten von Spannung, Sorge, Aufregung, Zuversicht, Skepsis und was da eben alles so passiert, und was man so einfach nicht erlebt, wenn man sich dem nicht aussetzt.
Zu Hause kriegt man maximal Bruchstücke davon. Wenn überhaupt.

Und wieder hat die Beziehung zu meinen Pferden einen unglaublichen Kick bekommen. Ich war (und bin) so so glücklich mit diesen beiden fantastischen Pferden!!

Wir aßen noch Kuchen, Gerda hatte einen spanischen Orangen-/Mandelkuchen gebacken. Meine Güte, war der lecker!! 
Wir genossen noch die Sonne und Dón zeigte ziemlich deutlich, dass sich ja so gerne mal hinlegen würde. Er hängte leider noch sein gutes Lederhalfter an den einen Griff der Hängerklappe und riss es kaputt, aber das ließ sich mit einer Lochzange gleich wieder beheben. Derweil lief Dón schnuppernd über den inzwischen deutlich leereren Parkplatz. Fraglich, wann die ersten „Da läuft ein Pferd frei!“ schreien würden, also rief ich vorsorglich „Das soll so! Der darf das!“ und ließ ihn laufen. Er untersuchte gründlichst den Boden, der vermutlich eine Art Teilnehmerliste für ihn darstellte. Er bekam die Nase gar nicht mehr hoch.

Alina führte gerade Hanibal zur wassergefüllten Badewanne und Dón gesellte sich mit Herzchenaugen dazu und baggerte Hanibal an.
Das war zu süß mit den beiden, Dón wirkte wirklich ein bisschen verliebt.

Ich ließ ihn laufen. Wer auf Pfiff kommt, darf frei laufen, und er reagierte auf meinen Pfiff. Nacariño wirkte ein bisschen neidisch, musste aber leider angebunden bleiben. Beide frei? Neehee!! Er ertrug sein Schicksal tapfer. Gab ja auch Kekse in ungewohnten Mengen. Da ließ sich das aushalten.

Schließlich war alles gepackt, ich sammelte meine Pferde ein und legte die Transportgamaschen an. Fraglich war ja noch, wie wir von dieser glitschigen Schlammwiese wieder runterkommen sollten. Ich wollte das natürlich ohne Hilfe schaffen, etliche andere waren hoffnungslos stecken geblieben und wurden vom Trecker rausgezogen. Ich hatte ja nun schon etwas Platz und tatsächlich zog mein feines Auto den leeren Hänger tapfer da raus. 
Bewusst leer, denn ich kann ja aufladen, wo ich will, also fuhr ich ganz raus bis auf die Straße. Meike und Caro kamen mit Dón und Nacariño hinterher, und Nacariño ging so flüssig und lässig auf den Hänger wie überhaupt noch nie. Total großartig!

Die Rückfahrt ging super glatt, fühlte sich aber natürlich schon lang an. Aber schließlich waren wir zu Hause, die Jungs bekamen ein hochverdientes, reichhaltiges Abendessen, ich räumte die Sachen weg, machte den Hänger sauber und küsste meine wunderbaren Pferde zum Abschied und wünschte ihnen eine gute Nacht. Zuvor jedoch machte ich noch schnell Bilder dieser Einhorn-Mähnen – das ist das Ergebnis, wenn die Zöpfe wieder offen sind…:


Spätabends packte ich noch den Berg Schmutzwäsche in die Waschmaschine, die Sachen sahen aber auch aus… Also zumindest die vom Mittag, da war ja alles feucht und schlammgesprenkelt. Die Fotos guckte ich natürlich auch noch durch, ließ diese vielen tollen Momente noch einmal Revue passieren und fiel dann reichlich erschlagen ins Bett.

Klare Sache – nächstes Jahr wieder. Egal, bei welchem Wetter!  🙂

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