Freitag, 4.11.
Das Wetter war phasenweise reichlich doof, und einer Mischung aus doofem Wetter und keine Zeit war es zu verdanken, dass ich plötzlich wieder tagelang nichts mit den Pferden gemacht hatte. Das Wochenende gedachte ich in Bückeburg zu verbringen, und so wollte ich heute unbedingt noch einmal reiten. Viel Zeit war allerdings auch jetzt nicht und das Licht ging zu Neige und so sattelte ich Dón und nahm Nacariño am Kappzaum als Handpferd mit. Die letzten Male mit Handpferd waren ja immer zugunsten Nacariño ausgegangen – er war mir jedes Mal abgehauen. Wäre ja schön, wenn er das dieses Mal nicht täte…
Die Jungs waren reichlich kernig und bewegungsfreudig. Ich trabte ein ganzes Stück auf Asphalt und genoss den Klang, ein bisschen nervig war nur, dass diesen ansonsten weitgehend unbefahrenen Weg heute etliche Autofahrer nutzten. Es war also ein ständiges Durchparieren, Danke winken (die hielten doch tatsächlich alle am Rand an!) und wieder antraben. Die Jungs nahmen die Autos gelassen und wurden immer entspannter.
Als ich nach einem kleinen Umweg den Weg zum Möschenhof einschlug, galoppierte Nacariño einmal kurz an, blieb ganz gehorsam an meiner Seite und parierte nach ein paar Sprüngen wieder durch. Dón war brav im Trab geblieben.
Ok, das fühlte sich gut und richtig an. Ich bat also Dón, anzugaloppieren, tat er allerdings nicht. Dafür galoppierte Nacariño noch einmal, jetzt schon ein wenig griffiger, aber auch dieses Mal parierte er brav wieder durch.
Schließlich galoppierte ich Dón ernsthaft an, sie galoppierten etliche Meter gut nebeneinander, dann wurde der Zug am Kappzaum langsam aber stetig mehr, und ich hätte Nacariño vermutlich noch parieren können, wenn Dón sich hätte halten lassen.
Der schaltete auf einmal um, sie zogen sich aneinander hoch, wurden schneller und stärker und dann zog Nacariño, dem auf einmal wieder einfiel, dass das ja geht als Handpferd, schlicht davon. Betonhals, zulegen, weg. Ich hätte mit Dón Gas geben können, um daneben zu bleiben, aber dann hätte ich am Ende des Weges keinen mehr gehalten.
Ich ließ also, innerlich leise fluchend, los. Das kann doch echt nicht wahr sein, dass er jedes Mal davonkommt!!
Dón war jetzt so richtig auf 180, als Nacariño entschwand. Er ließ sich nicht durchparieren. Na, nun reichte es aber. Ich fasste richtig zu, Dón bekam eine ernsthafte Maßregelung, riss sich zusammen, und dann versuchte ich, in Nacariños Nähe zu kommen. Der kicherte vor sich hin und gab mir keine Chance. Er trabte hierhin und dorthin, pflügte eine verbotene Furche in ein Feld und genoss die große Freiheit.
Dón regte sich halbwegs ab (aber auch nur halbwegs), und so näherten wir uns dem Möschenhof. Da waren etliche Pferde auf der Weide, und die legten jetzt los. Sie kamen an den Zaun gedonnert, Nacariño nichts wie hin, um jeden einzeln zu begrüßen. Da wollte ich Dón nicht dazu stellen, um den Strick greifen zu können, zumal ich jeden Moment damit rechnete, dass irgendeiner einen Stromschlag abbekam. Das passierte verblüffenderweise nicht, ich muss da wohl mal Bescheid sagen, dass der Strom da irgendwie nicht so richtig funktioniert.
Irgendwann funktionierte er doch auf einmal, alles sprang auseinander, Nacariño stampfte etliche Male wütend auf. Viel Strom war’s anscheinend nicht, keine Minute später steckten die schon wieder die Nasen zusammen. Ich kam einfach nicht an Nacariño heran.
Nach einem zweiten Schlag stoben die Pferde wieder auseinander und Nacariño trabte los, am Zaun lang, Richtung Hof. Das war Dón nicht geheuer, er fing tatsächlich an, zu piaffieren. Ich ließ ihn nicht sofort hinterher, sondern hielt ihn unauffällig ein paar Sekunden am Platz, und dann die Tritte zu loben. Immer alles zunutze machen…
🙂
Nacariño bog am Zaunende ab und trabte in den Zwischengang zwischen den Weiden. Das war nicht ganz unpraktisch, hier konnte ich mit Dón reinreiten und Nacariño am Ende einsammeln. Dachte ich.
Nacariño machte am Ende kehrt und ließ keinen Zweifel offen, dass er noch nicht bereit war, sich einfangen zu lassen. Er trabte geradezu gewaltbereit zwischen dem Zaun und Dón durch Richtung Hof. Dieses Pferd ist einfach zu selbstbewusst…
Ich ließ Dón hinterher gehen und machte einen Knoten in den Zügel, um es gleich einhändig nicht so schwer zu haben – wenn ich denn Nacariño je wiederbekommen sollte. Absitzen? Nö. Noch nicht. Das muss doch von oben lösbar sein…
War es dann plötzlich auch. Auf dem Hof verlor sich Nacariños Selbstsicherheit, er drehte sich ein wenig unsicher hin und her, ich griff sichtbar in die Tasche, gab Dón einen Keks und hielt Nacariño einen weiteren hin. Als wäre er niemals abgehauen, kam er freudig auf mich zu, ließ sich kraulen und anfassen und nach einigen Streicheleinheiten gab es dann auch das Leckerlie.
Ich überlegte sehr, wie weit ich auf dem Rückweg gehen konnte. Natürlich reizte es mich wie verrückt, noch einmal zu galoppieren, andererseits wollte ich ihn aber auch unbedingt bei mir behalten. Nacariño gab „Germanys next Top-Handpferdelamm“ und war absolut gehorsam und leicht am Strick. Ich parierte etliche Male beide Pferde auf Stimme durch, schließlich mit Übergängen Trab – Halt – Trab, alles war gut. Die Vernunft siegte, ich galoppierte nicht noch einmal, sondern ließ die beiden mit diesem guten Gefühl sehr entspannt und zufrieden nach Hause kommen.
Aber keine Frage – an das Thema muss ich ran. Kappzaum ist hierfür nicht das Mittel der Wahl. Mit dem weiß er genau so gut wie mit Halfter, dass er weg kann.
Also nächstes Mal Trense und viele kurze Galoppreprisen.
Das kriegen wir wieder hin!
Schön war’s trotzdem, allerdings auch reichlich länger als geplant 🙂
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Montag, 7.11.
Das war ein super schöner Nachmittag im Stall. Es war fies kalt, aber die Sonne kam zwischendurch mal durch. Die Pferde freuten sich fürchterlich, mich zu sehen und taten, als sei ich drei Wochen lang weg gewesen. Das war echt süß…
Mit einigen schönen Eindrücken aus Bückeburg nahm ichNacariño an die Hand und fragte sehr behutsam nach Piaff-Tritten. Nacariño war reichlich griffig und kernig und ich fragte in zwei Runden außen herum immer wieder mal ganz dezent an, ließ ihn aber sofort halten und lobte, wenn auch nur der Hauch einer Idee erkennbar war. Nacariño drohte kein Steigen an, warf aber regelrecht seinen Kopf zu mir herum und war echt Sturm und Drang.
In der zweiten Runde nahm er meine Ruhe ein wenig an und zeigte mehrfach einen einzigen Piafftritt, der eine gute Mischung aus Dynamik und Lässigkeit erkennen ließ.
Damit ließ ich es an der Hand gut sein und saß auf. Hier stand nun ganz klar für den mal wieder überhaupt nicht zu sitzenden Trab die Passage-Idee im Vordergrund. Ich blieb völlig ruhig im Thema, Nacariño baute anfangs wieder uns wieder kleine Sprünge und Taktverschiebungen ein, ich ließ mich von der Idee nicht abbringen und hielt ihn schließlich an und erklärte in Worten, was ich möchte. Die Beine, die er gerade hebt, in der Luft behalten. Auf meinen Schnalzer hören, ich gebe ihm den Rhythmus vor. Im Trabgedanken bleiben und an Zulegen denken. Immer wieder an Zulegen denken und dann die Beine in der Luft behalten.
Nacariño hörte aufmerksam zu und war voller Tatendrang.
Tatsächlich bekam ich schließlich die bislang besten Tritte, die wir je hatten. Noch ohne Ausdruck, noch keine echte Passage, aber zum ersten Mal ein paar Tritte in Folge mit einer deutlich spürbaren Mischung aus Spannung und Elastizität. Ich hielt etliche Male direkt in dem Moment an, wenn drei Tritte hintereinander sich dem annäherten, was ich meine, und so wurden es schließlich nachher zwei Mal etliche Meter am Stück. Die Idee des „Denk an Zulegen“ war der Schlüssel, wenn er zu klemmen drohte. Er reagierte sofort nach vorne – gut also, dass ich ihn wieder und wieder habe zulegen lassen, das brachte uns jetzt an diese gelungene Mischung heran, aus der irgendwann die Passage wird.
Ich lobte begeistert. Eigentlich hatte ich heute nicht galoppieren wollen, schließlich galoppierte ich aber doch, schon alleine, weil Nacariño unbedingt noch etwas machen wollte. Er war so bewegungsfreudig und ich bekam auf beiden Händen ein toll versammeltes Anspringen. Er hielt das mal besser, mal weniger, aber die Idee des versammelten Anspringens ist ganz klar da. Er geiert da schon richtig drauf und will unbedingt das Lob dafür haben. Seine Motivation und Begeisterung war einfach nur großartig.
Ich bin manchmal nicht sicher, in wie weit es gut ist, ihn mit so vielen Taktverschiebungen gehen zu lassen, die entstehen, wenn ich an Versammlung und passageartige Tritte heran möchte. Da ist der Schritt dann manchmal kein Schritt mehr, den lasse ich dann allerdings auch weitgehend weg. Der Trab hat, bis ich ein paar der gewünschten Ansätze erreiche, eine Menge Unreinheiten und ist mit vielen Sprung-Ansätzen durchmischt.
Aber dennoch, so richtige Sorgen macht mir das nicht. Im Schritt am Anfang ist er unglaublich weich im Hals, der Schritt ist super, ich kann darauf verzichten, wenn die Stimmung gerade eine andere ist, weil Nacariño in Trab und Galopp denkt. Ich kriege diesen Schritt ja später wieder, wenn ich die Grundspannung genauer steuern kann.
Ach, das passt schon alles, es muss „nur noch“ steuerbar werden 🙂
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Freitag, 11.11.
Eigentlich hatte ich meinen Lieblingssattel für Dón vom Sattler anpassen lassen, aber nach einigen Minuten Reiten war spürbar, dass es das vom Sitzgefühl doch nicht so richtig ist.
Also legte ich den auf Nacariño, für den ich ja ohnehin sehr gerne einen Sattel hätte, der mich ein wenig „hinsetzt“, allerdings wollte ich ihm eigentlich den KenTaur anpassen lassen, der nur im Moment noch verliehen ist. Etwas durcheinander also alles, und so probierte ich, ob der für Dón angepasste und nun aber irgendwie doch nicht recht passende vielleicht auf Nacariño gut liegt. Und das tut er!
Darüber freute ich mich so richtig, denn ich liebe diesen Sattel. Das ist ein „George & Henry“, eine Marke, die ich auch nur dieses eine einzige Mal gesehen habe bisher und der einfach toll ist. Toll, dass das nun Nacariños bleiben kann.
Nacariño war unternehmungslustig, wieder wurden die versammelten Tritte besser als beim letzten Mal. Viele, viele Taktverschiebungen und Hüpfer, aber auch immer wieder mal spür- und erkennbar einige Tritte im Rhythmus. Diese werden sehr gelobt und werden sich nach und nach immer mehr festigen, das Gehampel dazwischen wird mit der Zeit weniger werden. Nacariño bleibt ungeheuer leicht in der Hand dabei und kann sich schon enorm gut selbst tragen. Insgesamt könnte die Winkelung der Beine natürlich noch viel ausdrucksvoller werden, aber erstmal will ich „einfach nur“, dass er den Rhythmus verschiebt, also die Beine einen Moment länger vom Boden entfernt als im normalen Trab, die Winkelung kommt mit dieser Anforderung nach und nach von selbst.
Und dann will ich natürlich dabei Takt, Takt, Takt. Das kann er noch nicht lange halten, er braucht immer noch diese Hampeltritte dazwischen, aber es kommen eben auch immer schon mal zwei, drei, vier gleichmäßige Tritte dabei heraus, die ich dann sofort lobend kommentiere – das kann ein „Ja! Ja! Ja!“ im Takt sein oder ein danach sofort anhalten und loben und irgend etwas in der Art – immer wieder mal anders.
Nacariño machte toll mit, es ergaben sich auch einfach so ein paar ungeheuer versammelte Galoppsprünge, die ich natürlich zuließ. Er kann echt schon enorm mit Kraft umgehen. Das ist toll, reizt zu mehr, so dass man sich schon ab und zu zusammenreißen muss.
Aber ich war glaube ich noch nie die, die stundenlang reitet und nochmal und nochmal – das ist nicht meins. Im „aufhören, wenn’s am Schönsten ist“ bin ich ziemlich gut, auch wenn es vielleicht noch schöner gegangen wäre, aber ich muss das nicht immer ausreizen. Für Nacariño offenbar genau richtig, er ist inzwischen so ungeheuer motiviert und ehrgeizig geworden, das ist einfach nur toll.
Er wird auch im Umgang immer süßer, heute hatte er so richtige Kuschelmomente, so ist er selten. Minutenlang hatten wir unsere Gesichter zusammen, er genoss Ohren kraulen und kam mir immer wieder mit dem Maul ganz nah, war dabei aber behutsam wie selten.
Wir sind auf Augenhöhe. Wir sind uns ebenbürtig. Wir lassen uns aufeinander ein, vertrauen uns, haben beide einen hohen Anspruch, eine hohe Grundspannung, eine enorme Energie und Kraft und Bewegungsfreude, wir geben und wir nehmen vom anderen an. Er hat es immer weniger nötig, irgendwelche Machtspielchen zu spielen und seine Überlegenheit zu demonstrieren. Das passiert immer mal wieder, indem er abhaut oder einfach Chancen nutzt, aber wenn wir jetzt solche innigen Momente häufiger haben – und die werden wir haben, es ist spürbar, dass er sie jetzt sucht und will – dann werden auch seine Machtbeweise weniger werden. Ich lasse das einfach mal alles so kommen und entstehen, es fühlt sich im Moment zwischen uns einfach nur gut und richtig und toll an.
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Samstag, 12.11.
Wir genossen das traumhaft schöne Winterwetter und wieder steigerte Nacariño sich.
Ich bekam zum ersten Mal drei, vier Tritte, die sich nun wirklich nach beginnender Passage anfühlte (auch wenn es noch dauern wird, bis es eine ist, es war ein klarer Unterschied zum Trab), und noch viel toller – zum ersten Mal bekam ich einen Trab, in dem er mich in seinen Rücken reinzog. Das gab es in dieser Form noch nie. Das ist der Trab, den ich meine! Von dem ich hoffe, dass es irgendwann „sein“ Trab sein wird! Der mich sitzen lässt, in dem ich mich loslassen kann! Es waren vielleicht zehn, fünfzehn Meter, mehr nicht – aber auch nicht weniger. Und dieser Trab konnte nur entstehen aus dem ständigen Versammeln der letzten Zeit und hat mir bewiesen, dass ich aufhören kann, mir darüber Gedanken zu machen, ob das richtig / zu früh / zu viel etc. ist – es ist richtig. Nacariños Bewegungsablauf und seine Motivation zeigen, dass es richtig ist. Dieser kleine Moment im Trab war viel beeindruckender als sämtliche Piaffe- oder Passage-Ideen und -Ansätze, die Nacariño ja zwischendurch zeigt.
Er schoss mir heute allerdings auch ein paar Mal davon – kein Vergleich zu dem von früher, er war einfach knackig kernig und im Nachbargarten stand ein Kinderwagen und da bewegte sich jemand und hier hustete eine Maus und da rülpste ein Regenwurm und weg war er. Er war echt am Anfang unmöglich – und ich musste dauernd lachen.
Er hat ja echt Kraft und eine ungeheure Reaktionsschnelle, und ich hätte – ganz ehrlich – keinen Nerv mehr auf so einen Winter wie den letzten, aber er macht so einen Blödsinn ja kaum noch und nichts davon ist mehr gegen den Reiter gerichtet.
Er explodiert einfach zwischendurch mal, kann ich gut mit leben, denn diese Bewegungsfreude und Energie ist es ja, aus der ich gerade so viel machen darf.
Und da er das zulässt, lasse ich zu, dass er sich zwischendurch mal austobt 🙂
Ein wunderbares Pferd!!
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Dienstag, 15.11.
So. Mit Handpferd ins Gelände. Und zwar auf Trense. Und der haut mir jetzt nicht ab!
So der Plan. Und der ging auf. Ich nahm einen Zügel ab und den zweiten in die Hand, sagte am Gebiss zwei-, drei Mal kurz Bescheid, als Nacariño spürbar testete, mit welchen Möglichkeiten er es hier und jetzt zu tun hatte, und das war’s.
Er blieb völlig leicht, obwohl er echt Sturm und Drang war. Ich trabte ein langes Stück auf Asphalt, Dón glotzte kreuz und quer und Nacariño entspannte sich immer mehr, so dass ich schließlich auf dem Weg zum Möschenhof den Galopp wagte. Ich legte das offenbar geschickt an und ließ beide erst gegen Ende des Weges angaloppieren. Zuvor hatte ich ein paar Mal auf Pfiff angehalten, was nahezu ohne Handeinwirkung gelang. Großes Lob und ein verdienter Keks!
Und dann galoppierten sie nebeneinander und Nacariño war so fein und leicht neben mir, dass der Zügel gefühlt die ganze Zeit durchhing. Ich lobte wie verrückt.
Wir gingen ein Stück Schritt, trabten nochmal, und auf dem Rückweg legte ich wieder einen Galopp gegen Ende des Weges an, so dass noch ungefähr 200 m vor uns lagen.
Und noch einmal ein federleichter Nacariño neben mir, der selbständig Dóns Tempo hielt und auf den Pfiff sofort parierte.
Boah!!!! Geht doch!!! Die tollen Jungs! Das war wirklich klasse.
So muss Reiten mit Handpferd!!
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Mittwoch, 16.11.
Eine Woche nach Dón stellte ich auch Nacariño der Physiotherapeutin vor.
Hach, sie hätte es mir schriftlich geben dürfen…!
Alle Muskeln klar akzentuiert und abgegrenzt, nichts schwammiges, nichts verhärtetes, sehr gleichmäßig auf beiden Seiten, alles beweglich, keinerlei Schmerzpunkte.
„Der hat aber schon ein bisschen Spurtkraft in der Hinterhand, oder??“ fragte sie.
Oh ja…
Also alles gut, weitermachen. Ich erzählte ihr, was ich mit ihm mache und dass ich mich immer wieder mal frage, ob die wiederholten Versammlungsansätze gut und richtig sind (auch wenn sich alles danach anfühlt und ich es ja nicht beibehalten würde, wenn es sich nicht richtig anfühlen würde, aber da kommt sogar bei mir dann doch nochmal 20, 30 Jahre FN-Prägung durch…) und sie meinte, dass nichts an seinem Körper dagegen spräche und ich weiter meinem Gefühl folgen solle. Er sei sehr abgerundet und in sich harmonisch und verlangt eben eine völlig andere Arbeit als „der Graue, der vor einer Woche hier war“ 🙂
Ich freute mich total. Noch mehr allerdings freute mich, dass Nacariño zu Hause im zweiten Anlauf auf den Hänger ging (beim ersten kam er, fast oben, nochmal runter), so dass ich unten stehen bleiben konnte, um hinter ihm zuzumachen. Im zweiten Anlauf ging er schnurstracks hoch und wartete in Ruhe oben. Total toll!
Bitte bitte auch so ähnlich für die Rücktour… Denn hier wären alle Wege offen, um auf die stark befahrene B4 zu laufen, die direkt angrenzte. Ich wurde gefragt, ob ich Hilfe brauche und verneinte das erstmal vorsichtig – „Wenn Ihr hier gleich ein Pferd vorbei galoppieren hört könnt Ihr ja mal rauskommen.“ „Hör bloß auf, das hatten wir hier schon mal!“
Oh, wenig beruhigend. Ich fragte nicht, wie das ausgegangen war, ging zu Nacariño, strahlte alle Sicherheit dieser Welt aus und führte ihn zum Hänger.
Er ging mit aller Selbstverständlichkeit dieser Welt alleine hoch und blieb dort stehen, so dass ich in Ruhe die Stange schließen konnte.
Was für ein Wahnsinn war das denn? So lässig ist er in fremder Umgebung noch nie hochgegangen! Lob, Lob, Lob!!!!
Im Kreis grinsend fuhr ich meinen tollen Weißen nach Hause.
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Donnerstag, 17.11.
Karo und ich ritten zur Halle und fotografierten uns gegenseitig. Nacariño war anfangs total aufgedreht und wurde im Gelände immer ruhiger und entspannter. Tatsächlich machte er am Möschenhof zum ersten Mal das Tor auf – ich konnte ihn langsam dagegen reiten, er spürte, dass das nachgibt und ging brav weiter. Auf dem Rückweg stand es noch offen, so dass ich ihn nach dem Durchreiten daneben stellte und mit Tor in der Hand leicht seitlich rückwärts richtete – und das Tor war wieder zu. Was der alles kann!!
Und er konnte noch viel mehr. Das war unser in weiten Teilen bester Trab. Nacariño nahm die Gerte super an, so dass ich wirklich tolle versammelte Tritte bekam, ich durfte aber auch zulegen, wobei er zwei Mal absolut leicht in der Hand blieb und total über den Rücken nach vorne zog. So hatte sich das noch nie angefühlt!
Karo gelangen etliche schöne Aufnahmen, die mir genau das Gefühl bestätigen – das Vorderbein wird sich mit der Zeit von selbst mehr heben, das Hinterbein ist ungeheuer aktiv, immer wieder ist eine tolle Hankenbeugung spürbar. Der Hals trägt schon reichlich und wird mit zunehmender Kraft nach vorne länger werden.
Die Bilder begeisterten mich. Toll war auch, dass ich wieder ein kurzes Trabstück geschenkt bekam, in dem er mich ehrlich sitzen ließ, und bei dem Zulegen, in dem er leicht blieb und mir nicht nach vorne gegen die Hand wegzog und angaloppierte (das passierte auch), ließ er mich ebenfalls sitzen bzw. zog mich anfangs sogar in seinen Rücken rein. Was für ein tolles Gefühl! Es kommt! Immer mehr Durchlässigkeit, immer mehr Geschmeidigkeit, immer mehr Rhythmus.
Hinterher durfte ich problemlos meine Jacke und meinen Rucksack von der Bande nehmen, Nacariño wartete geduldig.
Das war so richtig ein Ritt für die Seele und auf dem Rückweg strahlten wir uns immer wieder an und meinten „War das schön!“. Beide Pferde waren großartig gegangen.
War
das
schön!
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Montag, 21.11.
Mich erwarteten zwei frisch schlammpanierte Schimmel. Zum Glück jeder nur auf einer Seite so richtig, und bei Nacariño war’s nicht so wichtig, ich wollte mit Handpferd raus.
Es fing an zu nieseln, als wir losritten. Nacariño war Sturm und Drang und echt unter Strom. Ich hatte ihn wieder auf Trense dabei. Und hier nun fiel mir so richtig auf, wie sich seine Form verändert – er tänzelte da neben mir her mit wunderbar gerundeter Oberlinie, phasenweise ein Hauch von Passage, hach, er sah einfach zu toll aus!
Wir trabten ein ganzes Stück und ich war heiß auf Galopp. Nacariño auch 🙂
Er ahnte, dass ich mit dieser Zäumung eine gewisse Macht habe und setzte dieses Mal auf den Überraschungseffekt. Kaum auf den Weg zum Möschenhof eingebogen, sprang er mit einem höllischen Satz los. Er sprang voll gegen das Gebiss, ich hielt. Er sollte langsam wissen, dass er es war, der mich wieder so reaktionsschnell gemacht hat – naja, und langsam war ich vor ihm ja wahrlich auch nicht. Mit jeder anderen Zäumung hätte er jetzt den Hals stark machen können und wäre wohl weg gewesen. So blieb er da, bockte nochmal und keilte aus, stellte ab jetzt aber nicht mehr in Frage, neben Dón zu bleiben.
Ich trabte vernunftbetont erst noch einmal den Weg hoch und ließ die beiden erst gegen Ende angaloppieren, das gelang dann völlig problemlos. Ebenso das Durchparieren auf Pfiff. Ich lobte ganz doll, beide bekamen ein Leckerlie, wir gingen ein bisschen Schritt und trabten nochmal auf Asphalt, und dann gingen wir wieder auf den Weg.
Und das wurde jetzt so toll, dass ich diesen Weg vier Mal hin und her ritt und sie galoppieren ließ. Nacariño fing auf einmal an zu bocken, er keilte neben Dón in die Luft, machte drei Sprünge hintereinander mit wildem Ausschlagen, ich bat ihn nur, das bitte von Dón weg zu machen, erfreute mich ansonsten aber an dem Anblick und daran, dass er am Zwirnsfaden zu händeln war. So toll sind die beiden noch nie zusammen galoppiert!
Das war einfach nur toll! Nee, wat schön!!
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Mittwoch, 23.11.
Ich machte ein Viertelstündchen Arbeit an der Hand auf unserem ca. 70 Meter langen Asphaltweg, der mir auch im letzten Winter schon so gute Dienste geleistet hatte. So konnten die Pferde, die gerade auf dem Platz standen, ihr Draußensein genießen, was ja nun ohne Weide ohnehin eingeschränkt genug stattfindet. Ich mag ihnen diese Zeit immer nicht wegnehmen, und so sehe ich zu, dass ich eben nicht auf dem Platz reite oder – je nach Gruppe, die gerade da steht – zwischen diesen Pferden. Ich bin ziemlich unverfroren, was sowas angeht 🙂
Nacariño war unternehmungslustig und eifrig. Wir haben da so einen Riesen-Berg aufgeschichtete Rundballen mit einer Plane drüber. Darunter guckt eine dicke Holzplanke raus. Vielleicht 20 cm hoch und kaum breiter. Da stellte ich Nacariño vor und bat ihn, sich da rauf zu stellen. Er wollte auch sofort, war aber auch abgelenkt und viel Platz bot das Ding ja nun nicht – nach vorne und hinten war jedenfalls kein Spielraum mit den Hufen.
Ich zeigte mit der Gerte auf den Balken und Nacariño versuchte auch sofort, einen Huf drauf zu stellen. Als ich ihm schließlich half und den einen Huf fixierte, war er sofort mit dem zweiten oben. Endlich mal wieder Podest! schien er zu sagen und stand da ganz stolz. Einfacher kann diese Ballen-Pyramide ihren Schrecken gar nicht verlieren!
Dann nutze ich den Weg für Seitengänge, Schulterherein und Renvers äußerst lässig.
Dann fragte ich behutsam halbe Tritte an und bekam, wenn ich nur vorsichtig genug war und rechtzeitig abbrach, immer wieder ein paar gute. Ich blieb vorsichtig, weil ich auf keinen Fall einen Steigeansatz riskieren wollte. Der Moment zwischen Piaffe-denken und abheben ist bei Nacariño ja weniger als ein Atemzug. Und tatsächlich bekam ich so viele gute Ansätze wie noch nie und Nacariño hatte sichtlich Freude an der Versammlung.
Das ist es, was ich bei ihm brauche und wo er in letzter Zeit so ungeheure Fortschritte gemacht hat. Seine Freude am Mitmachen ist so enorm gewachsen und hat die ja anfangs so eingefleischte Gegenwehr gegen den Reiter fast vollkommen verdrängt.
Ich sage fast, weil er mich ja doch immer nochmal mit einem Abhauen oder ähnlichem Blödsinn überrascht, von dem ich denke, er braucht das eigentlich nicht mehr – aber ich kann das inzwischen extrem entspannt sehen. Er genießt meine Nähe inzwischen so sehr, dass er zwar nochmal „Ausflüge in alte Zeiten“ unternimmt und einfach mal nicht anders kann, aber das hat völlig dieses Übermächtige, so ungeheuer Starke verloren, was es mal hatte.
Ich habe mir ja mehrfach Pferde gekauft, die älter waren und bereits eine Geschichte hatten. Witzigerweise waren tatsächlich vier Pferd 14 Jahre alt, als ich sie kaufte. Bei den „gebrauchten“ habe ich später irgendwann die Erfahrung gemacht, dass es immer vier Jahre Zusammensein bedurfte, bis sie so ganz und vollkommen „meine“ und bei mir angekommen waren. Bis wir uns so gut kannten und einfach total zusammengehörten.
Bei den jüngeren ist das anders, aber Nacariños Vorgeschichte macht ihn ja durchaus auch schon zu einem „Gebrauchten“, und so finde ich diese Entwicklung zwischen uns so spannend. Ob es auch hier vier Jahre werden, bis dieses Gefühl da ist, dass man sich ganz und gar „gehört“ und so richtig, richtig gut kennt? Oder ob es schneller gehen wird?
Er macht sich in so gewaltigen Schritten, dass mir letztens ein Zitat einfiel:
„Am Ziel angekommen wirst Du jedenfalls eines vermissen – das Wandern zum Ziel.“
Ein bisschen vermisse ich manche seiner Verrücktheiten jetzt schon (auch wenn ich gleichzeitig heilfroh bin, dass sie nicht mehr da sind), aber das Tempo, das er gerade vorlegt, ist schon ein wenig atemberaubend. Wann sind wir am Ziel? Was für ein Ziel wird das sein? Gibt es überhaupt das eine Ziel – oder sind es vielmehr so viele kleine Ziele und Etappen und ist das „große“ Ziel nicht viel mehr ein Gefühl als etwas „technisches“ wie bestimmte Lektionen oder gemeinsame Erlebnisse? Sind die ganzen vielen kleinen Etappen und Ziele nicht alle der Weg zu diesem einen großen Gefühl?
Macht Fàscino mich gerade so melancholisch? Nicht nur. Nacariño an sich lässt mich so vieles neu erleben und erfahren und überdenken und empfinden. Was hat er nur an sich… Es hätte überhaupt nicht anders sein können, als dass wir uns begegnen. Und bekommen.
Fàscino wird in drei Monaten stolze 25 Jahre alt. Diesem Tag fiebere ich ein wenig entgegen – dann ist er tatsächlich mein halbes Leben (!) lang an meiner Seite. Ausgerechnet dieses Pferd. Bei dem so unwahrscheinlich war, dass er jemals in die Nähe eines so stolzen Alters kommen würde. Der erste selbst gezogene. Der erste ganz und gar alleine ausgebildete. Der so, so bedeutende für mich. Der einen so großen Anteil daran trägt, dass ich einem Nacariño überhaupt gewachsen bin – und mehr als das.
Die jungen Pferde neben Fàscino zu erleben ist so wunderbar. Ich bin so zutiefst dankbar für all‘ das, was ich seit Jahren und zur Zeit mit diesen (und anderen) Pferde erlebe und erlebt habe. Naja, und all‘ das macht mich eben immer wieder mal melancholisch 🙂
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Donnerstag, 24.11.
Ich bin geritten. Gar nicht lange. Keine besonderen Vorkommnisse – bis auf den Moment, der hängen geblieben ist: ich trabte an, zum Aussitzen war es mir zu unangenehm und so trabte ich leicht. Und zum ersten Mal überhaupt hat Nacariño im Leichttraben genau die Spannung gehalten, die er aus dem Antraben mitnahm. Das war das tollste Leichttraben, was ich je bei ihm gefühlt habe. Da wurde nichts flacher, der Rhythmus veränderte sich nicht, er blieb völlig leicht in der Hand – das war gigantisch!
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Freitag, 25.11.
Nic filmte einige kurze Sequenzen. Ich war sehr gespannt. Ich machte nicht lange, in mir versuchte eine Erkältung, die Oberhand zu gewinnen, und so saß ich vielleicht nur 15 Minuten auf dem Pferd, aber das reichte, Nacariñ0 machte prima mit.
Die Film-Sequenzen halfen mir ungemein. Man muss sich einfach zwischendurch mal sehen, und zwar nicht nur auf Fotos, sondern mal den gesamten Bewegungsablauf, also (kurze) Filme. Hier waren es immer wieder mal ein bis zwei lange Seiten, im Galopp war es eine Sequenz von 2 Minuten.
Was mir enorm half, waren die versammelten Tritte – meine Güte, ist Nacariño beweglich geworden! Was für eine ungeheuer aktive, tragfähige und -bereite Hinterhand! Was für eine Versammlungsfähigkeit und -bereitschaft! Sagenhaft. So gut hätte ich mir das nicht vorgestellt. Man sieht zwar leider auch, dass ich ihn an diesem Tag so überhaupt nicht sitzen konnte, aber ich achtete mehr auf seine Bewegungen als auf meine 🙂
Auf der rechten Hand waren die Taktverschiebungen im (stärker) versammelten Trab immer Verschiebungen zwischen Trab und Linksgalopp. Der Rechtsgalopp ist noch längst nicht so gesetzt wie der Linksgalopp. Klare Aufgabe für die nächste Zeit also: die Biegsamkeit rechts verbessern, den Fokus auf Rechtsgalopp legen, den Trab nur so weit versammeln, dass möglichst kaum noch Taktverschiebungen auftreten, damit der Linksgalopp damit nicht immer mehr bestärkt wird. Dafür waren die Videos nötig, rein nach dem Gefühl hätte ich das so nicht wahrgenommen und anders entschieden.
Am Nachmittag gab es eine Impfung – Nacariño ließ die ohne Halfter und ohne zu Zucken über sich ergehen. Feiner großer Junge!!
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