5.-7.9. – 1. Hamburger Pferdemarkt

Eine Veranstaltung über drei Tage ist im Nachhinein oft gar nicht so leicht zu beschreiben. Diese schon gar nicht.
Im Vorwege war es schon nicht so einfach – der E-Mail-Verkehr machte deutlich, dass sich hier ein mit solchen Veranstaltungen offenbar relativ unerfahrenes Team an sein Erstlingswerk wagt. Oha. Als wir dann am Freitag (nach vielen leider unbeantworteten Fragen und nicht geklärten Details) ankamen, erwarteten uns noch so ein paar – ich weiß gar nicht, wie ich’s ausdrücken soll – „Detail-Probleme“. Wir guckten uns schließlich nur noch mit zehn Fragezeichen im Gesicht an und staunten. Es war einfach in weiten Teilen ungeheuer chaotisch. So, wie das online aufgezogen und angepriesen worden war, hatten wir den üblen Verdacht, dass hier irgendeine gnadenlose Überschätzung vorlag.

Erwartet wurden 20.000 Zuschauer. Am Samstagnachmittag veranlasste mich dass zu der Aussage, dass dann am Sonntag aber noch 19.500 kommen müssten.
Es ist schwer zu schätzen, wie viele wirklich da waren, der Sonntag war bei guten Wetter gut besucht, aber Freitag und Samstag ließen die Zahlen mal ganz sicher zu wünschen übrig. Der Sonntag riss es raus, ab morgens saß da ein begeisterungsfähiges und applaudierfreudiges Publikum. So machte das Spaß!!

Der Platz war extra für diese Veranstaltung aufgeschüttet worden. Den Sand für den „Abreiteplatz“ hätte man lieber gespart, dieses Häufchen war wirklich unschön und viel zu klein und zu tief. Tief war der (ansonsten wirklich schöne!) Showplatz auch, klar, wenn der keine Zeit hatte, sich zu setzen, da half auch es auch kaum, hier und da mal mit der Walze rüber zu rollern. Für die Pferde war dieser Boden ungeheuer anstrengend.

Absolut klasse allerdings, das muss hier mal ganz deutlich gesagt werden: das Helfer-Team, dass permanent bei allen Pferden Wasser nachfüllte, Heu fütterte, Stroh lieferte und auch sonst für alles ein offenes Ohr hatte. Die Mädels waren großartig!! Ich dachte erst, Joya trinkt überhaupt nichts – bis ich sie da mit Gießkannen rumlaufen und überall Wasser nachfüllen sah…

Unsere Pferde hatten eine wunderschöne Ecke, L-förmig, mit Rasen davor und eigenem Teich, wahrlich idyllisch in der Sonne gelegen, wenn sie denn schien. Die fest installierten Rennbahn-Boxen lassen zwar innerhalb der Box keinen Sichtkontakt zu, was nicht alle toll finden, aber sie fanden sich alle damit ab. Wir hatten einen Wasseranschluss zum Waschen direkt an den Boxen und für alles Platz genug. Das war wirklich großartig, so gut haben es unsere Pferde selten, was für zwei Nächte natürlich toll war.

Unsere Leserin Naomi hatte es schwer – wo immer sie auch saß, sie hörte sich mit minimaler Verzögerung selbst, sobald sie ins Mikro sprach. Wer das kennt, weiß, wie furchtbar das sein kann, noch dazu, wenn man nicht ständig in Mikrofone sabbelt.
Sie tat ihr Bestes, am Sonntag machte sie es auch ganz schön gut, aber insbesondere bei den ersten Schaubildern verdoppelte sie ständig die Silben und einzelne Wortfetzen, so dass unterhaltsame Worte dabei herauskamen. Sie tat uns wirklich Leid, hier konnte auch leider bis zum Schluss keine Abhilfe geschaffen werden.

Für Freitag Mittag war eine Parade angesetzt (mit 200 Pferden, von denen zum Glück nur ein Bruchteil tatsächlich kam – 200 Pferde wollten wir uns auf diesem Platz nicht gleichzeitig vorstellen…). Wir nahmen mit drei Pferden und zwei Flaggenträgern daran teil, waren doch direkt zuvor unsere neuen Team-Légèreté-Fahnen angekommen und wollten eingeweiht werden!

Dabei waren: Jenny  und Sandra mit den Team-Fahnen, und zu Pferde: Steffi mit Rein, Einhorn Joya und ich und Ines  mit Sureña:
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Im Anschluss an die Parade kommentierten Carlo von Tiedemann und seine Tochter Theresa die Rasse-Show. Das war unterhaltsam, allerdings von manchen Pferden her eher langweilig und von Carlo aus anfangs langatmig, bis dann einfach ein Pferd nach dem anderen ins Viereck geschickt wurde, was die Sache positiv beschleunigte. Carlo von Tiedemann gab mir das Mikro und wir warfen uns lustige Fragen und Antworten zu – also Joyas Vorstellung gehörte sicherlich zu den unterhaltsameren. Wir hatten unseren Spaß!

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Dieses wunderschöne Foto hat Berit Seiboth gemacht

Nach der Rasse-Show startete das Showprogramm, das an diesem Tag bis immerhin 21.00 Uhr geplant war. Allerdings waren viele der Show-Teilnehmer noch gar nicht da, so dass das Programm etwas sparsam ausfiel und immer wieder von Pausen durchzogen war.
Wir beschlossen, nachdem man sich an zuvor angesagten Zeiten so überhaupt gar nicht mehr orientieren konnte, einfach zu machen, was wir wollen, und so ließen wir über die Tage verteilt das eine oder andere Schaubild weg und stellten täglich die Reihenfolge um. Das klappte problemlos und verschaffte uns und unseren Pferden ein wenig Luft.

Am Freitag zeigten wir zuerst die Arbeit an der Hand – allerdings auch nur ein Mal, obwohl täglich geplant, aber der Boden war für die „Fußgänger“ eine Katastrophe. Und einige von uns mussten in anderen Schaubildern ohnehin noch genug zu Fuß gehen durch die Arbeit an der Hand oder am Langen Zügel. Also beließen wir es bei der Freitags-Variante, die allerdings mit vier Pferden sehr schön gelang.
Dabei waren Joya, Sureña (Ines), Sahabi (Sandra) und Jairami (Jenny).
Wie immer zeigten wir zuerst die klassischen Seitengänge in der Abteilung, danach – jeder so, wie das Pferd es kann – verschiedene Lektionen und Möglichkeiten der Arbeit an der Hand.

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Unsere Abteilung im Schulterherein

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Bewegungskünstler Joya hochdynamisch im Spanischen Trab …a6

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..  aus der Galopp-Traversale in die Pirouette …
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… und natürlich in der Laufcourbette!
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Wir waren begeistert von unseren Pferden und freuten uns auf das „Barocke Ensemble“. Hier kam noch Steffi Krieger mit ihrem Rein dazu – natürlich im Damensattel.
Zum Teil wechselten wir noch innerhalb des Schaubildes die Arbeitsweise – also im Prinzip „barocke Variationen“ 🙂

Joya mit beidhändiger Zügelführung im Schulterherein im Trabbf2

Joya einhändig blank in der Galopp-Pirouette
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Steffi und ich geben Gas – wir wollen Spaß, wir wollen Spaß!
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Das war schon einmal richtig gut gelaufen, die Pferde spielten toll mit. Das Wetter war ein wenig durchwachsen, was uns aber überhaupt nicht schocken konnte. Die „Herrinnen der Ringe“ standen noch aus, dieses Schaubild war ursprünglich nur für den Freitag geplant.

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An der Nordsee Blut geleckt – zum ersten Mal ließ ich Joya steigen.
Rrrrrrrrrrr …!!!
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Was uns vorher nicht wirklich klar war: der Effekt, den unser Halsring-Schaubild hier hatte. Da kaum weitere Schaubilder zu später Stunde vor Ort waren, machten wir nach dem Barocken Ensemble direkt für dieses Schaubild fertig und hatten nur ein anderes zwischen unseren Bildern. Die Zuschauer sahen also genau die Pferde, die sie gerade alle im Barocken Ensemble gesehen hatten („ja, mit Kandare könnte ich das auch…“) nun mit Halsring. Und genau diesen Effekt nutzten wir daraufhin auch am Wochenende – das kam einfach gut! Zudem wollten wir für uns diesen Spaß auch an den nächsten beiden Tagen haben und ihn unseren Pferden gönnen. „Herrinnen der Ringe“ war in wenigen Minuten zu unserem erklärten Lieblings-Bild geworden. Gut, vielleicht nicht unbedingt auch Steffis Lieblings-Bild, sie wäre ganz gerne ausgestiegen, nachdem Rein echt Speed gegeben hatte, wir ließen sie aber nicht aus der Nummer raus und erlebten so eine großartige Steigerung dieses Schaubildes von Tag zu Tag. Dazu gleich noch mehr.

Der erste – wahrlich nicht gerade erlebnisarme – Tag neigte sich dem Ende zu. Wir waren zufrieden, wussten nun so langsam, wie es hier läuft (oder auch nicht), hatten schöne Erlebnisse hinter uns und versorgten in Ruhe unsere fantastischen Pferde..

Am Samstag war das Wetter gar nicht immer soooo schön, aber wir waren gut drauf. Unsere Pferde auch. Wir beschlossen, auch die Iberischen Impressionen komplett zu canceln, da wir alle Teile daraus auch in anderen Schaubildern zeigten und das unsere „Fußgänger“ (und unsere Pferde!!) in dem tiefen Boden entlasten würde.

So begannen wir den Tag mit unserem „Barocken Ensemble“.

Auch an diesem Tag stellte ich Joya anfangs mit beidhändiger Zügelführung vor:
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Sandra und Jenny waren zuerst wieder im Pas de deux zu sehen und wechselten später an die paarweise Arbeit an der Hand. Ines stellte Sureña am Langen Zügel vor und Steffi saß natürlich wieder im Damensattel. Nun waren auch Nic und Merlin dabei. Zuerst in der Arbeit an der Hand, später in der kombinierten Arbeit an der Hand zusammen mit Ines. Das hatten wir zum ersten Mal dabei – und wir werden es wieder mit reinnehmen! Eine weitere Arbeitsweise der klassisch-barocken Ausbildung…

Joya zeigte im zweiten Teil des Schaubildes wieder diverse Lektionen, nun einhändig blank:
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Nachdem uns am Vortag der tolle Effekt klar geworden war, den es haben kann, die eben noch auf Kandare gezäumten Barockpferde kurz darauf mit Halsring vorzustellen, hatten wir bewusst wenig Zeit zwischen dem Barocken Ensemble und den „Herrinnen der Ringe“. Und wieder war das Gefühl großartig – wenn nicht noch besser als am Freitag!

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Danach hatten wir ein wenig Zeit, so richtig sowas wie eine Mittagspause! Wir stromerten ein wenig herum und saßen bei den Pferden schön zusammen und waren extrem albern.
Wie es sich gehört.

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Wir versuchten, für Naomi Möglichkeiten zu finden, dass sie sich im Mikro nicht immer doppelt hört. Zufällig lag eine ganze Tüte Oropacks (die mit dem hohen Zuckergehalt) auf dem Tisch… 🙂

Ines und Steffi hatten ihre beiden Solo-Vorführungen „Pure Freiheit“ und „Pferd & Hund“ absolviert, und unser letzter Auftritt des Samstags stand an – die „Variationen zu Pferde“.
Wir zeigten mit unseren sechs Pferden neun Reit- bzw. Arbeitsweisen. Hier zeigt jeder für ca. 1,5 Minuten Elemente der jeweiligen Reitweise im möglichst typischen Outfit und zu passender Musik. Dann wechselt die Musik, die nächste Reitweise wird vorgestellt und beschrieben, und so weiter. Die vorgestellte Reitweise ist in der Platzmitte zu sehen, während die anderen außen herum bleiben oder sich für ihre nächste Reitweise umziehen – sehr schnell umziehen, wohlgemerkt. Bei diesem Bild kann ungeheuer viel schief gehen, weil jeder auf den Punkt da sein muss, wo er sein soll. Hier klappte alles, die Variationen gelangen wunderbar und machten richtig Spaß. Da war mal wieder zu sehen, dass es wohl kaum ein Team gibt, das eine ähnliche Vielfalt zeigen kann. Zumindest nicht in so kurzer Zeit und mit so wenigen Pferden!

Ein Nickerchen auf der Garrocha – warten auf den Auftritt…10

Joyas erster Part waren Lektionen der klassisch-barocken Reiterei, einhändig blank:
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Danach zeigte Ines  Auszüge aus der Arbeit mit der Garrocha, Jenny und Sandra waren im Pas de deux zu sehen, und Nic stellte Merlin in der Arbeit an der Hand vor. Steffi und Rein waren natürlich mit dem Damensattel zu sehen und dann begann für alle außer Steffi der zweiten Part. Zuerst spielte Nic mit Merlin, danach zeigte Sandra das Reiten mit Handpferd und Ines hatte inzwischen auf den Langen Zügel umgerüstet:

Joya machte den Abschluss mit Halsring und Flagge:
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Während Freitag und Samstag das Programm nachmittags und abends stattfand, war das Showprogramm am Sonntag auf den Vormittag gelegt worden. Nachmittags fand noch eine Auktion statt. Für uns hieß das, mit den Pferden im Hellen nach Hause fahren zu können, da wir uns gegen eine Teilnahme an der Abschlussparade entschieden, von der wir erst morgens erfuhren. „Zeitnah“ also wohl…
Wir zeigten noch einmal unsere drei Schaubilder und Steffi ihr Solo, das Wetter spielte mit, es waren endlich einmal wirklich viele Zuschauer da und die waren auch fachkundig und sehr applaudierfreudig. Das machte so richtig Spaß!
Das „Barocke Ensemble“ und die „Herrinnen der Ringe“ zeigten wir wieder dicht hintereinander, die Mähnenbänder blieben drin, damit auch der letzte merkt, dass es sich um die Pferde von eben handelt 🙂

Schlappohren gibt es nicht nur bei Trakehnern…
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Wieder zeigten wir die verschiedenen Arbeitsweisen der klassisch-barocken Ausbildung, Nic und Merlin begannen mit der Arbeit an der Hand. Joya war anfangs mit beidhändiger Zügelführung zu sehen, hier im Spanischen Schritt:
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und in der Galopp-Pirouette:
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Ines und Sureña demonstrierten zuerst die Arbeit am Langen Zügel, während Jenny und Sandra wieder im Pas de deux und später in der paarweisen Arbeit an der Hand zu sehen waren. Steffi beeindruckte einmal mehr im Damensattel. Ich wollte Joya wieder zu Rein auf das Podest stellen. Dabei ergab sich tatsächlich, wie auch am Samstag, noch einmal dieses schöne Bild – mein Gesichtsausdruck ist so konzentriert, weil ich nebenbei noch mit der linken Hand Rein festhalte, der schon gedanklich den Rückwärtsgang eingelegt hatte 🙂
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Auf dem Podest wechselte ich von beidhändiger Zügelführung zu einhändig blank
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Auch hier – Spanischer Schritt
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Ines, Nic und Merlin gaben wieder einen Einblick in die kombinierte Arbeit an der Hand. Und dann wagte ich es tatsächlich…
Unsere erste gerittene Laufcourbette vor Publikum!
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War das schön…!!!
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Danke, mein Toller…
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Ich war high.
Total geflasht.
Tatsächlich war die Laufcourbette unter dem Reiter abrufbar!
Meine Güte.
Was für ein Gefühl…

Hoffentlich konnte ich das jetzt mit Halsring wieder abstellen. Meine Idee war, ihn nicht mehr steigen zu lassen. Mal sehen, ob sich das auch zu seiner Idee machen ließ…? Es ließ. Wir gaben dafür um so mehr Gas.

Im Ernst – in diesem Schaubild sind wir echt gejuxt. Ich kann es normalerweise nicht ab, wenn ohne Sinn und Verstand durch’s Showviereck geheizt wird, und schon gar nicht, wenn rausgekachelt wird und der Bremsweg dann 150 Meter lang wird (so gesehen unter anderem mal wieder in Ruschwedel… Da war der eine oder andere Bremsweg noch länger und ging auch schon mitten durch die Tannen…) – aber unsere Pferde waren zwar kopfstück-, aber nicht kopflos. Es war einfach nur genial. Das Publikum hatte seinen Spaß, wir erst Recht, es war ein Bild voll purer Lebensfreude. Man sah den Pferden den Spaß an und uns den Spaß an unseren Pferden. So soll es sein!

Ines und ich begrüßten die Zuschauer seitwärts
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was für ein geniales Gefühl!!!
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Und dann waren plötzlich alle weg.
Da hatte ich wohl den Ausritt verpasst.
Und so ließ ich Joya so richtig Kante geben…
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Herrlich! Was für ein Spaß!

Noch einmal Variationen, und wir sahen keinen Grund, dass sie nicht ein zweites Mal gelingen sollten. Das taten sie. Wir zeigten die gleichen Reitweisen in der gleichen Reihenfolge wie am Samstag, und dann hängte ich sehr spontan noch eine weitere dran. Da die Abschlussmusik etwas länger dauert, war diese Spontanität machbar.
Ein toller Abschluss eines tollen Tages, die Schwierigkeiten im Vorwege verblassten, der Sonntag riss es wirklich raus.

Ines begann die Variationen wieder mit der Garrocha, es folgte Joya mit Lektionen der klassisch-barocken Reiterei, einhändig blank:va3

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Danach Sandra und Jenny im Pas de deux, gefolgt von Nic und Merlin in der Arbeit an der Hand. Steffi und Rein präsentierten wieder das Reiten im Damensattel, danach spielte Nic mit Merlin – der wird immer schöner… Im Anschluss zeigte Sandra das Reiten mit Handpferd, dann war Joya mit Halsring und „im Blindflug“ zu sehen:va11

Danach Ines mit Sureña am Langen Zügel, und dann legte ich noch sehr spontan eine kleine Freiheitsdressur ein:va4

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