20.-22.4. – Messe HANSEPFERD Hamburg

Vom 20. – 22. April fand in den Hamburger Messehallen wieder die Messe HANSEPFERD statt, in diesem Jahr zum 14. Mal.

Für mich war es ein Jubiläum – vor 10 Jahren war ich zum ersten Mal in der Gala-Show der Hansepferd dabei und damit ging die „richtige“ Show-Reiterei los.
Und es war auch eine Premiere – gestalte ich doch sonst Schaubilder mit mehreren Pferden, so war dies mein erstes Solo in einer Gala-Show.
Für Joya war all‘ das Premiere…

Joya und ich waren in der Gala-Show „No Limits“ zu sehen und gaben mit unserer Kür einen Einblick in die Lektionen der klassischen Dressur, unterlegt mit klassischer, spanischer und barocker Musik. In Frack und Zylinder.

Insgesamt war die Messe natürlich wieder schön, hinterließ jedoch zum ersten Mal einen sehr schalen Nachgeschmack, da insbesondere die vielen kleineren und größeren Katastrophen des Donnerstages schwer zu verdauen waren.
Neben dem Umstand, dass ich mir in der Nacht zum Freitag (also nach der Generalprobe und vor dem ersten Auftritt!) eine komplett neue Kür zusammenbastelte, gab es noch so viele weitere Momente, die geeignet waren, einem das Lachen und die Vorfreude zu nehmen, so dass dieser Tag noch ganz schöne Nachwirkungen zeigte (zu Risiken und Nebenwirkungen… Tja, wen fragt man da???).
War der Auftritt selbst doch ganz anders geplant (und wird in der ursprünglich geplanten Form nun eben zu einer anderen Zeit an einem anderen Ort zu sehen sein…).

Wie es meiner Natur entspricht, bleiben die vielen guten Eindrücke hängen und werden sich auch hier wieder in den Vordergrund drängen und diesen fürchterlichen Donnerstag vergessen machen. Naja, vergessen… – überdecken…

Ein bisschen eingekauft hatte ich auch, also um genau zu sein ist meine ec-Karte am Samstag in diversen Lesegeräten verschwunden, da ich mir aus vier letzten bzw. Einzelstücken, die ich an drei verschiedenen Ständen entdeckte, ein neues, tiefdunkelrotes Vaquero-Outfit zusammenstellte…
Summe vergessen, freuen! Man kann Geld für Schlimmeres ausgeben!
🙂

Von meinem herrlichen Joya war ich schlichtweg nur und nur begeistert.
Was für ein großartiges Pferd!

Noch nie habe ich erlebt, dass ein Pferd so mit Licht umgeht. Die meisten scheuen anfangs vor sich auf dem Boden befindenden oder gar noch bewegenden Lichtern und erst Recht vor dem Spot. Joya? Zuckt kurz, als er auf zwei Seiten seinen Schatten sieht (einen in gelbem, einen in lila Licht), lässt sich von allen weiteren farbigen Lichtern nicht mehr stören und passagiert wie ein Weltmeister, als er zum ersten Mal im Spot ist.
Er war immer (na gut, im 2. Finale nicht so ganz…) wunderbar zu händeln, es war ein Genuss, mit ihm in Hamburg zu sein und diese drei Auftritte zu erleben. Wir hatten morgens ganz früh wunderbar harmonische, verspielte Momente, tagsüber immer wieder kleine Spaziergänge, in denen er lernte, über alles rüber und durch alles durch zu gehen, wir hatten sehr innige Augenblicke der Ruhe miteinander und wirklich fantastische Auftritte, insbesondere die erste Show am Freitag war großartig.
Am Samstag war er Mr.-2000-Volt, nachdem er sich in das eine Kutschpferd verliebt hatte, was auf Gegenseitigkeit beruhte, und er Samstag schlicht ausflippte, als die Kutsche in die Bahn fuhr, um seinen Auftritt anzukündigen und er allein in der Vorhalle (Vorhölle?) warten musste. Er passagierte wie noch nie zu der dröhnenden Musik und fuhr sich fürchterlich hoch. In der ersten Traversale dachte ich noch, ich falle gleich runter, dann fing er an, sich zu entspannen und im Galopp kam ich dann endlich richtig zum Loslassen.
Am Sonntag hakte leider die Pirouette und danach der Übergang in die Passage, ansonsten war dies der ruhigste und schönste Beginn, weil ich ihn die Kutsche gar nicht erst hatte sehen lassen und von ganz draußen einritt.
Jeder Auftritt war anders, jeder hatte Schwächen (vor allem leider der Takt im Trab…), jeder hatte aber auch deutliche Stärken. Joya füllte mit seiner Präsenz diese große Halle und präsentierte sich, wie ich es nicht besser hätte erwarten können und dürfen.

Was für ein ungeheurer Aufwand für 3x 3,5 Minuten…
Man muss schon total irre sein.
🙂

Jeden Abend war das Licht anders, die Ansagen wurde immer dürftiger, und so hörte ich von einigen, dass sie die Show als zusammenhanglos empfanden und die Länge der Schaubilder nicht immer glücklich gewählt war. Am Freitag hörte ich noch mit einem halben Ohr, dass irgend etwas zu mir angesagt wurde, das fiel in den Folgetagen wohl immer kürzer aus oder auch ganz weg, was schade war.

Es gab ein paar wunderbare Schaubilder, mir persönlich gefielen neben Pignon, den ich leider nur an einem Abend sehen konnte, die Hunde von Wolfgang Lauenburger am besten – großartig!!
Lene Husch leitete den Abend mit ihrem Araber Salim ein, ihr Stelzen-Schaubild ist immer wieder bewunderswert und ein Genuss.
Der Ponypark Padenstedt zeigte eine wohl noch nie dagewesene Quadrille – acht Haflingerstuten in einer anspruchsvollen Choreographie mit ihren frei laufenden Fohlen. Ein Highlight!
Frank Bock und Isolde Frenzel hatten zwei Kamele mitgebracht, die nicht nur fliegende Wechsel zeigten, sondern das Publikum auch sonst sehr begeisterten.
Im Anschluss war Yvonne Schlodfeld war mit ihrer springenden Kuh Love’n Lady zu sehen.
Natürlich waren auch Gangpferde dabei: die Islandpferde durften mit ihrer Quadrille natürlich nicht fehlen, und auch die American Saddlebreds zeigten ihre hier doch noch recht außergewöhnlichen Pferde.
Wunderschön anzusehen die Voltigierer vom Juniorteam Hamburg; und immer wieder ein Gute-Laune-Schaubild sind die Mounted-Games-Ponys, die hier in drei Gruppen ihre rasanten Spiele zeigten.
Richard Hinrichs zeigte seinen Kladruber Favory Ravella am Langen Zügel, begleitet von seiner Frau Irene und Ruth Giffels, die mit ihren Lusitanos das Schaubild mit einem Galopp-Pas-de-deux einleiteten.
Eine großartige Garrocha-Vorführung mit zwei Live-Gitarristen zeigte Jesus Morales aus Spanien – er tippte Ines auf den Rücken, die ihre Weste mit dem Team-Logo trug, und zeigte auf das Garrocha-Pferd im Logo. Da er jedoch nur spanisch spricht, kam es leider nicht zu einer weiteren Unterhaltung. Sehr schade!!
Er rollte am Samstag Abend sein Sherry-Fässchen zur After-Show-Party (dieser Name ist jetzt sehr hochgegriffen…) und schenkte fachmännisch Sherry aus. So, wie der das machte, wirkten die Plastikbecher wie edle Gläser.
Jörg Pasternak ließ sein Pferd die schon sehr agilen, aber chancenlosen Voltigierer „cutten“ und bezog das Publikum dabei in altbewährter Manier mit ein.
Die Freiheitsdressur von Jean-Francois Pignon hatte für mein Empfinden in diesem Jahr einen ganz neuen Reiz: war doch ein Hengst dabei neben den Stuten und ein Fohlen dieses Hengstes, das auf seinen Auftritt jedoch draußen eine Weile warten musste und seinen Unmut darüber mit hellem Stimmchen kundtat.
Was für eine Disziplin! Was für eine Reaktionsschnelle! Was früher so leicht und spielerisch und sicher aussah, bekam nun durch die Anwesenheit des Hengstes eine ganz neue, faszinierende Dynamik. Wie immer einfach fantastisch und nie an Reiz verlierend.

Joya kam Sonntag (naja, genau genommen Montag) Nacht gegen 1.00 Uhr heil zu Hause an und war sehr verblüfft, hatte er sich doch damit abgefunden, nun in Hamburg zu wohnen.
Welch‘ ein Stolz, welch‘ eine Größe in seinem Gesicht. Wir beiden sind in diesen Tagen noch einmal ein ganzes Stück zusammen gewachsen, dies sind einfach Erlebnisse und Erfahrungen – und auch Emotionen -, die man niemals haben kann, wenn man sich nur in den eigenen vier Wänden bewegt. Es ist ein Genuss, dieses wunderbare Pferd bei solchen Veranstaltungen um sich zu haben und ich hoffe, mit ihm noch ganz viele ähnliche – oder auch ganz andere – Erlebnisse und Momente vor mir zu haben.

Joya und ich haben jetzt eine wohlverdiente Woche Urlaub, die für ihn heißt, mit Kumpel Fàscino erstes junges Grün zu zupfen und die Seele baumeln zu lassen und für mich, ab Dienstag in Alanya bei derzeit angesagten ACHTUNDZWANZIG Grad die Flügel auszustrecken und das Gehirn auszuschalten.

Nach der Show ist vor der Show, doch im Moment bin ich noch total erfüllt von Dankbarkeit und tiefer Liebe diesem herrlichen Schimmel gegenüber und von den Eindrücken dieser Tage (bei dem Versuch, den Donnerstag zu überlagern…).

DANKE, JOYA ♥


Fotos: Ines Diepenbruck


Foto: Yvi Jänicke

Vielen Dank, Ihr beiden, für das Festhalten dieser wunderschönen Momente!

So hat Teresa die Messe erlebt:
„Liebe Corinna, ich hoffe, Du hast Deinen Urlaub nach den spannenden 3 bzw. 4 Tagen Hansepferd genießen können. Wir haben ja noch ganz kurz gesprochen und uns hat es wirklich gut gefallen in diesem Jahr. Leider waren wir erst nachmittags in Hamburg und haben daher nicht mehr allzu viel vom Rahmenprogramm mitbekommen. Ich wusste, dass Johann Riegler mittags eine Vorführung hatte, aber leider haben wir’s nicht geschafft. Auf Kenzie Dysli und ihren traumhaften Hengst konnten wir nur einen kurzen Blick erhaschen. Es war einfach zu voll… Mehr Glück hatten wir bei Horst Becker, der sein Jungpferd mit viel Souveränität im Ausbildungsring an der Doppellonge vorgestellt hat.
Als enttäuschend habe ich die mangelde Auswahl an barockem Reitzubehör empfunden. Ich hätte gedacht, dass sich diese Art zu Reiten mittlerweile zunehmender Beliebtheit erfreut (möglicherweise habe ich auch eine verzerrte Wahrnehmung, da auf Wüstenkate so viele Barockreiter anzutreffen sind…). Ich hatte mir mehr Aussteller zu diesem Thema erhofft.
Zwischendurch hatten wir Joya auch schon mal an seiner Box besucht. Er war völlig entspannt und schaute sich das bunte Treiben interessiert an. Dass seine Nachbarbox als Schlaf- und Rastplatz umfunktioniert wurde, schien auch auf ihn eine stoische Ruhe auszustrahlen. Wir waren sehr gespannt, Euch beide im Abendprogramm zu sehen und sind nicht enttäuscht worden. Als Joya und Du in die Halle kamt strahlte er (Du natürlich auch!) eine tolle Präsenz aus und seine fließenden Seitengänge sahen wie gewohnt nach einer tänzerischen Leichtigkeit aus – unterstrichen von der dezenten „Kostümierung“ war es eine rundum gelungene Darstellung der klassich-barocken Reitweise. Dass es für Joya ein „Jungfernritt“ war, war nicht im Geringsten zu erahnen. Im Gegenteil!!!
So war es für mich eine insgesamt gelungene und inspirierende Messe!“

Eine E-Mail von Marianne:
„Hallo Corinna, wir sind noch ganz begeistert von eurem Auftritt bei der Hanse-Pferd! Offensichtlich bist du mit Joya schon sehr weit gekommen, herrlich zu sehen! Schade, dass ihr so weit in Kaltenkirchen seid…“

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