In meinem Besitz vom 13.4.2005 bis 12.2.2012
* 1.3.2003, Falbe, Hengst, Stm. ca. 1.57 m
Vater: …Tommie fan e Wylgen v. Tsjomme (Peke)
………….. a.d. Beitske fan de Kromme Jelte v. Leffert (Friese)
Mutter: Lady v. Jalon (Andalusier) a.d. Dalaira (Lusitano) v. Guapo
Für mich war er lange Zeit das „Barockpferd schlechthin“.
Vater Friese, Mutter halb Lusitano, halb Andalusier.
Wenn das nicht das Non-Plus-Ultra ist!?
2005
Herr Hinrichs sagt oft, man soll seine Wünsche konkret formulieren.
Also: Ich wollte ein barockes Pferd, einen Falben, einen Hengst, möglichst 2jährig und roh. Ich muss mit der Formulierung irgendwas richtig gemacht haben 🙂
Es war eine Textanzeige. Ich ließ mir per E-Mail Bilder schicken. Nach den ersten beiden Fotos kaufte ich den damals noch „Lucky“ (wie kann man nur…) heißenden und „Castello“ genannten Jungspund ansonsten ungesehen, da er 900 Kilometer von mir entfernt stand – im Dreieck Deutschland-Österreich-Schweiz.
Wie bei Negócio zwei Jahre zuvor las ich die Anzeige und irgend etwas ließ mich nicht mehr los. Ich lese ständig Anzeigen, aber Negócios und jetzt die vom „Kleinen“ sprangen mich einfach an. Wie 1996 auch die von „Liten svensk“. Und auch war wie für mich gemacht…
Dieses Foto war für mich ausschlaggebend für den Kauf:
Esperanzador wusste, als er zu mir kam, noch „von nix“, war vollkommen roh, ließ sich noch nicht so richtig führen, gab zwar nach einigen Tagen die Hufe, fiel dann aber um (und mit Vorliebe auf mich drauf), ließ sich aber schon anbinden und überall anfassen und putzen und war sehr zugänglich, mutig und in sich ruhend.
Er hat ein wunderschönes Auge, fließende Bewegungen mit viel Schulterfreiheit und macht schon durch seine außergewöhnliche Farbe auf sich aufmerksam – und die wurde im Laufe der Jahre immer schöner, vom anfänglichen „normalen Braunen“ hin zum Falben, der insbesondere im Februar mit goldener Kruppe daherkommt.
Fast schon beängstigend, wie schnell dieses kleine Pferd lernte! Einfach herrlich! Ich konnte jeden Tag da weitermachen, wo ich am Vortag aufgehört hatte. Er wieherte mir entgegen und startete auch schnell die ersten Beißversuche, nachdem ihm das bei Negócio so schön gelungen war…
Nach den ersten Wochen im Stall, um die ersten Grundlagen zu festigen, verbrachte er den Sommer auf einer Weide, mal friedlich grasend, mal tobend und raufend, gemeinsam mit zwei weiteren Jährlingshengsten.
Am 10. September 2005 hielt Esperanzador Einzug in einem neuen Stall in einer großen Paddockbox. War das spannend!!!
Das fand er auch. Er kam vom Hänger, trompetend und ganz (noch so gar nicht erzogener) Hengst. Er beruhigte sich aber unglaublich schnell, sah sich um und erkundete seine Box und das Paddock. Schließlich brachten wir ihn auf die Weide, auf der fünf Wallache auf ihn warteten. Er brüllte los, wirbelte mit den Vorderbeinen durch die Luft und schrie die anderen erstmal an, dass er nun der neue Chef sei. Das stellten die auch gar nicht groß in Frage – er war sofort Herr der Lage. In den nächsten Tagen fragte der eine oder andere doch noch einmal nach, aber es ging alles soweit glimpflich ab und der Kleinste ist nun auch dort der Größte. Als erstes ging er auf den Shire los…
Angst? Was’n das???
Am 20.10. sah er zu, wie Fàscino abgesattelt wurde. Der Sattel hing über Fàscinos Tür – aber nicht lange. Esperanzador hatte nichts eiligeres zu tun, als ihn zu sich rüberzuziehen und mich mit Engelsaugen anzustrahlen.
„Willst Du?“ fragte ich und die Augen leuchteten weiter. Also – Sattel rauf, einfach so, alles gut. Und dann gingen sie relativ schnell, die „ersten Schritte“.
In den letzten beiden Oktober-Wochen: Sattel zum 1. Mal angegurtet und damit geführt, Kappzaum, die ersten Runden Schritt und Halt an der Longe (mit Führhilfe außen), zum ersten Mal Gamaschen (einfach nur für das Gefühl), die ersten paar Trab-Tritte an der Longe und schließlich das erste Gebiss – nach dem ersten Brechreiz und der Feststellung, dass man damit weiter fressen kann, war das ok – wie alles andere auch.
Es ist ein Spiel, er genießt die Aufmerksamkeit und die Momente, in denen er im Mittelpunkt steht, er macht zwar eine Menge Lärm (meist um nichts…), ist aber so wunderbar eifrig und unkompliziert, dass es eine wahre Freude ist, dieses junge Pferd erleben zu dürfen.
.
.
.
.
.
.
2006
Ich kam nur 2- bis 3x im Monat dazu, wirklich etwas mit Esperanzador zu machen, aber es war immer herrlich, sich mit ihm zu befassen. Er „spricht“ – wenn wir zusammen etwas tun und ich lobe ihn mit Stimme, während wir uns anschauen, dann brummelt und erzählt er vor sich hin, es ist zu schön. Inzwischen geht er sicher und fein an der Longe, wechselt auf leiseste Kommandos die Gangart, geht Trab-Halt-Trab-Übergänge.
Unter dem Reiter hört er wunderbar auf Stimme und ist traumhaft zu sitzen. Noch habe ich zwar keine richtige „Lenkung“ und ich vermeide es deshalb auch noch, zu reiten, wenn andere Pferde in der Halle sind. Inzwischen habe ich ungefähr 15x drauf gesessen.
Es ist kein Problem, zu longieren oder an der Hand zu arbeiten, während andere Pferde dabei sind, mit dem Reiten warte ich aber noch.
An der Hand geht er im Schritt sicher Schulterherein und erste Traversalen, hebt auf Kommando einzeln die Hinterbeine, sein wahres Talent allerdings zeigt sich im Spanischen Schritt. Ich bin sicher, dass er später in der Lage sein wird, auch Spanischen Trab zu zeigen. Er bietet jetzt schon spielerisch so viele Bewegungen an.
Durch meine Krankheit im Sommer, Herbst und Winter 2006 kam ich kaum dazu, mit Esperanzador weiter zu machen. Ich würde ja gerne sagen, er „genoss“ seinen Weidesommer, aber häufig genug gab er mir das Gefühl, dass er gerne etwas mehr beansprucht worden wäre. Nun, es ging eben nicht anders, und so konnte ich gleich die Erfahrung machen, dass auch er es gut verträgt, ein paar Wochen mehr oder weniger nichts von mir zu sehen, ohne dass deshalb die bereits vertrauten Dinge weg wären. Ich konnte jedes Mal dort anknüpfen, wo wir zuletzt aufgehört hatten.
Das ist eine Sache, die ich wirklich als Geschenk empfinde und die für mich auch etwas mit Intelligenz des Pferdes zu tun hat – auf jeden Fall aber zeigt es Motivation und Begeisterungsfähigkeit. Von beidem hat Esperanzador genug und ich wünsche mir, seine Ausbildung immer so gestalten zu können, dass es ihm – wie jetzt – wie ein immer währendes Spiel vorkommt.
Der Kleine machte einfach nur Spaß. Ich liebte es, wie er mich anguckte, wie er verspielt und albern war, wie er sich schon zu präsentieren verstand und mit welch‘ einem Feuereifer er alles in sich aufzusaugen schien, was mit ihm gemacht wurde.
So passierte also Ende 2006 nicht mehr viel, ich saß noch ein, zwei Mal auf seinem Rücken, in der Arbeit an der Hand festigten sich die Seitengänge sehr schön und mit ein paar Einlagen Spanischen Schrittes – inzwischen auch frei auf der Weide – konnte man ihm (und mir) wirklich den Tag retten 🙂
2007
Esperanzador stand in den Startlöchern und wollte nun wirklich endlich loslegen. Ich versuchte, zumindest ein oder zwei Mal pro Woche etwas mit ihm zu machen, sei es Arbeit an der Hand, longieren oder auch mal reiten.
Inzwischen habe ich etwa 30 Mal drauf gesessen und habe so langsam eine erste Lenkung. Nicht immer, aber erste große Linien werden langsam als gewollt erkennbar 🙂
Im Dezember bot er eines Tages von sich aus erste Galoppsprünge unter dem Reiter an, und ich nahm sie dankbar an. Ich hätte ihn von selbst nicht angaloppiert, ich habe auf sein Angebot gewartet und es war ein so herrliches Gefühl, als es einfach passte und er fünf, sechs schöne Sprünge machte. An der Longe hatte er zum Angaloppieren den Doppelschnalzer kennengelernt, und nachdem er die ersten Sprünge also von sich aus angeboten hatte, fragte ich beim nächsten Ritt an derselben Stelle durch einen Doppelschnalzer den Galopp an – und er kam prompt.
Das sind die Momente, die denen in nichts nachstehen, wenn Negócio eine schöne Piaffe zeigt oder Fàscino Gedanken liest. Es sind diese 1000 kleinen Premieren, die ich nun wieder einmal erleben darf und ich genieße sie so sehr!
Kurz darauf galoppierten wir beide durch unsere erste – seeehr abgerundete – Ecke. Viel mehr ist allerdings auch noch nicht drin (soll auch gar nicht), da der Süße dann prompt seinen Friesenanteil ausspielt – „ich kann nicht mehr!“. So lasse ich ihn noch immer fast durchweg die Gangart bestimmen; wenn er parieren oder stehen bleiben möchte, darf er das tun, nach einer kurzen Pause geht es weiter. Mir ist bei ihm wichtig, dass er bedingungslos überall anzuhalten ist, und so ist er hier schon sehr schön eingespielt auf das Stimmsignal.
Ich hatte bislang vermieden, ihn unter dem Reiter mit anderen Pferden zu konfrontieren und so baute sich in mir blöderweise eine echte Hemmung auf vor dem ersten Ritt mit anderen Pferden zusammen. Im März ergab es sich dann, dass Swenja mit Fàscino in der Halle war und ich mit Esperanzador auf dem Platz. Er war cool und zufrieden und so ritt ich zur Halle. Dort sah ich, dass auch Vanessa mit ihrer Cheyenne in der Halle war. „Oh, ein MÄDCHEN!“ brummelte Esperanzador begeistert. Ich blieb eine Weile unschlüssig vor der Tür stehen und ließ ihn gucken. Er guckte ganz friedlich zu, also fragte ich die beiden, ob ich ein paar Minuten reinkommen dürfe und sie aufpassen würden (sprich – Mindestabstand 20 Meter…). Na klar. Wir gingen rein und ich ließ meinen Jungspund gucken und hinterher gehen und auf die anderen zu und schließlich trabten und galoppierten die beiden um uns herum und alles war gut. Ich hatte diesen Moment hinausgezögert, um ihm im Zweifelsfalle nicht ins Maul fassen zu müssen. Ich wollte ihn also zumindest so weit rittig haben, dass das Stimmsignal zum Halten auch zwischen anderen Pferden hoffentlich ohne Zügel funktionieren würde. Der Tag war gut gewählt und mir plumpsten nur so die Steine vom Herzen – wieder eine der vielen kleinen und großen Premieren!!
Im April machte Gabi Appelt bei herrlichstem Wetter zum ersten Mal Bilder von uns in „richtig schick“. Ich trug seiner Abstammung Rechnung und zog mich einmal für den halben Friesen und einmal für den halben Iberer in ihm an 🙂
Es entstanden wunderschöne Bilder. Man soll nun nicht glauben, so könne ich zur nächstbesten Veranstaltung fahren – oh nein. Es sind Momentaufnahmen, die für meine Begriffe zeigen, was da in einigen Jahren hoffentlich möglich sein wird, sie zeigen aber weit mehr als die aktuelle Situation. Ich darf zwar immer mehr Einfluss nehmen auf Richtung und Tempo und er fühlte sich auch mindestens so gut an, wie er da aussieht 🙂 aber trotzdem ist er eine echte Remonte und darf sich auch so benehmen. Ich bin einfach nur glücklich über diese Bilder, weil ich der Meinung bin, dass wir fantastisch zusammen passen und ich wage mir kaum vorzustellen, wie mein „King Louis“ in ein paar Jahren aussehen wird.
Und mit diesem meinen Traumprinzen war ich Ende Mai zum ersten Mal unterwegs. WAR DAS TOLL!!!
Auf der Anlage von Petra Wallin gab Dr. Stodulka ein Seminar. Die Theorie war ganz hervorragend, wenn man sich auch ein wenig „einhören“ musste, es war klar zu spüren, dass Stodulka in seinem Element war 🙂
In der Praxis gefiel mir nicht alles, trotzdem war für jeden etwas dabei. Louis machte einfach super mit, ich war hell begeistert von ihm. Wir hatten zwei Tage Spaß pur, er bewohnte eine schöne Paddock-Box und hielt dort ein Mittagsschläfchen, bei dem ich mich dazulegen durfte. Das Wetter spielte auch mit, so dass wir ein rundum schönes Wochenende verlebten.
Reiterlich machte ich über den Sommer nicht viel, ein paar schöne Ausritte mit den ersten Runden über die Stoppelfelder haben wir gemacht – und ich habe doch tatsächlich mal wieder Spaß am Ausreiten!!!
Das war mir ja völlig abhanden gekommen mangels Gelände…
Ab dem Herbst versuchte ich, eine gewisse Regelmäßigkeit erkennen zu lassen.
Esperanzador ging inzwischen erste Schritte Schulterherein unter dem Reiter im Schritt auf beiden Händen, der Rechtsgalopp festigte sich, er hielt nach wie vor sicher und prompt aus jeder Lebenslage an und zeigte inzwischen eine schöne Dehnungsbereitschaft.
Er ließ sich mit sämtlichen Pferden problemlos in der Halle reiten, auch Stuten waren überhaupt kein Problem. An der Hand brüllte er gerne mal und machte schwer auf Macho, es gab aber auch die Kuschelstunden, in denen er verschmust und zärtlich war.
2008
Im Februar 2008 zierten Tinker Black Nose und Esperanzador zwei Seiten der Ausgabe „Mein Pferd“. Black Nose war von dem Verlag im letzten Sommer verlost worden. Unter 10.000 Einsendern gewann Kathrin Meyer-Breckwoldt den vierjährigen Wallach.
Kathrin und Black Nose zogen zu uns nach Kaltenkirchen und seit Sommerende 2007 sind die beiden Jungs ein Herz und eine Seele. Black Nose hält Esperanzador gut in Atem und lässt sich überhaupt nichts sagen. Der hat den Bogen raus – und nimmt mir Erziehungsarbeit ab…!
Im Februar hatten wir zwei wunderschöne Wochenenden – mit Sonne, die sich richtig wie Sonne anfühlte! Ich rannte drei Tage durchgehend mit der Kamera vor’m Gesicht durch die Gegend, kein Pferd war vor meinem Auslöser sicher. Meine schon gar nicht 🙂
So entstanden ein paar Bilder, bei denen man kaum vermuten kann, dass sie im Februar entstanden sind. Zumal danach wieder Stürme über’s Land tobten, die es in sich hatten – und die immer zahlreicher zu werden scheinen.
Die frühen frühlingshaften Tage reichten allerdings aus, um in den Hengsten die Hormone zum Sprudeln zu bringen. Esperanzadors Hals schwoll förmlich an, er ist soooo schön…!
Zur Zeit versuche ich, ca. 2x pro Woche zu reiten, was nicht immer klappt, aber zumindest wird das Ganze nun wirklich langsam regelmäßiger. Gesundheitlich geht es mir so gut wie schon lange nicht mehr, so dass in alles ein bisschen Ruhe eingekehrt ist.
An einem dieser Traum-Wochenenden war ich zuerst mit Esperanzador auf dem Platz. Hier fühlte er sich so gut an, dass ich noch ins Gelände ging. Kurz zuvor hatten wir zu dritt eine Schritt-Runde gedreht, zum ersten Mal war er mit anderen Pferden zusammen draußen. Vorne ging er super, guckte sich ab und zu um, ob die beiden auch noch da sind, ging aber mutig voran. Als einer der beiden weg ging und einen Weg entlang galoppierte, blieb er ruhig, sogar als der andere lustig vor sich hin hüpfte und gerne mit galoppiert wäre. Er erschrak nicht angesichts eines Wildschweins im Wald (was für ein Anblick! Toll!!), Radfahrer, Fußgänger, Hunde und Autos konnten ihn nicht schocken, er war rundum klasse.
So wagte ich, nachdem ich noch ein paar Mal alleine mit ihm unterwegs gewesen war und er auch mal traben durfte, an diesem herrlichen Tag eine Runde über’s Feld. Der Boden war mir nie so geheuer gewesen, dass ich ihn darauf hätte traben, geschweige denn galoppieren lassen, dazu wirkte das doch zu matschig und glitschig und ich wusste nicht, wie er reagieren würde.
An diesem Tag aber war das Gefühl so gut, dass ich es wagte – der Boden fühlte sich gut an und so durfte Esperanzador, nachdem er sich im Trab gut benahm, endlich einmal galoppieren. Er blieb auch dabei kontrollierbar, wenn auch sehr eifrig und aufgedreht.
Und so durfte er zum ersten Mal wirklich Gas geben. Es war ein gigantisches Gefühl – natürlich hätte ich nicht innerhalb von fünf Metern anhalten können, aber innerhalb von 20 durchaus. Das Gefühl reichte mir, damit durfte er loslegen. Und das tat er – im Rahmen seiner Möglichkeiten 🙂
Der Vater war doch Friese, war da nicht was…? Er nutzte die Chance und legte sich wirklich ins Zeug, ließ sich aber nach 2, 3 langen Seiten auch super mit Stimme wieder durchparieren. Da leuchteten aber vier Augen vor Begeisterung!
Und im Februar hatte Louis auch zum ersten mal eine Kandare im Maul – und tat, als wäre das überhaupt nichts Neues. Ich habe noch nie ein Pferd beim Anreiten und in den ersten Monaten und Jahren derart unkompliziert erlebt. Er findet einfach immer erstmal alles toll, bis man ihn vom Gegenteil überzeugt 🙂.
Inzwischen geht Louis unter dem Reiter Schulterherein im Schritt auf beiden Händen leicht und sicher, rückwärts ebenso, erste Travers- und Traversalschritte sind im Werden, der Rechtsgalopp ist noch immer ganz anders in der Einleitung als der Linksgalopp und gelingt auch immer mal nicht auf Anhieb. An der Hand zeigt sich eine allererste Idee von halben Tritten.
Im Roundpen mit ihm zu spielen macht so richtig Spaß, das Kompliment gelingt auf beiden Seiten und links inzwischen fast nur noch auf Fingerzeig, rechts ist noch die Hilfe der Hand erforderlich, dafür kniet er auf dieser Seite auch schon mal. Und er ist immer mit Feuereifer und leisem Gebrummel bei der Sache.
Esperanzador ging am 5. und 6. April bei den Elferdinger Barocktagen seine ersten Prüfungen und sein erstes Schaubild. Eine neue Rampensau ist geboren!
Nachdem er pausenlos hörte, wie unglaublich schön er ist, kam er mit einem Stockmaß von gefühlten 1,70 m nach Hause…
Zum ersten Mal fuhr er mit einem anderen Pferd im Hänger, mit Negócio, und auch das ging problemlos. Er blieb angesichts der ganzen dort brüllenden und hampelnden anderen Pferde relativ handlich. Sein Fanclub hat sich jedenfalls drastisch vergrößert!!
Na, jetzt erst Recht: Louis im April 2008 auf der Messe HANSEPFERD in Hamburg!
Vor seiner Box standen Menschentrauben, er zog alle Blicke auf sich. Es war eine Wonne, ihn dabei zu haben. Er ließ sich wieder problemlos mit Negócio verladen, stand neben ihm in der Box, die zur Hälfte vergittert war, so dass die beiden sich berühren konnten. Die Unterbringung der Pferde war sehr schön dieses Mal, mit mehr Platz in den Gängen und Boxen, die nicht rundum zu waren, sehr hell und luftig, so weit dies bei einer Messe möglich ist.
Ließ er sich anfangs noch von jedem anfassen und brüllte jedes Pferd an, das vorbeikam, verstand er doch recht schnell, dass man nicht immer etwas verpasst, wenn man sich mal zehn Minuten zurückzieht 🙂
Wir demonstrierten 3x live mit Headset im Rassenring die Arbeit an der Hand und den Weg zu ersten zirzensischen Lektionen und in Richtung Freiheitsdressur.
Einmal ging er in der Gruppe der „Klassik-Ausbilderinnen des Nordens“ in der großen Showhalle. Wo immer er hinkam – er machte einen Kragen und zeigte alles, was er zu Hause kann. Er ging überall hin, er war mutig, fröhlich, immer zum Mitmachen bereit, immer gut gelaunt, immer eine Augenweide.
Nach der HANSEPFERD folgte eine längere Sommerpause. Zum einen hatte er sie verdient, zum anderen passte keiner meiner diversen Sättel mehr… Er hatte in der Schulterpartie so mächtig zugelegt, dass ein neuer Sattel her musste. Das war nicht einfach mal eben so zu realisieren, und so stand mein Jungspund den Sommer über mehr oder weniger nur rum. Glücklich war ich nicht damit, da sich aber auch bei mir diverse Veränderungen ergaben, passte das zeitlich ganz gut, besser jedenfalls als im Winter, wenn nicht einmal Weidezeit möglich gewesen wäre. So unkompliziert Louis in allem war, mit Sätteln war er es nicht. Bei keinem meiner Pferde habe ich so oft die Sättel wechseln müssen wie bei ihm.
Anfang September fiel mir endlich durch einen glücklichen Zufall ein passender Sattel in den Schoß bzw. Louis auf den Rücken 🙂 so dass wir endlich wieder loslegen konnten.
Das war auch gut so, da ich ihn gerne bei der PM-Regionaltagung „Klassik meets barock und mehr – Reitweisen im Vergleich“ vorstellen wollte.
Am 4. Oktober präsentierte er einem ca. 120köpfigen Publikum die „Arbeit an der Hand des jungen Pferdes in der klassisch-barocken Ausbildung“. Er zeigte begeistert alles, was er kann – alle Seitengänge an der Hand, Kompliment, Knien, Polka, Spanischen Schritt, Spanischen Trab und aus reinem Übermut bot er tatsächlich die ersten Galoppsprünge an der Hand an, die ich natürlich begeistert annahm.
Fazit für diesen Programmpunkt: „Mir ist eine Lektion lieber, die nur zu 90% gelingt, so lange mein Pferd sie mit einem solchen Gesicht ausführt!“
2009
Gerade mal sechs Jahre alt, aber schon den achte Sattel auf dem Rücken…
Manche Sättel passten Louis gerade mal ein paar Wochen, dann war der nächste dran – um nicht zu sagen: die nächste Kammerweite…
Mit „englischen“ Sätteln hat Louis langsam keinen Vertrag mehr, er mag unter denen nicht so Recht schwingen. Und dann war ich zur rechten Zeit am rechten Ort (nämlich bei ebay) und 3 – 2- 1 war ein wunderschöner, baumloser Deuber-Verschnitt meins! In BEIGE!! Wow… Unter diesem Sattel fühlte Louis sich dann wieder richtig wohl.
Er hatte zwei große Veranstaltungen in diesem Jahr und es ist einfach eine Wonne, mit diesem Pferd loszufahren. Das Mega-Event war natürlich die NORDPFERD in Neumünster, wo er im Eröffnungs-Schaubild, bei unserer Handarbeit, im „Barocken Ensemble“ und in der Galashow auftrat. Und sich um Mitternacht dann auch, mehr oder weniger schlafend, küssen ließ 🙂
In Neumünster konnte er auch spielend Traversalen. Zu Hause weiß er nicht, wie die gehen. Er braucht immer eine Animation, alleine in der Halle spielt er seinen Friesen-Bonus reichlich aus. Manchmal fehlt mir wirklich die Spritzigkeit und der letzte Pfiff (tja, Negócio-verwöhnt…), daran mangelt es dann doch. Andererseits liebe ich seine Nervenstärke und seine Selbstsicherheit und sein Macho-Gehabe, wenn ihm danach ist.
Die beste Motivation für ihn sind schwarze Stuten, da gibt er dann aber auch so richtig an!
Inzwischen gelingt es immer häufiger, dass Louis sich an der Hand hinlegt. Was für ein Gefühl!! Er hat schnell verstanden, dass er sich mit Sattel nicht wälzen darf. Vor allem nach dem Reiten, wenn die Lust auf’s Hinlegen ohnehin ausgeprägt ist, gelingt es auch zwischen anderen Reitern. Warum übt ein an der Hand liegendes Pferd eine so ungeheure Faszination aus? Ich weiß es nicht, aber es ist so, immer wieder…
Die zweite große Veranstaltung (wenn auch kein Vergleich mit der NORDPFERD…) war der „Tag der offenen Tür“ im September bei uns im Reitstall Wüstenkate. Hier ging Louis im Eröffnungsschaubild, der „Arbeit an der Hand“, in den „Variationen zu Pferde“ übernahm er den Barock-Part und im Abschlussbild „Jede Rasse ist klasse!“ durfte er natürlich auch nicht fehlen, hier zeigten wir die ganze Vielfalt, die unser Stall zu bieten hat und stellten so gut 20 (!) Pferderassen vor. Es war ein zwar mega hektischer, aber insgesamt überaus gelungener Tag mit tollem Wetter und 200 begeisterten Zuschauern.
2010
Nachdem das Hinlegen an der Hand immer klarer abzurufen war, habe ich es am 1. und 2. Mai zum ersten Mal vor Publikum gewagt – beim „Gartenzauber“ in Bissenbrook. Ich stieg am Ende unseres „Barocken Ensembles“ ab, fragte nach Kompliment links (der Einstieg zum Hinlegen ist Kompliment links, Kompliment rechts, dann fragt Louis eigentlich schon nach Hinlegen) – und er lag. Ohne Kompliment vorweg, er drehte sich 2x im Kreis und schmiss sich begeistert hin. Ich war gerührt und freute mich wie verrückt. Und da lag er nun und stand gar nicht wieder auf, futterte Kekse und grinste ins klatschende Publikum. Ich war hin und weg.
Nach dem Bild am Sonntag kam eine Fotografin auf mich zu, als wir gerade das Viereck verlassen wollten und fragte, ob ich ihn nicht noch einmal hinlegen könne, sie fotografiere gerade „Paare“ und sei so beeindruckt von uns beiden. Ich freute mich natürlich sehr, gab aber zu bedenken, dass das Hinlegen auf Kommando noch nicht immer so ganz abrufbar ist und ich es noch nie 2x hintereinander angefragt habe. Aber ich frage Louis natürlich gerne. Er lag keine fünf Sekunden später im Sand, und das wirklich mit Genuss. Ich saß vor ihm, neben ihm, wo ich wollte, sie fotografierte begeistert, ich strahlte, Louis genoss es sichtlich, Mittelpunkt der Show zu sein. Meine beiden Mitreiterinnen durften sich hinter ihn stellen, er machte keine Anstalten, aufzustehen. Liegen ist inzwischen wirklich eine seiner Lieblingsbeschäftigungen.
Reiterlich erfüllte er meine Hoffnungen leider nicht so, wie ich es gehofft hatte. Er war nun sieben und am besten zu reiten, wenn Animation in Form von (möglichst schwarzen) Stuten oder zumindest überhaupt irgendwelchen anderen Pferden da war. Ansonsten ist sein Akku nach 20 Minuten schlicht leer. So leicht er auch zu händeln ist, zum Reitpferd geboren ist er nicht, hier lässt er sich wirklich nur schwer zu „mehr“ überreden. Am Boden das Spielkind der Nation, begeisterungsfähig, willig, albern und aufmerksam; unter dem Reiter immer nur in Phasen hochmotiviert, die sich mit Phasen abwechseln, in denen er zwar nett mitmacht, aber ein ungeheures Gefühl von Seiten des Reiters verlangt und ein extremes auf-ihn-eingehen. Ansonsten macht er zu oder wird frech. Ich kann das zwar immer verhindern, habe so aber das Gefühl, überhaupt nicht so richtig mit ihm weiterzukommen. Die ständigen Zwangspausen durch meine chronische Erkrankung tun ihr Übriges, uns irgendwie nicht so recht weiterkommen zu lassen.
Ich kann ja damit umgehen, wie er sich bewegen mag und wie nicht, und es macht mir auch nichts aus, ich merke aber sehr deutlich, dass er es zwar hinnimmt, einen Reiter auf dem Rücken zu haben, und bis zu einem gewissen Grade macht ihm das manchmal auch Spaß, aber es ist niemals dieselbe Freude und Begeisterung, die er am Boden zeigt.
Natürlich ist mein Anspruch hoch – ich vermisse an ihm die Spritzigkeit, Energie und Übermotivation eines Negócio. Der Vergleich ist nicht fair, das ist mir klar, aber er schleicht sich doch immer wieder in den Hinterkopf. Louis so gerecht zu werden, wie er ist, ist gar nicht so leicht, wenn man ein REITpferd im Stall haben möchte. Louis als Hengst, am Boden, als Spiel- und Spaßpferd, als wahre Schönheit – ideal. Und so versuche ich, wenn ich ihn reite, was ohnehin selten genug vorkommt, anzunehmen, was er zu geben bereit ist, mich an ihm zu erfreuen, auch wenn die Reiteinheiten kurz sind, und ihm weiterhin Zeit zu geben. Ich denke, er wird in den nächsten zwei, drei Jahren von selber mehr wollen. Bis dahin gebe ich ihm das Gefühl, dass Reiten Spaß macht und sehe zu, dass er seinen Hals locker und lang macht. Und lege ihn nach dem Reiten hin…
🙂
Im Sommer bat mich Sylvia Czarnecki, mit Louis an ihrem Buch „It’s Showtime“ mitzuwirken. „Was brauchst Du denn?“ – „Spanischen Schritt, Kompliment, Spanischen Trab…“ – Äh, hihi, nicht dass er Spanischen Trab unter dem Reiter abrufbar gehen würde… Egal, ausprobieren! Er kam auf die Weide, wo die Fotografin wartete, sah die anderen Pferde, blubberte die alle an und steppte mit Imponiergehabe los. Und so ist Louis nun auf mehreren Seiten in dem Buch zu sehen – und sogar beim Schlusswort.
2011
Anfang Dezember starb völlig unvorhersehbar Negócio. Kurz vor Weihnachten stand P.R.E. Joya im Stall – Negócio hat ganze Arbeit geleistet, mir ihn zu schicken…
Louis schien Joya ganz nett zu finden. Das beruhte auf Gegenseitigkeit, so dass die beiden nun täglich zusammen spielen durften. Und das taten sie! Es war zu schön, wenn sich die beiden den grünen Jolly-Ball um die Ohren hauten..
Im April ging es wieder einmal nach Neumünster zur Messe NORDPFERD.
Louis war eines von fünf Einhörnern in der Gala-Show in unserer Quadrille „Frühling der Einhörner“ und im Tagesprogramm war er im „Barocken Ensemble“ zu sehen, in der Arbeit an der Hand und mit Zirzensischen Lektionen.
Es wurden vier anstrengende, aber tolle Tage bei bestem Wetter.
Louis war aufgedreht, kernig und verspielt und hörte natürlich mal wieder viel öfter, als ihm gut tun kann, wie unglaublich schön er ist 🙂
Er war manchmal anstrengend, aber auch immer so unglaublich witzig und verspielt, dass es eine Freude war, mit ihm dort zu sein. Legt er zu Hause ja nicht so großen Wert darauf, geritten zu werden, riss er sich hier ein Bein aus, um in der Gala-Show als Einhorn so fantastisch zu gehen, wie er nur kann. Insbesondere am Samstag fühlte er sich so leicht, so sicher, so selbstverständlich an, dass es nur so eine Wonne war!
Dieses schöne Bild hat Jörg Albrecht gemacht. Vielen Dank dafür!
Natürlich gab es auch wieder den Moment, an dem er sich ganz cool mittags für ein Schläfchen hinlegte – und ich durfte mich dazulegen…
Mehr Fotos auf der Seite Nordpferd
Am 14. und 15. Mai bereicherte Louis meine Seminare „Takt, Rhythmus, Fußfolge“ und „Spannung – ein spannendes Thema“. Gerade der Sonntag machte hier viel Spaß – er zeigte zusammen mit Shetty Simba An- und Entspannung durch Zirzensische Lektionen, wobei sich beide verspielt und bewegungsfreudig zeigten. Am Ende lagen beide gemeinsam zufrieden im Sand.
Inzwischen steht Louis täglich mit Joya auf der Koppel, und es geht wunderbar. Das ist so schön! Die beiden haben sich richtig gut arrangiert, stehen immer wieder mal fellkraulend zusammen und genießen die Gemeinsamkeit.
Am 18. September fand wieder unser Tag der offenen Tür statt. Und wie meine kleine Rampensau so ist – er kommt rein, sieht die Zuschauer, bläst sich auf und geht Schulterherein und Traversale vom Feinsten. Leichtfüßig, elegant, es war ein herrliches Gefühl. Im Rasse-Schaubild stellten wir unsere immerhin ca. 25 (!) auf dem Hof eingestellten Rassen mit kurzer Beschreibung vor, und hier spielte Louis an der Hand nur so mit seinen Möglichkeiten – Kompliment, Knien, Spanischer Schritt, Trab und Galopp mit großen Tritten und Sprüngen, er warf nur so mit seinen Vorderbeinen um sich.
Vielleicht sollte ich ihm eine Wandtapete mit Zuschauern an die kurze Seite kleben und ab und an Applaus einspielen – ob er dann immer so ist…???
Leider entstand an diesem Tag kein brauchbares Foto von Louis, da ja alles in der Halle stattfand. Es gab Bilder von guten Momenten, aber die haben eben nur Erinnerungswert, nicht die Qualität, die ich mir wünsche. Und so machte Sönke am 28.9. noch einmal Bilder in unserem schönen barocken Outfit, das wir am Tag der offenen Tür eingeweiht hatten – aus alt mach neu, das Kostüm war mal mit viiiiiiielen Silber-Pailetten besetzt und kommt nun deutlich schlichter – und wie ich finde, schöner – daher. Da es hier viele herrliche Bilder gab, bekommt dieser Tag eine eigene Seite – die Bilder sehen Sie hier.
Joya sollte Anfang Dezember nach der Messe Pferd & JAGD erst einmal ein paar Tage Pause haben und durfte mit Fàscino frei laufen in der Halle. Das war herrlich anzusehen! Beide waren ausgelassen und verspielt, wälzten sich ausgiebig und mit Genuss.
Am nächsten Tag ließ ich die beiden wieder in die Halle und holte Louis dazu – mit Kappzaum und Longe, sicherheitshalber, weil er Fàscino, der im Sommer einen schweren Unfall auf der Weide überstanden hatte, nichts tun darf. Tat er auch nicht, nach wenigen Minuten ließ ich ihn frei. Fàscino war nichts anzumerken, er sprang und bockte und drehte sich und knallte dabei Joya ein paar vor den Latz, dass es nur so krachte. Nicht kaputt machen…!!! Die drei verstanden sich prima, Louis wusste gar nicht wohin mit sich vor Bewegungsdrang, und es war natürlich immer wieder super schön, wenn sie alle drei aus vollem Lauf auf den Piff hin zu mir kamen und da – in verschiedenen Reihenfolgen – friedlich zusammen standen. Herrlich, wenn ich das über den Winter häufiger mit allen dreien machen könnte!
2012
Die Spiele zu dritt konnten wir noch sehr oft machen. Es war immer schön. Später kam noch Andalusier Graciento dazu, dann noch ein weiterer Wallach, so dass Loius schließlich mit vier weiteren Pferden in der Halle war. Sein Sozialverhalten hat wirklich einen drastischen Sprung gemacht.
Und doch – seit gut einem Jahr stellte sich mir immer häufiger die Frage, ob ich ihm wirklich gerecht werde. Es wurde immer deutlicher, insbesondere nach Negócios Tod und der Ankunft Joyas, daß Louis als „Drittpferd“ nicht glücklich war. Dann noch meine gesundheitlichen Ausfallzeiten im Sommer, viele weitere Kleinigkeiten, die mir immer wieder bewusst machten, daß ich mit drei Pferden sehr an meine Grenze stoße (bzw. sie längst überschritten habe) und sich hier irgend etwas nicht mer fair anfühlt.
Hätte Fàscino den Unfall im Sommer nicht überlebt, wären diese Gedanken nicht erforderlich gewesen. So aber, mit drei Pferden, die alle etwas tun wollen, stieß ich mehr und mehr an physische Grenzen, die mich letztlich auch psychisch belasteten. Und so drängte sich immer häufiger die Frage auf, ob es nicht sinnvoll wäre, sich von Louis zu trennen – er ist der jüngste und der in sich ruhendste, gefestigte – er wird seinen Weg machen.
Was das Ganze allerdings nicht leicht machte, war, dass ich ihm, gerade ihm, natürlich ein weiterhin so pferdegerechtes Leben ermöglichen wollte. Am liebsten als Hengst, und das schränkte die Auswahl der möglichen Neubesitzer ja schon drastisch ein. Da sollte jemand ordentlich reiten können, spielen wollen, mit einem Hengst umgehen können, diesen ordentlich und mit Sozialkontakt halten, und in ihm einfach viel mehr sehen als nur den super schönen Strahlemann. Das ließ mich ein Jahr lang zögern, überhaupt irgend etwas in dieser Richtung zu unternehmen.
Mitte Dezember stellte ich ihn dann tatsächlich probeweise in „ehorses“ ein, nur um einmal zu sehen, was für Leute sich überhaupt melden. Ich sah keinen Zwang, ihn zu verkaufen, aber für ihn die Chance, wenn sich beste Hände finden ließen, mehr beachtet und vor allem bewegt zu werden als bei mir. Die reiterliche Entwicklung war schon arg ins Hintertreffen geraten in den letzten Monaten und es tat mir langsam nur noch Leid und in der Seele weh. Wir waren beide immer häufiger über den Zustand unglücklich.
Die Anzeige war einige Stunden online, da klingelte das Telefon. Sie hatte kein Pferd gesucht, sie war wegen etwas ganz anderem auf die Seite gelangt und wollte eigentlich nur hören, dass er schon weg sei, denn „so ein Pferd kann doch gar nicht mehr da sein“. Ende Dezember setzte sie sich in den ICE, fuhr fast 700 km durch Deutschland, um ihn zu sehen.
Und es passte. Ich hätte mir nicht vorstellen können, dass es so passen könnte. Louis behandelte sie, wie er mich behandelt. Sie ritt ihn eine ganze Weile, konnte sich hinterher kaum von ihm trennen und nahm von drei möglichen Zügen den letzten nach Hause. Danach ging ein reger E-Mail-Kontakt los mit dem Fazit, dass sie ihn unbedingt haben wollte und ich mir nicht vorstellen konnte, jemanden Passenderes für ihn zu finden.
Für mich ging nun die Zeit des Überlegens los – willst Du das wirklich, ist es richtig…?
Das Gefühl war so gut, wie es nur sein konnte, und trotzdem… Es war aber auch schnell klar, dass gefühlsmäßig nur sie in Frage kam.
Und so hat Louis am Morgen des 12. Februar die lange Reise in sein neues Zuhause angetreten. Der furchtbarste Moment war, als er dann tatsächlich im Hänger stand.
So sehr ich davon überzeugt war, dass es die richtige Entscheidung war, so furchtbar fühlte es sich an. Es war nicht leichtfertig, ich habe lange gebraucht, ich stand dann aber auch zu der Entscheidung und hoffte nur, dass sie für alle Beteiligten richtig ist, aber es war schon verdammt hart.
Er ist nach fast zehnstündiger Fahrt wohlbehalten in seinem neuen Zuhause angekommen und war dort ganz cool. Er bewohnt nun eine 12 Quadratmeter große Paddock-Box neben dem P.R.E. der Tochter der neuen Besitzerin und sie verstehen sich.
Nach fünf Tagen in seinem neuen Zuhause kamen nur gute Nachrichten. Unter anderem ein Foto, das mein Herz höher schlagen ließ – Louis und P.R.E. „Limonero“:
Ich konnte damals gar nicht abschätzen, wie richtig dieses neue Zuhause für ihn war. Mit der neuen Besitzerin ist eine tiefe Freundschaft entstanden, die mich manchmal glauben lässt, Louis war nötig, damit wir uns kennenlernen. Sie liebt ihn heiß und innig, er ist immer noch Hengst, die Mähne hängt inzwischen fast auf dem Boden 🙂
Mehr Fotos von Louis in seiner Zeit bei Solveig hier
*****************************************************************************
Esperanzadors „Öffentlichkeitsarbeit“:
2 0 0 7:
19./20. Mai: Lehrgang mit Robert Stodulka auf Hof Vierlinden
2 Auftritte unter dem Sattel und an der Hand,
außerdem stand er für den Sattel-Vortrag „Modell“
2 0 0 8:
7 Auftritte, 1 Turnier, 3 Prüfungen, 2 Platzierungen, 1 Sieg
5./6. April: Elferdinger Barocktage
Leichte Kür 1. Platz
Arbeit an der Hand (leicht) 2. Platz
Offene Kür der Reitweisen 3. Platz (Arbeit an der Hand und Freiheitsdressur) Showprogramm: Von der Arbeit an der Hand zur Freiheitsdressur (kommentiert)
20.-22. April: Messe HANSEPFERD Hamburg
Tagesprogramm: „Die Klassik-Ausbilderinnen des Nordens“
Ausbildungsring: „Von der Arbeit an der Hand zur Freiheitsdressur“
4. Oktober: PM-Tagung „Klassik meets Barock und mehr“:
Dokumentation: Die klassisch-barocke Ausbildung des jungen Pferdes an der Hand, Zirzensische Lektionen
16. November, Workshop „Biegung macht gerade – gerade die Biegung macht’s!“
2 0 0 9:
9 Auftritte
24.-26. April, Messe NORDPFERD in Neumünster:
Tagesprogramm: „Verschiedene Reitweisen“ anläßlich der Eröffnung der Messe,
Variationen an der Hand, Barocke Vielfalt
Galashow: Solo in „Spiel, Spaß und Spannung“
20. September, Tag der offenen Tür:
Die klassische Arbeit an der Hand, Variationen zu Pferde, Jede Rasse ist klasse!
2 0 1 0:
5 Auftritte
14. April, Messe HANSEPFERD Hamburg:
Pressetermin
1./2. Mai, „Gartenzauber“ Bissenbrook:
Barockes Ensemble
22. August, „Tier-Faszination“ Ruschwedel:
Barockes Ensemble
23. Oktober, Workshop
Es ging zwar um das Thema „Seitengänge“, jedoch war „Anpiaffieren“ ein Zuschauerwunsch. Louis meinte, aus dem Alter sei er raus und piaffierte an der Hand wie noch nie, schließlich sogar ohne inneren Zügel. Na klar legte er sich – neben Kompliment, Knien, Spanischem Schritt und Trab, Gerte apportieren und mich stundenlang am Ärmel durch die Halle führen – auch noch 2x hin. Da lag er dann und brummelte vergnügt vor sich hin. Sein Tag war auf jeden Fall gerettet! 🙂
2 0 1 1:
14.-17. April, Messe NORDPFERD Neumünster:
2x Gala-Show „Frühling der Einhörner“
2x „Barockes Ensemble“ (Arbeit an der Hand und Zirzensische Lektionen)
14. Mai: Seminar „Takt, Rhythmus, Fußfolge“
15. Mai: Seminar „Spannung – ein spannendes Thema“
18. September: Tag der offenen Tür im Reitstall Wüstenkate
Louis zeigte in den „Equinen Variationen“ klassisch-barocke Reiterei
und war natürlich im Abschlußbild „Jede Rasse ist klasse!“ zu sehen
2 0 1 2:
12. Februar: Louis trat die Reise in sein neues Zuhause an
Arbeit an der Hand (leicht) (1 Platzierung)
Kür (leicht) (1 Sieg)
Offene Kür der Reitweisen (1 Platzierung)
27 Auftritte
„Demo-Pferd“ bei mehreren Workshops
*****************************************************************************