3.-12.5. – Andalusien!

Vom 3. bis 12. Mai 2014 war ich in Andalusien.
Die großartig von Marion Beusse (BTC Pferdesportreisen) organisierte Reise war ein purer Hochgenuss – ich wusste nicht, dass man in zehn Tagen so viel sehen kann…

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1. Tag (Samstag, 3.5.) 

Condor flog mich sicher nach Jerez de la Frontera, wo Marion Beusse mich abholte.

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Es gab ein kleines Problem mit dem Mietwagen – nämlich genau einen Sitzplatz zu wenig. So musste sie leider etliche Kilometer hin und her fahren, um den Wagen zu tauschen…

Das allerdings klappte mit spanischer Freundlichkeit in Sevilla, dabei sahen wir noch im Bahnhof eine Frauengruppe, die „einfach so“ eine Sevillana tanzte und sang.
Hach, wie schön! Angekommen in Spanien und gleich mittendrin!

Sevilla, die Hauptstadt Andalusiens verzaubert mit mediterranem Flair: historische Adelspaläste, imposante Bauwerke, palmengesäumte Alleen und verwinkelte Gassen prägen das Stadtbild. Und das bei fast 30 Grad – wir sollten noch ein klein wenig mehr erleben.

Ich bezog mein Zimmer im zentral am Rathaus in Sevilla gelegenen Hotel „Inglaterra“, während Marion den einige Stunden später landenden „Rest“ der Gruppe abholte.

Gemeinsam aßen wir Tapas im „La Alicantina“ (ein Spruch wurde relativ schnell ein Insider: „eingefleischte Vegetarier“) und machten einen abendlichen Stadtbummel (diese Schuhgeschäfte!! Ich steh ja nicht so auf Schuhe wie andere Frauen, aber diese Vaquerostiefel… Zu Preisen… Bloß, na klar, nie in meiner Größe…)

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Abschließend kehrten wir im „Casa Roman“ ein, die anderen nahmen schließlich noch einen spätabendlichen – um nicht zu sagen mitternächtlichen – Drink auf der wunderschönen Dachterrasse des Hotels ein, aus dem ich mich aber raushielt –
mein Tag hatte sehr früh angefangen…

2. Tag (Sonntag, 4.5.) 

Am Vormittag besuchten wir nach einem gemeinsamen Spaziergang zur nahe gelegenen Stierkampfarena von Sevilla, der berühmten „Maestranza“, die Eröffnungsfeier zur „Feria de Abril“. Eine sehr anspruchsvolle Quadrille leitete die große Kutschenparade ein.

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Im glanzvollen Rahmen dieser Arena aus dem 18. Jahrhundert wurden einmalige Exponate des Königlichen Kutschenclubs in verschiedenen Anspannungen gezeigt – die Fahrpferde (und -mulis!) klassisch oder spanisch „a la calasera“ verziert.
Es begann mit Ein- und Zweispännern, schließlich waren bis zu fünf Pferde in verschiedenen Anspannungen zu sehen.
Die Parade der mehr als 60 Kutschen dauerte ca. zwei Stunden, in denen wir einen ersten Eindruck von der sevillanischen Mittagssonne bekamen…

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Auch wir begaben uns danach per Kutsche (gezogen von „Diego“) auf eine kleine Rundfahrt, vorbei an den herrlichen Stadtpalästen und durch grüne Parkanlagen zum berühmten Plaza de España.

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Im Anschluss aßen wir in der „Geheimtip-„Tapas-Bar „La Brunilda“ – in die sollten wir, begeistert, wenige Tage später noch einmal einkehren.

Am späten Nachmittag Weiterfahrt (vorbei an Flamingos! Und reihenweise Störchen!) an die südspanische Atlantikküste nach Novo Sancti Petri zu unserem wunderschönen Hotel „Vincci Costa Golf“, nur 300 Meter vom Strand entfernt.

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An diesem Abschnitt der Costa de la Luz befinden sich mehr als 20 Kilometer feinster Sandstrand – und (nicht nur) an diesem Abend gab es einen prächtigen Sonnenuntergang.

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3. Tag (Montag, 5.5.) 

Die heutige Tour führte uns anfangs an der Küste entlang. In der Nähe von Conil gingen wir an einem prächtigen Strand- und Hafenabschnitt spazieren. Was für eine Landschaft!

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Das Bergdorf Vejer de la Frontera gilt als eines der schönsten (weißen) Dörfer Andalusiens und thront in exponierter Lage hoch oben auf einem Felsmassiv.

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Wir besuchten den  Schneider Pepe Berenguer und sahen von ihm gefertigte und in der Fertigung befindliche Maß-Reittrachten. Wow …

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Nach dem Mittagessen im Innenhof des zauberhaften Restaurants „Casa del Califa“ mit arabisch/marokkanischer Küche folgte ein Spaziergang durch die blumengeschmückten Gassen. Wir konnten Afrika sehen! Da hinten, die Berge im Dunst …

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Spätnachmittags besuchten wir einen Ausbilders für klassisch-iberische Dressur, Pedro Morillo-Fahrt. Wir sahen seine Arbeit mit einem Jährling und einem jungen Falbhengst, hatten aber leider nicht seinen besten Tag erwischt … Aber ne tolle Wetterfahne hat er!

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Wir ließen den Tag mit den Füßen im Atlantik ausklingen.

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4. Tag (Dienstag, 6.5.) 

Am Morgen ging es landeinwärts (Flamingos! Flamingos!) nach Arcos de la Frontera, einem der Bilderbuchorte auf der berühmten Route der weißen Dörfer. Auf einem Rastplatz ergab sich die Gelegeneheit, einem schwarzen Stier so nahe zu kommen, wie es mir wohl (sicherheitshalber) kein zweites Mal gelingen würde 🙂

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Wir besuchten zwei Gestüte. Auf der wunderschönen Yeguada Pilar Reyes sahen wir Stuten und Fohlen in wahren Möhrenbergen stehen, hier wurde uns auch voller Stolz die Neuerwerbung zur Blutauffrischung vorgestellt, ein fünfjähriger brauner Hengst.
Und das auf einem Dressurviereck mit einer atemberaubenden Aussicht:

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Auf der deutlich ländlicheren Yeguada Reyes Barea sahen wir sehr qualitätvolle Stuten mit ihren Fohlen, hier werden neben P.R.E. auch Hispano-Araber gezüchtet.
Der Stolz auf das jeweils züchtereigene Brandzeichen kam hier voll zur Geltung: es prangte auch auf den Hundehütten. Später sahen wir noch Brandzeichen auf Gullideckeln – wenn das nicht wahrer Züchterstolz ist!

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Wir genossen unser Mittagessen in dem typischen Landgasthof „Venta Mesa Jardin“ und fuhren weiter nach Villamartin zur Hacienda Buena Suerte von Magda & Kenzie Dysli. Was für eine wunderbare Umgebung, um mit den Pferden zu leben!
Die Hacienda wurde in den letzten 18 Jahren liebevoll gestaltet und bietet ein Traum-Ambiente für Pferde, Menschen und Gäste. Kenzie ritt ihren „Atila“, der in dem Film „Ostwind“ zu sehen ist und nun gerade auf den zweiten Teil des Filmes vorbereitet wird. Mit den Worten „wir gehen nochmal zu unserem Sitzplatz“ verschwand sie vom Platz – und setzte Atila am Hang hin 🙂

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Hier passierte, womit ich nicht gerechnet hätte. Dass ich mich in ein Pferd vergucken könnte, ahnte ich, hoffte jedoch, dass es nicht passieren würde. Völlig klar war mir allerdings, dass dies dann auf keinen Fall ein Cremello sein würde. Auch braun oder Rappe lockt mich kein Stück. Und dann wird da so ein Dreijähriger longiert, nix dran, aber wenn man sich vorstellt, wie der in ein paar Jahren aussieht…
Tatstächlich „sprang der mich an“.
Und – welche Farbe??
Cremello…
Ich guckte ihn mir noch 10 weitere Minuten an und stellte mir vor, dass das Maul ja nun mal ein Leben lang rosa bleibt – und konnte ihn gut dort lassen, wo er war 🙂

5. Tag (Mittwoch, 7.5.) 

Heute begaben wir uns auf die Route der Kampfstiere, die „Ruta de los Toros“.
Zwischen der Atlantikküste und der Pferdestadt Jerez liegen Stier- und Pferdezuchtfarmen andalusischer Großgrundbesitzer. Pferde und Kampfstiere grasen hier auf riesigen Ländereien, unberührte Naturlandschaften mit endlosem Weideland und riesigen Korkeichenwäldern prägen das Bild. Und Kakteen, Mauern aus Kakteen!

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Am Vormittag besuchten wir die Finca Los Alburejos des legendären Don Alvaro Domecq, dessen Zucht „Torrestrella“ eine der angesehensten des Landes ist.
Gemäß der Familientradition war u. a. Antonio Domecq lange Zeit einer der erfolgreichsten Stierkämpfer zu Pferde.
Wir sahen Vaqueros, Rinder-Herden, schwarze Kampfstiere, Mutterstuten mit Fohlen und ganz verschiedene iberische Pferdetypen. Die Hunde halfen begeistert mit.

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Während der Präsentation in der Arena, welche die iberischen Arbeitsreitweisen und die tägliche Arbeit der Vaqueros zu Pferde eindrucksvoll demonstrierte, erfuhren wir Einzelheiten, u. a. darüber, wie zu früheren Zeiten die Kampfstiere über’s Land zu den Arenen gebracht wurden, als es noch nicht die Möglichkeit des Verladens gab.

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Wir sahen ein gut gerittenes Pas de deux und ein Solo eines Vaqueros – insgesamt war dieser Vormittag wirklich beeindruckend, mit einer informativ und liebevoll gestalteten Vorführung, die in drei Sprachen erklärt wurde.

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Vor der Reise hatte ich ein „Traum-Foto“ im Kopf, ein Bild, das ich unbedingt machen wollte. Vaqueros im Gegenlicht. Ich bekam hier Vaqueros vor die Linse, und saß ich auch mit der Sonne im Rücken, zumindest bekam ich Vaqueros bei der Arbeit zu sehen!

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Nach diesem erlebnisreichen Vormittag ging die Fahrt in das typisch andalusische Städtchen Medina Sidonia. Wir aßen zu Mittag auf der Aussichtsterrasse des Restaurants „La Vista la Medina“ und machten einen Rundgang durch das historische Zentrum der Stadt. Von der alten Klosteranlage und Kirche bietet sich ein grandioser Panorama-Blick auf die umliegende Landschaft.

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6. Tag (Donnerstag, 8.5.) 

Unser Tagesausflug führte uns in das ursprüngliche Hinterland Andalusiens Richtung Medina Sidonia und weiter via Naturpark Los Alcornocales Richtung Los Barrios.

Es standen die Besuche zweier Gestüte auf dem Programm, zuerst fuhren wir zur Yeguada Tomas Osborne. Wir waren kaum aus dem Auto gestiegen, da fragte der Gestütsleiter nach freudiger Begrüßung, ob einer von uns auf den Schimmel wolle, der gerade französichen Kunden vorgestellt worden war. Keiner sagte was (gut, von uns hatte es ja auch keiner verstanden, und die Übersetzung klang etwas überraschend).
Er fragte nach, Marion übersetzte das gleiche nochmal, also dachte ich, warum nicht?
Und prompt saß ich – in Shorts und Sandalen und natürlich ohne Helm … – auf dem vierjährigen, angerittenen „Gato“. Auch hier ein Dressurplatz mit phänomenaler Aussicht, die ich kurzfristig übersah, weil ich doch gerne wollte, dass der recht bewegungsstarke, aber reichlich feste Gato über den Rücken geht und sich dehnt. Vielleicht ein bisschen viel verlangt für einen in Spanien angerittenen Hengst in diesem Alter, obwohl die Pferde hier ganz offensichtlich mit Gefühl angeritten werden.

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Blanke Haut an Leder und Pferdeschweiß – ich hätte es wissen sollen. Und als ich es merkte, wollte ich nicht aufhören. Ich ritt fröhlich vor mich hin, bis Gato sich dehnte und gut anfühlte, aber da war es auch zu spät. Beide Waden hatten münzgroße offene Stellen, von denen sich die rechte später noch anständig entzündete. Inzwischen ist alles verheilt, zurück bleibt der Eindruck, wohl doch hierher fliegen zu müssen, wenn irgendwann die Suche nach einem P.R.E. im Raume steht…
Die Qualität der Pferde hier war beeindruckend.

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Man trennt sich hier nicht einfach mit „Tschüss, wir müssen weiter!“ – und man kauft Pferde wohl auch nicht, indem man zuerst nach dem Preis fragt. Da wollen schon ein paar Sherry getrunken werden vorher 🙂
Es half alles nichts – wenn wir noch zur Yeguada Larios wollten, bevor dort alles in der Mittagsruhe versinkt, mussten wir los.

Man ließ sich nicht anmerken, dass wir deutlich später kamen als geplant.
Überaus freundlich wurden uns auch hier stolz einige Pferde präsentiert.
Und hier hatte man allen Grund, stolz zu sein! Die Qualität der Pferde, die uns hier erwartete, riss mich nun vollends vom Hocker.
Sei es diese vierjährige Stute …

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… oder dieser 13jährige Hengst, der im letzten Jahr zum Gestüt kam zur Blutauffrischung, und der wohl so gut wie ungeritten jahrelang „irgendwo rumstand“ …
Als der aus der Box kam, hörte ich irgendein komisches Geräusch aus meinem Mund 🙂

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… oder diese prachtvolle Stute mit einem Fohlen des obigen Hengstes …

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… und schließlich er. ER. Das Pferd, von dem ich noch immer träume, wenn die Sprache auf ihn kommt. Flamenco. Er kam wild aus der Box und zog danach eine Show ab, die ihresgleichen sucht. Ich will kein braun. Ist der braun? Keine Ahnung, ich sah seine Farbe nicht, ich sah nur, was er ausstrahlte. Dieser 15jährige Hengst brachte mich um den Schlaf, ließ mich überlegen, was für einen Kredit man wohl für den aufnehmen müsse – denn er wird voraussichtlich nach dieser Decksaison das Gestüt verlassen. Er soll von Rafael Soto bis Grand Prix ausgebildet und vorgestellt worden sein …

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Wir sahen noch eine Stutenherde – auch hier, Qualität pur. Ich war mit den Gedanken woanders, aber das nahm ich dann doch noch wahr 🙂

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Im Anschluss konnten wir den renommierten Sattler Manuel Sanchez Fernandez / Guarnicioneria Manolo in Alcala de los Gazules bei der Arbeit beobachten, bei dem wir mehr über die Kunst handgearbeiteter Doma Vaquera-Sättel erfuhren. Für einen „normalen“ Vaquerosattel, also ohne aufwendige Verzierungen, braucht er volle zehn Werktage. Er macht alles von Hand. Hier entsteht gerade ein Schweifriemen:

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Zum Mittagessen kehrten wir in die landestypische Venta „La Parada de la Palmosa“ ein.
Ich dachte darüber nach, wie ein braunes Pferd in mir einen solchen Schaden anrichten konnte.

Ein paar herrliche Rinder auf riesigen Weiden neben der Straße zogen mich an und lenkten mich kurzfristig von dem braunen Pferd ab:

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Es ging weiter Richtung Vejer / La Barca de Vejer. Hier brüten tatsächlich Ibisse in einer Art Felswand direkt am Straßenrand! Aber auch diese ja gar nicht mal so schönen schwarzen Vögel lenkten mich nur kurzfristig von dem ach so schönen braunen Pferd ab.

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Wir kamen schließlich zur Reit- und Golfanlage der Hacienda Montenmedio. Wir sahen das ungeheuer weitläufige Turniergelände, das Austragungsort internationaler Turniere (u. a. der Sunshine-Tour) sowie zahlreicher spanischer Championate ist.
Auf dem Gelände am Clubhaus der Hacienda machte Marion eine kleine Sherry-Verkostung mit Afrika im Rücken und sieben Sorten Sherry nebst detaillierten Erklärungen. Ich hielt mich da raus und die Kamera hoch. Prost!

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Die Rückfahrt führte uns Richtung Küste nach El Palmar / Zahora mit einem Besuch der Beach-Bar „Hacienda Sa Jorami“. Hier hatten wir einen wunderbaren Blick auf den Leuchtturm des Kap Trafalgar.

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7. Tag (Freitag, 9.5.) 

Der heutige Tagesausflug ging zur „Feria de Abril“, also noch einmal nach Sevilla.
Die Sinne wurden völlig überfordert!
Wir erlebten Scharen an Reitern in spanischer Tracht, auf Hochglanz polierte Kutschen und Frauen in bunten Flamencokleidern – oft auch Mutter und Tochter in gleicher Tracht!
Weder für das Tragen von Flamencokleidern noch für das Reiter stolzer spanischer Pferde gibt es eine Altersbeschränkung 🙂

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Reiter und Kutschgespanne ziehen hier den ganzen Tag über den geschmückten Festplatz. Pferde werden von den Besitzern stolz zur Schau gestellt; in aufwendig dekorierten Festzelten wird fröhlich gefeiert – puh, Leben pur…!

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Per Kutsche reihten wir uns in die Scharen von Reitern und Gespannen ein, um das besondere Ambiente der Feria auf einer Rundfahrt zu erleben.
Wie gesagt – zu viel für die Sinne… 🙂

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Sehen und gesehen werden. Lässigkeit ist hier Programm.

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Am späten Nachmittag bestand die Möglichkeit zum Einkaufen in verschiedenen Reitsportgeschäften – ich war schwer frustriert, weil diese herrlichen Schuhe in meiner überdimensionalen Größe nicht zu kriegen waren und Vaquerokleidung nicht passte. Seufz! Letztlich fand ich aber doch zumindest eine Vaquerohose, während die anderen schwer beladen die Geschäfte verließen.

8. Tag (Samstag, 10.5.) 

Die Fahrt führte uns nach El Portal zum Besuch des berühmten Staatsgestütes von Jerez de la Frontera, „Yeguada de la Cartuja“, zur wöchentlichen Gestütsschau.
In wunderschönen Stallanlagen kamen wir den Cartujanos ganz nah.
Eine der ältesten und reinsten Zuchtlinien wurde uns hier vorgeführt –
vom freilaufenden Deckhengst …

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… über von Reitern geführte Gruppen von Stuten und Fohlen, die zuerst jeweils einzeln als Gruppe in die Bahn kamen und danach natürlich ein wunderbares Bild abgaben bei der „Wiedervereinigung“ …

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… und einer großartigen Cobra …

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… sowie einer rasanten Fahrvorführung …

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… hin zu einer S-Kür, nicht minder rasant war, wenn auch hier vom Reiter bestimmt nicht so ganz gewünscht. Der Schimmel brachte einen ganze Menge iberisches Feuer mit 🙂

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Nach diesen Vorführungen in der vollverglasten Reithalle gab es mehrsprachige Führungen über die Gestütsanlage mit Besuchen der Stallungen und u. a. des gestütseigenen OP-Raumes. Es gab diverse hochinteressante Hintergrundinformationen.

Danach konnte man an den Boxen entlang gehen und die allesamt sehr freundlichen Hengste aus nächster Nähe betrachten. Es waren wunderschöne Köpfe dabei!

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Die Rückfahrt erfolgte über Medina Sidonia, Vejer und Conil de la Frontera an der Küste entlang mit Mittagessen in der Tapas-Bar „Bar La Atalaya“ oberhalb vom Strand.

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9. Tag (Sonntag, 11.5.) 

Am letzten Tag des großen Frühlingsfestes findet regelmäßig in der „Maestranza“ ein Rejoneo statt. Der berittene Stierkampf ist andalusische Tradition und seine Geschichte ist eng mit der Zucht des spanischen Pferdes verbunden. Bevor man, ohne einen Stierkampf gesehen zu haben, für die Abschaffung desselben ist, möge man sich doch mit allen Hintergründen befassen und erst einmal die perverse Massentierhaltung hierzulande abschaffen. Es geht um so viel mehr als um das Töten eines Tieres vor Zuschauern – über das ja gerne diskutiert werden darf. Aber dann doch bitte mit Hintergrundwissen. Kein Schlachthof und das, was in der Regel davor passiert, gerade hierzulande, ist humaner!

Aber zurück zum Thema: die Stierkampfreiterei erfordert hervorragend ausgebildete Pferde und ein extremes reiterliches Können. Das wussten wir wohl. Was uns dort aber geboten wurde, übertraf – zumindest für mich – die Erwartungen. Die Atmosphäre in der Arena, die Stimmung, diese herrlichen Stiere, sechs an der Zahl, die absolut großartige Reitkunst – unglaublich. Alle (18) Pferde konnten rückwärts galoppieren – nebst diversen anderen Lektionen, die hier und da wie zum Spaß eingeworfen wurden. Sei es Galopp auf drei Beinen, Piaffe rechts/links versetzt, und natürlich Spanischer Schritt, Levade, Pesade, bis hin zu dem einen oder anderen Courbette-Sprung. Dazwischen Bewegungen, die nicht unbedingt einer bestimmten Lektion zuzuordnen sind, aber ungeheuer beeindruckend anzuschauen waren. Dies wurde uns eindrucksvoll demonstriert von dem 24jährigen (!) Spanier Luis Valdenebro, dem 35jährigen Portugiesen Rui Fernandes, dem 1982 in Portugal geborenen Diego Ventura.

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Ich für mich kann nur sagen, dass es keineswegs das „blutige Spektakel“ war, als das es (von Gegnern und/oder Unwissenden) gerne dargestellt wird. Es gab Momente, die nicht leicht auszuhalten waren, aber trotz der Tatsache, dass der Stier mit extrem großer Wahrscheinlichkeit die Arena nicht lebend verlassen wird, war dem Publikum die ganze Zeit durch ihre Gesten und Lautäußerungen der ungeheure Respekt und die Achtung anzumerken, die sie dem Stier, dem Pferd und dem Reiter entgegenbringen. Ich hatte das Gefühl, Spanien und die Spanier danach ein ganzes Ende besser zu verstehen. Beeindruckend in jeder Hinsicht.

Beeindruckt und ergriffen trafen wir uns zum Mittagessen in der Avenida Paseo Colon in der Tapas-Bar „Colon 5“.

Auf der Rückfahrt in Richtung Jerez machten wir einen sehr spontanen Abstecher zu den Nationalen Meisterschaften im „Acoso y Derribo“ auf dem Gelände des Militärgestüts „Cortijo de Vicos“ (Yeguada Militar). Und da endlich bekam ich – ich hatte die Hoffnung schon aufgegeben – mein Wunschmotiv vor die Kamera: Vaqueros im Gegenlicht…

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Nationale Meisterschaften auf spanisch: Große Wiese, die Leute sitzen auf einer hingestellten Metalltribüne oder auf dem Zaun oder auf der Ladefläche ihres Pick Up, jemand hält eine spanische Flagge hoch und dann geht es los. Die Prüfung, ob junge Rinder das Zeug zum Kampfstier bzw. zur Mutterkuh von Kampfstieren haben. Kein Klim-Bim, keine Siegerehrung, kein Firlefanz – so gehen Meisterschaften auch.
(Nicht nur) davon könnte Deutschland einiges lernen … 🙂

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Nach der Ankunft im pferdegeprägten „Hotel Jerez“ gab es noch einen abendlichen Besuch der Eröffnung der „Feria del Caballo“ mit großartigem Essen (reihenweise Döner- und Currywurst/Pommes-Stände sind hier schlicht undenkbar) und schließlich mit eindrucksvoller Beleuchtung – „el alumbrado“.

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Und dann war es tatsächlich zu Ende. Am nächsten Morgen brachte mich ein Taxi zum Flughafen und der Flieger in das regengraue Hamburg zurück… Mein Freund holte mich ab und fuhr an einer grünen Ampel nicht sofort los. Gehupe hinter uns und ich dachte nur „willkommen in Deutschland“… Liegt es am Wetter? An der vielen Sonne? Oder wäre es nicht auch trotz des Regens und so mancher Kälte möglich, die Dinge einfach gelassener zu sehen und freundlicher zu sein? Muss ich immer nach Spanien fliegen, um davon umgeben zu sein? Na, wenn’s sein muss. Bitte. Komm ich halt wieder … 🙂