November

Der Oktober endete mit einer sehr überraschenden Wendung – ich zog sehr spontan einen Stallwechsel in Betracht. Am 4. November zogen meine Jungsunde um nach Tornesch, in einen Stall, in dem ich tatsächlich vor zehn Jahren schon einmal gestanden hatte. Damals mit Fàscino (der hier noch als Fiete ankam und den Stall als Fàscino verließ…), Negócio und dem jungen Esperanzador, den ich hier anritt.
Hier veranstaltete das Team Légèreté seinen ersten Workshop.
Wenn ich es so schreibe / lese, ist in der Zeit eine ganz schöne Menge passiert… Huch!
Hoffentlich wird es jetzt nicht ganz so abwechslungsreich, etwas weniger tut’s auch 🙂

Meine beiden bezogen eine unfassbar große „Box“, gute 50 qm (!) sind gepflastert, gut 2/3 davon sind überdacht. Dahinter kommt noch ein etwa vier, fünf Mal so langer Auslauf.
Die gute Haltung meiner Pferde bei Doris machte den Wechsel am Schwersten und es war klar, dass ich sie nicht mehr in „normale“ Boxen stellen möchte. Dieses Stallkonzept, dass es damals noch nicht gab hier, fand ich so großartig, dass sie da jetzt ein neues Zuhause gefunden haben. Da sich immer vier Pferde ein „Abteil“ teilen, werden noch zwei weitere dazu kommen, aber im Moment haben sie ihrs erstmal zum Eingewöhnen für sich.

Ich hatte zuvor Stallmatten gesucht, weil ich nicht wollte, dass sie im Winter auf dem Asphalt liegen müssen – auch wenn reichlich eingestreut werden durfte, das war ja keine geschlossene Box, das würde schon frisch werden hier.
Im dritten Anlauf bekam ich Matten, die mir nicht direkt vor der Nase weggeschnappt wurden (meine Güte, sind die begehrt!!), und das warf meine komplette Planung um, meine Jungs zogen erst am Samstag um, weil ich Freitag dann noch sehr spontan die Matten holen konnte und die natürlich abends noch verlegen wollte. Mit tatkräftiger Unterstützung von Meike wurde die neue Wohnung meiner Pferde zum Luxus-Appartement. Ich freute mich riesig über diese Matten und so zogen meine Jungs am nächsten Tag ein.

In der einen Nachbarbox stehen zwei Fohlen – Dón war sofort hin und weg. Er flirtete freundlich begeistert alles an, was sich bewegte. Nacariño war etwas zurückhaltender und unsicherer. 

Nacariño erkundete vorsichtig den Wasserbottich…

…während wir (Meike und Jo mit Sönke und Rieke und ich) den Einzug feierten – die beiden hatten meinen Schrank transportiert und nun hatten wir es uns auf der „Terrasse“ mit Keksen, Getränken und Obst gemütlich gemacht und schauten den Pferden zu.

Ich wollte den Pferden den Auslauf zeigen, aber sie guckten den Matsch an und zogen einen Flunsch. Iiiiihhh, neee!!!
Pfff, dann halt nicht.

Ich wollte zum Auto, irgendwas holen, da hörte ich zwei Boxen weiter ein Pferd schnorcheln und in der nächsten Sekunde starteten etliche Pferde durch und schossen nach draußen. Meine brauchten eine Sekunde länger, aber dann rasten auch sie nach draußen – und das hätte echt eng werden können, wenn Nacariño noch so drauf gewesen wäre wie früher. War er aber nicht, und so sprang er nicht einfach mitten durch unsere Sitzgelegenheiten (und die darauf befindlichen Menschen), sondern schaffte es, im Abhauen noch geistesgegenwärtig einen Schlenker zu machen.
Wunderbarer Nacariño, er fängt an, aufzupassen, wenn er in Panik gerät… Niemand wurde verletzt und ich stellte nur trocken fest „Nun kennen sie auch draußen“.

Sie erkundeten den Auslauf…

…und testeten die Einsau-Qualität. Der Boden hat bestanden 🙂

Irgendwann kamen sie wieder rein und mümmelten weiter Heu. Das liegt hier rund um die Uhr vor den Boxen. So wird es nicht durch die Box gezogen und zerwühlt. Echt toll.
Das Stroh hat eine super Qualität (also zumindest der momentane Ballen), und so wechselten sie immer wieder zwischen Heu und Stroh und mampften vor sich hin.
Es gab keinerlei Geschrei mit den Nachbarn, alles war so toll entspannt, es war pur schön.
Die beiden wagen nur noch nicht, die Köpfe durch die Stangen zu stecken, aber das kommt schon noch.

Ich bin gespannt, was wir hier so alles erleben werden. Auf jeden Fall haben wir hier ungeheuer viele Möglichkeiten – und ich gedenke sie zu nutzen.
Auf ein Neues!!

Die Jungs waren sofort so toll entspannt im neuen Stall!
Am zweiten Tag dachte ich, setze ich mich doch mal rauf und zeige ihnen die Halle.
Diese riesige Anlage mit so vielen Pferden ist ja ein Kulturschock für die beiden 🙂

Ich machte Nacariño fertig und ging mit ihm Richtung Halle.
Oha. Beim Rausgehen noch völlig ruhig, drehte er, kaum dass wir in der Halle waren, auf. Er fuhr sich hoch, fing an zu wiehern, was in kürzester Zeit zu seinem schrillen Gekreische wurde mit einem leicht hysterischen Unterton. Direkt ins Ohr. Da hört man dann auch für den Rest des Tages nichts mehr.
Ich führte, ließ ihn gucken, ließ ihn anhalten, wo er wollte, und sah zu, dass ich neben ihm bleiben konnte, wenn er zackigen Schrittes weitergehen wollte. Er beruhigte sich ein wenig und ich wollte aufsitzen. Keine Chance. Neben der Aufsitzhilfe in der Ecke konnte er nicht stehen bleiben. Also führte ich weiter. Nächster Versuch. Keine Chance. Weiter führen. Nächster Versuch. Keine Chance. Er konnte in der Ecke nicht stehen. Ich führte weiter und ließ ihn Spanischen Schritt gehen (der war so taktrein und ausdrucksvoll wie gefühlt noch nie, der Strom, unter dem er hier stand, hatte also durchaus sein Gutes).
Er war ein paar Mal geneigt, abzuhauen, tat es aber nicht. In den Momenten, in denen er früher noch losgeschossen wäre, drückte er jetzt sein Maul an mein Gesicht und blieb da. So deutlich hat er noch nie gezeigt, dass er – trotzt kaum auszuhaltender Spannung – lieber bei mir blieb. Das war zu schön!

Und natürlich suchte ich nun eine Alternative zu dem Aufsitzen in der Ecke, ging also raus aus der Halle und zu den Aufsitzhilfen, die draußen stehen. Hier konnte Nacariño – sich staunend umschauend – lange genug stehen bleiben, so dass ich aufsteigen konnte.
Ich ritt zurück in die Halle, hatte beim Reinkommen und auf den ersten Metern einen extrem buckelfreudigen Nacariño unter mir, der sich aber zusammenreißen konnte, und dann kam er ein bisschen runter und ließ sich prima reiten. Hier merkte ich jetzt so richtig, was für einen Entwicklungssprung er gemacht hat und hier noch wird machen können. Er ist jetzt einfach reif dafür, mit dermaßen vielen Eindrücken konfrontiert zu werden. Für ihn ist es gut, aus der paradiesischen Ruhe des letzten halben Jahres rauszukommen.
Er fühlte sich gut an – in den ersten Sekunden noch der brettharte Rücken von früher, der jeden Sattel rutschen ließ, sein Hals war aber einfach zu weich, als dass er sich lange im Rücken hätte festhalten können. Er ließ sich ein wenig los, wurde ruhiger, und ging ungeheuer gehorsam. Es machte richtig, richtig Spaß. Ich freute mich an den langen Seiten, an denen ich ihn einfach mal 60 Meter lang rhythmisch gehen lassen konnte.
Nacariño ließ sich immer mehr los, die anderen Pferde interessierten ihn nicht mehr so, er hörte toll zu.
Ich schreibe es jetzt einfach mal der Akupunktur im Oktober zu, dass er mich so gut sitzen ließ wie noch nie im Trab. Zum ersten Mal war es so ein Hauch von in-den-Rücken-reingezogen-werden. Und ich hatte auch ein bisschen Oberhals vor mir. Die Spannung, unter der er hier war, hätte den Rücken normalerweise nicht so elastisch werden lassen. Ich hoffte also sehr, dass dies Ergebnis und Erfolg der Akupunktur war.

Ich ging noch eine kleine Runde auf der Anlage mit ihm raus, den Weg entlang, der ins Gelände führte. Der war ungeheuer matschig, Nacariño musste aufpassen und ganz schön stapfen hier. Er wurde unruhiger, je weiter wir uns entfernten, ich sabbelte auf ihn ein und kraulte seinen Hals und machte relativ bald kehrt. Der Weg zurück machte ihn anfangs noch unruhiger, er wollte anzackeln und schneller werden, ließ es aber gut zu, dass ich das verhinderte. Wieder auf der Anlage quatschte ich einen Moment mit der Besitzerin eines Ponys, dabei konnte Nacariño dann auch schon wieder ruhig stehen bleiben und warten.

Wir kamen höchst zufrieden in den Stall zurück und ich freute mich, dass sich meine Jungs so gut trennen ließen – keiner machte Theater, während der andere weg war.
Naja, so ein bisschen kennen sie sowas ja von Turnieren und Shows schon, es ist ja nun nicht so, das für sie hier alles eine total neue Erfahrung ist. Sie fragen sich vermutlich noch, wann denn nun die Prüfung losgeht 🙂

Ach nee, wat schön!!

In den nächsten Tagen ritt ich regelmäßig und hatte einen Riesen-Spaß an meinen Jungs. Nacariño wurde mit jedem Mal in der Halle entspannter und zufriedener. Er konnte es nicht ganz so gut aushalten, wenn das letzte Pferd die Halle verließ und er alleine blieb, waren wir von Anfang an alleine, war das kein Problem.
Hier zeigte er hier schon gleich in den ersten Tagen die ersten echten, abrufbaren Piaff-Tritte. Ich habe in jedem Viereck einen Beginn einer langen Seite, da kann ich es am besten. Keine Ahnung, was da nun tiefenpsychologisch hintersteckt. Hier war es die (es ist meistens die…), die der Tür gegenüberliegt. Und dann rechte Hand.

Nacariño machte super mit, wurde im Verlauf der langen Seite immer besser. Ich frage immer wieder den Ansatz an und da dann eben immer einen Hauch mehr, so dass aus den ersten ein, zwei ganz flachen Tritten noch an derselben langen Seite mehrere schon relativ ausdrucksvolle Tritte – und die auch noch so gut wie am Platz) wurden. Ich möchte dabei, dass ich immer weniger dafür tun muss, er von selbst aber immer mehr anbietet. Das hat er noch nirgends so gut gemacht wie hier nun.
Ein bisschen tagesformabhängig ist das aber schon, es gibt Tage, da sollte ich das nicht tun und mehr auf „nach vorne!“ bestehen und gar nicht groß versammeln.
Er hatte auch Tage, da bewegte er sich mehr springend oder auf den Hinterbeinen vorwärts bzw. eben nicht vorwärts. Aber meistens war er ungeheuer kompromissbereit und ehrgeizig.

An einem Tag war ich mit ihm alleine in der Halle und ließ ihn nach dem Absitzen an der Hand galoppieren. Zum ersten Mal gelang dies auch auf der rechten Hand!
Und danach kam er zum ersten Mal auf die Gerte zu, das wagt er sonst noch gar nicht. 
Ich ging entspannt mit ihm im Schritt nach oben (also der Tür gegenüberliegend), und auf dem „Rückweg“ trabte ich ein paar Mal los und stachelte ihn an, mitzukommen. Ein paar Mal traute er sich nicht, ein, zwei Mal drehte er sich ein bisschen weg und zögerte, dann plötzlich trabte er mit. Und das machte er dann auch, als ich die Gerte bewegte und mit der sogar Geräusche erzeugte. Ich lobte wie verrückt und er wurde immer mutiger und witziger. Schließlich kam er einmal mit einigen großen Sprüngen auf mich zu. Großartig! Damit hörten wir dann auch sehr glücklich auf und er drückte mal wieder sein Maul an meinen Hals. Das ist zu süß und er macht es inzwischen ganz oft.

An einem goldenen Herbsttag ging ich mit meinen Jungs ins Gelände. Ich saß auf Dón und hatte Nacariño als Handpferd. Ich kannte noch die kleine Runde, wenn man vom Stall aus nach hinten raus an den Weiden vorbei geht und dann rechts. Bewusst hatte ich mehr hier nie erkundet. Diese Runde wollte ich nicht reiten, da ich mit den Jungs nicht an der Straße zurück reiten wollte, die inzwischen gefühlt viel mehr und vor allem schneller befahren wird. Ich verließ also den bekannten Weg und guckte einfach mal, was kommt.
Das kannte ich nicht – man kann die große Sommerweide komplett umreiten und von diesem Weg gehen aber auch noch mehrere Wege ab, meist solche mit 2 Plattenstreifen.
Ich war eine gute halbe Stunde unterwegs und ziemlich begeistert davon, hier so eine schöne kleine Runde zu haben, wohl wissend, dass ich diese mit anderen Wegen noch ausbauen konnte. Nacariño wurde phasenweise unglaublich witzig, fing auf einmal wieder an, bei jedem zweiten Schritt nach Dón zu beißen, der ignorierte das, ich gab Nacariño den einen oder anderen Klaps an den Hals, was ihn veranlasste, jetzt nach meinem Arm zu schnappen, da von Dón ja keine Reaktion kam. Fand er langweilig, spielte er halt mit mir. Eigentlich müsste das natürlich unfassbar verboten sein, aber ich lachte mich schlapp, ich konnte nicht anders, Nacariños Gesicht und seine Pfiffigkeit, dabei aber auch seine sichtbare Vorsicht (Dón gegenüber war er nicht auch nur ansatzweise so vorsichtig), das war einfach zu witzig. Wir alberten rum, trabten da so die Wege lang, trafen unglaublich freundliche Radfahrer, Läufer, Hund-spazieren-Führer, Fußgänger – „Sind das schöne Pferde!! Araber?“ Äääähhh… Fast.

Wir trabten an einer Weide mit 3 Pferden entlang, also eher einem ganzen und 2 halben Pferden. Auf einmal klangen Nacariños Bewegungen anders als vorher, kadenzierter, verzögert, passageartig. Ich guckte ihm zu, wie er sich da neben mir aufspulte, einen Kragen machte, den Schweif hochstellte und tatsächlich annähernd passagierte. Und dann kam von hinten auch der Grund angedonnert – ein winziges Wollknäuel von Shetty, dass da empört klarstellte, wessen Weide das hier ist. Großartig 🙂
Ich lobte Nacariño und bat ihn, sich diesen Gang zu merken.

Dón war leider über weite Strecken ziemlich unhandlich – glotzig, kernig, ich hatte reichlich viel Druck in der Hand. Nacariño daneben war deutlich entspannter, schnaubte immer wieder vor sich hin und fühlte sich sichtlich wohl. Das steckte Dón leider nur wenig an. Dennoch war es einfach wunderschöne Runde, die wir drei sehr genossen.

Hinterher band ich beide beim Wasserschlauch an und wusch die Beine ab, das nahmen beide völlig gelassen hin.

Wenige Tage später ergab sich die Gelegenheit noch einmal, und dieses Mal nahm ich Dón als Handpferd. Das ist ja nicht wirklich seine Lieblingsposition, aber ich hoffte, dass er sich so mehr entspannen konnte und ich wollte Nacariño einfach gerne reiten.

Ich musste Dón wieder und wieder auffordern, sich nicht zu weit zurückfallen zu lassen, das war ganz schön nervig, er ließ sich teilweise richtig ziehen und traute sich nicht nach vorne, nach dem ersten halben Kilometer wurde es etwas besser, und nachdem wir erst einmal ein ganzes Stück getrabt waren, ließ er sich immer besser auffordern, nach vorne zu kommen. Ich hatte ihn am liebsten so, dass sein Kopf, besser noch sein Hals neben meinem Bein waren, aber das war ihm nicht geheuer. Es wurde aber immer besser und schließlich konnte ich ein langes Stück traben, und er ging am losen Strick auf gleicher Höhe mit Nacariño. Richtig toll!
Nacariño entspannt und brummelnd und schnaubend, er ließ immer mehr den Hals fallen, trabte locker vor sich hin, einfach nur schön. Bis zu dem Moment, als er auf einem Weg etwas sah, was ich nicht sah, und schlagartig auf dem Absatz kehrtmachte. Ich musste Dón loslassen, das passte gerade so gar nicht mit Nacariños 180°-Wendung, und richtig blöd war die Sekunde danach, als ich in Nacariños Hinterhand den Ansatz zum Spurt merkte.
Er lieferte mir aber nur einen weiteren Beweis dafür, dass sein Durchgehen wirklich kuriert ist – in der einen Sekunde war der enorme Druck in der Hinterhand zu spüren, die zum Durchstarten bereit war, in der nächsten Sekunde ließ er sich durch die stehende Hand an einem Zügel parieren. Er machte nicht mal einen ganzen Galoppsprung, dann hatte er sich schon zurück in die Ausgangsrichtung gedreht und stand. Ich guckte mit ihm dorthin, wo er etwas gesehen hatte – Rehe! Etliche Rehe sprangen lautlos und elegant über das Feld. Nacariño starrte die an, fühlte sich hochexplosiv an, total gespannt, kurz vor’m Steigen, er ließ aber nur ein Vorderbein durch die Luft und in den Matsch sausen.
Ich lobte, drehte ihn wieder, versuchte, an Dón ranzukommen, dessen Schreck schon so weit nachgelassen hatte, dass er sich jetzt dem Gras widmen konnte. Er ließ mich auf zwei Meter ran, aber anfassen ging nicht. Hmmm, blöd…
Ich wendete, ritt wieder Richtung Rehe, fand Nacariño überhaupt nicht witzig, aber Dón folgte uns. Ich wendete wieder, Dón leider auch. Nacariño war noch reichlich unter Strom, aber schließlich konnte ich ihn so weit ruhig an Dón vorbei reiten, so dass ich ihn von vorne anfassen konnte. Es gab Kekse, wir guckten noch einen Moment Rehe, und dann ging es zurück, denn hier wären wir nicht weitergekommen, da war der Weg zu Ende.

Nacariño entspannte sich ziemlich schnell wieder und Dón lief immer besser mit.
Einen Schauer bekamen wir ab und es wehte ein reichlich frischer Wind, aber es war trotzdem so schön!! Wir genossen die Runde sehr – dieses Mal waren wir eine gute Dreiviertelstunde unterwegs – und kamen total entspannt zurück. Das war für Dón gut gewesen, so würde ich das jetzt ein paar Mal machen, damit er sich daran gewöhnt, als Handpferd zu gehen und sich besser in der Position halten lässt. Nacariño ist in beiden Positionen super, ob geritten oder als Handpferd. Wäre toll, wenn ich nach Belieben tauschen könnte – Fàscino war immer deutlich lieber das Reitpferd, was ok war, da Joya und davor Negócio so fantastisch als Handpferde gingen. Ich bin so glücklich, dass ich das mit diesen beiden so weitermachen kann und dass sie ja jetzt schon so viele tolle Sachen machen dabei, denn ich reite einfach zu gerne mit Handpferd. Ist einfach immer toll…

Die beste Reihenfolge, wenn ich in die Halle gehe, ist, erst Dón zu reiten und dann – zum Entspannen – Nacariño. Ha! Nacariño ist jetzt der zum Entspannen! Wer hätte das gedacht… So war es auch an diesem Tag, er kam rein, es wurden fünf Pferde geritten, das hatte er so noch nie gesehen.
Er machte in der Ecke ab und zu mal einen knackigen Satz nach vorne und war häufig unter Strom, aber insgesamt konnte er das alles ungeheuer gut aushalten. Er macht das echt großartig hier. Aufmerksam, neugierig, und so gehorsam, wie er nur kann. Und das ist schon eine ganze Menge Gehorsam inzwischen.

Ende November wechselte Charmeur dann doch in einen Offenstall, er hat bei diesen drei Mackern einfach kein Land in Sicht. Zwischen Dón, Nacariño und L’Amour wurde es sofort ruhiger und entspannter – die drei werden sich gut arrangieren.

Ich hatte noch einmal eine schöne Handpferde-Runde, als das Wetter passte, und da jemand was von „um den See rum“ erzählt hatte, wollte ich unbedingt wissen, wo das ist. Ich suchte und fand und ritt mit den Jungs einmal um den See herum. Es war neblig und die Stimmung war einfach traumhaft schön. Dón war wieder Handpferd und lief viel besser mit als beim ersten Mal. Sie gingen anstandslos über die Brücke an der Schleuse, da rauscht das Wasser ganz schön. Sie gingen super durch schmale Wege und einfach überall hin, wo ich sie hin ritt. Sie ließen ein anderes Pferd von sich weg traben – da waren sie allerdings schon einen Moment etwas aufgedreht, aber das ließ sich alles händeln.
Es machte pur Spaß mit den beiden hier draußen und die Runde ist wirklich schön.
Und es sieht aus, als könnte man an manchen Stellen in den See reinreiten – ich weiß aber nicht, wie schnell der wie tief wird, also das probieren wir bestimmt nicht bei diesen Temperaturen aus 🙂

Ende November ließ ich die beiden auf dem Longierzirkel laufen, und sie waren höchst albern. Prompt brüllte jemand aus der Halle „Hört ihr da draußen mal auf mit der Scheiße??“ – das ist genau Dóns Problem, wenn er in der Halle ist. Durch die Windnetze sehen und hören sie, was draußen passiert, aber eben nicht so gut. Das fand offenbar ein anderes Pferd nicht witzig – bzw. vielmehr die Reiterin.
Als einmal draußen longiert wurde, bekam Nacariño in der Halle einen Hasch-mich, aber ich wäre im Leben nicht auf die Idee gekommen, da rauszubrüllen, dass „diese Scheiße da aufhören soll“. Ich fand’s witzig, und bevor ich größeren Schaden anrichtete, nahm ich meine Jungs mal mit rüber auf die andere Seite (die ganze Anlage geht über zwei Straßenseiten) und ließ sie da auf einem Platz toben. Die Kamera gab ihr bestes, aber viele Bilder waren verschwommen bei dem nicht vorhandenen Licht. Ein paar tolle Momente waren dennoch dabei, und der Anblick meiner beiden Schönen war einfach nur toll.

Caro durfte einmal freies Kompliment und Steigen abfragen, was er super machte, während er sich ständig mit Blicken bei mir vergewisserte, ob das ok sei. Zu süß!


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