Ich hatte ja schon längere Zeit das Gefühl, dass es Nacariño mal gut tun würde, einfach mal unter dem Reiter schön nach vorne zu galoppieren. Mal den Rücken freigaloppieren.
Dieser Rücken ist ja immer das Thema, worüber ich mir Gedanken mache, denn so sehr Nacariño sich inzwischen auch loslässt und zum Schwingen kommt – irgend etwas in diesem Rücke lässt das nicht durch. Manche Momente im Trab sind schon so, dass ich ahnen kann, wie es sich anfühlen wird, wenn er mal vollkommen losgelassen trabt, aber das sind eben auch nur Momente und noch keine Runden. Das beste Gefühl bekomme ich da meist, wenn ich mit einer Idee von anpiaffieren aus dem Schritt antrabe, aber viel länger als vielleicht mit Glück mal zehn Tritte hält er das nicht. Immerhin!
Dazu kommt, dass der Oberhals einfach nicht mehr wird, bei der Art, wie er sich inzwischen reiten lässt (und wie der restliche Körper an Muskulatur zugelegt hat) völlig unnormal. Und die Begrenzung der Schulterfreiheit im Trab ist auch nicht normal und müsste von Nacariños körperlichen Gegebenheiten her nicht sein.
Das ist so das, worauf ich immer wieder mal herumdenke und überlege, wer oder was ihm da mit ein paar geschickten Handgriffen an der richtigen Stelle helfen könnte.
Am 5. nahm ich Nacariño aber erst einmal mit an die Nordsee – nachdem am 2. nur Dón mit war, durfte nun Nacariño alleine mit. Im letzten Jahr war er einmal als Handpferd hier gewesen, nun wollte ich ihn gerne reiten.
Tolle Fotos und den Bericht dazu gibt es hier, und meine Hoffnung wurde auch ein wenig erfüllt – das freie Galoppieren hatte ihm sichtlich gut getan.
Der Bericht mit vielen schönen Bildern ist hier zu sehen.
Am 12. hatte mein Weißer Geburtstag – sieben Jahre ist er nun! Zwischen sechs und sieben liegt für mich gefühlt eine ganze Menge – sechs ist noch so jung, sieben ist schon so sehr in Richtung „erwachsen“. Na, mal sehen, wie er das sieht mit dem Erwachsenwerden. Hoffentlich nicht zu schnell 🙂
Ich schenkte ihm eine Akupunktur-Behandlung durch Ines Diepenbruck. Sie nadelte zwei Punkte, die den gesamten Vorhand-Bereich ansprechen. Anfangs war Nacariño freudig interessiert, dann albern, dann gelangweilt, dann zufrieden, dann müde. Es war sehr süß, zu beobachten, wie im Laufe der Behandlung seine Stimmung wechselte. Er war aber nicht einen einzigen Moment lang abweisend, ablehnend oder misstrauisch. Er stand da ganz zufrieden mit uns in der Sonne und ließ sich total gut behandeln.
Ines meinte hinterher, ich solle natürlich beim nächsten Reiten mal darauf achten, ob sich etwas anders anfühlt, und es kann sein, dass alte Muster noch einmal aufbrechen, denn da sitzen schon noch ein paar Sachen in ihm, die sich jetzt lösen könnten.
Ich ging aber sicher davon aus, dass er diese alten Muster, so sie denn in meinem Beisein aufbrechen würden (was beim Reiten ja durchaus wahrscheinlich war), nicht gegen mich verwenden würde. Ich war sicher, dass er – ähnlich wie jetzt bei den letzten Malen, als er in Panik geriet – mir mehr würde zuhören wollen als den bösen Geistern in ihm.
Der nächste Ritt ließ allerdings etwas auf sich warten, das Wetter war extrem unbeständig und ich hatte zu Hause gerade spontan ein paar Großprojekte in’s Leben gerufen 🙂
Als ich dann, eine gute Woche später, Nacariño ritt, war es tatsächlich spürbar, dass etwas in ihm vorging und es war eine hoch interessante Mischung aus Nacariño alt und Nacariño neu. Der alte Nacariño war schreckhaft, zuckte vor sich hin, machte kleine Hüpfer zur Seite, überlegte sogar, ob er losschießen sollte, was er aber nicht tat, weil das inzwischen wohl sogar ihm zu lächerlich vorkam.
Der neue Nacariño war der inzwischen so rittige, so durchlässige, dass seine Albernheiten von früher nicht wirklich durchkommen konnten – er war so fein an den Hilfen (bei diesem Ritt fiel es mir jetzt mal so richtig auf, eben weil das so eine komische Mischung war), dass er bei einem Zucken oder Weghüpfen auf den Hauch einer Zügelhilfe wieder nachgab. Wenn das jetzt die Phase wäre, dass er alte Muster abarbeiten und im Idealfall hinter sich lassen und sich dann der neue Nacariño festigen kann – der rittige, der coole, der gehorsame – dann wäre das pur großartig.
Ich bin gespannt!
Ich widmete mich zu Hause wieder vermehrt meinen Großprojekten (das eine zog das nächste nach sich – und so weiter…), hatte zwischendurch aber einmal einen wunderbar verspielten Tag mit der zweijährigen Hündin von Doris, Ida.
Ida hat ziemlichen Respekt vor Nacariño, vor allem, wenn er den Kopf zu ihr dreht. Ich hatte sie das dritte Mal am Pferd und sie wurde ganz schön mutig! Doris hatte die Kamera in der Hand und hat so viele schöne Momente festgehalten…
Das hat richtig Spaß gemacht – und wird bestimmt mit der Zeit ausgebaut!
Ende August sprang Nacariño dann tatsächlich den ersten fliegenden Wechsel auf Hilfe. Wahnsinn!!
Ich hatte ihn an drei verschiedenen Tagen aus einer großen Arbeitspirouette rechts (bzw. einer großen Travers-Volte) nach links umspringen lassen. Am ersten Tag wurde er heiß und hatte keine Idee, beim zweiten Mal dachte er nach, weil ihm klar war, dass ich da etwas bestimmtes will und da gelang ein Wechsel aus Versehen 🙂
Beim dritten Mal hatte er eine Ahnung und sprang einmal mehr oder weniger auf die Hilfe um, aber ich brauchte dafür einen bestimmten Galopp – er musste völlig von der Hand weg sein und gesetzt springen, und als er das tat war der Wechsel da. Noch nicht gut, aber da.
Als ich das an einem vierten Tag anfragte war der Wechsel da. Prompt auf die Hilfe. Ich hörte sofort auf und lobte wie verrückt. Jippieh!!!
Mehr saß ich in diesem Monat auch nicht drauf – aber meine Großprojekte zu Hause neigten sich dafür auch dem Ende zu. Der September gehört wieder deutlich mehr meinen tollen Jungs!
***************************************************************************