5.8. – mit Nacariño im Watt

Mittwoch Dón, Samstag Nacariño!

Das Wetter war viel besser als angesagt, wir hatten wirklich einen Traum-Tag erwischt.
Es war SO schön!!
Julia mit Botijo, Meike mit Lilly, und Nacariño und ich trafen uns in St.-Peter-Ording, dieses Mal bewusst eine Stunde vor Hochwasser, ich wollte das mal ausprobieren und mir mal angucken, sonst bin ich immer keine Minute vor Hochwasser da gewesen, um in der Sicherheit des ablaufenden Wassers zu reiten.
Aber das hat sich richtig gelohnt! Ab jetzt eine Stunde vor Hochwasser! Kleine Wellen mit weißen Schaumkronen rollten auf uns zu, was für die Pferde schon ein gewisser Anspruch ist. Lilly hatte so etwas überhaupt noch nie gesehen, Botijo war auch noch nie hier, und so durfte mein tapferer Nacariño vorweg gehen und die beiden mitziehen.

Das machte er ausgesprochen souverän – nach außen wirkte er schon wieder total cool, ich spürte aber, wie es in ihm drin arbeitete. Die vielen vielen Kiter waren spannend für die Pferde, wobei sie das verblüffend gut wegsteckten und wir heute an einige freundliche gerieten, die uns Bescheid sagten, wenn sie starten wollten.
Nacariño beachtete die Segel hoch oben im Prinzip gar nicht, später ging er auch sehr gehorsam zwischen den Hüllen und Segeln, die im Sand lagen und flattertern, hindurch.

Seine ersten Trabstrecken hatten eine Dynamik, da wäre mir das Frühstück wieder hochgekommen, hätte ich denn eines im Magen gehabt. Hatte ich zum Glück nicht.
Nach dem ersten Galopp wurde auch sein Trab etwas entspannter, und nach und nach entspannte sich der ganze Nacariño.

Ich wagte mich relativ schnell in relativ tiefes Wasser (Höhe Karpalgelenk) und Nacariño kämpfte sich tapfer durch die Fluten. Er ging total mutig überall hin, ihn störte nichts von dem, was Dón so geängstigt hatte – verschiedenfarbiger Sand, Tang, Algenbüschel, all‘ das ließ Nacariño total kalt. Und er ging auch nach kurzer Zeit auf die ihm entgegen rollenden Wellen zu und trat auf die Schaumkronen. Er war echt gehorsam und mutig!

Wir ritten auf einem einigermaßen Kiter-freien Stück etliche Male hin und her und ließen die Hufe und die Tropfen fliegen. Es machte so einen Spaß!
Das Geräusch der trabenden und galoppierenden Pferde im Wasser war einfach zu toll!

Nacariño fühlte sich schließlich so gut an… Ich überlegte… War er nur mit Gebiss so am Zwirnsfaden händelbar oder würde er sich auch mit Halsring so gut regulieren lassen…?
Ich hatte den eingepackt, aber ehrlich gesagt nicht damit gerechnet, ihn einsetzen zu können. Deswegen hing der auch noch im Hänger, ich hatte ihn gar nicht mit zum Wasser genommen. Nun fühlte sich Nacariño aber so offensichtlich wohl hier, war cool und hatte Spaß und achtete so schön auf mich, da juckte es mich natürlich dann doch. Allerdings ist er ja zu Hause mit Halsring nicht so super einfach , das könnte hier natürlich schlimmer werden. Hmmm…
Ach, ausprobieren!! Ich ritt zum Hänger und holte den Halsring.

Was dann kam war einfach unglaublich. Ein paar Mal versagte die Lenkung, die Bremse kam nicht immer gleich durch, aber an Durchgehen oder wirklich unhandlich werden dachte Nacariño nicht einen einzigen Moment. Das war einfach ungeheuerlich.
Wir galoppierten kreuz und quer durch’s Wasser, es war einfach nur toll!!

Das war sowas von irre! Mein kurierter Durchgänger! Galoppiert da total zufrieden zwischen Kitern und Wassertretern durch und schnaubt vor sich hin…
Ich konnte kaum genug bekommen.

Wir fanden dann irgendwann aber doch ein Ende, die Pferde hatten ganz schöne Strecken zurückgelegt im anstrengenden Wasser, das kommt einem immer gar nicht so viel vor, wenn man von A nach B und wieder zurück reitet, aber das hatten wir etliche Male gemacht. Und so ließen wir langsam ausklingen. Ich machte am Boden noch ein wenig weiter und Nacariño war Feuer und Flamme und voll motiviert.

Der Halsring fiel mehrfach halb runter, aber Nacariño blieb mit all‘ seinen Sinnen bei mir.
Er weiß genau, dass er mit Halsring abhauen könnte, einmal spürte ich auch diesen fragenden Zug, ich hielt einfach still gegen und wartete – und das war’s. Er hatte einfach Lust, bei mir zu bleiben, sonst hätte er es nicht getan. Ich glaube, ich hätte ihn frei lassen können. So schön!!

Rieke durfte rauf und strahlte. Der warme Pferderücken an warmen Kinderbeinen…
Sie fand es total toll. Als ich sie fragte, ob er mal ein wenig „hochhüpfen“ dürfe, strahlte sie mich an „Ja!“ und daraufhin meinte ich „Halt Dich gut fest!“ und ließ ich ihn ein wenig „hochhüpfen“. Rieke quietschte und lachte und fand es toll.

Dann fragte ich Nacariño, ob er auch ein Kompliment im flachen Wasser machen würde – er ließ sich sinken, kam auf der Wasseroberfläche an, staunte das Wasser an und kam wieder hoch. Nee, also hier jetzt ablegen? Nee!!

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