Pressekonferenz am 5. April

Für Spontanitäten immer zu haben…
Ja, durchaus, aber das war Hardcore. Normalerweise mache ich mein Handy erst gegen 8.00 Uhr oder später an, heute machte ich es um kurz nach 7.00 an. Warum auch immer. Ein Glück!
Der neue Organisator des Tagesprogramms, Peter Schramm, hatte mir eine WhatsApp geschickt, und nun war Spontanität gefragt. Heute um 11.00 fand die Pressekonferenz vor den Holstenhallen statt. Peter fragte, ob ich mit Pferden dazu kommen könnte.

Deckenlose Schimmel nach dem Winter, 7 Grad… Muss ich mehr sagen???
Na klar wollte ich, aber ich warnte vor, dass die Fotografen vermutlich ein bisschen was zu retuschieren haben würden 🙂

Ich wuselte erst einmal durch den Keller und suchte ein Outfit. Mir war nach iberisch. Ich suchte zwei zusammen passende Trensen heraus, Schabracke, Klamotten, tüddelte Gebisse in die Trensen, putze in rasendem Tempo meine Stiefel – und dann las ich, so gut wie abfahrbereit, Peters Nachricht, dass er mich gerne in „sportlich elegant“ hätte.
Oh mein Gott, was ist sportlich elegant????
Frack und Zylinder??
Übertrieben. Und dieses Jahr überhaupt nicht passend, fand ich.
Ich wollte mit zwei jungen Pferden kommen, die ich in diesem Jahr nicht in irgendeinem Kostüm, sondern in „normalem“ Outfit vorstellen würde, und so suchte ich dafür etwas passendes raus. Die Uhr tickte, wie sie das immer so tut, einfach so weiter vor sich hin.
Jetzt aber hüh!!

Ich fuhr zum Stall und fand meine schier unfassbar dreckigen Jungs auf dem Sandplatz vor. Ich putzte wie wild an ihnen herum – gemessen an vorher sahen sie ziemlich gut aus, gemessen daran, dass ich ja doch gerne mit blitzeblanken Pferden vor einer Kamera stehe, sahen sie immer noch ganz schön schlimm aus. Ich war dankbar für jedes dunkle Haar, das Dón noch hat – Nacariño ging vielleicht als Porzellanschecke durch.

Derweil dachte ich darauf herum, was ich noch mitnehmen musste – Aufsitzhocker nicht vergessen!
Erst aber noch die Trensen (neu rausgesuchte natürlich…) und den Sattel mit diesen tollen Lederpflege-Tüchern behandelt, Gebissringe gereinigt, alles ins Auto. Aufsitzhocker mitnehmen!
Erst aber noch die Sachen aus dem Hänger – so, alles dabei?

Nacariño machte mir eine riesige Freude – ich war wachsam, ließ ihn aber so locker wie möglich. Und der feine, feine Junge ging anstandslos und flüssig alleine hoch!
Wie toll!
Nase küssen, Dón holen, der taperte ebenfalls brav und lässig alleine nach oben.
Klappe zu, los – puh, genau in der Zeit, wie geplant. Super!

Auf der Autobahn fiel mir der Aufsitzhocker wieder ein – stand natürlich warm und trocken im Stall. Na, ich würde da schon irgendwie hochkommen. Alles andere müsste eigentlich an Bord sein.

Ich kam super durch, war um kurz vor 11.00 in Neumünster, die Pressekonferenz begann und ich hatte noch eine gute Dreiviertelstunde Zeit bis zum Foto-Shooting. Das war mir nur Recht – ich band die beiden am Hänger an, putzte nochmal hier und da, viel verbessern ließ sich aber nicht mehr. Ich sattelte und ließ mir bei allem Zeit und ließ sich die Jungs mit der Situation arrangieren. Die waren beide recht cool, aber viel gab es ja auch noch nicht zu sehen.

Es war nicht so einfach, beide zu trensen, die Köpfe gerieten immer wieder durcheinander. Es war relativ windig und ich hatte natürlich die Mähnen offen, die von Dón wehte mir wiederholt ins Bild. Man wächst aber ja bekanntlich nur mit seinen Aufgaben und schließlich waren die Jungs startklar. Ich führte ein wenig und suchte nach etwas zum Aufsitzen. Da waren solche dreieckigen Poller. Dreieckig in der Form, dass die Spitze oben war. Höhe perfekt, Standfläche gleich Null. Ich bugsierte Dón neben so ein Ding, er mochte natürlich, wie immer, neben so etwas nicht stehen bleiben. Aber ich hatte ja Zeit. Ich ließ die beiden einfach da rumstehen, Nacariño war ziemlich cool, Dón war aufgeregt.

Irgendwann standen sie relativ ruhig, ich sortierte möglichst unauffällig die vielen Zügel, balancierte auf der Spitze des Dreiecks und sah zu, dass ich da hochkam. Das klappte, die beiden gingen los und dann drehten wir erstmal ein paar Runden auf den Asphaltwegen, die kreuz und quer durch die Parkflächen gingen. An einer Seite stand eine große Halle, davor lagen ein paar Sachen – die lagen vollkommen still, da bewegte sich nichts, aber Dón nahm Reißaus. Er brachte mit aller Kraft so viel Platz wie möglich zwischen sich und diese Halle und machte einen riesigen Bogen, glotzend und schnorchelnd.
Nun kamen wir ja alle paar Minuten wieder hier vorbei, mal von der einen, mal von der anderen Seite. Die Halle blieb ihm bis zum Schluss suspekt, Nacariño wusste nicht so richtig, warum wir da immer so schlenkerten. Ich wusste es auch nicht. Das war Dóns Geheimnis. Naja, braucht ja jeder mal.

Bei diesen Runden sinnierte ich darüber, mit wie vielen Pferden ich schon hier gewesen war. Fàscino (zum ersten Mal vor 14 Jahren…), Negócio, Louis, Araberstute Walidah, Joya – macht fünf. Dann saß ich jetzt also auf Nummer sechs und sieben – und da musste ich lachen, denn zum Zeitpunkt der Messe würden die beiden sechs und sieben Jahre alt sein. Solche Zufälle mag ich ja irgendwie!

Es kamen noch eine Friesenstute und ein sehr niedliches Pony, das sich allerdings wiederholt auf dem Asphalt hinlegen sollte, um danach zu sitzen – hmmm, sehr süß, aber war das nötig?? Es gab hier auch etwas bequemere Flächen als nun gerade Asphalt.

Schließlich wurde zum Shooting gerufen, meine Jungs waren inzwischen ziemlich entspannt und ich war sehr froh um die Dreiviertelstunde, die ich hier so gut hatte nutzen können.
Wir wurden vor ein paar noch winterlich wirkende Bäume platziert, davor die wichtigen Messe-Menschen, die mit der Leitung der Tagesprogramms, der Abendshow, der Messe an sich und so weiter zu tun hatten, und dann wurden bei trübem Licht von gefühlten 20 Fotografen Bilder gemacht. Nicht wie vor 4 Jahren mit dem Nordpferd-Banner davor, das fand ich damals eine gute Idee, jetzt wirkte das alles doch eher trist. Vor Dón stand ein sehr großer Mann, Nacariño zog sich wiederholt in den Hintergrund zurück, Dón wurde immer nervöser und mochte nicht so recht stehen, da fing er lieber so ein bisschen an, in Ansätzen zu piaffieren. Daran wollte ich ihn keinesfalls hindern, aber daran, dass er den großen Mann immer wegschubsen wollte mit einem derben Schubser in den Rücken, sollte ich ihn vielleicht schon hindern.

Bei diesen Gruppenbildern konnte meinem Gefühl nach eigentlich nichts tolles bei sein.
Das Einhörnchen wurde natürlich mit Begeisterung fotografiert, wir stellten unsere Langmähnen noch einmal gegenüber, und dann war es das im Prinzip auch.

Vor vier Jahren hatte ich nach dem Shooting noch einmal Joyas Kopf in den Arm genommen und da rissen die Fotografen noch einmal die Kameras hoch – „Nochmal! Nochmal!“ – und diese Bilder gingen dann tatsächlich auch durch alle Medien.

Keine Frage – so ein Bild würde es dieses Jahr nicht geben, aber ich war froh, mit meinen Jungs dabei gewesen sein zu dürfen. Dón schwankte zwischen immer aufgeregter werden und sich wieder entspannen, Nacariño nahm alles verblüffend gelassen hin, er wollte nur immer gerne mehr oder weniger hinter uns stehen und fing mal wieder an, zärtlich an meinem Bein rumzuknabbern. Da seine Zärtlichkeiten immer relativ derbe ausfallen, sah ich zu, ihn nicht noch zärtlicher werden zu lassen. Das Shooting war offenbar zu Ende, ich saß ab und nahm die Köpfe meiner Jungs in den Arm und kuschelte mit ihnen. 
Eine Frau kam an und fragte, ob ihr Sohn vielleicht einmal kurz rauf dürfte??
Dieser Sohn, Fabian, durfte auf Dón. Er war so ungeheuer freundlich und liebevoll zu Dón, der das ziemlich spannend fand, und so führte ich ihn eine Runde zum Entspannen und als wir einmal um die Autos herum waren rief einer der Fotografen, wir sollten uns doch bitte nochmal so und so hinstellen und jetzt mal lächeln und mal freuen, und dann sahen das die anderen, holten ihre Kameras nochmal hervor, es wurde mit einem Schlüsselbund geklappert und die Jungs spitzten die Ohren und die Kameras klickten.

Ich brachte die Jungs zum Hänger, Fabian saß ab und dann halfen er und seine Mutter mir noch wirklich super beim Anbringen der Transportgamaschen und Wegbringen der Sachen. Fabian machte einen so ungeheuer gut erzogenen und den Pferden gegenüber so liebevollen Eindruck, dass diese Hilfe auch wirklich Hilfe war – das ist nicht immer so.

Nacariño mochte nicht noch einmal alleine hochgehen, also ging ich vor und so kam er sofort mit. Dón ging wieder brav alleine hoch.

Es gab noch ein Brötchen und ein paar nette Gespräche, dann musste ich aber auch los und verließ die Runde.

Am nächsten Morgen schickte Peter mir dann das hier, und seitdem grinse ich echt im Kreis – das ist ja nun wirklich großartig!!

 

 

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