Hoodedsittiche

Klasse: Vögel (Aves)
Ordnung: Papageien (Psittaciformes)
Familie: Eigentliche Papageien (Psittacidae)
Unterfamilie: Plattschweifsittiche (Platycercini)
Gattung: Singsittiche (Psephotus)
Art: Hooded- bzw. Collettsittich
Wissenschaftlicher Name:
Psephotus dissimilis
(Collett, 1898)

Der Hoodedsittich (auch Collett- bzw. Schwarzkappensittich) kommt ausschließlich im Norden des Northern Territory Australiens vor. Sein Lebensraum sind vom Monsun geprägte Tropen. Hier besiedelt er die offene Baumsavanne und spärlich baumbestandenes Grasland mit einem hohen Anteil an Termitenhügeln. Das Verbreitungsgebiet hat sich im Verlauf des 20. Jahrhunderts stetig verkleinert und die Bestandszahlen sind rückläufig. Viele Regionen des ehemaligen Verbreitungsgebietes weisen nur noch ein lückenhaftes Vorkommen dieser Art auf. Zwischen einzelnen Populationen findet kein genetischer Austausch mehr statt. Eine Neubesiedelung von Regionen, in denen der Hoodedsittich einstmals vorkam, findet offensichtlich nicht statt. Die Art ist in Australien geschützt und wird auf dem Anhang I der CITES-Vereinbarung geführt.
Der Hoodedsittich erreicht eine Körperlänge von 27 Zentimetern und wiegt zwischen 50 und 60 Gramm.
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Ich stand vor ihnen, staunte und ahnte, dass ich sie mitnehmen musste – ohne in dem Moment zu wissen, welche Art da saß. Tatsächlich sind sie extrem selten und ich freute mich riesig, dass die „Hoodies“ ab Januar 2019 meinen bunten Schwarm vergrößerten.
Die beiden sollen ca. 2 Jahre alt sein. Die farbigen Ringe sagten allerdings etwas anderes: Hoodin trug einen Ring aus 2017 und Colettes Ringfarbe deutet auf 2013 hin.
Ich habe mir die Namensgebung in diesem Fall mal sehr einfach gemacht 🙂

Colette

Hoodin

Die beiden waren scheu und hielten Abstand von den anderen. Nach einiger Zeit hatten sie sich sehr gut angepasst. Sie saßen fast immer dicht beisammen, nachts hatten sie sich einen Ast als Schlafplatz ausgeguckt, der ihnen zum Glück nicht streitig gemacht wurde, und da kuschelten sie sich abends immer aneinander.

Nach vier Wochen wurde der Abstand zwischen ihnen auch schon mal größer, auch wenn sie weiterhin sehr fixiert aufeinander waren. Aber sie wurden deutlich entspannter. Sie waren niemals laut, nagten nicht – tolle Vögel! Aber sie suchten keinerlei Nähe zum Menschen, wie manche andere das tun.

Am Valentinstag 2019 konnten die beiden an einem wunderschönen Tag endlich auch die Außenvoliere kennenlernen:

Mitte Juli war Hoodin schneller als ich und entwischte mir aus der Voliere. Ausgerechnet er…!!!
Er blieb noch drei Tage in der Nähe, morgens und abends riefen die beiden sich, er flog seine Runden um’s Haus, aber das gewohnte Futter und Hirse lockten ihn nicht.
Er genoss die große Freiheit.
Es war bitter. Bitter, ihr Rufen zu hören, bitter, dass ausgerechnet er abgehauen war, da kaum eine Chance bestand, ausgerechnet einen Hoodie zu ersetzen.
Natürlich versuchte ich es trotzdem – es war ernüchternd.
Die Überlegung war auch, sie mit freizulassen… Aber ich glaubte nicht, dass beide eine Chance haben. Er ist jünger, ihm traute ich draußen einiges zu, sie ist mit ihren 6 Jahren allerdings sehr den täglich gefüllten Futternapf gewohnt. Freilassen wäre also das sichere Todesurteil, aber ich haderte schon sehr mit mir, ob alleine lassen nicht eigentlich viel schlimmer ist als zumindest noch ein vielleicht kurzer Sommer in Freiheit…

Nach drei Tagen war Hoodin nicht mehr in Hausnähe zu sehen oder zu hören, er wurde aber nach fünf Tagen noch im Ort gesichtet. Überall hingen meine Zettel mit Fotos, und auffällig genug war er ja nun wirklich. Auf der Voliere stand jederzeit Futter und Wasser für ihn bereit, falls er wieder vorbei kommt. Das hatten die Spatzen schnell für sich entdeckt 🙂

Für Colette versuchte ich nun verstärkt, einen Hahn zu bekommen. Das erwies sich als extrem schwieriges Unterfangen.

Hoodin wünschte ich den Sommer seines Lebens.
Der währte aber nicht lange. Ich hatte eine Suchanzeige aufgegeben und sein extrem auffälliges Gefieder blieb nicht unentdeckt. Hoodin überlebte draußen etwa 10 Tage. Ich bekam einen Anruf, dass man Federn in diesen außergewöhnlichen Farben entdeckt hatte. Diese allerdings lagen leider platt auf dem Gehweg – vermutlich hatte eine Katze ihn erwischt und zerlegt.
Bei den Federn war klar, dass er es war.
Wenn nicht einmal ein so flinker, pfiffiger wie er es draußen länger schafft, dann haben die richtig domestizierten ja wirklich keine Chance…
So traurig.

Colette rief und rief. Und schloss sich mir immer mehr an, sie suchte in den nächsten Wochen immer mehr Nähe. Das war natürlich süß – führte es doch so weit, dass dieser anfangs dermaßen scheue Vogel nun an den Lippen knabberte, an den Haaren zupfte und auch mal auf den Kopf geflogen kam. Sie war immer da, wo sie mich gerade hörte und rief dann.
Ich suchte und suchte, es schien schier unmöglich, einen Hahn aufzutreiben. Einen trieb ich auf im Raum Osnabrück, konnte wegen des Bandscheibenvorfalls die Tour aber nicht sofort fahren und kurze Zeit später war er verkauft.

Da Ebay Kleinanzeigen inzwischen alle Anzeigen aussortierte mit gelisteten Vögeln (zu denen die Hoodies gehören), war hier nichts mehr zu finden. Eines Tages hatte ich mal nur „Sittich“ als Suchbegriff eingegeben und sah die Fotos eines Züchters, der Glanzsittiche inseriert hatte. Auf einem Bild saß eindeutig ein Hooded-Hahn zwischen lauter Glanzsittichen!! Ich schrieb den Züchter sofort an und tatsächlich – dies war die Chance, einen zweijährigen Hahn zu übernehmen. Aber der saß in München…
Und so wurde aus diesem Hahn, der noch nichts kannte von der Welt, ein ziemlich weit gereister Vogel, denn der Züchter brachte ihn mit in den Norden und ich holte ihn in Berlin ab.
Colette war sofort hin und weg von ihm und völlig begeistert, das war einfach zu schön zu sehen. „Cham“ (Glücksfall) zeigte sich entspannt, neugierig und cool und lebte sich sofort ein.
Happy End!!


Erste Annäherungsversuche – Plusterkugeln morgens bei 4 Grad!


Kurz darauf genoss Cham schon die mittägliche Herbstsonne.

Das Glück währte nicht lange. Nach nur zehn Tagen fand ich Cham morgens tot am Boden. Ich war verzweifelt.
Er war übermäßig schwer und ich hatte ihn am Abend zuvor ein wenig würgen sehen, er wirkte sonst aber vollkommen normal.
Mein Verdacht war, dass er sich den Bauch mit Grit vollgeschlagen hat, der meinen Vögeln in einem eigenen Napf ständig zur Verfügung steht, was er so vermutlich nicht kannte.

Warum zum Teufel ausgerechnet er…???
Oh Mann…
So war Colette nun wieder alleine und die Suche ging von vorne los.

Ich suchte wieder nur nach „Sittich“ in den Kleinanzeigen, fand darüber glücklicherweise eine Anzeige und rief sofort an.
Ein alter Züchter gab langsam die Zucht auf und hatte drei Geschwister aus Mai 2019 anzubieten – aber nur zusammen…
Die Geschlechter konnte er noch nicht sagen, noch waren alle drei ja im Jugendgefieder, da sehen sie alle aus wie Hennen. Er meinte, ein Hahn sei sicher dabei, da balzt schon einer ganz gut rum. Aber wie gesagt – nur zusammen.

Naja, was soll’s, hier werden auch drei satt. Am nächsten Tag bin ich die nur 65 Kilometer gefahren und habe die drei geholt. Und dann wurde es natürlich sehr spannend, zu beobachten, wer Hahn und wer Henne wird!
Die drei waren ungeheuer scheu, kannten überhaupt keine Nähe zum Menschen, und Colette war keine Freude anzusehen. Sie war vollkommen überfordert mit den Jungspunden. So jung! So wild! So viele! Sie hielt sich sehr zurück.

Die Namensgebung machte ich mir wieder relativ einfach, aber dieses Mal irgendwie witzig – ich suchte berühmte Trios. Nicht Tick, Trick und Track, aber sowas in der Art. Und fand schließlich ein Trio, dessen Name mich sofort „ansprang“, und was sich auch auf Hahn wie Henne anwenden lässt: Earth, Wind & Fire.

Und das waren die drei jungen Wilden:


Earth


Wind


Fire

Ich hatte da so meinen Verdacht, was Hahn und Henne angeht und war sehr, sehr gespannt, ob sich dieser bestätigt. In den nächsten Monaten wurden die Färbungen langsam deutlicher.
Earth hatte für mich ein „Hennengesicht“, möglicherweise Wind und ziemlich sicher Fire sollten aber wohl Hähne werden – nahm ich an.
Geduld war gefragt – das Ausfärben kann bis zu 16 Monate in Anspruch nehmen!
Bei im Mai geschlüpften wäre also frühestens im Dezember / Januar das Geschlecht erkennbar.
Der Sohn des Züchters zumindest hatte Mai gesagt – der Züchter sagte August. Na, mal abwarten, wer Recht hat…

Mit Keimfutter macht man den Hoodies eine Riesenfreude!

Anfang 2020 rief der Züchter noch einmal an, die Mutter der drei war gestorben und so hatte ich nun die Chance, den fünfjährigen Vater des jungen Trios zu übernehmen.
Da Colette sich mit dem Jungvolk überhaupt nicht anfreunden mochte, hoffte ich natürlich sehr, dass die beiden sich mögen würden und holte Hoodie Nr. 5 dazu.

„Zarif“ (= edel) lebte sich sofort ein, fühlte sich wohl, fraß und fraß und fraß und staunte über die hier vorhandene Auswahl an Futter und Grünzeug. Das Jungvolk ließ ihn überhaupt nicht in Ruhe und war immer um ihn rum. Fand er gar nicht so toll…
Colette und er kamen sich leider nicht groß näher, sie schickte ihn weg.
Na, was nicht ist, kann ja noch werden. Er fühlte sich jedenfalls wohl.

Sorgen machte mir sein kurzer und vorne völlig abgerundeter Schnabel, mit dem es ihm schwer fiel, Sonnenblumenkerne zu öffnen. Womit er sich den wohl so rund geschabt hatte…?
Das sah 8 Wochen später schon viel besser aus, die Schnabelspitze wuchs zum Glück – wenn auch extrem langsam – nach.

Und endlich fingen die Kids an mit dem „Fellwechsel“!
Ende Februar wurde langsam deutlich, dass ich mit meinem Gefühl tatsächlich richtig lag – Earth blieb im Hennengefieder, Wind und Fire zogen sich langsam, aber sicher um.
Erste türkise Federn kamen an der Brust durch, die Flügel bekamen einen gelben Rand. Sehr spannend, das zu beobachten!
Alles sprach für im Mai geschlüpft. Zumal die Mutter nach Angabe des Züchters im Oktober wieder auf einem Gelege saß. Das wäre nach August ein bisschen arg knapp.

So sah das erste zarte Gelb am Flügel am 5. März 2020 aus (Fire):

Die beiden sind begnadete Sänger – zu schön, wenn sie tirilieren!
Schon etwas mehr gelb am Flügel zeigte Wind Ende März, dafür hat er noch kaum türkis an der Brust:

Deutlich mehr, vor allem an der Brust, bei Fire – am selben Tag:

Earth sah an dem Tag so aus – so kann man die drei jetzt wirklich gut auseinanderhalten!

Ende April sahen die beiden dann so aus – Fire schon mit deutlich mehr schwarz auf dem Rücken und bereits durchgefährbter Brust, Wind noch mit viel mehr grün. Beide im Kampf mit der Weintraube – die Hoodies haben seit Kurzem Weintrauen für sich entdeckt und schleppen die überall mit hin!

Auch Earth findet Weintrauben zu toll – und alle stehen auf die blauen, die grünen sind längst nicht so interessant.

Und ebenfalls alle fünf Hoodies sind aber die ersten, sobald das „Planschbecken“ gefüllt ist! An warmen Tagen dürfen sie baden, und sie finden es zu toll!

Wind zeigte auch einmal ein ganz spannendes Verhalten, das hat er sich mit Sicherheit bei Ziegensittich Jinda abgeguckt (die führt das ja den ganzen Tag vor…) – er nahm tatsächlich etwas „in die Hand“!
Das ist, außer eben bei den „papageienartigen“ ein für Sittiche völlig untypisches Verhalten. Schlaues Kerlchen!

Tatsächlich „erwischte“ ich Earth schließlich auch dabei.

Und Fire möchte zum Cirque de Soleil 🙂

Mitte Mai sahen die beiden Junghähne so aus – Wind noch mit einem Rest grün im Rückengefieder, Fire von Vater Zarif farblich im Prinzip nicht mehr zu unterscheiden:

Anfang Juli machten Wind und Fire mir eine riesige Freude – ich setzte mich morgens immer mit einer Obstschale auf den Knien in die Voliere. Auf die Obstschale kamen die beiden schon sehr lässig und manchmal geradezu frech, da kletterten sie an meiner Hose hoch, flogen auf den Arm, krabbelten über meine Finger.

Ich stand in der Voliere und hatte nichts in der Hand. Wind lief auf dem Boden herum und guckte immer hoch, ich hielt die Hand einfach still und wartete ein paar Sekunden – und er kam von unten auf die Hand geflogen.

Keine 2 Minuten später wollte auch Fire wissen, ob es da irgendwas spannendes gab 🙂

Auch Earth kam mal zur Schale und mehr aus Versehen auch mal auf den Arm oder die Hand, aber sie blieb die scheueste und vorsichtigste von allen.

Allerdings gingen über den Sommer die Streitereien los. Earth war unglaublich rotzig gegen alles und jeden – nicht unbedingt gegen die anderen Sittiche, aber gegen ihresgleichen schon. Wind hielt sich zurück.

Im Herbst 2020 verfolgte uns das Pech – Fire starb leider (mit nur 1,5 Jahren) Anfang September.
Er schwächelte eine Weile, der Tierarzt konnte aber nichts finden, und so versuchte ich mit allem, was ging, ihn wieder fit zu bekommen, aber er schaffte es nicht. Es tat mir so Leid… Dieser kräftige, schöne, große Vogel…
Man steckt einfach nicht drin. Zum Glück hatte er nichts, was die anderen hätte gefährden können, alle anderen waren fit.

Nach Fires Tod wechselte alles noch einmal ein bisschen durch – tatsächlich war Wind immer häufiger in Colettes Nähe zu sehen, die ihn auch sehr nah duldete, während Earth sich weiterhin zu ihrem Vater Zarif hingezogen fühlte. Da ich hier keinerlei Zuchtambitionen hege, war es egal.
Das Glück währte allerdings nicht lange – Zarif musste ich Mitte September relativ plötzlich wegen eines Tumors einschläfern lassen. Vater und Sohn kurz nacheinander…
So schade… Das Dreier-Gespann Colette, Wind und Earth vertrug sich soweit gut.

Und dann starb Earth Ende September völlig unerwartet. Das haute mich ein bisschen um und tat mir so Leid.

Nun sind aus 7 Hoodies in nicht ganz 2 Jahren 2 geworden. Das ist ein bisschen viel Schwund in so kurzer Zeit, finde ich…
Dennoch würde ich sie nicht als empfindlich bezeichnen, schon gar nicht, was das Wetter angeht – meine zeigten sich nahezu winterhart und schliefen bei Wind und Wetter lieber draußen als drinnen. Ich kann mir vorstellen, dass Vater Zarif und seine beiden nun gestorbenen Kinder vielleicht bei dem Züchter nicht ganz optimal gelebt haben (um es mal vorsichtig zu formulieren), was aber drei verschiedene Todesursachen innerhalb eines Monats nicht erklären kann.

So schade… Um so mehr hoffte ich nun, dass Wind und Colette mir (und sich gegenseitig) noch lange erhalten bleiben. Wind fütterte Colette inzwischen und sie waren immer in der Nähe des anderen.

Im Sommer 2021, Wind war jetzt knapp 2,5 Jahre alt, fing er sehr massiv an, zu balzen und dann leider auch die anderen zu jagen. Vor allem die Stanleys, mein Princess-of-Wales-Hahn und die beiden Grassittich-Hähne mussten wiederholt die Flucht ergreifen. Mein großer „Prinz“ (der Princess-of-Wales-Hahn) traute sich nicht mehr raus, wenn Wind draußen war und nicht rein, wenn der drinnen war. So hatte ich schließlich keine andere Wahl, als die Voliere abzuteilen und Wind und Colette von den anderen zu trennen. Mit dem Innenraum und dem Fensterdurchflug war das ein enormes Gefriemel, aber es lohnte sich – es kehrte sofort Ruhe ein.

Diese Trennung löste ich natürlich wieder auf, als die Balzerei nachließ und der Winter war kein Problem.

Im Mai 2022 erlebte ich das Schlimmste, was mir je in meiner Zeit der Vogelhaltung passierte – die Psittacose brach aus. Bis die Obduktion dies aber klarstellte, standen mehrere Optionen im Raum, zuerst dachten wir an Pacheco. Wind starb am 5.5, Colette 10 Tage später – ihre Obduktion ergab schließlich die Psittacose. Ich verlor innerhalb relativ kurzer Zeit ein Drittel meiner Vögel, u. a. 6 innerhalb von 6 Tagen, jeden Tag einer. Es war schlicht grauenhaft.

Nachdem ich insgesamt mit dieser Art so viel Pech hatte und sie sehr schwer zu bekommen sind, wird es keine neuen Hoodedsittiche mehr geben. Ich vermisse die beiden sehr.

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