Working Equitation

Mit „Reitweise“ in dem Sinne ist Working Equitation nicht korrekt betitelt, fasst sie doch alte europäische Arbeitsreitweisen zusammen, die den Ursprung der Westernreiterei bilden. Rinderarbeit gab und gibt es im europäischen Raum in Spanien, Portugal, Italien und Frankreich.
Um Arbeitsreitweisen wie z. B. die spanische Doma Vaquera nicht in Vergessenheit geraten zu lassen, wurden diese von Liebhabern kultiviert und werden heutzutage teilweise gar als Turnierdisziplin geritten.

Für diese Arbeitsreitweisen wurden ein Verband, Regeln und Wettkämpfe verschiedener Klassen ins Leben gerufen – die Working Equitation entstand.
Der übergeordnete Dachverband ist die WAWE (World Association for Working Equitation) mit Sitz in Portugal. Diesem gehören derzeit Verbände aus 11 Ländern an. Deutschland gehört seit 2008 dazu.

Die Working Equitation besteht aus vier Teilwettberweben: Dressur, Trail, der dann noch einmal als Speedtrail geritten wird, und der Rinderarbeit.
Damit ist die Working Equitation nicht rassebezogen, sondern kann mit allen Pferden ausgeübt werden.

In internationalen Prüfungen gab es anfangs keine einheitliche Kleidervorschrift, hier stellen die Reiter ihre Pferde in landestypischer, traditioneller Kleidung und Ausrüstung vor. Auch in kleineren Prüfungen gibt es (noch) keine strenge Kleidervorschrift. Die nun immer häufiger ausgeschriebenen Klassen A bis M jedoch sind jedoch inzwischen für mein Empfinden mächtig „zureglementiert“. Sehr schade.

Die Einsteigerwettbewerbe werden beidhändig auf Trense oder Kandare mit Unterlegtrense geritten, in den schwereren Prüfungen werden die Pferde, wie in Arbeitsreitweisen üblich, einhändig auf blanker Kandare vorgestellt.

Das erste große Turnier in Deutschland fand im Juni 2008 statt und war auf Anhieb ein großer Erfolg. Es folgte die Sichtung zur Europameisterschaft im September. Das deutsche Team belegte bei der EM in Italien einen ausgezeichneten dritten Platz. 2018 ist Deutschland sogar Mannschafts-Weltmeister geworden! 

Weitere Informationen zur Working Equitation: www. working-equitation.biz

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Im Juni 2016 starteten Querendón und ich auf unserem ersten Working-Equitation-Turnier. Es war sein erstes Turnier überhaupt, und ich fand es sehr witzig, nach meinen langen Jahren in der Military nun mit einem jungen Pferd wieder in Heist zu starten, aber in einer für mich völlig neuen Disziplin.

Ich nannte jedoch nicht gleich Working Equitation, sondern erst einmal zwei Einzelprüfungen – eine Doma-Vaquera-Kür und den Einsteiger-Trail „Doma de Campo“. Zum ersten Mal ritt ich eine derartige Kür, und in der war ein eingeflochtene Schweif verlangt. Den hatte ich vorher einmal geübt, nachdem ich eine halbe Nacht lang auf youtube Videos davon gesehen und versucht hatte, mir zu merken, wie’s geht.
Der Schweif hielt während der Kür und wurde sehr gelobt 🙂
Dóns allererste Platzierung in seinem Leben war ein für mich hocherfreulicher 4. Platz.

Und dann Doma de Campo! Zum ersten Mal lag eine Brücke vor mir im „Einsteiger-Trail“. Ein bisschen Slalom und Becher umsetzen hatte ich ja vorher noch mal kurz geübt. Aber keine Rückwärtsgasse mit Glocke und eine Brücke hatten wir auch nicht.
Dón absolvierte die Stationen mehr oder weniger dynamisch und kam auf den 3. Platz!

Im September 2016 hatte ich noch einmal die Gelegenheit, eine Trail-Prüfung zu reiten, und dieses Mal mit beiden Pferden. Nacariño war gar nicht so leicht zu überreden, ich hatte keine Chance, ihn über die Brücke zu bringen. Dón, der in der Zwischenzeit keine Trail-Hindernisse gesehen hatte, sah den Parcours, dachte „sowas habe ich doch schon mal irgendwo gesehen, und da war’s auch nicht schlimm“ – und ging etwas vorsichtig, aber ungeheuer gehorsam da durch. Ich konnte mein Glück nicht fassen, als er – von 17 Startern!! – zum Sieger aufgerufen wurde.

Der gleiche Parcours stand auch vor uns im „Kids-Trail“, ein Führzügel-Wettbewerb, in dem ich Kimi mit Dón starten ließ. Das war eine relativ spontane Idee, sie hatte ihn zuvor nur einmal geritten, machte ihre Sache aber so großartig, dass die beiden in dieser Prüfung hoch überlegen waren. Die Kür hatte Dón zu Beginn auch noch gewonnen und damit gewann er an diesem Tag natürlich auch die unantastbar die Gesamtwertung…
Da wächst wohl, ohne dass ich je damit gerechnet hätte, ein Working-Equitation-Pferd heran?

Auch 2017 und 2018 startete ich auf diesem Turnier, die Working Equitation an sich hat für mich jedoch durch das aktuelle Regelwerk ihren Reiz verloren. Eigentlich würde diese Reitweise in vielen Teilen so gut zu mir und meinen Pferden passen, aber irgend etwas daran hält mich auf Distanz. Einerseits schade, andererseits habe ich wahrlich genug Spielwiesen 🙂

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